Krank-Suizid-Schuld vor der Familie

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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bloom
Beiträge: 5
Registriert: Sonntag 25. März 2018, 16:30

Krank-Suizid-Schuld vor der Familie

Beitrag von bloom »

Hy,

ich stehe unter einem enormen psychischem und physischem Druck und würde mich sehr über ein paar Antworten freuen, da diese Themen in der "realen Welt" so gut wie nicht besprochen werden können.

Ich bin m.38, nach einem Autounfall mit 9 hat sich im laufe meines Lebens eine schwere chronische Erkrankung entwickelt, die leider aufgrund von Unwissenheit durch viele falsche Behandlungen zunehmend verschlechtert wurde.
Mittlerweile bin ich aus therapiert und habe 20 Jahre Horror hinter mir und Unsummen Geld ausgegeben. Die Symptomatiken, wie Neuropathische Schmerzen, chronische Erschöpfung, Allergien gegen "alles", ein defektes immunsystem und viel viel mehr, machen meinen tag zur Hölle und werden mit zunehmendem Alter immer schlimmer. Ich habe unendlich viel versucht, aber ich weiß mittlerweile, dass ich aus der Geschichte nicht mehr herauskommen und zunehmend weiter verfalle. Da ich auch keinerlei Medikamente vertrage oder sonstige Therapien, gibt es für mich auch keine Akutmedizin mehr. Ich bin 99 % im Bett. So far.

Meine Mutter und ich haben ein sehr inniges Verhältnis und Sie wollte das ganze nie war haben und hat mich immer gepusht mit gut gemeinten Ratschlägen und ... wie Mütter eben sind. Leider hat der Stress das ganze nur beschleunigt.
Meine Mutter zerbricht daran und würde auf jeden Fall zerbrechen, wenn ich meine Qual beende. Wäre Sie nicht da, wäre ich es wohl auch nicht mehr (Theoretisch). Es bricht mir das Herz und Sie versucht so sehr zu kämpfen und alle Diagnosen zu ignorieren. Spazieren gehen etc. wäre meine Therapie. Es spricht die Pure Verzweiflung aus Ihr.

Nun habe ich die Wahl, mich ohne Hoffnung jeden Tag zu quälen ohne die Möglichkeit die Qual zu mindern. Dann geht Sie nicht kaputt.
Ich kann endlich Schlafen und habe dabei meine Mutter und meine Familie auf dem Gewissen.

Ich bin am Boden zerstört und weiß nicht weiter. Vielleicht weiß der ein oder andere etwas zu sagen. Ich weiß, dass es für eine solche Situation keine wirkliche Lösung gibt, aber dennoch muss ich irgendetwas machen. Das hällt keiner aus.

Hätte ich Pentobarbital neben dem bett stehen, wäre die Entscheidung zumal wohl einfacher, aber dass geht wohl allen so. Ich habe zwar eine legale Schußwaffe, aber ich möchte mir keine Gewalt in dem Sinne antun. Das hatte ich genug.

Danke euch fürs Lesen und eure Gedanken.
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Krank-Suizid-Schuld vor der Familie

Beitrag von Abendstern »

Lieber bloom,

auch wenn ich leider keine Lösung für Dein Problem weiß, so möchte ich doch wenigstens Deine Zeilen nicht unverhallt lassen. Mit falschen Behandlungen habe ich leider auch so meine Erfahrungen. Es ist zermürbend. Wenigstens konnte ich nach langen Jahren mein defektes Immunsystem mit Immunglobulinen wieder auf Trab bringen. Gleichsam besserten sich auch die Allergien. Aber ansonsten war mir mit Ärzten und Therapeuten auch nicht gerade so besonders viel Glück im Leben beschieden. Beneidenswert finde ich Dein inniges Verhältnis zu Deiner Mutter. Ich wünschte, wenigstens ein solches wäre mir vergönnt. Dennoch fühlte ich ihr gegenüber lange Zeit Verantwortung bei meiner Überlegung, mich aus dem Leben zu verabschieden. Insofern kann ich Deinen Zwiespalt sehr gut verstehen. Ein wenig hoffe ich, daß Dir vielleicht mein obiger Hinweis bzgl. der Immunglobulintherapie helfen könnte, aber vermutlich hast Du das auch schon ausprobiert. So bleibt mir einstweilen leider nichts, als Dir mein herzlichstes Mitgefühl auszudrücken.

Liebe Grüße

Abendstern

...

Hinweis für den geneigten Leser: Bei Globulinen handelt es sich nicht um Globuli.
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Krank-Suizid-Schuld vor der Familie

Beitrag von Erloesung »

Hallo bloom,

das hört sich wirklich sehr traurig an, vorallem du bist ja auch noch relativ jung.

Ich kann das mit der Schuld vor der Familie sehr gut verstehen, da auch ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter habe. Als ich vor ein paar Jahren mal zu meiner Mutter gesagt habe, dass ich mich damals umbringen wollte, hatte sie gesagt, dass ich dann auch ihr Leben ruinieren würde.
Eigentlich finde ich so eine Einstellung von meiner Mutter schon ziemlich egoistisch, da auch sie sieht und weiss, dass ich leide.

Wobei bei mir die gesundheitliche Situation wohl etwas besser ist als bei dir anscheinend. Da du schreibst, dass du sehr viel im Bett liegst.. Bist du denn pflegebedürftig oder kannst du noch alles alleine machen?
Du schreibst ausserdem, dass du unter Schmerzen leidest, jedoch schreibst du ja auch, dass du "keinerlei Medikamente verträgst".
Nimmst du denn gar keine Medikamente ein?
Bei Schmerzen gibt es ja eine Vielzahl an Medikamenten mittlerweile. Was ist denn, wenn du ein Schmerzmittel nimmst? (weil du ja schreibst, du verträgst keine Medikamente) Was passiert dann, wenn du ein Schmerz-Medikament z.B. einnimmst?

LG,
Erloesung
bloom
Beiträge: 5
Registriert: Sonntag 25. März 2018, 16:30

Re: Krank-Suizid-Schuld vor der Familie

Beitrag von bloom »

Es ist schrecklich, ich werde regelrecht meiner Familie entrissen und stehe dem Machtlos gegenüber.

Danke euch sehr für die Antwort. Ich habe nicht nur Schmerzen, sondern eine Art Immundefekt, die langsam meine Körper kaputt macht und die Organe aufgrund der starken Entzündungen so überfordert, dass Sie die Grätsche machen. Leider wird das Ganze immer schneller und ich habe wirklich das Gefühl von Zugzwang. Ich vertrage leider keinerlei Medikamente und reagiere auch auf jede Nahrung mit Entzündungen. Und dann habe ich eine Familie die mich so liebt und um mich kämpft und mir geht die Puste aus und ich bin zwischen dem Ende und meiner tollen Familie irgendwo gefangen und das überlastet meine Seele so sehr.

Ich leide ja schon lange und eigentlich bin ich wirklich bereit zu gehen und ich habe mir nur immer gewünscht, dass ich in Frieden ohne Panik gehen kann. Dann natürlich noch der absurde Gedanke, dass meine Familie irgendwie damit klar käme und das Ende endlich warm und befreiend wäre, aber unter diesen Umständen wird es wohl so laufen, dass ich gehen muss in absoluter Panik und durch eine Kurzschlusstat, da ich den Zustand nicht mehr schaffe. Das ist schlimm irgendwie. Je mehr ich versuche alles zu klären, desto ungeklärter scheint es zu werden.

Ach Mist, war ein sehr emotionaler Tag heute. Vielen Dank wirklich.
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