Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Erloesung
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Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Erloesung »

Grad eine ziemlich heftige Story gelesen. Leider auf englisch, aber die meisten sind ja der englischen Sprache mächtig ;) (ansonsten google translator benutzen)

http://metro.co.uk/2017/10/26/mums-hear ... t-7028654/

Es geht um einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen wollte. Er war bereits 10 Minuten lang tot, aber die "Helden" von Polizei/Rettungsdienst haben ihn reanimiert. Obwohl sie sicherlich wussten, was es bedeutet, dass wenn ein Mensch schon 3 Minuten ohne Sauerstoff ist, dass er dann irreparable Hirnschäden bekommt.

Nun ist dieser junge Mann (der eigentlich tot sein wollte!), immer noch am Leben, jedoch mit schwersten Hirnschäden, also ein Schwerstpflegefall.
Ich weiss nicht, was in den Köpfen von solchen "Rettern" vorgeht. Wenn ein erwachsener Mensch sich das Leben nehmen will, dann sollten sie das AKZEPTIEREN. Und nicht ihn "retten".
Peterchen
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Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Peterchen »

Hatte ich auch schon gelesen. Das ist wohl der Alptraum aller suizidgeneigten Personen in diesem Forum.

Klar ist es falsch, eine Person, die offensichtlich sterben will und deren Hirn schon so geschädigt ist, wiederzubeleben. Und ich weiß nicht, wie empathielos lebensbejahend man sein muss, um dann auch noch von einer Rettung zu sprechen. Trotzdem würde ich den einzelnen Ärzten oder Sanitätern keine Vorwürfe machen, da sie andernfalls wegen unterlassener Hilfeleistung belangt worden wären.

Das Problem sind die Gesetze, die in solchen Fällen zur "Rettung" verpflichten. Und natürlich die Gesetze, die einen sicheren assistierten Suizid unmöglich machen und verzweifelte Menschen zu solchen Alleingängen zwingen.

Aber ich wette, manche Suizidgegner freuen sich über solche Fälle, nach dem Motto: Ein abschreckendes Beispiel für alle, die auf die Idee kommen sich davonzustehlen.
Riesenschnauzer
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Registriert: Mittwoch 13. Dezember 2017, 17:35

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Riesenschnauzer »

Erloesung hat geschrieben: Obwohl sie sicherlich wussten, was es bedeutet, dass wenn ein Mensch schon 3 Minuten ohne Sauerstoff ist, dass er dann irreparable Hirnschäden bekommt.
Kann man das so generell sagen, ab wann irreparable Hirnschäden eintreten? Es spielt wohl auch eine Rolle, ob Mund zu Mund Beatmung durchgeführt wurde oder nicht.

Ich weiß von einem Fall, wo jemand eine halbe Stunde ohne Herzschlag war und die Angehörigen dann die Rettungskräfte gebeten haben, nicht zu reanimieren. Dem haben sie entsprochen. Ich vermute, dass es da Richtlinien gibt, ab welchem Zeitpunkt sie das dürfen.
OutofOrder
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Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von OutofOrder »

Heftige Sache, vor allem wenn man sich die "Vorher-/Nachher-Bilder" ansieht..ich würde sagen, solche Eindrücke können u.a. als abschreckendes Beispiel dafür dienen, was es bedeuten kann, wenn man einen Suizid "halbherzig" bzw. ohne entsprechende Vorbereitung durchzieht..

Den "Einsatz" der Rettungskräfte kann ich aber trotzdem verstehen, man kann schließlich von denen nicht erwarten, dass sie von sich aus gegen ihr berufliches Ethos (also grundsätzlich "Leben" zu retten/zu bewahren, wenn auch nur rein biologisch..) verstoßen und diesen Menschen einfach sterben lassen..das wäre dann auch wiederum etwas grotesk..ganz abgesehen davon könnten sie dann u.U. auch ernsthafte rechtliche Probleme bekommen (wegen unterlassener Hilfeleistung, evtl. sogar fahrlässiger Tötung...)
glycerine

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von glycerine »

Das ist echt sehr grausam anzusehen und echt hart zu begreifen.
Es ist aber gut, wenn es Thema ist, denn
es schreckt echt ab und hilft vielleicht
denen die es besser machen wollen.

Ich bin noch nicht ganz soweit, ich versuche
noch durchzuhalten und alles noch mal
zu verdrängen.
Das positive soll meines sein, auch wenn ich jeden Tag auf die Schnauze falle.
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Peterchen »

Schreibst du jetzt in Versen?
Riesenschnauzer
Beiträge: 151
Registriert: Mittwoch 13. Dezember 2017, 17:35

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Riesenschnauzer »

..
Zuletzt geändert von Riesenschnauzer am Dienstag 1. Mai 2018, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
glycerine

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von glycerine »

Peterchen hat geschrieben:Schreibst du jetzt in Versen?
Nein, aber auf dem Smartphone ist es ein bisschen lästig.
:lol:
Abendstern
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Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben:Schreibst du jetzt in Versen?
Haha, doch immer wieder lustig hier. :lol:
Stummfilm
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Registriert: Freitag 16. August 2013, 13:38

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Stummfilm »

Die machen auch nur ihren Job. Selbst wenn ihr unempatisch wärt, würdet ihr für einen anderen, der sich auch noch selbst in diese missliche Lage gebracht habt, eure Freiheit und in manchen Ländern sogar euer Leben riskieren? Ich definitiv nicht.

Mit meiner Menschenliebe ist es nicht weit her. Ich würde einfach meinen Job machen und den Suizidwilligen retten. Schließlich hätte ich mich für den rettungsdienst entschieden. Stellt euch mal vor, man ließe jedem die Freiheit, wer zu retten sei. Na da hätten ein paar aber ihre helle Freude, mich ins Jenseits zu befördern.

Wie überall ist auch der Suizidkandidat nicht immer ein Engel und reflektiert. Viele sind einfach nur feige und wollen nicht dafür verantwortlich sein, was sie zuvor mit beiden Händen hart erarbeitet haben. Es ist in diesen Fällen schon in Ordnung, wenn man den Flüchtigen festhält und seinen Kopf nach unten drückt, sodass diese bis an ihr natürliches Ende ihren Mist riechen müssen.
Die redlichen müssen und werden auch so redlich sein, dass sie den Retter verstehen, der nicht immer anders kann und mit den Folgen leben.

Andererseits begehen die meisten Menschen, ob gut oder schlecht, nicht suizid. So ist es einfach, man sollte sich da nichts vormachen.
Jay2016
Beiträge: 71
Registriert: Samstag 18. Juni 2016, 14:13

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Jay2016 »

Peterchen hat geschrieben:Hatte ich auch schon gelesen. Das ist wohl der Alptraum aller suizidgeneigten Personen in diesem Forum.
Ja, er ist nicht nur noch am Leben, sondern auch seiner Situation noch bewusst. Er hat seiner Mutter mit zweimal Augenzwinkern doch mitgeteilt, dass er sterben möchte.
Jetzt ist er total machtlos, muss ungewollt weiterleben und alle Möglichkeiten bleiben ihm verwehrt.
Erloesung
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Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Erloesung »

Jay2016 hat geschrieben:
Peterchen hat geschrieben:Hatte ich auch schon gelesen. Das ist wohl der Alptraum aller suizidgeneigten Personen in diesem Forum.
Ja, er ist nicht nur noch am Leben, sondern auch seiner Situation noch bewusst. Er hat seiner Mutter mit zweimal Augenzwinkern doch mitgeteilt, dass er sterben möchte.
Jetzt ist er total machtlos, muss ungewollt weiterleben und alle Möglichkeiten bleiben ihm verwehrt.
Es gab einen ähnlichen Fall in Berlin vor ein paar Jahren. Da war es aber kein Suizid-Versuch, sondern ein Verkehrsunfall eines junges Mannes. Der junge Mann war dann auch ein Schwerst-Pflegefall und hat dann ebenfalls seiner Mutter mit Augenzwinkern "mitgeteilt", dass er sterben möchte.

Jedenfalls hat dann die Mutter ihren Sohn getötet und hat auch versucht, sich selbst zu töten. Die Mutter hat aber überlebt und wurde dann vor Gericht gestellt. Das Gericht sprach sie frei.

Es gibt auch eine Dokumentation zu diesem Fall auf Youtube.
Lebensmüder
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Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Lebensmüder »

Ich erinnere mich an eine Doku über Rettungsdienste, wo ein junger Mann vom Strick geschnitten und bis in die Klinik reanimiert wurde. Obwohl von vornherein klar war das er schwerste geistige Behinderungen davontragen wird.

Danach haben sich die Sanis mit vor Stolz geschwellter Brust selbst gelobt das sie diesen jungen Menschen gerettet haben.

Bei sowas empfinde ich nur noch Hass.

Daher bei einem Suizid unbedingt eine rechtssichere Patientenverfügung mit Klebeband an die Brust kleben.
Dazu noch mit Edding fett auf die Brust schreiben: "Bitte nicht reanimieren! PatV vorhanden!!!".

Ob sich die Damen und Herren daran halten wage ich jedoch stark zu bezweifeln.
Jay2016
Beiträge: 71
Registriert: Samstag 18. Juni 2016, 14:13

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Jay2016 »

Für Menschen, die nicht solche schwere Krankheiten haben und/oder "Dämonen" , ist Suizid nicht wirklich nachvollziehbar.
Vielleicht ein Grund, warum viele Therapeuten so inkompetent wirken.
Das "Helfersyndrom" steckt mehr und minder in jedem von
uns .
Ausserdem steht immer die Frage im Raum "Hätte es nicht eine andere Option als den Suizid geben können? Lass mal retten und helfen.
Im Grund muss man selbst wirklich akribisch die Vorbereitungen treffen, um nicht rechtzeitig gefunden zu werden.
Lebensmüder
Beiträge: 128
Registriert: Dienstag 6. Juni 2017, 12:50

Re: Die "Retter", die Suizid nicht respektieren

Beitrag von Lebensmüder »

Jay2016 hat geschrieben:Im Grund muss man selbst wirklich akribisch die Vorbereitungen treffen, um nicht rechtzeitig gefunden zu werden.
Oder zu Methoden greifen wo am Ende nur noch Pampe übrig bleibt. Traurig :roll:
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