"Von jedem Suizid sind durchschnittlich sechs Angehörige betroffen, die fassungslos zurückbleiben. Wie sollen sie weiterleben?"
https://www.zdf.de/dokumentation/37-gra ... h-100.html
Doku über Angehörige nach Suizid
Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator
Re: Doku über Angehörige nach Suizid
Vermutlich wäre es leichter, den Suizid eines Angehörigen zu verkraften, wenn anerkannt wäre, dass der Freitod eine rationale Entscheidung sein kann, und dass ein Mensch, der sein Leben beendet, vielleicht genau das getan hat, was für ihn am besten gewesen ist.
Gerade das Dogma, wonach ein Suizid niemals im wahren Interesse einer Person liegen kann und deshalb grundsätzlich verhindert werden sollte, leistet einen großen Beitrag zum Leid der Angehörigen und zu dem Gefühl, versagt zu haben. Der Suizid als größtmögliche Katastrophe ist daher auch ein soziales Konstrukt, das wir Psychiatern, Klerikern und konservativen Politikern verdanken.
Gerade das Dogma, wonach ein Suizid niemals im wahren Interesse einer Person liegen kann und deshalb grundsätzlich verhindert werden sollte, leistet einen großen Beitrag zum Leid der Angehörigen und zu dem Gefühl, versagt zu haben. Der Suizid als größtmögliche Katastrophe ist daher auch ein soziales Konstrukt, das wir Psychiatern, Klerikern und konservativen Politikern verdanken.
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Re: Doku über Angehörige nach Suizid
Wieder einmal sehr gut festgestellt, Peterchen.
In anderen Kulturen wurde oder wird es ja auch exakt so gehandhabt. Man denke an die Samurai oder an das alte Rom. Dort konnte man ganz offenbar beim Senat einen Antrag stellen, um sich zu suizidieren und bekam bei erfolgreichem Gesuch ein Fläschchen Gift. Ganz zu schweigen einmal vom heute noch üblichen religiös motivierten Suizid.
Abgesehen davon bin ich der Meinung, daß dieses Geheule um die betroffenen Angehörigen auch die reinste Bigotterie ist. Und das sage ich, obgleich ich selbst schon Suizide im engeren Umfeld verkraften mußte.
Erstens ist es eine Frechheit, vom Leiden des Suizidenten abzulenken, indem man die ganze Chose plötzlich vom Leiden der Angehörigen her aufzieht. Denn am schlechtesten von allen wird es noch immer dem Suizidenten gegangen sein, als er sich zu diesem Schritt entschied.
Zweitens sind Angehörige oft gar nicht so unschuldig an dieser Entscheidung. Man denke hier bspw. an Mißbrauch jeglicher Art - nicht nur sexuell, sondern auch psychisch. Aber bringt sich der arme gequälte Wurm dann schließlich um, will man eben diese Angehörige auch noch aus ihrer Schuld entlassen, indem man ebendiese dem Suizidenten in die Schuhe schiebt. Ist ja auch so praktisch. Kann dieser doch nicht mehr reden. Dabei fände ich es so wichtig, daß wir wieder mehr Schuldgefühle zulassen und auch mehr Schuld zuweisen. Denn nur so könnte sich etwas für unter ihren Mitmenschen leidende Menschen ändern.
In anderen Kulturen wurde oder wird es ja auch exakt so gehandhabt. Man denke an die Samurai oder an das alte Rom. Dort konnte man ganz offenbar beim Senat einen Antrag stellen, um sich zu suizidieren und bekam bei erfolgreichem Gesuch ein Fläschchen Gift. Ganz zu schweigen einmal vom heute noch üblichen religiös motivierten Suizid.
Abgesehen davon bin ich der Meinung, daß dieses Geheule um die betroffenen Angehörigen auch die reinste Bigotterie ist. Und das sage ich, obgleich ich selbst schon Suizide im engeren Umfeld verkraften mußte.
Erstens ist es eine Frechheit, vom Leiden des Suizidenten abzulenken, indem man die ganze Chose plötzlich vom Leiden der Angehörigen her aufzieht. Denn am schlechtesten von allen wird es noch immer dem Suizidenten gegangen sein, als er sich zu diesem Schritt entschied.
Zweitens sind Angehörige oft gar nicht so unschuldig an dieser Entscheidung. Man denke hier bspw. an Mißbrauch jeglicher Art - nicht nur sexuell, sondern auch psychisch. Aber bringt sich der arme gequälte Wurm dann schließlich um, will man eben diese Angehörige auch noch aus ihrer Schuld entlassen, indem man ebendiese dem Suizidenten in die Schuhe schiebt. Ist ja auch so praktisch. Kann dieser doch nicht mehr reden. Dabei fände ich es so wichtig, daß wir wieder mehr Schuldgefühle zulassen und auch mehr Schuld zuweisen. Denn nur so könnte sich etwas für unter ihren Mitmenschen leidende Menschen ändern.
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Re: Doku über Angehörige nach Suizid
Ich denke nicht dass in jedem Falle des Suizids die Angehörigen schuldig sind. Oft wissen die nicht mal von den Suizidgedanken der betroffenen Person.
Re: Doku über Angehörige nach Suizid
Abendstern hat das Wort "oft" benutzt, nicht das Wort "in jedem Fall".bluebanana_51 hat geschrieben:Ich denke nicht dass in jedem Falle des Suizids die Angehörigen schuldig sind. Oft wissen die nicht mal von den Suizidgedanken der betroffenen Person.
Übrigens ist meine persönliche Meinung ebenso, nämlich, dass nahe Angehörige in einigen, vielleicht sogar vielen Fällen, "mitschuld" sind am Suizid der jeweiligen Person.
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Re: Doku über Angehörige nach Suizid
Vielen Dank. Genau so war es auch gemeint.Erloesung hat geschrieben:
Abendstern hat das Wort "oft" benutzt, nicht das Wort "in jedem Fall".
Ich sagte auch nicht, daß Angehörige den Suizidenten im Falle einer Mitschuld oder Mitverantwortung mit Absicht in den Suizid treiben. Daß sie nichts von dessen Suizidalität ahnen, heißt aber auch nicht, daß sie keine Mitschuld tragen. Was hier viele auch ausblenden, ist, daß nicht nur nette Menschen diesen Planeten bevölkern. Sondern bspw. auch Psychopathen, denen es nachweislich an der Aktivierung von Empathiereaktionen im Gehirn mangelt.bluebanana_51 hat geschrieben:Ich denke nicht dass in jedem Falle des Suizids die Angehörigen schuldig sind. Oft wissen die nicht mal von den Suizidgedanken der betroffenen Person.