HIV als Grund für Sterbehilfe von DIGNITAS

[Moriturus]

Hallo zusammen,

ich hege schon seit mehreren Monaten aufgrund meiner HIV-Infektion den Wunsch in mir, nicht mehr leben zu wollen und bin bei der Auseinandersetzung mit der Thematik bei Dignitas gelandet. Ich muss sagen, dass ich die Arbeit von Dignitas sehr unterstütze und sie gerade auch aus christlicher Sicht für einen Gnadenakt halte.

Daher wollte ich anfragen, wie die rechtliche Lage in diesem Fall aussieht: HIV ist behandelbar, aber nicht heilbar. Inwiefern es einen einschränkt ist immer individuell, es gibt Menschen, die Leben damit, so wie es auch Menschen gibt, die mit Krebs o. ä. leben, bis sie natürlich sterben. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass mich HIV entwürdigt und möchte damit weder leben noch lebenslang auf Kosten der Solidargemeinschaft diese Medikamente einnehmen, da ich im Leben damit sowieso nicht mehr glücklich werde.

Da ich mich jedoch ungern vor den Zug werfen möchte und es auch meinen Angehörigen so angenehm wie möglich machen möchte, habe ich mich entschieden, vor der Durchführung eigener Schritte Dignitas um Hilfe zu fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Moriturus

[Moriturus]

Mag denn keiner antworten?

[Peterchen]

Ich hab keine Ahnung von HIV und dem damit verbundenen Leidensdruck. Dachte eigentlich, dass damit inzwischen eine ganz gute Lebens-Quali möglich wäre.

Wieso wendest du dich nicht direkt an Dignitas?

[Moriturus]

Natürlich kann man Medikamente nehmen, die die Krankheitsprogression mehr oder weniger verlangsamen. Die eigentliche Frage ist aber doch: Welcher halbwegs normale Mensch will als HIV+ noch einen Tag länger leben? Selbst wenn er keine Schmerzen o.ä. hat - Dein Leben ist damit kaputt. Und diese Positiven-Szene ist ja einfach nur widerlich...Entschuldigung, aber...zumindest ich werde mir das nicht antun!

Das ist nämlich NICHT "menschenwürdig leben". Und AIDS ist auch nicht "menschenwürdig sterben".

[Peterchen]

Natürlich kann man Medikamente nehmen, die die Krankheitsprogression mehr oder weniger verlangsamen. Die eigentliche Frage ist aber doch: Welcher halbwegs normale Mensch will als HIV+ noch einen Tag länger leben?

Naja, zumindest gibt es etliche, die nicht an Suizid denken.

Welche Beschwerden hast du denn mit der Krankheit?

Ich würde mich jedenfalls erst mal an Dignitas wenden und fragen. Kostet ja nichts.

[Moriturus]

Kognitive Probleme, Verdauungsbeschwerden, Hautausschlag etc...

Das schlimmste ist aber die psychische Komponente - mit diesem Stigma Leben ist unerträglich. Und dann zu wissen, dass es 100% berechtigt ist! Stigmatisiert werden hält man aus. Selbst wissen, dass man es verdient hat, weil man Abschaum ist nicht...

[Peterchen]

Ok. Da ich selbst eine chronische Infektion habe, die mit kognitiven Problemen verbunden ist, kann ich das verstehen.

[Moriturus]

Oh, das tut mir leid für Dich...ist schrecklich...

[chris84]

Wie Peterchen schon geschrieben hat, kannst du ja erst mal bei Dignitas anfragen. Solltest du einen Antrag stellen, denke ich mal dass es sowieso einige Zeit dauern wird bis er bearbeitet ist. Sollte dein Antrag dann genehmigt werden dann musst du das Mittel ja auch nicht sofort einnehmen. Es gibt viele Fälle von Personen denen SH gewährt wurde, die dann aber den Zeitpunkt der Einnahme noch weit hinausgezögert haben oder auch das Mittel gar nicht genommen haben. Manchmal reicht ihnen auch die Gewissheit, dass sie ihr Leben dann jederzeit per Dignitas beenden könnten, wenn sie es wollten. Allein diese Gewissheit ist für viele Leute eine große Erleichterung die sogar etwas Lebensfreude zurückbringen kann.
Wie sagen denn deine Angehörigen dazu? Würden sie dich auch gehen lassen?

[Moriturus]

Mh...ich vermute, sie würden sie mich eher mittels Dignitas gehen lassen, als unter eigener Regie...

Und naja: Die meisten Menschen mit schlimmen Krankheiten wollen den Rest ihres Lebens genießen. Ich persönlich kann das nicht. Ich fühle mich so widerwärtig dabei. Ich will - Entschuldigung für die harte Formulierung - den Dreck beenden. Fertig.