Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Epsilon
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Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

Grundsätzlich ist ja ein großes Hindernis (wenn man suizid begehen möchte) der Selbsterhaltungstrieb.
Selbst wenn man nur eine substanz konsumieren muss, setzt dieser wohl ein. (bei extremen wie Erhängen, erschießen etc. sowieso)

Wenn man sich durch einen Substanzkonsum suizidieren möchte, äußert sich der Selbsterhaltungstrieb vermutlich in einem Angstgefühl, also einem primär psychischen Gefühl. (das ist vermutlich anders wenn man von einer Brücke springen möchte)

Nun kann man ja beispielsweise durch Benzos oder Opioide die potentiellen Ängste (durch den Selbsterhaltungstrieb ausgelöst) ja abdämpfen.
Aber wie stark ist dieser Effekt? Kann man diese Angst durch Substanzen komplett auslöschen?
Scotti
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Scotti »

Das ist eine gute Frage. Ob man den Selbsterhaltungstrieb/Lebenswillen komplett damit abschalten kann, halte ich für zweifelhaft. Du kannst ihn mit Sicherheit dämpfen/reduzieren/evtl. auch kurzfristig so unterdrücken, dass dir gewisse Handlungen möglich sind, aber: völlig ausschalten, so dass du weiter handlungsfähig bist, wirst du ihn sehr wahrscheinlich nicht können.
enough
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von enough »

Hallo,

also ich denke wirklich mit Alkohol und Benzodiazepinen kann man den Selbsterhaltungstrieb ziemlich weit runtersetzen.

Was ich schon alles gemacht hab, im alkoholisiertem Zustand, als Jugendliche und zuletzt in meiner größten Lebenskrise, die noch immer anhält, ein Wunder dass ich noch lebe :shock: ich trinke gar keinen Alkohol mehr, aber es wäre eine Möglichkeit, wenn ich eine Methode gefunden habe.

viele Grüße :)
Epsilon
Beiträge: 105
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

Gibt es denn hier jemanden mit Meditationserfahrung?
Ich habe die letzen Jahre immer phasenweise meditiert (teilweise über mehrer Monate jeden morgen) und hier habe ich gemerkt, dass man durch Meditation nach einer gewissen Dauer seine Gefühle extrem gut steuern/konntrollieren kann.
Beispielsweise habe ich dadurch alle meine sozialen Ängste verloren.
Durch das Meditieren habe ich auch gelernt, warum der Tod für viele so ein negatives Thema ist. Ich habe desöfteren versucht beim Meditieren mir Situationen vorzustellen (soweit es geht) in denen ich unmittelbar vor dem Tod stehe /mit dem Tod konfrontiert bin. Dabei habe ich gemerkt (beim Meditieren nimmt man ja viele Emotionen sehr bewusst wahr) dass das Gehirn automatisch negative Gefühle/Angstegefühle induziert, wenn es mit so einer vorstellung konfrontiert wird.(also ein unbewusster Prozess, der auf dem Selbsterhaltungstrieb basiert und die Bewertung bzgl des Todes verzerrt) Dieses Gefühl konnte ich zumindest durch das meditieren lokalisieren und somit negieren/auslöschen.
Wenn man aber wirklich vor dem Tod steht ist das natürlich nochmal eine andere Sache
In meiner Vorstellung (sofern ich in vllt 10 oder 20 Jahren mich für den Suizid entscheiden sollte) kann durch intensives Meditieren (über mehrere Wochen ggf. Monate) + Benzos die Selbsttötungshemmung vermutlich stark reduziert werden. Bin gespannt :D
enough
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von enough »

Epsilon hat geschrieben: Dienstag 15. Februar 2022, 09:10 Gibt es denn hier jemanden mit Meditationserfahrung?
Ich habe die letzen Jahre immer phasenweise meditiert (teilweise über mehrer Monate jeden morgen) und hier habe ich gemerkt, dass man durch Meditation nach einer gewissen Dauer seine Gefühle extrem gut steuern/konntrollieren kann.
Beispielsweise habe ich dadurch alle meine sozialen Ängste verloren.
Durch das Meditieren habe ich auch gelernt, warum der Tod für viele so ein negatives Thema ist. Ich habe desöfteren versucht beim Meditieren mir Situationen vorzustellen (soweit es geht) in denen ich unmittelbar vor dem Tod stehe /mit dem Tod konfrontiert bin. Dabei habe ich gemerkt (beim Meditieren nimmt man ja viele Emotionen sehr bewusst wahr) dass das Gehirn automatisch negative Gefühle/Angstegefühle induziert, wenn es mit so einer vorstellung konfrontiert wird.(also ein unbewusster Prozess, der auf dem Selbsterhaltungstrieb basiert und die Bewertung bzgl des Todes verzerrt) Dieses Gefühl konnte ich zumindest durch das meditieren lokalisieren und somit negieren/auslöschen.
Wenn man aber wirklich vor dem Tod steht ist das natürlich nochmal eine andere Sache
In meiner Vorstellung (sofern ich in vllt 10 oder 20 Jahren mich für den Suizid entscheiden sollte) kann durch intensives Meditieren (über mehrere Wochen ggf. Monate) + Benzos die Selbsttötungshemmung vermutlich stark reduziert werden. Bin gespannt :D
Hallo Epsilon,

das hört sich interessant an. Ich wollte auch schon immer mit Meditation anfangen...ich habe nur autogenes Training gemacht bisher.

Hast du wirklich deine sozialen Ängste verloren? Wenn ja toll. :D wie funktioniert das denn in Bezug auf die Ängste?

viele Grüße
Epsilon
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

enough hat geschrieben: Mittwoch 16. Februar 2022, 22:44
Epsilon hat geschrieben: Dienstag 15. Februar 2022, 09:10 Gibt es denn hier jemanden mit Meditationserfahrung?
Ich habe die letzen Jahre immer phasenweise meditiert (teilweise über mehrer Monate jeden morgen) und hier habe ich gemerkt, dass man durch Meditation nach einer gewissen Dauer seine Gefühle extrem gut steuern/konntrollieren kann.
Beispielsweise habe ich dadurch alle meine sozialen Ängste verloren.
Durch das Meditieren habe ich auch gelernt, warum der Tod für viele so ein negatives Thema ist. Ich habe desöfteren versucht beim Meditieren mir Situationen vorzustellen (soweit es geht) in denen ich unmittelbar vor dem Tod stehe /mit dem Tod konfrontiert bin. Dabei habe ich gemerkt (beim Meditieren nimmt man ja viele Emotionen sehr bewusst wahr) dass das Gehirn automatisch negative Gefühle/Angstegefühle induziert, wenn es mit so einer vorstellung konfrontiert wird.(also ein unbewusster Prozess, der auf dem Selbsterhaltungstrieb basiert und die Bewertung bzgl des Todes verzerrt) Dieses Gefühl konnte ich zumindest durch das meditieren lokalisieren und somit negieren/auslöschen.
Wenn man aber wirklich vor dem Tod steht ist das natürlich nochmal eine andere Sache
In meiner Vorstellung (sofern ich in vllt 10 oder 20 Jahren mich für den Suizid entscheiden sollte) kann durch intensives Meditieren (über mehrere Wochen ggf. Monate) + Benzos die Selbsttötungshemmung vermutlich stark reduziert werden. Bin gespannt :D
Hallo Epsilon,

das hört sich interessant an. Ich wollte auch schon immer mit Meditation anfangen...ich habe nur autogenes Training gemacht bisher.

Hast du wirklich deine sozialen Ängste verloren? Wenn ja toll. :D wie funktioniert das denn in Bezug auf die Ängste?

viele Grüße

Auf Youtube gibt es "geführte meditationen" (Z.B. von Peter Beer) das kann ich als Einstieg empfehlen :) (wenn man das jeden Tag durchzieht und es irgendwann auch alleine schafft, sollte man nach ein paar Wochen schon Unterschiede merken, z.b. in Form einer inneren Zufriedenheit)

Ich kann nicht so genau erklären, warum ich durch Meditation sämtliche Ängste (soziale Ängste, Angst vor dem Tod, phobien etc.) losgeworden bin. aber ich versuch es trotzdem mal:
Normalerweise entsteht das Angstgefühl zeitgleich zu einen externen Situation (z.B. eine soziale Situation) oder einen Gedanken (z.B. an den unmittelbaren Tod) das ist jedoch ein sehr unbewusster Prozess den wir oft als identisch mit uns wahrnehmen und analog zu diesem Gefühl handeln.

Beim Meditieren befindet man sich in einem Bewusstseinszustand indem man sich getrennt von diesem Gefühl wahrnimmt. Man ist in der Lage (losgelöst von dem Gefühl) dieses spezifische Angstegefühl zu beobachten und in diesem Zustand nimmt die Intensität des Gefühls nach und nach ab.
Miu
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Miu »

Ich will keinem zu nahe treten, aber wenn man alles bis ins Detail beleuchtet, hinterfragt rund um den Suizid.... macht man es sich noch schwerer. Ich halte mich bewusst fern von gewissen Überlegungen und Diskussionen. Sonst sitzt man in 30 Jahren noch hier.
Incantator

Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Incantator »

Ich kenne den Film GOTT und finde ihn sehr gut. Ebenfalls empfehlen kann ich den Film "Die letzte Reise" mit Christiane Hörbiger und diesen Beitrag: https://www.addendum.org/sterbehilfe/be ... t-dem-tod/ mit einem Live-Video einer FTB.

Selbstverständlich muss jeder Mensch, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand das Recht haben über sein Leben und das Ende seines Lebens zu bestimmen. So haben es ja auch die Verfassungsgerichte einiger Länder entschieden, auch wenn Deutschland und Österreich dieses Recht nicht vollumfänglich umgesetzt haben. Es bleibt also den meisten Menschen beider Länder weiterhin nur der Weg in die Schweiz oder der selbst durchgeführte Freitod.

"Blackout" ist nicht das richtige Wort für einen kurzfristigen Entschluß zu gehen. Es gibt durchaus Situationen, in denen das Fass überläuft und den letzten Impuls für den Freitod gibt. Denkbare Situationen können z.B. der plötzliche Verlust von allem was man besaß sein, eine plötzliche Bedrohung oder andere Notlage.

Und ja, viele Menschen sind schon seit Jahren Mitglied in Foren wie diesem. Einige hoffen auf eine glückliche Wendung, andere schaffen den letzten Schritt aus Angst nicht. Dabei ist wohl die größte Angst, die Angst zu scheitern und mit bleibenden Schäden zu überleben.

Der Selbsterhaltungstrieb ist ein Urinstinkt. Man kann ihn nicht einfach abschalten. Erst wenn der Leidensdruck stärker ist, als der Selbsterhaltungstrieb, gelingt den meisten Menschen die letzte Reise.
OutofOrder
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von OutofOrder »

Epsilon hat geschrieben: Donnerstag 17. Februar 2022, 09:56

Ich kann nicht so genau erklären, warum ich durch Meditation sämtliche Ängste (soziale Ängste, Angst vor dem Tod, phobien etc.) losgeworden bin. aber ich versuch es trotzdem mal:
Normalerweise entsteht das Angstgefühl zeitgleich zu einen externen Situation (z.B. eine soziale Situation) oder einen Gedanken (z.B. an den unmittelbaren Tod) das ist jedoch ein sehr unbewusster Prozess den wir oft als identisch mit uns wahrnehmen und analog zu diesem Gefühl handeln.

Beim Meditieren befindet man sich in einem Bewusstseinszustand indem man sich getrennt von diesem Gefühl wahrnimmt. Man ist in der Lage (losgelöst von dem Gefühl) dieses spezifische Angstegefühl zu beobachten und in diesem Zustand nimmt die Intensität des Gefühls nach und nach ab.
Ich kann dir da aus meiner Erfahrung erzählen, und ich meditiere schon einige Jahre, dass man mit dieser "Strategie" trotzdem den Selbsterhaltungstrieb nicht umgehen kann, ich habs versucht, bin immer noch hier. Außerdem bin ich mittlerweile soweit, dass ich durch meine Beschäftigung mit fernöstlicher bzw. indischer Philosphie (aber auch generell damit verbundenen Forschungsrichtungen) relativ überzeugt bin, dass unser Bewusstsein nicht sterben kann, sondern nur einen Transformationsprozess durchmacht. Und gerade diese Überzeugung hindert mich mittlerweile in vielerlei Aspekten umso mehr daran, einfach "aufzugeben". Denn ich denke diesbezüglich auch, dass ich meiner "Grundproblematik" (die praktisch jeder Mensch hat) sowieso nie entfliehen kann. Wenn ich sie in diesem Leben nicht lösen "muss", dann spätestens in irgendeinem nächsten Dasein..es ist darüber hinaus im spirituellen Bereich auch bekannt, dass der Sterbeprozess umso schlimmer für Menschen ist, die ihr entsprechendes Leben und die zentralen Problembereiche am wenigsten verarbeitet und innerlich "abgeschlossen" haben. Wenn man in Angst lebt, stirbt man auch in Angst bzw. wird sich das Bewusstsein umso schwerer und langwieriger von der aktuellen Formgebung trennen können..ist so ähnlich wie bei unbewältigten traumatischen Beziehungen (ob zu den Eltern oder zu einem Partner), man schafft es bei solchen pathologischen Beziehungen oft nur durch langjährige Therapie bzw. Bewusstwerdungsprozessen, sich wirklich zu befreien und einigermaßen autonom leben zu können..
Epsilon
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

Miu hat geschrieben: Mittwoch 23. Februar 2022, 15:32 Ich will keinem zu nahe treten, aber wenn man alles bis ins Detail beleuchtet, hinterfragt rund um den Suizid.... macht man es sich noch schwerer. Ich halte mich bewusst fern von gewissen Überlegungen und Diskussionen. Sonst sitzt man in 30 Jahren noch hier.
Naja, ich überlege eben ob man wirklich erst übermäßig leiden muss, bis man den Selbsterhaltungstrieb überwinden kann. (optimal wäre ja, wenn das ohne übermäßiges Leid klappt), finde entsprechend solche Beleuchtungen durchaus sinnvoll. (wohlbemerkt nicht akut sondern eher als Option in der Zukunft)
Epsilon
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

OutofOrder hat geschrieben: Mittwoch 23. Februar 2022, 23:51
Epsilon hat geschrieben: Donnerstag 17. Februar 2022, 09:56

Ich kann nicht so genau erklären, warum ich durch Meditation sämtliche Ängste (soziale Ängste, Angst vor dem Tod, phobien etc.) losgeworden bin. aber ich versuch es trotzdem mal:
Normalerweise entsteht das Angstgefühl zeitgleich zu einen externen Situation (z.B. eine soziale Situation) oder einen Gedanken (z.B. an den unmittelbaren Tod) das ist jedoch ein sehr unbewusster Prozess den wir oft als identisch mit uns wahrnehmen und analog zu diesem Gefühl handeln.

Beim Meditieren befindet man sich in einem Bewusstseinszustand indem man sich getrennt von diesem Gefühl wahrnimmt. Man ist in der Lage (losgelöst von dem Gefühl) dieses spezifische Angstegefühl zu beobachten und in diesem Zustand nimmt die Intensität des Gefühls nach und nach ab.
Ich kann dir da aus meiner Erfahrung erzählen, und ich meditiere schon einige Jahre, dass man mit dieser "Strategie" trotzdem den Selbsterhaltungstrieb nicht umgehen kann, ich habs versucht, bin immer noch hier. Außerdem bin ich mittlerweile soweit, dass ich durch meine Beschäftigung mit fernöstlicher bzw. indischer Philosphie (aber auch generell damit verbundenen Forschungsrichtungen) relativ überzeugt bin, dass unser Bewusstsein nicht sterben kann, sondern nur einen Transformationsprozess durchmacht. Und gerade diese Überzeugung hindert mich mittlerweile in vielerlei Aspekten umso mehr daran, einfach "aufzugeben". Denn ich denke diesbezüglich auch, dass ich meiner "Grundproblematik" (die praktisch jeder Mensch hat) sowieso nie entfliehen kann. Wenn ich sie in diesem Leben nicht lösen "muss", dann spätestens in irgendeinem nächsten Dasein..es ist darüber hinaus im spirituellen Bereich auch bekannt, dass der Sterbeprozess umso schlimmer für Menschen ist, die ihr entsprechendes Leben und die zentralen Problembereiche am wenigsten verarbeitet und innerlich "abgeschlossen" haben. Wenn man in Angst lebt, stirbt man auch in Angst bzw. wird sich das Bewusstsein umso schwerer und langwieriger von der aktuellen Formgebung trennen können..ist so ähnlich wie bei unbewältigten traumatischen Beziehungen (ob zu den Eltern oder zu einem Partner), man schafft es bei solchen pathologischen Beziehungen oft nur durch langjährige Therapie bzw. Bewusstwerdungsprozessen, sich wirklich zu befreien und einigermaßen autonom leben zu können..
Darf ich fragen wie du es versucht hast? (eine Substanz konsumieren hat ´ja eine niedrigere Hemmschwelle als z.B. erhängen) und hast du zusätzlich substanzen (wie benzos/alkohol/opioide) genommen?
OutofOrder
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von OutofOrder »

Epsilon hat geschrieben: Montag 28. Februar 2022, 20:04
Darf ich fragen wie du es versucht hast? (eine Substanz konsumieren hat ´ja eine niedrigere Hemmschwelle als z.B. erhängen) und hast du zusätzlich substanzen (wie benzos/alkohol/opioide) genommen?
Mit "versucht" hab ich gemeint, den Selbsterhaltungstrieb durch gewisse Methoden der Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit, und eben auch durch Meditation zu "überlisten", was eben wie gesagt nicht funktioniert hat. Das Paradoxe bei Leidenszuständen oder generell neurotischen Zwängen ist ja die Gewohnheitsmäßigkeit und "Selbstverständlichkeit", in der wir diese Zustände in unser Leben integrieren (sofern wir uns noch nicht bewusst genug damit auseinandergesetzt haben), in der Psychoanalyse ja auch hinlänglich bekannt durch Phänomene wie den "Krankheitsgewinn" oder "Wiederholungszwang".
Und ich wollte halt dieser Gewohnheitsmäßigkeit durch die Beschäftigung mit fernöstlicher Lebens- und Sichtweise quasi etwas entfliehen, also letzlich mich von meinem fixierten, eintönigen Alltagsmustern etwas zu lösen. Ein weiteres Paradoxon in dem Zusammenhang ist übrigens auch die Tatsache, dass so manche Menschen, wenn sie erst Mal gelernt haben "loszulassen" und sich von neurotischen Zwängen zu lösen, umso weniger eine Motivation spüren, sich zu suizidieren, sondern eher das Gegenteil. Alan Watts, den ich persönlich sehr verehre, sagte z. B. in dem Zusammenhang etwa sinngemäß: "Man muss erst lernen, zu sterben, bevor man richtig leben kann."
Epsilon
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Epsilon »

OutofOrder hat geschrieben: Mittwoch 2. März 2022, 00:21
Epsilon hat geschrieben: Montag 28. Februar 2022, 20:04
Darf ich fragen wie du es versucht hast? (eine Substanz konsumieren hat ´ja eine niedrigere Hemmschwelle als z.B. erhängen) und hast du zusätzlich substanzen (wie benzos/alkohol/opioide) genommen?
Mit "versucht" hab ich gemeint, den Selbsterhaltungstrieb durch gewisse Methoden der Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit, und eben auch durch Meditation zu "überlisten", was eben wie gesagt nicht funktioniert hat. Das Paradoxe bei Leidenszuständen oder generell neurotischen Zwängen ist ja die Gewohnheitsmäßigkeit und "Selbstverständlichkeit", in der wir diese Zustände in unser Leben integrieren (sofern wir uns noch nicht bewusst genug damit auseinandergesetzt haben), in der Psychoanalyse ja auch hinlänglich bekannt durch Phänomene wie den "Krankheitsgewinn" oder "Wiederholungszwang".
Und ich wollte halt dieser Gewohnheitsmäßigkeit durch die Beschäftigung mit fernöstlicher Lebens- und Sichtweise quasi etwas entfliehen, also letzlich mich von meinem fixierten, eintönigen Alltagsmustern etwas zu lösen. Ein weiteres Paradoxon in dem Zusammenhang ist übrigens auch die Tatsache, dass so manche Menschen, wenn sie erst Mal gelernt haben "loszulassen" und sich von neurotischen Zwängen zu lösen, umso weniger eine Motivation spüren, sich zu suizidieren, sondern eher das Gegenteil. Alan Watts, den ich persönlich sehr verehre, sagte z. B. in dem Zusammenhang etwa sinngemäß: "Man muss erst lernen, zu sterben, bevor man richtig leben kann."
Ich verstehe aber ehrlichgesagt immer noch nicht, inwiefern du diesen damit nicht überlisten konntest. Die rein körperliche Komponente (z.B wenn jemand von einer Brücke springen will) kann man damit denk ich nicht überwinden, da dem unbewusste körperliche Komponenten widerstreben.
Aber die rein psychische Komponente (z.B wenn jemand pentobarbital nehmen will oder sich einen goldenen Schuss setzen will) sollte doch aber vorallem in Kombination mit Benzos und Opioiden stark heruntersetzbar sein
OutofOrder
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von OutofOrder »

Epsilon hat geschrieben: Mittwoch 2. März 2022, 10:43
Ich verstehe aber ehrlichgesagt immer noch nicht, inwiefern du diesen damit nicht überlisten konntest. Die rein körperliche Komponente (z.B wenn jemand von einer Brücke springen will) kann man damit denk ich nicht überwinden, da dem unbewusste körperliche Komponenten widerstreben.
Aber die rein psychische Komponente (z.B wenn jemand pentobarbital nehmen will oder sich einen goldenen Schuss setzen will) sollte doch aber vorallem in Kombination mit Benzos und Opioiden stark heruntersetzbar sein
Das musst du auch nicht verstehen, weil es darauf keine allgemeine Antwort geben kann! Wir sind alle sehr unterschiedliche Menschen und reagieren auch sehr unterschiedlich auf Lebenskrisen bzw. im Umgang mit solchen Entscheidungen..ich könnte es dir auch gar nicht erklären, selbst wenn ich wollte..

Oder anders formuliert: Selbst wenn ich die hypothetisch perfekte und 100% effiziente Methode kennen würde, die 100% schmerzlos und sofort funktionieren würde, wüßte ich trotzdem erst dann, wenn ich den konkreten Schritt dazu unternehme, ob ich in der Lage dazu bin. Vorher ist das alles nur Spekulation und Antizipation..ach ja, und nicht jeder Mensch kann sich mit Psychopharmaka und/oder Alkohol in seiner (unbewusst vorherrschenden) Entscheidungsfindung unterstützen..
Hurlinger
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Re: Wie stark selbsterhaltungstrieb?

Beitrag von Hurlinger »

OutofOrder hat geschrieben: Mittwoch 2. März 2022, 18:55
........ach ja, und nicht jeder Mensch kann sich mit Psychopharmaka und/oder Alkohol in seiner (unbewusst vorherrschenden) Entscheidungsfindung unterstützen..
Es kann natürlich auch passieren, dass durch irgendwelche Psycho-Pharmaka oder Alkohol das ganze Vorhaben misslingt, weil man mitunter nicht mehr in der Lage ist das durchzuziehen.
Dass die Hemmschwelle heruntergesetzt werden könnte ist auch möglich, und da gebe ich dir vollkommen Recht, dass es da keine allgemeingültige Aussage zu gibt und geben kann.
Gruß
Hurlinger
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