Suizid Zug

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

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Kuckuck
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Kuckuck »

Scotti hat geschrieben: Mittwoch 20. April 2022, 10:44
Nein, das ist nicht der Grund, auch wenn diese Vorfälle mein Leben nachhaltig verändert haben.
Würde mich interessieren, wie. Wenn du darüber schreiben magst. Mal die andere Sicht hören.

Was ist es denn für ein Grund, dass du hier bist?
enough
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Re: Suizid Zug

Beitrag von enough »

achso okay


lg
Scotti
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Scotti »

Kuckuck hat geschrieben: Mittwoch 20. April 2022, 18:38
Scotti hat geschrieben: Mittwoch 20. April 2022, 10:44
Nein, das ist nicht der Grund, auch wenn diese Vorfälle mein Leben nachhaltig verändert haben.
Würde mich interessieren, wie. Wenn du darüber schreiben magst. Mal die andere Sicht hören.

Was ist es denn für ein Grund, dass du hier bist?
Der Grund, warum ich hier bin, besteht aus vielen kleineren und größeren Bausteinen in meinem Leben, die jetzt zu einer Bilanz führen, an der ich nicht mehr wirklich will und auch ehrlich gesagt, keine Kraft mehr habe, mich immer wieder durchzubeißen. Mir scheint, die ganze Welt ist verrückt geworden. Angefangen vom irren Ivan, der meint, er müsse 1900 wieder ausrufen und andere Länder überrollen, bis hin zu Weißen, die Schwarzen erzählen wollen, wann diese sich beleidigt zu fühlen haben, vom Gendern will ich hier mal bewusst gar nicht anfangen :twisted:

Du möchtest etwas über die andere Seite der Lok wissen, wenn sich mal wieder jemand entscheidet, du sollst "sein Henker" sein? puh...
Da kann ich dir viel zu schreiben, was genau möchtest du wissen? Gern auch per PN.
Kuckuck
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Kuckuck »

@Scotti die Welt IST definitiv komplett irre geworden. Das kommt dir nicht bloss so vor.
Was ich wissen möchte, nun, einfach das, was du erzählen magst. Will dich da nicht drängen.

Was mich immer genervt hat, dass man post mortem übel über Menschen herzieht, die Suizid vor dem Zug begangen haben. Ihre Verzweiflung und was es braucht, so einen drastischen Schritt zu gehen, darüber sprechen die Leute nicht. Das fand ich immer sehr ungerecht.
Natürlich ist es schlimm für Lokführer. Das steht ausser Diskussion. Ich denke, die Zugmethode ist auch oft eine Affekthandlung.

Wir haben hier in der Kleinstadt eine Psychiatrie, etwas erhöht auf einem Hügel. 10 Fussminuten entfernt ist ein Bahnhof mit grossem Durchgangsverkehr, Güterzüge, ICE's, die nicht halten etc. Ich kann nicht sagen, wieviele Menschen sich hier pro Jahr das Leben nehmen. Viele jedenfalls. Die meisten sind hier ein- oder mehrmal an einen "zerstückelten" Menschen, der auf den Gleisen lag, rangelaufen. Oft habe ich erlebt, dass der Zugverkehr aufgrund eines "Personenunfalls", wie sie es nennen, unterbrochen, stillgelegt war.
Und auch viele aus der Psychiatrie begehen hier unzulässiges Wort auf den Gleisen. Ich war 2020 selbst Patientin da, als der Chefarzt in eine Gruppensitzung kam um mitzuteilen, dass sich Frau xy, die wenige Wochen zuvor noch Patientin auf ebendieser Station gewesen war, das Leben genommen hat am Bahnhof. Man ging von einer Affekthandlung aus.
Scotti
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Scotti »

Nun, ich begreife bis heute nicht, warum man so manche Psychiatrie unmittelbar in die ? der Bahngleise gebaut hat... Mir drängt sich da so ein Verdacht auf, aber den schluck ich mal runter. :mrgreen:

Zu deinem Beispiel mit der Patientin: ich habe bei meinem zweiten Suizidenten vom Polizisten folgendes zu hören bekommen: "Ach, übrigens, das war Frau *****, die ist hier schon bekannt, die hat es schon öfter versucht, das letzte Mal vor 3 Wochen mit nem Seil, ist wohl jetzt endlich zum Ziel gekommen" :oops: Was soll man dazu noch sagen? Ich war wirklich durch, nach diesem Satz.
Klar, heute weiß ich, dass man niemanden, der es wirklich will, aufhalten kann. Evtl. den Tag rauszögern, es versuchen, aber letztendlich wird die Person ihren Plan, egal wie er ausschaut, auch umsetzen. (Beispiel Reportage WDR vor ein paar Jahren, als ein Paar eine junge Frau von der Autobahnbrücke geführt hat und diese sich dann 6 Wochen später unmittelbar nach Entlassung aus der Schießbude an genau dieser Brücke suizidiert hat)

Puh, was denkst du als Tf in der Situation? Das ist ne gute Frage. Bei meinem Ersten weiß ich es noch sehr genau "Bitte nicht, geh da weg, verschwinde!!! Tu mir das nicht...." BUMM! Das Schlimme ist nicht der Anblick, du hast die Augen sowieso abgewendet oder versuchst es, die letzten 5m siehst du, bauartbedingt, eh nicht vor dir, aber das Geräusch ist der Horror. Das kann man sich nicht vorstellen, so unfassbar grausam, laut und brutal, das ist das Schlimmste daran, selbst, wenn du dir die Ohren zuhältst, nimmst du das noch wahr. :(
Danach läuft es in dir einfach nur noch automatisch, du setzt den Notruf ab, wartest und bist allein, ganz allein.. niemand, der dir hilft, der mit dir redet. Du stehst einfach nur mutterseelenallein in der Pampa, evtl. nachts und wartest... und das kann, je nachdem wo du mit dem Zug stehst, dauern, bis Hilfe kommt. Bei Nummer 2 waren es knappe 30 Minuten, bis der erste Beamte mit dem Notfallmanager aufgetaucht ist und selbst die sind keine große Hilfe :(
Was danach kommt ist für die Helfer Routine, einsammeln, Spuren sichern, den Zug untersuchen, Lokführer ablösen, Situation klären, evtl. unter Schock stehende Fahrgäste betreuen, evakuieren usw.

Was übrigens niemand, der sich mit dem Gedanken trägt, den Zug zu nehmen vergessen sollte: Falls ihr entdeckt werdet, ein Lokführer, Gleisarbeiter o.ä. euch vorher sieht, bzw. dem was komisch vorkommt.. wird die Strecke sofort gesperrt und es fährt nix mehr und es wird sofort mit Hubschrauber gesucht und glaubt mir, die finden euch, dank Wärmebild und was das für euch kostet, wenn die euch haben, könnt ihr euch denken, denn jede MInute Verspätung, jeder Tropfen Kerosin für den Heli, wird man euch in Rechnung stellen und ggf. euren Familien und ob es das wert ist? Nein, da gibt es wahrlich deutlich einfachere Methoden, die genauso sicher und effektiv sind, aber weitaus weniger Leid verursachen.. Karma und so :cry:
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig "die andere Seite" vermitteln und ihr überlegt euch, ob ihr wirklich diesen Weg wählen wollt, anstatt es anders zu machen.
Kuckuck
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Kuckuck »

Der Polizist ist ja wohl ein kompletter Vollidiot..... solche Leute sollten verboten sein auf der Welt.

Was war das genau für eine Doku auf WDR?

Wie gesagt, ich habe den Eindruck, dass die meisten den Zug im Affekt wählen.
Eine absolute Verzweiflungstat. Aber weiss nicht, obs stimmt.

Deine Schilderungen sind wirklich eindrücklich, das gibt mir ein anderes Bild. Ich muss ehrlich sagen, bisher konnte ich mit den Lokführern wenig mitfühlen, umso mehr mit den Suizidenten.

Ja, fragt sich, ob der Psychiatriestandort und der Bahnhof einen Zusammenhang haben..... Was man hier oft beobachtet ist, dass Psychiatrien immer sehr am Rande der Städte, irgendwo in der Pampa platziert wurden.
enough
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Re: Suizid Zug

Beitrag von enough »

Scotti hat geschrieben: Freitag 22. April 2022, 07:32 Nun, ich begreife bis heute nicht, warum man so manche Psychiatrie unmittelbar in die ? der Bahngleise gebaut hat... Mir drängt sich da so ein Verdacht auf, aber den schluck ich mal runter. :mrgreen:

Zu deinem Beispiel mit der Patientin: ich habe bei meinem zweiten Suizidenten vom Polizisten folgendes zu hören bekommen: "Ach, übrigens, das war Frau *****, die ist hier schon bekannt, die hat es schon öfter versucht, das letzte Mal vor 3 Wochen mit nem Seil, ist wohl jetzt endlich zum Ziel gekommen" :oops: Was soll man dazu noch sagen? Ich war wirklich durch, nach diesem Satz.
Klar, heute weiß ich, dass man niemanden, der es wirklich will, aufhalten kann. Evtl. den Tag rauszögern, es versuchen, aber letztendlich wird die Person ihren Plan, egal wie er ausschaut, auch umsetzen. (Beispiel Reportage WDR vor ein paar Jahren, als ein Paar eine junge Frau von der Autobahnbrücke geführt hat und diese sich dann 6 Wochen später unmittelbar nach Entlassung aus der Schießbude an genau dieser Brücke suizidiert hat)

Puh, was denkst du als Tf in der Situation? Das ist ne gute Frage. Bei meinem Ersten weiß ich es noch sehr genau "Bitte nicht, geh da weg, verschwinde!!! Tu mir das nicht...." BUMM! Das Schlimme ist nicht der Anblick, du hast die Augen sowieso abgewendet oder versuchst es, die letzten 5m siehst du, bauartbedingt, eh nicht vor dir, aber das Geräusch ist der Horror. Das kann man sich nicht vorstellen, so unfassbar grausam, laut und brutal, das ist das Schlimmste daran, selbst, wenn du dir die Ohren zuhältst, nimmst du das noch wahr. :(
Danach läuft es in dir einfach nur noch automatisch, du setzt den Notruf ab, wartest und bist allein, ganz allein.. niemand, der dir hilft, der mit dir redet. Du stehst einfach nur mutterseelenallein in der Pampa, evtl. nachts und wartest... und das kann, je nachdem wo du mit dem Zug stehst, dauern, bis Hilfe kommt. Bei Nummer 2 waren es knappe 30 Minuten, bis der erste Beamte mit dem Notfallmanager aufgetaucht ist und selbst die sind keine große Hilfe :(
Was danach kommt ist für die Helfer Routine, einsammeln, Spuren sichern, den Zug untersuchen, Lokführer ablösen, Situation klären, evtl. unter Schock stehende Fahrgäste betreuen, evakuieren usw.

Was übrigens niemand, der sich mit dem Gedanken trägt, den Zug zu nehmen vergessen sollte: Falls ihr entdeckt werdet, ein Lokführer, Gleisarbeiter o.ä. euch vorher sieht, bzw. dem was komisch vorkommt.. wird die Strecke sofort gesperrt und es fährt nix mehr und es wird sofort mit Hubschrauber gesucht und glaubt mir, die finden euch, dank Wärmebild und was das für euch kostet, wenn die euch haben, könnt ihr euch denken, denn jede MInute Verspätung, jeder Tropfen Kerosin für den Heli, wird man euch in Rechnung stellen und ggf. euren Familien und ob es das wert ist? Nein, da gibt es wahrlich deutlich einfachere Methoden, die genauso sicher und effektiv sind, aber weitaus weniger Leid verursachen.. Karma und so :cry:
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig "die andere Seite" vermitteln und ihr überlegt euch, ob ihr wirklich diesen Weg wählen wollt, anstatt es anders zu machen.

Echt heftig und das tut mir Leid für dich. :|

Aber muss man die Kosten wirklich selbst tragen , wenn man gesucht wird? Ich kann es mir nicht vorstellen, wenm man aus der Psychiatrie flieht, gesucht wird von der Polizei oder eingeliefert wird, muss man das ja auch nicht bezahlen, zumindest bei uns in D...🤔

lg
enough
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Re: Suizid Zug

Beitrag von enough »

Kuckuck hat geschrieben: Donnerstag 21. April 2022, 09:45 @Scotti die Welt IST definitiv komplett irre geworden. Das kommt dir nicht bloss so vor.
Was ich wissen möchte, nun, einfach das, was du erzählen magst. Will dich da nicht drängen.

Was mich immer genervt hat, dass man post mortem übel über Menschen herzieht, die Suizid vor dem Zug begangen haben. Ihre Verzweiflung und was es braucht, so einen drastischen Schritt zu gehen, darüber sprechen die Leute nicht. Das fand ich immer sehr ungerecht.
Natürlich ist es schlimm für Lokführer. Das steht ausser Diskussion. Ich denke, die Zugmethode ist auch oft eine Affekthandlung.

Wir haben hier in der Kleinstadt eine Psychiatrie, etwas erhöht auf einem Hügel. 10 Fussminuten entfernt ist ein Bahnhof mit grossem Durchgangsverkehr, Güterzüge, ICE's, die nicht halten etc. Ich kann nicht sagen, wieviele Menschen sich hier pro Jahr das Leben nehmen. Viele jedenfalls. Die meisten sind hier ein- oder mehrmal an einen "zerstückelten" Menschen, der auf den Gleisen lag, rangelaufen. Oft habe ich erlebt, dass der Zugverkehr aufgrund eines "Personenunfalls", wie sie es nennen, unterbrochen, stillgelegt war.
Und auch viele aus der Psychiatrie begehen hier Selbsttötung auf den Gleisen. Ich war 2020 selbst Patientin da, als der Chefarzt in eine Gruppensitzung kam um mitzuteilen, dass sich Frau xy, die wenige Wochen zuvor noch Patientin auf ebendieser Station gewesen war, das Leben genommen hat am Bahnhof. Man ging von einer Affekthandlung aus.

Ja, die Welt wird immer ungemütlicher finde ich auch.

Was du da beschreibst hört sich mega gruselig an...

Aber ich kenn es auch ähnlich, eine Rehaklinik in der ich war, war auch ein paar 100 Meter von dem Bahnhof entfernt, andem auch ICE's, Güterzüge usw. durchgerauscht sind und eine Mitpatientin hat sich dort das Leben genommen...schlimm :|

lg
Scotti
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Scotti »

enough hat geschrieben: Freitag 22. April 2022, 22:37

Echt heftig und das tut mir Leid für dich. :|

Aber muss man die Kosten wirklich selbst tragen , wenn man gesucht wird? Ich kann es mir nicht vorstellen, wenm man aus der Psychiatrie flieht, gesucht wird von der Polizei oder eingeliefert wird, muss man das ja auch nicht bezahlen, zumindest bei uns in D...🤔

lg
Das mit der Nachsuche durch die Polizei/Rettungsdienst ist etwas anderes, da dies "öffentliche Suchen" sind.
Die Bahn ist aber ein Privatunternehmen, eine AG, die zwar dem Staat zu 51% gehört, aber dennoch kein öffentlicher Dienst mehr ist.
Daher kann und glaub mir, das tut das Unternehmen, sich die entstandenen Kosten für Ausfälle, Sperrungen usw. beim Verursacher wiederholen.
Bei erfolgreichen Suiziden kam es immer wieder dazu, dass die DB sich bei den Hinterbliebenen gemeldet hat und die Kosten eingefordert hat.
Allerdings und hier kann ich jeden beruhigen: dies ist nur proforma und keinesfalls so, dass die DB dies wirklich durchzieht. Es dient für die Versicherung zum Beweis, dass eben kein Erbe vorhanden ist, welches die Kosten decken würde.
Nur in ganz besonderen Fällen, wenn z.B. das Erbe so groß wäre, dass die Kosten bezahlt werden könnten, würde dann auch gepfändet usw....
enough
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Re: Suizid Zug

Beitrag von enough »

und weil ich kein Geld habe, könnte nichts gepfändet werden...aber hätte ich dann Schulden? 🤔

lg
Hurlinger
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Re: Suizid Zug

Beitrag von Hurlinger »

Wenn du mit der Bahn erfolgreich warst nicht, wenn du kein Vermögen an deine Erben vermachst oder deine Erben das Erbe nicht antreten.
Trotzdem gab es da wohl auch außergerichtliche Vergleiche.
Wenn du nur halb erfolgreich warst, könnten die schon auf die Idee kommen Schadenersatz von dir zu fordern.
Dann hast du wirklich die absolute A-Karte im Leben.
Also besser auch die Schiene aus diesen und vielen anderen Gründen lassen.

siehe hier unter "Rechtliches"
https://de.wikipedia.org/wiki/Schienensuizid
Gruß
Hurlinger
enough
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Re: Suizid Zug

Beitrag von enough »

ja alles klar, danke.

ich könnte auch nicht verantworten wenn Leute im Zug wegen mir sterben oder leiden. Gerade heute gab es ja wieder ein schlimmes Zugunglück leider.... :|
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