Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Springer

Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Springer »

Damit kann sicher auch hier jemand was anfangen.

Mir geht es so, dass ich mich komplett nirgends zugehörig und entwurzelt fühle. Aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen ist das leider so und eine Änderung nicht absehbar. Ich lebe buchstäblich total isoliert.

Viel mehr Gedanken dazu zu formulieren fällt mir zur Zeit sehr schwer, da zu stark im Depressiven drin. Zur Zeit bin ich in einer Ausbildung und über Weihnachten und zum Jahreswechsel mache ich nichts anderes als in meiner Wohnung zu hocken und mich -so gut es geht- durch Dokus schauen und Internet von depressiven Gedanken abzulenken.

Was das Thema Suizid angeht bin ich hin und hergerissen. Aber selbst wenn die Gedanken einmal konkreter sind, wüsste ich gar nicht, wie ich es tun soll (was mir zusätzlich dann große Angst macht), weil alle Methoden, die für mich in Frage kämen, nicht gehen.

Ist wohl alles etwas unzusammenhängend geschrieben..

(ach ja: "Springer" war nicht wegen der Methode gewählt, sondern im Sinne von gedanklich zu springen zwischen Suizidgedanken und "Leben"..)
Horla
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Horla »

Springer hat geschrieben:über Weihnachten und zum Jahreswechsel mache ich nichts anderes als in meiner Wohnung zu hocken und mich -so gut es geht- durch Dokus schauen und Internet von depressiven Gedanken abzulenken.
War/ist bei mir auch nicht anders. Dazu kamen Halsschmerzen/Grippe. Aber wenigsten habe ich eine Wohnung.
Springer hat geschrieben:Mir geht es so, dass ich mich komplett nirgends zugehörig und entwurzelt fühle. Aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen ist das leider so und eine Änderung nicht absehbar. Ich lebe buchstäblich total isoliert.
Hast Du denn noch Verwandte (Eltern, Geschwister, usw.)?
Abendstern
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Abendstern »

Willkommen im Club.

Ich frage mich auch immer wieder, wie es passieren konnte, in einer derartigen Isolation zu landen... Wenn ich eins und eins zusammenzähle, sind mir die überaus traurigen Ursachen zwar durchaus bewußt... Aber fassen kann ich es eigentlich immer noch nicht...

Was mich am Leben hält, ist die Vision, eines Tages vielleicht Menschen in ähnlichen Situationen helfen zu können. Aber dazu müßte ich erst einmal selbst wieder auf den Beinen sein...
Horla
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Horla »

Abendstern hat geschrieben:Ich frage mich auch immer wieder, wie es passieren konnte, in einer derartigen Isolation zu landen...
So um 1990 war ich studienbedingt in einer anderen Stadt. Da empfand ich schon die "Anonymität der Großstadt", war ziemlich einsam.
Es gab noch kein Internet. Ich hab' immer zwei Amiga-Spiele gespielt, die ich besonders gern mochte, und dazu Radio gehört.
Heute, mit dem Internet, kann man sich zumindest virtuell austauschen. Ich bin keiner von denen, die das Internet euphorisch sehen, aber im Punkt "Bekämpfung von Einsamkeit" bewirkt es bei mir etwas.
Abendstern
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Abendstern »

Horla hat geschrieben:Heute, mit dem Internet, kann man sich zumindest virtuell austauschen. Ich bin keiner von denen, die das Internet euphorisch sehen, aber im Punkt "Bekämpfung von Einsamkeit" bewirkt es bei mir etwas.
Ja, wie wahr... Ich wünschte, es hätte die Möglichkeiten des heutigen Internets schon früher gegeben... Vor allem auch, was es betrifft, über den virtuellen Austausch hinaus auch live und persönlich Menschen mit ähnlichen Interessen in der näheren Umgebung kennenzulernen - und das nicht nur unter "bestimmten Vorzeichen", wie das früher so üblich war. Ich denke, das hätte in puncto Vereinsamung noch rechtzeitig einiges zum Guten bewirken können... Oft bin ich sehr traurig, daß ich diese Angebote jetzt nicht mehr wahrnehmen kann, weil eben alles so ziemlich schief gelaufen ist...
Springer

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Springer »

Horla hat geschrieben:
Springer hat geschrieben:über Weihnachten und zum Jahreswechsel mache ich nichts anderes als in meiner Wohnung zu hocken und mich -so gut es geht- durch Dokus schauen und Internet von depressiven Gedanken abzulenken.
War/ist bei mir auch nicht anders. Dazu kamen Halsschmerzen/Grippe. Aber wenigsten habe ich eine Wohnung.
Springer hat geschrieben:Mir geht es so, dass ich mich komplett nirgends zugehörig und entwurzelt fühle. Aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen ist das leider so und eine Änderung nicht absehbar. Ich lebe buchstäblich total isoliert.
Hast Du denn noch Verwandte (Eltern, Geschwister, usw.)?
Ja, habe ich, aber ich lebe jetzt woanders und da ist das Verhältnis auch ziemlich abgekühlt.

Aufgrund vieler Einschränkungen auch noch nie eine Beziehung geführt, das ist auch das Thema was am meisten runterzieht. Ich glaube der verstorbene User And war es, der an diesem Thema sehr gelitten hat. Es ist auch unglaublich traurig, sehen zu müssen, wie eigentlich alle in deinem Alter Beziehungen führen, fast von allen ehemaligen Bekannten hört man, dass sie geheiratet haben oder ähnliches. Der Schmerz, dass man sowas nicht hat und eigentlich auch keine Hoffnung mehr darauf hat, kann wirklich furchtbar sein.
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Abendstern »

Springer hat geschrieben:Es ist auch unglaublich traurig, sehen zu müssen, wie eigentlich alle in deinem Alter Beziehungen führen, fast von allen ehemaligen Bekannten hört man, dass sie geheiratet haben oder ähnliches. Der Schmerz, dass man sowas nicht hat und eigentlich auch keine Hoffnung mehr darauf hat, kann wirklich furchtbar sein.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen... Das Schlimme ist auch, man hat einfach keine Gesprächsgrundlage mehr mit ehemaligen Freunden und Bekannten, bei denen alles gut oder zumindest halbwegs normal gelaufen ist... Und obwohl auch ich sehr unter meiner Isolation leide, fühle ich mich so immer noch besser, als ständig meine Situation erklären oder krampfhaft irgendein Gespräch aufrecht erhalten zu müssen... Kaum jemand kann doch diese tiefe Traurigkeit nachvollziehen, die man empfindet, wenn andere fröhlich von ihrem Leben erzählen, während man selbst so tun muß, als würde man nicht gerade innerlich zusammenbrechen...
Springer

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Springer »

Ja, das ist so unfassbar traurig. Dass einem die "Liebe" verwehrt ist von der doch alle so schwärmen. Man ist alleine. Was hat man nur falsch gemacht? :(


Ich bin jetzt 34 Jahre alt und habe noch niemals eine Frau umarmt :( :(
Kiwi
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Kiwi »

Ja, die Einsamkeit ist kaum auszuhalten.
Ich bin geschieden und seh meinen Ex hin und wieder mit meiner Nachfolgerin. Das tut immer noch weh, obwohl ich nichts mehr für ihn empfinde. Vielleicht ist es auch das Gefühl versagt zu haben, obwohl ich weiss, dass das nicht stimmt. Aber es ist auch Neid im Spiel, dass er nicht allein ist.
Versuch von neuen Beziehungen scheiterten an versch. Dingen und so bin ich jetzt allein und einsam. Mein Alter und meine Deptessionen sind keine gute Voraussetzung für eine Partnerschaft, der Zug ist für mich abgefahren.
Nun sitz ich meine Zeit ab, bis mein natürliches Ende naht in der Hoffnung, das " alles" schnell vorbei ist. Würd gern mit den Personen tauschen, deren Todesanzeige ich in der Zeitung lese.
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Abendstern »

Kiwi hat geschrieben:Ja, die Einsamkeit ist kaum auszuhalten.
Ich bin geschieden und seh meinen Ex hin und wieder mit meiner Nachfolgerin. Das tut immer noch weh, obwohl ich nichts mehr für ihn empfinde. Vielleicht ist es auch das Gefühl versagt zu haben, obwohl ich weiss, dass das nicht stimmt. Aber es ist auch Neid im Spiel, dass er nicht allein ist. Versuch von neuen Beziehungen scheiterten an versch. Dingen und so bin ich jetzt allein und einsam. Mein Alter und meine Deptessionen sind keine gute Voraussetzung für eine Partnerschaft, der Zug ist für mich abgefahren. Nun sitz ich meine Zeit ab, bis mein natürliches Ende naht in der Hoffnung, das " alles" schnell vorbei ist. Würd gern mit den Personen tauschen, deren Todesanzeige ich in der Zeitung lese.
Ja, diese Gedanken kenne ich auch... Seufz. Irgendwie geht es hier doch vielen ähnlich... Auf die eine oder andere Weise...
Verzweifelter
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Verzweifelter »

Ja, vor allem wenn man sieht, wie schnell und einfach manche sterben, die gar sterben wollten. Ein kleines Mißgeschick oder ein Herzinfarkt und Alles ist vorbei. Was für die meisten Leute ein tragisches Unglück ist, würde ich mir für mich selber wünschen.
glycerine

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von glycerine »

Ich bin auch total einsam und mittlerweile auch verzweifelt wegen Nichtzugehörigkeit und Einsamkeit.
Last Escort
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Last Escort »

glycerine hat geschrieben:Ich bin auch total einsam und mittlerweile auch verzweifelt wegen Nichtzugehörigkeit und Einsamkeit.
glycerine, zu was oder wem möchtest Du denn dazugehören?
Springer

Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Springer »

Abendstern hat geschrieben:
Springer hat geschrieben:Es ist auch unglaublich traurig, sehen zu müssen, wie eigentlich alle in deinem Alter Beziehungen führen, fast von allen ehemaligen Bekannten hört man, dass sie geheiratet haben oder ähnliches. Der Schmerz, dass man sowas nicht hat und eigentlich auch keine Hoffnung mehr darauf hat, kann wirklich furchtbar sein.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen... Das Schlimme ist auch, man hat einfach keine Gesprächsgrundlage mehr mit ehemaligen Freunden und Bekannten, bei denen alles gut oder zumindest halbwegs normal gelaufen ist... Und obwohl auch ich sehr unter meiner Isolation leide, fühle ich mich so immer noch besser, als ständig meine Situation erklären oder krampfhaft irgendein Gespräch aufrecht erhalten zu müssen... Kaum jemand kann doch diese tiefe Traurigkeit nachvollziehen, die man empfindet, wenn andere fröhlich von ihrem Leben erzählen, während man selbst so tun muß, als würde man nicht gerade innerlich zusammenbrechen...
Ich habe nichtmal Bekannte. Gar niemanden. Das ist jetzt schon seit ungefähr 10 Jahren so...unfassbar eigentlich. In diesen 10 Jahren hatte ich mal eine gute Freundin, die weiter weg wohnte, für die ich aber leider irgendwann zu viel empfunden habe und dann mit der Eifersucht zu kämpfen hatte. Der Kontakt brach ab.

Aber das kann ich nachvollziehen, wenn man über das "Heil-Welt-Leben" anderer zuhören muss, ist das sicherlich auch belastend. Bei mir reicht es da schon, wenn ich die Gespräche von Fremden mitkriege.

Es müsste irgend ein Wunder oder Glück passieren, das die ganzen Probleme wegzaubert und ich wäre wohl kein Mensch mit Depressionen.
Last Escort
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Re: Suizidal wegen "Nichtzugehörigkeit"/Einsamkeit

Beitrag von Last Escort »

Verzweifelter hat geschrieben:Ja, vor allem wenn man sieht, wie schnell und einfach manche sterben, die gar sterben wollten. Ein kleines Mißgeschick oder ein Herzinfarkt und Alles ist vorbei. Was für die meisten Leute ein tragisches Unglück ist, würde ich mir für mich selber wünschen.
Das geht mir auch jedes mal so. Erst letzte Woche ist ein sehr naher älterer Verwandter gestorben. Ich muss dann immer meinen Neid auf den Verstorbenen und meinen Neid auf dessen Glück verbergen vor den anderen. Während die anderen Weinen muss ich mir ein Schmunzeln über die neidvolle Erkenntnis "der hats hinter sich" unterdrücken. Rein egoistisch gedacht - aber dem Verstorbenen ist es eh wurscht und dass die "Normalos" das Ableben mit negativen Gefühlen belegen, dafür kann ich nichts. Ich kann ihnen allerdings helfen mit ihrer Trauer besser klar zukommen.
Ich habe bereits mehrfach festgestellt, dass einen diese Sichtweise zu einem guten Trauerbegleiter macht. Man darf es natürlich nicht übertreiben, etwas "Trauer" muss man schon spielen sonst kommen unangenehme Fragen. Wer will schon gerne vor "Normalos" zugeben, dass er es kaum erwarten kann auch sterben zu dürfen. Solche Geständnisse würden nur die Büchse der Pandora zu unendlichen und mitleidigen Hilfsversuchsbeschwörungsdiskussionen öffnen, was unter allen Umständen zu vermeiden ist.
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