Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

Peterchen hat geschrieben:
cabinas hat geschrieben:Du solltets m.A.n. viel eher darueber reflektieren, ob nicht genau diese Tatsache, dass du das einzige Kind ist, dass deine Eltern haben, dich vom Suicid abhalten sollten. Gedanken darfst du haben soviele du willst, Die Handlung aber, die bedenke unter diesem Aspekt.

1) Sie werden sich riesig gefreut haben als du zur Welt kamst. Dies Tatsache deiner Geburt gab ihnen die Identitaet des Eltern-Seins und hat womoeglich ihre gemeinsame Liebe bestaerkt. Das vernichtest du. Mit welchem Recht?
Die Frage ist eher: Mit welchem Recht erwarten Eltern, dass man ihretwegen ein qualvolles Leben führt? Von einem anderen Menschen zu verlangen, dass er noch Jahrzehnte weiterleidet, nur damit man nicht um ihn trauern muss, ist der Gipfel des Egoismus.

Außerdem ist Fortpflanzung kein altruistisches Projekt. Beim Kinderkriegen geht es nicht darum, einer nicht-existierenden Person einen Gefallen zu tun, indem man ihr dieses tolle Leben schenkt. Das würde auch keinen Sinn ergeben, denn erstens haben nicht-existierende Personen kein Interesse am Leben, zweitens ist es fraglich, ob man ein Leben voller Strapazen, das nach ein paar Jahren auf Alter und Krankheit hinausläuft, wirklich als "Geschenk" bezeichnen kann. Insofern: Kinder bekommt man aus Egoismus. Man möchte etwas niedliches zum Knuddeln, man möchte Gesellschaft. Und in manchen Fällen geht es ja auch gut, weil Menschen entstehen, die ihr Leben einigermaßen ertragen. Wenn es aber schief geht, und ein Mensch entsteht, der sein Leben als Zumutung empfindet, dann gibt es schon aufgrund der Unfreiwilligkeit der Geburt keine Pflicht, am Leben zu bleiben.
3) Es gibt so etwas wie Verantwortung deinerseits. Und bitte komme nicht mit dem Spruch, man habe dich nie gefragt ob du geboren werden willst.
Aber so ist es doch. Die Geburt ist eine Art Überrumpelung. Unsere Existenz beginnt als Lebensbereicherungsprojekt unserer Eltern, ohne dass wir dabei mitreden konnten. Wenn das Leben aber schon unfreiwillig beginnt, dann sollte es zumindest im Erwachsenenalter freiwillig sein. Als Erwachsene sollten wir frei entscheiden können, ob wir das Leben, das uns aufgedrängt wurde, überhaupt wollen, oder ob wir in die Nichtexistenz zurückkehren möchten. So wie wir als Erwachsene entscheiden können, ob wir in der Kirche bleiben wollen, in die wir durch die Taufe ungefragt hineingesteckt wurden.
Also dieser Gedanke "ich wurde nie gefragt" wird ja im Forum seit Jahren immer wieder mal durchgekaut. Dabei ist diese Feststellung "ich wurde nie gefragt" voellig ueberfluessig, Es ist ja eine Wirklichkeit, dass "Du" da bist (und jeder andere ebenso". Ob gefragt oder nicht, sei dahingestellt. Mit deiner Anwesenheit auf der Welt verknuepfen sich bestimmte soziale Eigenschaften. Einsamkeit zum Beispiel ist die groesste Strafe, die der Mensch kennt (Lese nochmals Robinson Cruoso, ein Kind der Kolonialzeit, der sich am Ende aus Einsamkeit so sehr "erniedrigte" (aus seiner Warte gesehen)", dass er lieber die Gemeinschaft mit einem "Untermenschen", einem Neger, verbrachte, als weiter alleine zu sein.
Also, soziale Gebundenheit ist eine Wirklichkeit. Das ist dein Naechster. Das ist Teil des Menschseins. Wenn du nun sagst "ich wurde nie gefragt" und daraus Konsequenzen ziehen moechtest, musst du ebenso konsequent die Gemeinschaft der Menschen meiden, komplett und vollstaendig. Wenn du sie nicht meidest, akzeptierst du dein Menschsein, akzeptierst also, zwar nicht gefragt worden zu sein, aber vorhanden zu sein.
In dem du die Menschheit, die soziale Gemeinschaft, akzeptierst, akzeptierst du auch bestimmte Regeln die sie sich selber gab.
Eine der Regeln lautet Solidaritaet mit dem Schwachen. (Vor 500 Jahren hat Cabeza de Vaca auf seiner Flucht durch Florida erlebt, dass Indios die Alten und Kranken, die nicht mehr weiter konnten, die Kehle durchschnitten. Das haben alle akzeptiert).

Es ist ein Klischee zu sagen, meine Eltern stellen sich hin und verlangen dass ich ein leben in Qual fuehre. Keine Eltern tun das. Eltern leiden mit dir mit. Normalerweise.
Von der "Fortpflanzung" hast du, scheint mir, keine Ahnung. Natuerlich gibt es Menschen, die wollen auf Teufel komm raus ein Kind, wie andere Leute ein Auto.
Allgemein aber ist es, dass ein Kind die Frucht von Liebe ist, von gegenseitiger Hingabe. Das ist kein dummer Spruch. Die sagen nicht "nun machen wir ein Kidn", sondern die Frau sagt eines tages "du ich krieg ein Kind" und der Mann ist aus dem Haeuschen. Ausnahmen abgesheen,wie immer.
Warum?
Weil dadurch ihre Liebe, ihre Verbundenheit, eine gemeinsame Identitaet bekommt. Wie ein Volk eine politische Identitaet benoetigt, so gibt es die liebende Identitaet zwishcen Menschen. "Wir haben was gemeinsames gemacht", unser Kind.

Ich weiss ja nichts von dir, weiss also auch nicht wie du zu Kindern stehst, aber lass dir gesagt sein, dass wir, die Menschen, durch unsere Kinder leben. Und nicht durchs Kino.
Es wird sich also kein Elternteil hinstellen und sagen: Nun leide mal tuechtig mein Sohn, damit wir weiterhin dich sehen koenenn. Die werden, wie gesagt, mit dir mit leiden. Manchmal bekommt so etwa sdas "Kidn" nicht mit.

Du meinst: ",,,ob man ein Leben voller Strapazen, das nach ein paar Jahren auf Alter und Krankheit hinausläuft, wirklich als "Geschenk" bezeichnen kann."
Ich hab das Beispiel gebracht aus dem Heim fuer geistig und koerperlich Behinderte. ja, sie haben es als Geschenk gesehen und keiner wollte sterben.
Davon abgesehen: der Vorgang des Alterns und Sterbens ist in der gesamten Natur. Mit der Denkform, das man dieses altern und sterben nur als Last empfinden kann, muesste als Konsequenz in sich tragen, die gesamte Natur zu vernichten, weil sie sowieso nur altert und stirbt. Da kann man sie auch gleich in die Luft bomben.

Du schreibst: " Unsere Existenz beginnt als Lebensbereicherungsprojekt unserer Eltern, ohne dass wir dabei mitreden konnten"
Das ist meiner Ansicht nach ziemlich verachtlich gedacht ueber den gemeinsamen Wunsch von liebenden Menschen ein Kind als Gemeinsames "Produkt der Liebe" haben zu wollen.
Und ja, ich weiss, viele Kinder kommen "zufaellig" auf die Welt, werden, wie Brel das so schoen sang, "auf dem Klo gezeugt". Das nimmt aber nicht das Wesen des Kindseins und der Liebe weg. Ich glaube, wenn du wirklich so denkst, dann ist dein Blickwinkel schraeg,. dann versuche das doch mal aus anderer Richtung zu sehen.
Und wenn du noch nie die Sehnsucht hattest mit einem Menschen den du libst ein Kind zu haben, hast du etwas versaeumt.

Du tust wirklich so, als haben dich deine Eltern aus Sadismus gezeugt, damit es dir richtig elend geht und sie dir nun im Weg stehen beim abtreten aus der Welt.
Nein.
Du siehst doch, dass du die Freiheit hast aus dem Leben zu gehen. Du willst es doch.
Deine Eltern stehen nicht mit gezuecktem Revolver da um dich zu hindern.
Aber sie leiden mit. Und sie wollen nicht leiden (wie auch du nicht leiden willst), also werden sie versuchen dich dazu zu bewegen am Leben zu bleiben.
Das ist ein normaler Vorgang.

Davon abgesehen: niemand hier weiss, was morgen ist. Schon morgen kannst du deine Ansicht und Absicht grundlegens geaendert haben.

Nur der Klarheit wegen: Ich stand selber hier und war bereit mein Leben weg zu geben weil ich es unertraeglich fand, schmerzhaft. Ich weis was leiden ist. Ich habe alles gehabt fuer den Suicid. Aber dann ist etwas eingetreten (was ich nicht nenne), ploetzlich, von jetzt auf sofort,. eine "Ungeheuerlichkeit" die alle meine Plaene zu Makulatur machte.
Und genauso kann es bei dir sein, Oder sonstwem. Und dann sieht man die Welt ploetzlich aus anderem Blickwinkel, und man erkennt, so wie ich dachte, war es ein kleiner Tellerand.

Auf den Nenner gebracht: Solange du atmest bist du Teil der Gemeinschaft und damit Teil der Regeln, die sich die Gemeinschaft gab. Dazu gehoert Solidaritaet, Ehrlichkeit, Respekt, und Dankbarkeit.
War dein Leben eine einzige Kette von Leid, Tag fuer Tag fuer Tag und Stunde um Stunde? Schon als Kleinkind?
Oder gabs nicht auch schonee Momente, in denen du dich gluecklich fuehltest? Und sei es in der Kindheit. Nie gelacht?

Meine Fluechtigkeitsfehler bitte ueberlese, ich sitze hier mit krummen Ruecken....
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

chris84 hat geschrieben:sie haben meine Gründe sowohl verstanden als auch akzeptiert. Sie konnten gut verstehen warum ich nicht mehr leben wollte. .
Kein Mensch ist derart objektiv, so wie du es von dir behauptest (durch das was du sagst), dass er seine eigene Handlungen objektiv und rational durchschaut. Deshalb machen Analytiker bei einem anderen Analytiker die Eigenanalyse. Schlichter gesagt: Ein Buchautor uebersieht seine Fehler, darum gibt es dne Lektor.
Das alles geht nur von aussen.

Als Aussnestehender kann ich es also unter Umstaenden dieen Motive besser erkennen als du selber.
Meine Lebenserfahrung mit mir und mit vielen Menschen in teils extremen Situationen sagen mir, dass du dich betruegst. Du bekraeftigst mir ein wenig zu sehr das Beduerfnis es doch nur gut mit ihnen zu meinen.
Du betonst mir ein wenig zu sehr, dass ihr alles sachlich durchgesprochen habt.
Du bist mir ein wenig zu sehr auf der Linie dessen, der sich seiner Sache komplett sicher ist (und dabei auf schwankendem Boden steht.)

Daher bin ich der Ueberzeugung, du betruegst dich selber, wenn du behauptest, du meinst es nur gut mit deinen Eltern.
Der obige Satz, den ich von dir zitiere, den moechte ich kommentieren:

Gruende verstehen ist eines. Gruende akzeptieren ist etwas ganz anderes anderes.
Ich kann die Gruende, warum mein Nachbar mich umbringen will, verstehen. Ich kann sie aber nicht akzeptieren.

Gruende theoretisch akzeptieren ist eines.
Diese Theorie dann ploetzlich in aller Radikalitaet in der Wirklichkeit Sinnlich zu erfahren, ist etwas komplett anderes.

Ich nehme es dir nicht ab, dass sie akzeptieren, dass du vorzeitig aus dem Leben gehen willst. Ich nehme dir ab, dass du der Ansicht bist, sie akzeptieren es.
Aber in ihre Herzen kannst du nicht blicken.

Du meinst, die Diskussion ueber Moral und Unmoral (ich sags einfach mal so simpel) gehoere nicht zum Strang, du habest dich damit auseinander gesetzt, dir geht es nur um eine Antwort.

Ja du, aber ich nicht, ich habe mich nie damit auseinandersetzen konnen (keiner hier konnte es), du ueberrumpelst mich (und alle anderen) mit einem amoralischem Verhalten und erwartest, dass ich es hinnehme und dir nur auf die Frage Antwort gebe.
Das also ist mein Grund vom Strang abzuweichen.

Ich kann ja auch nicht em Dieb sagen: Junge, verstehe, du hast dich lange damit beschaeftig, und ja, ich habe Geld in der Boerse.

LD100 hat es richtig gesagt: "Wenn dich deine Eltern lieben und du vor ihnen gehst, wird es ihnen das Herz brechen," - egal wie oft du mit ihnen diskutiert haben solltets, falls ueberhaupt. So wie du deinen Vater beschriebst, gab es nie Diskussion. Passt naemlich nicht zu deiner "Beschreibung" seiner Persoenlichkeit, bzw. Verhaltens.

Aber wer weiss, solange ich nicht die Hintergruende deiner angeblich klaren Entscheidung kennen, vor deinen Eltern den Abgang zu machen, kann ich auch annehmen, du kokettierst nur mit dem Entsetzen.

Denn all deine Fragen sind eigentlich ueberfluessig. Wenn du so klar waerest, braeuchtets du nicht die Meinung irgendwelcher Menschen hoeren, die zu dir keine Beziehung haben und zu denen du keine Beziehung hast.

Wir hatten hier kurz das Gespraech ueber den Film "Die Bruecke" und wer den Film sah und die Interviews Ueberlebender las, weiss, dass die meisten im Fall dachten: Scheise haette ichs doch nicht gemacht.

Ich will nicht wissen, was du denkst. Es koennte unangenehm fuer dich sein.

Wenn du deine Eltern wirklich liebst, und sie dir wichtig sind, lass es und kuemmere dich um sie. Das waere eine edle Aufgabe.
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

alycat hat geschrieben:Ok cabinas;) du hast ja recht...heuchelei ist das letzte...
Ihr müsst dann wohl alle männlich sein...;)
Scheinbar sind frauen sensibler im Allgem. ^^ bin fast vor Schock erstarrt lol
...dachte es wird chris sehr verletzen...
ja ich denke immer, gut dass meine ma noch nen sohn hat, falls ich verschwinde...

Siehst du, dein letzer Satz, der wahr ehrlich! Und das finde ich schoen.
Peterchen
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Peterchen »

Also dieser Gedanke "ich wurde nie gefragt" wird ja im Forum seit Jahren immer wieder mal durchgekaut. Dabei ist diese Feststellung "ich wurde nie gefragt" voellig ueberfluessig, Es ist ja eine Wirklichkeit, dass "Du" da bist (und jeder andere ebenso".
Was du nicht sagst. Die Frage ist aber nicht, ob ich lebe, sondern, ob es eine Pflicht zum Weiterleben gibt. Und die Unfreiwilligkeit unserer Entstehung liefert ein gutes Argument zur Verneinung dieser Frage. Denn wie gesagt: Wenn wir schon nicht gefragt werden, ob wir dieses Leben, mit allen Strapazen und Widerwertigkeiten, die es mit sich bringt, überhaupt wollen, dann sollten wir es zumindest wieder verlassen können, wenn es uns nicht gefällt.
Das ist dein Naechster. Das ist Teil des Menschseins. Wenn du nun sagst "ich wurde nie gefragt" und daraus Konsequenzen ziehen moechtest, musst du ebenso konsequent die Gemeinschaft der Menschen meiden, komplett und vollstaendig. Wenn du sie nicht meidest, akzeptierst du dein Menschsein, akzeptierst also, zwar nicht gefragt worden zu sein, aber vorhanden zu sein.
Das ergibt keinen Sinn. Wenn das Leben freiwillig ist, wie ich behaupte, dann kann ich der Gesellschaft angehören, solange ich will, und die Gesellschaft verlassen, wenn ich es nicht mehr will. Mit meinem Freitod enden alle Pflichten gegenüber der Gesellschaft.
Es ist ein Klischee zu sagen, meine Eltern stellen sich hin und verlangen dass ich ein leben in Qual fuehre. Keine Eltern tun das. Eltern leiden mit dir mit. Normalerweise.
Das ändert doch nichts an dem Leid und an der Tatsache, dass Angehörige in vielen Fällen wirklich darauf bestehen, dass ein Familienmitglied am Leben bleibt und weiterleidet, nur damit ihnen die Trauer und die Peinlichkeit erspart bleibt. Und da sage ich: Das ist der Gipfel des Egoismus. Damit wird derjenige zum Leibeigenen seiner Familie.

Es gibt keinen Anspruch darauf, dass ein anderer weiterleidet, nur damit man selbst nicht auf seine Gegenwart verzichten muss.

Das gilt übrigens auch für Beziehungen. Es wäre eine absurde Forderung, dass jemand in einer für ihn unglücklichen Ehe bleiben soll, nur damit dem anderen der Trennungsschmerz erspart bleibt. Das würde nämlich bedeuten, ein bloßes Mittel für die Zwecke eines anderen zu sein.
Von der "Fortpflanzung" hast du, scheint mir, keine Ahnung. Natuerlich gibt es Menschen, die wollen auf Teufel komm raus ein Kind, wie andere Leute ein Auto.
Allgemein aber ist es, dass ein Kind die Frucht von Liebe ist, von gegenseitiger Hingabe. Das ist kein dummer Spruch. Die sagen nicht "nun machen wir ein Kidn", sondern die Frau sagt eines tages "du ich krieg ein Kind" und der Mann ist aus dem Haeuschen. Ausnahmen abgesheen,wie immer.
Ich will dich nicht enttäuschen, aber ich fürchte, dass auch Liebe auf Egoismus beruht. Worauf sonst? Man sucht sich einen Partner, weil man glaubt, mit Partner glücklicher zu sein als ohne. Und aus dem gleichen Egoismus bekommt man Kinder. Und natürlich sind die meisten Kinder, die heute geboren werden, geplant, beruhen also auf einem Kalkül.
Ich hab das Beispiel gebracht aus dem Heim fuer geistig und koerperlich Behinderte. ja, sie haben es als Geschenk gesehen und keiner wollte sterben.
Und deshalb muss der Rest der Welt genauso denken?
Davon abgesehen: der Vorgang des Alterns und Sterbens ist in der gesamten Natur. Mit der Denkform, das man dieses altern und sterben nur als Last empfinden kann, muesste als Konsequenz in sich tragen, die gesamte Natur zu vernichten, weil sie sowieso nur altert und stirbt.
Man könnte auch versuchen, Alter und Krankheit zu überwinden. Aber solange es diese und viele andere Übel gibt, bringt das Leben eine Menge Leid mit sich. Und wenn jemand zu dem Schluss kommt, dass diesem Leid keine nennenswerten Freuden gegenüberstehen, wenn er also eine negative Bilanz zieht, dann kann es vernünftig sein, das Leben zu beenden.
Du tust wirklich so, als haben dich deine Eltern aus Sadismus gezeugt, damit es dir richtig elend geht und sie dir nun im Weg stehen beim abtreten aus der Welt.
Das nennt man Strohmann-Argumentation. Dem anderen irgendeinen Kram zu unterstellen, den er nie behauptet hat.

Meine Eltern haben nicht aus Sadismus gehandelt, aber, wie alle anderen Eltern, aus Egoismus. Dieser Egoismus ist dermaßen üblich, dass man deswegen niemandem einen Vorwurf machen kann. Trotzdem ist es eine egoistische Entscheidung, ein Kind zu bekommen. Man will nicht einer nicht-existenten Person einen Gefallen tun, sondern man will das eigene Leben bereichern.
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

Glaubst du wirklich, ich wuerde auf all deine einseitige Weltsicht Antwort geben?
Sinnlos.
Du weisst sogar dass deine Eltern aus Egoismus gehandelt haben - du bist jener, der in die Herzen des Menschen blicken kann. Gratulation.
Du willst die Welt schwarz sehen, also sehe sie.
Ist nicht mein Problem.
Peterchen
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Peterchen »

cabinas hat geschrieben: Du weisst sogar dass deine Eltern aus Egoismus gehandelt haben - du bist jener, der in die Herzen des Menschen blicken kann.
Welches andere Motiv können sie gehabt haben? Wie gesagt: Die Zeugung einer Person kann unmöglich als Wohltat gegenüber dieser Person verstanden werden. Einfach deshalb, weil eine nicht-existierende Person kein Interesse am Leben hat. Es kann also nur um die Wünsche meiner Eltern gegangen sein und nicht um meine eigenen. Deshalb sind Formulierungen wie "jemandem das Leben schenken" so absurd.

Allerdings habe ich schon betont, dass ich meinen Eltern diesen Egoismus nicht vorwerfe. Ich halte es nur für falsch, das Kinderkriegen als moralische Edeltat anzusehen. Die Vorstellung, dass man für ein Leben, um das man nie gebeten hat und das sich in vielen Fällen als Zumutung erweist, dankbar zu sein hat und etwas schuldig ist - diese Vorstellung lehne ich ab.
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Der Satz mit den Gründe verstehen und akzeptieren war eher so gemeint, dass meine Eltern alles ruhig und gefasst aufgenommen haben. Das war nur die äußere Reaktion. Natürlich weiß ich nicht was im Inneren bei ihnen abgegangen ist. Aber sie haben mir auch keine Vorwürfe gemacht. Es fiel auch kein Satz wie „aber deswegen kannst du dich doch nicht umbringen“, oder „stell dir vor was du uns damit antust.“ Das Gespräch damals lief ruhig und entspannt ab. Kein Rumgeheule, keine Vorwürfe oder sonst was. Und das habe ich zumindest als eine Art von Akzeptanz aufgefasst. Das heißt natürlich nicht, dass meine Eltern mich einfach so gehen lassen und meinen Tod so hinnehmen würden. Das liegt ja in der Natur der Eltern dass sie ihre Kinder beschützen wollen. Deswegen kündige ich einen Suizidversuch niemals vorher an. Weder gegenüber den Eltern noch sonst wen.

Ich will die Gründe für meine Idee noch mal etwas näher erklären. Am Besten mit Hilfe eines kleinen Gedankenexperimentes. Mal angenommen ich lebe weiter. Irgendwann in einigen Jahren bekommt mein Vater Krebs. Ich schätze ihn soweit so ein dass er da nicht gleich sterben will sondern erstmal versucht den Krebs zu bekämpfen. Aber der Krebs entwickelt sich weiter und ist dann irgendwann nicht mehr heilbar und seine Leiden verschlimmern sich. Sein Leben und Leiden wird für ihn nicht mehr zumutbar. Ob er sich dann für einen Freitod oder für den harten letzten Weg entscheiden würde, dass kann ich natürlich nicht voraussehen. Aber wenn er sich für einen Freitod entscheiden würde, so möchte ich dass er dann auch die Möglichkeit dazu hat.
Was würde ich in diesem Fall also tun? Erstmal die Möglichkeiten bzgl. Sterbehilfe abklären. Sollte sein Sterbehilfe-Antrag genehmigt werden so würde ich ihn auch unterstützen bspw. bei der Begleitung in die Schweiz oder bei der Kontaktaufnahme mit dem entsprechenden Sterbehilfeverein. Das tödliche Medikament muss er dann natürlich selbst einnehmen.
Was ist aber wenn sein Antrag nicht mehr rechtzeitig bearbeitet werden kann? Dann braucht man Alternativen zu Sterbehilfe. Und da kommen dann andere humane Methoden zum Einsatz. Also würde ich ihn anderweitig unterstützen indem ich dann z. B. die tödlichen Medikamente besorge. Das heißt jedoch nicht, dass ich ihn die Methoden bzw. Medikamente aufdränge. Ich besorge nur das „Equipment“. Den letzten Schritt muss er auch hier dann selbst tun. Oder er kann es auch wieder abbrechen und sich anders entscheiden. Ich zwinge ihm ja nix auf.

Dieses Beispiel beruht jetzt aber nur auf der Annahme dass ich weiterleben würde, was ich aber nicht vorhabe. Jetzt stellen wir uns noch mal die gleiche Situation vor, nur mit dem Unterschied dass ich dann nicht mehr da bin. Hätte mein Vater bzw. meine Eltern dann immer noch die gleichen Möglichkeiten für einen friedlichen Ausgang? Eher nicht, denn meine Eltern haben weder Computer- noch Internetkenntnisse. Also die Möglichkeiten sich in solch einem Fall dann über Sterbehilfe bzw. humanen Suizidmethoden zu informieren sind schon mal stark eingeschränkt. Ich will ihnen diese Möglichkeiten aber nicht vorenthalten. Ich will mit der Weitergabe meiner Aufzeichnungen sicherstellen dass sie auch ohne meine Hilfe die Möglichkeit auf einen friedlichen Tod haben. Das und nix anderes will ich. Ob sie diese Möglichkeiten dann in Anspruch nehmen oder nicht, das ist dann deren Entscheidung.

Das mit der möglichen Krebserkrankung war jetzt nur als Beispiel gedacht. Sicher kann man es noch auf andere Leiden übertragen die ein Leben unerträglich machen können. Es diente jetzt nur zur Veranschaulichung meiner Idee.

Wer jetzt aber immer noch der Meinung ist, dass ich damit nur mein Gewissen beruhigen will dem kann ich echt nicht mehr weiterhelfen.

Auch möchte ich noch mal betonen, dass ich diesen Thread aus reiner Neugierde geöffnet habe. Mich haben wirklich nur eure verschiedenen Ansichten interessiert. Deswegen sage ich noch mal danke (auch an Cabinas) für eure interessanten Meinungen zum Thema.
Wie gesagt, ich habe nicht erwartet dass ihr alle meine Idee befürwortet (in der Hoffnung mir damit eine moralische Erlaubnis einzuholen).
alycat
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von alycat »

Das ist echt cool chris...wie tolerant du bist...
Ich hatte schon befürchtet...es kommt zu einem gr. Streit...

ach wirklich deine eltern wissen quasi schon Bescheid...fragen sie dich manchmal ob du es wieder tun würdest?
Also ich meine seit dem Versuch ob es wieder ein Gesprächsthema war...

ja stimmt peterchen der Satz " deine Elter
alycat
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von alycat »

"Das leben ist ein Geschenk" ist absurd...
denn nicht jeder ist happy...

cabinas darf ich fragen ob deine Eltern noch leben? ich meine du hast ja eine klare Meinung zum Thema suicide und Verantwortung. ..
Heisst es, dass du es nicht machen würdest aber es dir trotzdem wünschst?
sry hoffe ist okay dass ich es frage
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Nun ja, ich bin halt mehr so der lockere und gechillte Typ der keinen Streit/Stress will. Solange solche Diskussionen nicht ins Beleidigende gehen (und bisher lief ja alles sehr sachlich ab), kann ich auch Kritik annehmen.

Also mich gefragt ob ich es erneut tun würde haben sie nicht. Sie fragten nur ob ich froh darüber bin dass es nicht geklappt hat mit dem Suizidversuch. Und da habe ich direkt mit nein geantwortet. Auch da haben sie nicht weiter drauf reagiert.

Das würde mich jetzt auch mal interessieren, Cabinas, was der Grund für deine Anwesenheit in diesem Forum ist? Also nicht jeder User ist hier weil er sterben will. Manchmal auch nur um über seine Probleme zu reden. Warst du auch schon mal früher hier im Forum (unter einem anderen Namen)?
Manuela Maria
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Manuela Maria »

Lieber Chris, ich war schon lange nicht mehr hier und den ersten Bericht seit lagen ist dieser hier von dir. Erst einmal, schön dass es dich noch gibt!!! Wie du siehst mich auch noch. Ich habe noch wichtige Aufgaben, wenn du dich erinnern kannst, meine Mutter. Sie ist an diesem Punkt des dahinvegetieren und braucht bei allem Hilfe. Sie würde auch gerne sterben, aber selber könnte sie es nicht mehr tun. Das tut mir sehr weh, ich kann ihr nicht helfen, oder will es nicht, weil ich zu feige bin.

Ich finde es gut das du dir solche Gedanken machst über deine Eltern. Und, ja ich würde es ihnen zukommen lassen. Ob sie es verwenden bzw. umsetzen wollen, bleibt ihnen überlassen (falls sie dann noch in der Lage dazu sind). Nur kann es sein das sie so geschockt sein werden (wenn du selbst gewählt dieses Leben beendest), dass sie Suizid nicht noch näher an sich heranlassen werden und es evtl. sogar verachten. Aber wie schon gesagt, ist dann ihre eigene Entscheidung.

Auf der anderen Seite, könnte dich das motivieren hier zu bleiben und das Leben nicht "zu schwänzen".
Deine Eltern brauchen dich um so mehr, gerade weil du Einzelkind bist. Bei mir ist diese Leebenssituation jetzt eingetreten (Pflegebedürftigkeit eines Elternteiles) und ich fühle mich damit gut. Auch wenn ich nach wie vor leide, Schmerzen und Depris habe. Ich ziehe das jetzt durch. Wenn du nicht für dich bleiben möchtest, dann vielleicht für deine Eltern. Ich möchte dich nicht beschwatzen, sondern nur Denkangstöse geben.

Liebe fängt da an, wo die meisten damit aufhören
Das habe ich neulich irgendwo aufgeschnappt. Finde es trifft den Punkt der unbequemen Wahrheit. Auch wenn Wahrheit für jeden auch immer wieder etwas anderes bedeuten mag, dann füge ich eben – meine Wahrheit dazu.

Liebe Grüße

Manuela Maria
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

chris84 hat geschrieben:Nun ja, ich bin halt mehr so der lockere und gechillte Typ der keinen Streit/Stress will. Solange solche Diskussionen nicht ins Beleidigende gehen (und bisher lief ja alles sehr sachlich ab), kann ich auch Kritik annehmen.

Also mich gefragt ob ich es erneut tun würde haben sie nicht. Sie fragten nur ob ich froh darüber bin dass es nicht geklappt hat mit dem Suizidversuch. Und da habe ich direkt mit nein geantwortet. Auch da haben sie nicht weiter drauf reagiert.

Das würde mich jetzt auch mal interessieren, Cabinas, was der Grund für deine Anwesenheit in diesem Forum ist? Also nicht jeder User ist hier weil er sterben will. Manchmal auch nur um über seine Probleme zu reden. Warst du auch schon mal früher hier im Forum (unter einem anderen Namen)?
Ich war frueher hier, und habe sehr ernsthaft daran gedacht mich umzubringen. Ueber diesen Gedanken goggelte ich und fand dieses Forum. Ich habe im laufe der Zeit sehr ernsthaft und gezielt alle Vorbereitungen zu meinem Ableben getroffen. Doch bevor es zur Handlung kam, geschah etwas sehr aussergewohnliches bei mir in meinem Umfeld, worueber ich nicht rede, vielleicht ein andermal, was meine gesamte Gedankenwelt umstuerzte.
Was ich damit auch sagen will: Ich respektiere, das sich jemand umbringen moechte. Ich bin zwar heute der Ansicht, man weiss nie was morgen ist, daher sollte man versuche diese Entscheidung wieder und wieder und wieder zu ueberdenken und nicht spontan zu handeln. Aber grundsaetzlich respektiere ich es.

Respektieren heisst aber nicht akzeptieren, also Einverstanden sein. Das ist der Unterschied. Auch mir war damals bewusst, das es "nicht richtig" sei.

alycat fragt, ob meine Eltern noch leben.
Nein.
Aber ich bin Vater.
Und es gibt unter den Kindern einige (das hoert sich jetzt an als gaebe es 20 Kinder und so 4-5 andere, natuerlich nicht, es sind 5 Kinder) die mir sehr, sehr weh getan haben. Sehr ungerecht, sehr hartherzig, sehr schmerzvoll.
Und dennoch wuerde ich furchtbar verzweifeln, wenn sie vor mir stuerben, wenn sie Suicid begehen wuerden, wenn sie einen Unfall haetten - das waere Grausam.Ob das die Kinder wissen, weiss ich nicht. Vielleicht denken sie, es wuerde mich nicht beruehren. Das stimmt aber nicht, als Elternteil leidet man mit dem Kind mit, es ist, das hoert sich jetzt pathetisch an, ein Stueck des eigene Ichs und wenn dieses Stueck eigene Ich stirbt, stirbt ein Teil von mir. Ja, da leidet man mit, sehr sogar, und darum denke ich, tief im innern leiden deine Eltern. Ob mit oder ohne deine "Sterbeanleitung".

Daher bin ich der Ansicht, Chris, du weisst nicht was in den Herzen deiner Eltern ist. Dein Motiv habe ich jetzt verstanden und dennoch bleibt es von dir - ihnen gegenueber- Egoistisch und Herzlos. Gedankenlos, trotz deiner vieler Gedanken.
Woher weisst du, dass sich deine Einstellung zu Leben und Tod nicht aendern koennte, wenn du dich entscheiden wuerdest, weiter leben zu wollen, um deinen Eltern spaeter Liebe und Stuetze zu sein? Dein Leben haette eine Aufgabe (vielleicht zusaetzlich zu deinen derzeitigen Aufgaben).

Ich wills mal offen sagen: Was waeren wir, wenn es nicht die Liebe gaebe?
Und wenn die Antwort ist. Aber bei mir gibts keine Liebe!, dann hast du einen der Schluessel fuer den Grund des Suicid in der Hand.

Ha ha, kannst du nun sagen, aber du hast nicht an deine Kinder gedacht und dich umbringen wollen - das stimmt, ich habe nicht an sie gedacht, weil ich ueberzeugt war, sie haetten mich vergessen. Das war ein Teil dessen, der bei mir unerwartet eingetreten ist: Ploetzlich, wirklich unerwartet, zu erfahren, dass es da wenigstens zwei Kinder noch gibt, die mich lieben und mich brauchen.
Mir zumindest hat das neuen Lebensmut gegeben, Verantwortung, Mensch, das kannst du denne nicht antun! - ich haenge mitunter heute noch schwer durch und denke ans Ende, Schluss machen (und habe dazu sogar eine Pistole, als Notausgang), aber immer ist der Gedanke da, "sie" braucht mich.Ich wuerde sie in Stich lassen, ich waere ein schaebiger elender Vater oder Stiefvater, wenn ich nur mich sehen wuerde.
Dabei erwarte ich keinerlei Dank oder Respektierung. Ich helfe ihr wo immer ich kann, weil sie ein Mensch ist, der Hilfe braucht.

Und damit sind wir beim Kinderkriegen. Das ist, entschuldige, einfach dumm zu sagen, sie zeugen irgendwas aus angeblicher Liebe zu jemanden der noch nicht existiert.
Darum geht es doch gar nicht. Mit so einem "Argument" reduziert man die menschlichen Eigenschaften in ein Kalkuehl. Ich berechne sozusagen. Wer aber so berechnend ein Kind zeugt, ist seelisch gestoert, und das ist nicht die Norm (und die Stoerung ist keinerlei Vorwurf).

Entweder die Frau wird "durch Zufall" schwanger und sie entscheiden sich, weil sie prinzipiell fuer Leben sind, auf eine Geburt.
Oder sie erhoffen ein Kind als Ausdruck von Gemeinsamkeit.
Das ist die Norm.
Und davon sollte man ausgehen.
Oder sie laesst es (auch gegen den Willen des Mannes, den sie damit als Mensch reduziert, und ihm maennliche Gefuehle abspricht) abtreiben.

Nein, alycat, nicht jeder ist Happy. Du (wir alle) hast auch nicht das Recht happy zu sein. Du lebst zwar in einer Spassgesellschaft, in der alles spass machen und happy sein sollen, aber das Recht hat niemand dazu.
Du hast das Recht auf Essen, Trinken, Schlafen, Ausscheidung. Das war es.
Alles weitere kam von aussen dazu. Das ist Entwicklung, aber nicht Naturrecht. Nicht mal Gesundheit ist Naturrecht.

Aber essen kann auch spass machen, ein gutes Essen kann wohlgefuehl in dir ausloesen. Das heisst, auch die normalsten Dinge koennen Lustvoll sein.
Manchmal sollte man sich dieser Kleinigkeiten erinnern, wenn einem das Leben etwas Luft zum atmen laesst.

Ich glaube dieser Begriff "Verantwortung" wird viel zu sehr unterschaetzt. Da steckt ja auch "Antwort" drin, ich reagiere auf dich, ich hoere dich und antworte dir. Ich hoere dein Leiden und meine Antwort ist meine Hilfsbereitschaft.
So etwa.
Das sieht man nicht immer. Ich sehs auch nicht immer.

Und glaube mir, ich sag das nicht so nebenbei mal hin. Verantwortung kann ein ganz, ganz starker Stuetzpunkt in deinem Leben sein, ein Pfeiler zum aufrichten. Sich verantwortlich fuehlen. Nicht weil der Anderes will, sondern weil ich es will. Weil ich den Anderen, mein Kind, meine Mutter, in seiner menschlichen Eigenschaft sehe und ihr Leiden sehe.

Man muss unterscheiden zwischen Suicid einerseits und Nebenreaktionen anderseits.
Das recht sich umzubringen hat jeder. Ich sprechen niemandem dieses Recht ab.
Aber hat auch jeder das Recht, den unbeteiligten Anderen mit einzubeziehen? Hat der Sohn das Recht seine Eltern damit zu belasten? Und jegliche Argumentation, warum er dieses Recht haette, erkenne ich als Selbstbetrug.
Hab ich das Recht meine Partnern, meinen Partner meine Suicid anzukuendigen?
In was bringe ich ihn da!
(Ich hatte mal ne Freundin, die rief mich an und sagte, sie sei im Hospital wegen eines unzulässiges Wort. Ich bin fast durchgeknallt. Und ich habe das nie bemerkt! Und ich, der immer dachte, er sei sensibel, habe das grob uebersehen! Und ich war so verhaemmert - und so weiter. ich war ein Buendel Eigenvorwurf.
Ja ja, Gottseidank hatte sie ueberlebt ((aber das perfide war, sie hatte gar keinen unzulässiges Wort, so ungeheuerlich es klingt, sie ist mit einem anderen Kerl rumgeschoben und wir waren verabredet und da hatte sie das Krankenhaus erfunden)).
Aber stell dir vor, es sei echt. Du bringst den Anderen in helle Verzweiflung.

Also tus lieber "still und leise und allein" in deinem Kaemmerlein, die Leute leiden eh danach genug, weils dich nicht mehr gibt.

Noch etwas zu deiner "Suicidanleitung".
Rilke "Oh Herr, gib jedem seinen eigenen Tod".
Ich lag auf der Herzstation und habe in den Augen eines alten Mannes furchterliche Todesangst gesehen wie noch nie, er starb dann. Das war sein Schicksal, sein eigener Tod.
Ich lag auf der Strasse mit einem Herzinfarkt, kam ins Krankenhaus, lag auf dem OP-Tisch, und ich wusste, Mensch, wenn du dich jetzt nicht bewegst, stirbst du, und im gleichen Moment war ich tot. War weg. Bruchteil einer Sekunde. Die haben mich mit Maschinen und allem moeglichem zurueck geholt. Aber das waere mein Schicksal, wenn es auf der Strasse geschehen waere.
Ein Freund von mir, juenger als ich, machte sich Kaffee zum Fruehstueck und fiel um, Herzinfarkt, Tod. Das war sein eigenes sterben.

Versteht du was ich sagen moechte? Wir koennen nicht immer planen, manchmal sollen wir auch nicht, manchmal ist es auch besser nicht zu planen.
Am Ende der Planung steht - und jetzt sind wir bei Dignitas und dem wuerdevollem sterben - ein wochenlanger Aufenthalt auf Intensivstationen, angeschlossen an Maschinen und Schlaeuchen und Apperaten und es ist nichts Menschliches mehr da, nur das tackern des Herzmonitors - weil wir planen das Leben zu erhalten, zu verlaengern, wir greifen ein. Es ist kein eigener Tod mehr.
Wer aber das Recht auf eigenem Tod verlangt, sollte auch die Pflicht haben ein eigenes Leben zu fuehren.
Und dazu gehoert, ausser Wuerde, auch die Verantwortung.

So, es reicht, ich predige wie ein Pastor.....was nichts schlechtes sein muss.

Ach ja, zuletzt, warum ich jetzt hier bin?
Weil ich im Grunde auf eine bestimmte Person hoffe, dass sie sich meldet. Sie lebt noch, was mich sehr sehr erleichern laesst und froh macht.
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Peterchen »

Ich wills mal offen sagen: Was waeren wir, wenn es nicht die Liebe gaebe?
Wenn es die sexuelle Liebe nicht gäbe, dann wären wir nicht existent und hätten keine Sorgen. Wäre das so schlecht? 8)

Nein, alycat, nicht jeder ist Happy. Du (wir alle) hast auch nicht das Recht happy zu sein.
Stimmt. Aber so wie es kein Recht darauf gibt, glücklich zu sein, gibt es eben auch keine Pflicht, als unglücklicher Mensch 80 Jahre auf diesem Planeten rumzuhocken.
Aber hat auch jeder das Recht, den unbeteiligten Anderen mit einzubeziehen? Hat der Sohn das Recht seine Eltern damit zu belasten?
Es waren doch die Eltern, die unnötigerweise ein Kind bekommen und sich dadurch abhängig gemacht haben. Natürlich bietet man dem Schicksal mehr Angriffsfläche, wenn man Kinder in die Welt setzt. Darüber sollte man vorher nachdenken.

Hinterher zu erwarten, dass das Kind noch Jahrzehnte weiterleidet, damit man selbst nicht von dem Leid getroffen wird, das man durch die unnötige Fortpflanzung erst ermöglicht hat, finde ich anmaßend.
Versteht du was ich sagen moechte? Wir koennen nicht immer planen, manchmal sollen wir auch nicht, manchmal ist es auch besser nicht zu planen.
Warum sollte das besser sein? Im besten Fall ist der natürliche Tod geanuso schmerzlos wie ein gelungener Freitod. Aber selbst dann hat er noch den Nachteil, dass man den Zeitpunkt nicht frei wählen kann.
cabinas
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Registriert: Sonntag 17. Juli 2016, 19:53

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

Bedauerlicheweise gibt es hier keinen Ignorierknopf, damit ich deine ueberfluessigen Bemerkungen auf mich nicht sehen muss. Ich sagte schon mal,ich stelle etwas fest, stelle es aber nicht zur Diskussion. Respektiere es.
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Peterchen »

cabinas hat geschrieben:Bedauerlicheweise gibt es hier keinen Ignorierknopf, damit ich deine ueberfluessigen Bemerkungen auf mich nicht sehen muss. Ich sagte schon mal,ich stelle etwas fest, stelle es aber nicht zur Diskussion.
Dann bist du in einem (Diskussions)forum schlecht aufgehoben. Mach dir doch einen Blog. Das ist perfekt für Leute, die gerne predigen und sich ungerne mit Gegenargumenten auseinandersetzen.
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