Abschiedsbrief

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Manuela Maria
Beiträge: 1054
Registriert: Montag 28. Januar 2008, 10:14

Re: Abschiedsbrief

Beitrag von Manuela Maria »

Djojo hat geschrieben:
Wenn du ein Tagebuch führst und darin deine Gedanken regelmäßig von dir gibst ist das an Info im Endeffekt genug.
Nur sollte man das Tagebuch denn lesen, die meisten wollen das nicht so lange sie leben. Wie ist es dann nach dem Tot? Ich habe ein Beispiel von einer Mutter, deren Tochter sich das Leben genommen hat, ist schon viele Jahre her, sie ringt heute noch damit ob sie hineinsieht oder nicht.

Und ich glaube schon das man sich genau überlegen sollte was man so schreibt. Ich möchte niemanden mit noch mehr Schmerzen zurück lassen. Denn Vorwürfe machen sich die Angehörigen und Freunde meistens so und so.

@Djojo, du hast ja fünf Versionen davon, kannst dir dann aussuchen welcher am meisten passt :D Nur glaube ich du würdest einen neuen schreiben, mit wenig Worten um niemanden zu verwirren. nicht schlecht, ich habe meinen ersten noch nicht mal fertig.

Manuela Maria
Djojo

Re: Abschiedsbrief

Beitrag von Djojo »

hab natürlich schon wieder eine aktuellere Version zu bieten.
Bevor es gekünstelt originell und mit Gewalt ist bewirkt eine etwas aufrichtigere Version wohl noch etwas mehr.
Streamliner
Beiträge: 10
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2015, 18:13
Wohnort: irgendwo auf der Welt

Re: Abschiedsbrief

Beitrag von Streamliner »

hallöchen,

also ich habe Ende März diesen Jahres einen Suizidversuch unternommen, und habe sehr wohl einen Abschiedsbrief verfaßt, was mit den wirtschaftlichen Dingen zu passieren hat, wer was bekommt und wie viel. Ich habe das alles schon so im Vorfeld geordnet und jeden zugeteilt, und es ist auch niemanden aufgefallen. Habe dann das alles im meinen Auto so hingelegt, daß es für jederman verständlich sein sollte. Ich habe auch niemanden eine Schuld für meinen Suizid zugedacht, obwohl das ein wenig gelogen war, aber das hat mein Charakter einfach nicht zugelassen, jemanden für meinen Tod verantwortlich zu machen. Ich habe nur meine Frau und meine beiden Kindern um Vergebung gebeten.

Liebe Grüße

Streamliner
Fin
Beiträge: 29
Registriert: Dienstag 31. Mai 2011, 22:36

Re: Abschiedsbrief

Beitrag von Fin »

Hallo,

ich greife dieses Thema nochmal auf, es ist ja für die meisten wie auch für mich beständig aktuell.

Ich mache mir gerade Gedanke darum, wie man Schuldgefühle der Angehörigen abdämpfen kann - also darum, worauf sich ihre Schuldgefühle beziehen könnten. Ich würde gerne mal eine Liste aller Themen zusammenstellen, die wichtig wären in einem Abschiedsbrief, um Schuldgefühle zu mildern und offene Fragen zu beantworten. Ich fange einfach mal an und wäre sehr froh, wenn anderen noch mehr dazu einfällt.

- Warum man keine Hilfe gesucht habt und nichts erzählt hat.
- Warum sie einem nicht hätten helfen können.
- Warum man keinen anderen Weg mehr sieht als den Freitod (also warum es für einen das Beste ist).
- Warum man (ggf) nichts hat bemerken können im Vorfeld.
- Warum die Hilfe und Unterstützung (wenn es bezüglich der Depressionen welche gab) sehr hilfreich war aber nichts an der Entscheidung hat ändern können.
- Wie man es in dem Wissen tun kann, allen Hinterbliebenen unglaubliches zuzumuten (also wie man so egoistisch sein kann).
- Warum es einem so viel schlechter geht als den meisten anderen Menschen, obwohl das Leben faktisch doch gut läuft (ggf) und man (ggf) objektiv gesehen keine Probleme hat.
- Warum nur man selbst sich hätte helfen können und sonst niemand, und warum man das nicht mehr will.
- Warum es (ggf) ein Bilanzsuizid ist (ohne dieses Wort zu verwenden) und keine Kurzschlusshandlung.
- Warum nicht nur die Person, an die sich der Brief richtet in dem Moment, sondern auch sonst keine Person aus seinem Leben Schuld oder Verantwortung trägt.
- Warum man es tut, obwohl sich sogar Probleme verbessert haben (ggf).
- Warum es für sie trotzdem ein gutes Leben nach Suizid geben wird.
- Warum das Leben doch eigentlich schön und lebenswert (für alle anderen) ist und sich das Kämpfen lohnt, und nur man selbst das nicht hinbekommt.
- Warum nicht sie an einem, sondern allein man selbst an sich gescheitert ist (ggf).
- Dass man sich ausreichend Gedanken darüber gemacht hat.
- Dass unzulässiges Wort zurecht vollkommen absurd ist, weil man sowieso irgendwann stirbt, man es aber nicht schafft, mit diesem Wissen die Probleme wegzublasen.
- Natürlich warum man mit sich selbst nicht zurechtkommt, es nicht schafft Grundlegendes zu ändern, keine Hoffnung mehr diesbezüglich hat und daher dassLeben ablehnt.
...

Mehr fällt mir erstmal nicht ein. Die ggf-Sachen und wohl auch anderes sind natürlich individuell unterschiedlich. Es gibt sicher noch spezifischere Vorwürfe, die sich Angehörige machen können - welche fallen euch ein? Kennt ihr Hinterbliebene von Selbstmördern und deren Gedanken und Vorwürfe?

Liebe Grüße,
Fin
Antworten