Auffinden nach Freitod

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Incantator

Re: Auffinden nach Freitod

Beitrag von Incantator »

Selbstverständlich gibt es humanere Methoden, bei denen kein Fremder traumatisiert oder gar mit umgebracht wird. Es gibt allerdings Menschen, Lebensumstände und Situationen, wo der Sterbewillige die Bahnschienen oder den Sprung vom Hochhaus als einzigen spontanen Ausweg sieht. So eine spontane Erlösung kann als Ursache ein plötzliches Ereignis haben, z.B. totaler Ruin, Verlust der/des Ehepartners/in und der Kinder durch einen Unglücksfall, Verlust des Hauses durch Brand oder Gasexplosion, Schockzustand nach Diagnose einer schweren Erkrankung....uvm.. In solchen Situationen hat man vielleicht weder die Zeit, noch die Kraft lange nachzudenken und sich über Methoden zu informieren.

Und wenn man sich umhört, kennen nur wenige Menschen Internetseiten wie diese und kennen sich auch mit FTB durch die Vereine gar nicht aus.
Hurlinger
Beiträge: 412
Registriert: Donnerstag 19. Oktober 2017, 19:41

Re: Auffinden nach Freitod

Beitrag von Hurlinger »

Da hast du völlig recht. Mir geht es aber um die von langer Hand geplanten Versuche.
Schau mal wieviele hier Jahre dabei sind, und selbst bei denjenigen kann man schnelle und spontane Entschlüsse nie ausschließen, aber für eine gewisse Sensibilität werben.
Gruß
Hurlinger
Miu
Beiträge: 383
Registriert: Montag 4. Mai 2020, 02:50

Re: Auffinden nach Freitod

Beitrag von Miu »

Das find ich gut, dass du das Thema mit deiner Familie besprochen hast.

Ich denke auch, Suizide auf den Bahngleisen passieren im Affekt. Da ist nicht mehr viel mit Mitgefühl und vernünftig denken.
enough
Beiträge: 594
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 00:15

Re: Auffinden nach Freitod

Beitrag von enough »

Hurlinger hat geschrieben: Montag 7. Februar 2022, 00:14 @Miu.
Bei einer solchen Geschichte denkt niemand nur an den Lokführer.
Irgendetwas hat den Suizidenten ja auf die Schiene getrieben. Und das ist schon eigentlich schlimm genug.
Hier sind bestimmt eine ganze Menge traumatisierter Menschen, die auf Grund Ihres Traumas überlegen sich zu suizidieren.
Wenn man das mitunter so lange plant, sollte man meines Erachtens aber trotzdem versuchen da niemanden sonst mit reinzuziehen.
U.U. findest du den dann auch irgendwann hier wieder, weil er das nicht verarbeiten kann.
Und es sich so einfach zu machen, dass man sagt: "Das passiert halt im Leben! Er hätte ja einen anderen Job annehmen sollen." finde ich nicht OK und hat mit Pragmatismus m.E. auch nichts zu tun.
Das könnte man ja bis auf die Spitze treiben: z.B. Wenn ich nie geboren worden wäre könnte mir auch niemand vor den Zug springen!
(Mal abgesehen davon würde ich mir das manchmal wünschen, um das alles nicht ertragen zu müssen)

@Incantator
Incantator hat geschrieben: Sonntag 6. Februar 2022, 20:00 ....... Fahre ich mit dem Auto und mir läuft ein Reh oder Mensch ins Fahrzeug, ist das etwas mit dem ich rechnen muss. Deshalb soll man ja auch vorausschauend fahren, wie man es ja schon in der Fahrschule lernt. Genauso muss jeder andere Fahrzeugführer, wozu auch Lokführer gehören, damit rechnen, dass ihnen ein Mensch oder Tier auf die Schienen läuft. Und beides kann gewollt, also Suizid, oder ungewollt sein. Ich glaube, dass jeder Mensch, der eine Ausbildung zum Lokführer macht, vorher schon mal von solchen Geschehnissen gehört hat.
Es gibt Menschen die von einem Gebäude springen und auch da besteht die Gefahr, dass man unten auf einen anderen Menschen trifft. Obwohl man vor dem Sprung nach unten geschaut hat um sich zu vergewissern, dass da niemand ist, kann doch nach dem Sprung plötzlich eine Person unten sein. Genauso kann einem aber auch ein Teil des Daches auf den Kopf fallen, wenn man unter Gebäuden vorbei geht.

Damit will ich diese Suizidmethoden nicht verharmlosen. Aber Risiken gibt es überall.
Hmm, Vorrausschauend fahren könnte man das auch nennen.
Deine aufgeführten Risiken sind aber mehr oder weniger Unfälle, Zufälle und nicht vorsätzlich herbeigeführt.
Ein Lokführer kann nicht vorausschauend fahren, zumindest nicht in den Dimensionen wie beim Auto. Der hat keine Chance! Das bitte ich zu beachten.
Ich reagiere vielleicht etwas empfindlich, aber in meiner Familie hat es jemanden gegeben, der sich den Zug ausgesucht hat.
Am Ende macht es ja jeder so wie er meint, Aber ich habe meine Bedenken mitgeteilt und hoffe dem ein oder anderen einen Denkanstoß mitgegeben zu haben.
Und zum Streiten habe ich einfach keine Energie.
Gruß
Hurlinger

Ich stimme dem 100%ig zu, ich seh es genauso.

(Affekt ist nochmal eine andere Sache.)

viele Grüße
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