Assistierter Suizid - Austausch

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Miu
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Miu »

Hallo enough

Ich hab eine ellenlange Krankenakte, ich bin seit 26 Jahren in psychiatrischer Behandlung. Ca. 15 Klinikaufenthalte, ich hab aufgehört zu zählen.

Oft geht es auch darum, hat man als Sterbewilliger alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Oder gäbe es noch eine Therapie, die beim jeweiligen Krankheitsbild Linderung verschaffen könnte?

Ansonsten..... ja. Die Bezeugung der Urteilsfähigkeit ist ein Knackpunkt. Mein Hausarzt sagte sofort, dass ich urteilfähig bin. Mein damaliger Psychiater weigerte sich vehement meine Urteilsfähigkeit zu attestieren...... (*rschl*ch). Tschuldigung.

Eine/n Psychologin/Psychiater zu finden, die objektiv urteilt, ist schwierig, denke ich. Das liegt an deren Beruf. Die nehmen sich in meinen Augen auch viel zu wichtig.

Frag ruhig, wenn du was wissen möchtest.
enough
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von enough »

Hallo Miu,

danke für die Infos.

Oh, das ist ärgerlich....und wenn es "nur" am Psychiater liegt, dann findest du bestimmt einen bzw. ich wünsch dir das...ich kann mir gut Vorstellen wie schwer das ist. Aber ich würde nicht aufgeben, ich glaube ich würde jeden Psychiater anschreiben, sprechen wollen der in Deutschland lebt...ich weiß, es ist nicht so leicht.

Darf ich fragen was du für Diagnosen hast? Und wie du dich momentan über Wasser hältst? Wenn du das nicht schreiben möchtest, ist es in Ordnung.

Ich bin auch schon seit 12 Jahren in psychiatrischer Behandlung und seit 5 Jahren, habe ich meistens schwere Depressionen, selten mal mittelgradige dazwischen.

Ich habe außerdem Borderline, PTBS, Zwänge und mega Ängste... Ich habe ständig Angst und kann zurzeit nicht mal alleine einkaufen.... nichts hilft...seitdem ich ein neues Trauma habe, ist alles zu spät.

Ich habe auch fast alles durch, außer eine EKT-Behandlung, das wollte ich noch ausprobieren und selbst dafür finde ich keinen Psychiater, verrückt oder? 3 haben gesagt, die Methode sei zu brutal...völliger Quatsch. Ich werde demnächst direkt im Krankenhaus anfragen, in der dortigen Psychiatrie wird die Behandlung angeboten.

Wie würde es bei dir denn genau ablaufen mit der Assistenz und bist du bei Dignitas Mitglied?

Sorry, für die vielen Fragen. :oops:

viele liebe Grüße :)
Miu
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Miu »

Das kostet Kraft, die ich nicht habe zur Zeit, jeden erdenklichen Psychiater anfragen. Ausserdem geht es darum, dass die Person einen länger kennt. Mit einer Sitzung ists nicht getan. Ist ja nicht wie beim Bäcker, ich bestelle ein Vollkornbrot. Blöder Vergleich aber ich glaube klar, was ich meine.

EKT wird hier zur Zeit gefühlt überall angeboten. Ich kenne doch einige Menschen, die das gemacht haben. Aber mal ehrlich, EKT kann ja auch keine Traumata auslöschen.
Hoffe, du findest jemanden.

Ich bin bei Exit. Wie das abläuft, man kriegt ne Infusion gesteckt und muss diese aber selbst öffnen.
Hurlinger
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Hurlinger »

enough hat geschrieben: Samstag 27. November 2021, 22:37 Hallo Miu,

danke für die Infos.

Oh, das ist ärgerlich....und wenn es "nur" am Psychiater liegt, dann findest du bestimmt einen bzw. ich wünsch dir das...ich kann mir gut Vorstellen wie schwer das ist. Aber ich würde nicht aufgeben, ich glaube ich würde jeden Psychiater anschreiben, sprechen wollen der in Deutschland lebt...ich weiß, es ist nicht so leicht................
Hallo enough.
Da lese ich raus, dass du aus "D" kommst?

Wenn ich das, was ich für meinen Fall alles recherchiert habe, richtig vertanden habe, nützt dir ein Gutachter aus "D" eines Psychiaters oder Psychologen in der Schweiz wohl wenig.
Und ein OK von Psychiatern zu bekommen wird wohl sehr schwierig werden, da die ja in ihrer Berufsehre gekränkt wären zu sagen, dass man nicht alle Depressionen und psychische Störungen zumindest ansatzweise behandeln könne.
Und Exit in der "CH" nimmt , soweit ich weiß, nur Schweizer Bürger.
Ob die neue Ampel hier in der Richtung mal so langsam nach dem BGH Urteil politisch in die Gänge kommt, und vor allem ob da etwas brauchbares dabei raus kommt, wage ich doch zu bezweifeln.
Das heißt weiter auf unsicheren Pfaden wandern
Gruß
Hurlinger
glycerine

Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von glycerine »

@enough:

Du müsstest schon mehrmals in die Schweiz reisen und dir dort ein Gutachten besorgen, was wohl mehr als schwer werden wird.

Ich habe früher mal bei Dignitas gefragt und sie meinten es wäre theoretisch möglich dort dranzukommen, aber als ich mir die Hürden alle durchgelesen habe habe ich es erst mal auf Eis gelegt.
enough
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von enough »

Hurlinger hat geschrieben: Sonntag 28. November 2021, 16:25
enough hat geschrieben: Samstag 27. November 2021, 22:37 Hallo Miu,

danke für die Infos.

Oh, das ist ärgerlich....und wenn es "nur" am Psychiater liegt, dann findest du bestimmt einen bzw. ich wünsch dir das...ich kann mir gut Vorstellen wie schwer das ist. Aber ich würde nicht aufgeben, ich glaube ich würde jeden Psychiater anschreiben, sprechen wollen der in Deutschland lebt...ich weiß, es ist nicht so leicht................
Hallo enough.
Da lese ich raus, dass du aus "D" kommst?

Wenn ich das, was ich für meinen Fall alles recherchiert habe, richtig vertanden habe, nützt dir ein Gutachter aus "D" eines Psychiaters oder Psychologen in der Schweiz wohl wenig.
Und ein OK von Psychiatern zu bekommen wird wohl sehr schwierig werden, da die ja in ihrer Berufsehre gekränkt wären zu sagen, dass man nicht alle Depressionen und psychische Störungen zumindest ansatzweise behandeln könne.
Und Exit in der "CH" nimmt , soweit ich weiß, nur Schweizer Bürger.
Ob die neue Ampel hier in der Richtung mal so langsam nach dem BGH Urteil politisch in die Gänge kommt, und vor allem ob da etwas brauchbares dabei raus kommt, wage ich doch zu bezweifeln.
Das heißt weiter auf unsicheren Pfaden wandern
Gruß
Hurlinger
ja, ich komme aus D...ach man warum ist das so kompliziert alles.... :shock:
enough
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von enough »

lou hat geschrieben: Samstag 4. Dezember 2021, 20:35 Dann kommen noch dazu diese Fragen: Was wollen Ihre Eltern, was wollen Ihre Freunde, was wollen... - wieso fragt keiner dieser Therapeuten, was ICH will?
Lg.
Hallo, genau das ust verrückt an diesem System...wenn man gehen möchte, dann soll man auch gehen und fertig.... :wink: und nicht so ein Affentheater mit diesem und jenen befragen.... :? :x

liebe Grüße
Hurlinger
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Hurlinger »

Ich lese hier so oft, dass viele ein Recht auf Suizid einfordern:
z.B. Ich möchte gehen können / dürfen, wenn ich das für richtig halte.
oder hier im Forum:
Sollte nicht jeder die Freiheit zu sterben haben?
oder:
Grundrecht auf Beendigung des Lebens

Ich glaube da liegt ein kleiner Denkfehler vor.
Das Recht und die Freiheit zu gehen hat ja jeder jederzeit. Die Frage ist natürlich auf welche Art.
Und man darf sich nicht zu früh erwischen lassen und keinen Fehler begehen, sonst ist es aus mit der Freiheit.
Die Forderung sollte m.M. eher auf ein Recht auf assistierten Suizid hinaus laufen. Ohne die riesigen Hürden, die da im Besonderen auch für psychisch Erkrankte gelten.
Und das nicht nur in "D"
Gruß
Huirlinger
Miu
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Miu »

Es ist seltsam, dass "die Gesellschaft" den Menschen lieber allein Suizid begehen sehen will. Ich denke das hat damit zu tun, dass sie sich dann aller Verantwortung entziehen kann. Suizid ist dann Privatsache und man kann sich weitgehend abgrenzen.
Zuletzt geändert von Miu am Mittwoch 8. Dezember 2021, 04:04, insgesamt 1-mal geändert.
n°cturne
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von n°cturne »

Hurlinger hat geschrieben: Sonntag 5. Dezember 2021, 23:16 Ich lese hier so oft, dass viele ein Recht auf Suizid einfordern:
z.B. Ich möchte gehen können / dürfen, wenn ich das für richtig halte.
oder hier im Forum:
Sollte nicht jeder die Freiheit zu sterben haben?
oder:
Grundrecht auf Beendigung des Lebens

Ich glaube da liegt ein kleiner Denkfehler vor.
Das Recht und die Freiheit zu gehen hat ja jeder jederzeit. Die Frage ist natürlich auf welche Art.
Und man darf sich nicht zu früh erwischen lassen und keinen Fehler begehen, sonst ist es aus mit der Freiheit.
Die Forderung sollte m.M. eher auf ein Recht auf assistierten Suizid hinaus laufen. Ohne die riesigen Hürden, die da im Besonderen auch für psychisch Erkrankte gelten.
Und das nicht nur in "D"
Gruß
Huirlinger
Hm, einerseits schön aufgedröselt, andererseits auch widersprüchlich. Denn gäbe es tatsächlich das Recht und die Freiheit, jederzeit gehen zu können, dann würden Planung und Versuch im Zweifel immerhin keine negativen Konsequenzen nach sich ziehen. Auch würde dann wohl endlich der Begriff Selbstm*** ausrangiert werden.

"Erwischt" werden kann man in dem Sinne ja nur bei einer gesellschaftlich unerwünschten Handlung. Letztlich bleibt auch eine Straftat ungesühnt, sofern man sich nicht dabei erwischen lässt. Im Falle eines erfolgreichen Suizids kann man nur im Nachhinein eben nicht mehr strafen. Es sei denn, man verweigert – wie früher oft üblich – die Bestattung auf einem christlichen Friedhof etwa. Insofern spielt der Strafcharakter also durchaus eine Rolle, nur mit dem Unterschied, dass man Betroffene heute als geistig umnachtet entschuldigt und sie "lediglich" der Psychiatrie zuführt.
n°cturne
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von n°cturne »

Miu hat geschrieben: Dienstag 7. Dezember 2021, 11:03 Es ist seltsam, dass "die Gesellschaft" den Menschen lieber allein Suizid begehen sehen will. Ich denke das hat damit zu tun, dass sie sich dann aller Verantwortung entziehen können. Suizid ist dann Privatsache und man kann sich weitgehend abgrenzen.
Gut auf den Punkt gebracht.
Hurlinger
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Re: Assistierter Suizid - Austausch

Beitrag von Hurlinger »

n°cturne hat geschrieben: Dienstag 7. Dezember 2021, 13:48..............
"Erwischt" werden kann man in dem Sinne ja nur bei einer gesellschaftlich unerwünschten Handlung. Letztlich bleibt auch eine Straftat ungesühnt, sofern man sich nicht dabei erwischen lässt. Im Falle eines erfolgreichen Suizids kann man nur im Nachhinein eben nicht mehr strafen. Es sei denn, man verweigert – wie früher oft üblich – die Bestattung auf einem christlichen Friedhof etwa. Insofern spielt der Strafcharakter also durchaus eine Rolle, nur mit dem Unterschied, dass man Betroffene heute als geistig umnachtet entschuldigt und sie "lediglich" der Psychiatrie zuführt.
Sorry
Da habe ich versucht das ganze ein wenig humorvoller auszudrücken.
Natürlich meine nicht "erwischt werden" im Sinne einer anschließenden Bestrafung.
Ich meine einfach "zu früh aufgefunden werden" damit.
Danach beginnt die Unfreiheit.
Gruß
Hurlinger
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