Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglich?

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

Pusteblume44 hat geschrieben:Genau diese Frage beschäftigt mich auch seid Jahren. Ich habe bisweilen sogar den Eindruck, dass andere glauben, besser darüber urteilen zu können als man selbst.
Es kann durchaus sein dass jemand nicht mehr selber einsehen kann was in seinem nicht nur unmittelbarsten Interesse liegt (=eingeschränkte Fähigkeit zur Willensbildung). Wer allerdings mit 100%iger Sicherheit zu wissen meint was für einen anderen das Beste ist, ist auch der Aufklärung bedürftig.
Fakt ist jedoch, dass sie sich gar nicht groß in die Situation als ganzes hineinversetzen wollen, so zumindest meine Erfahrung.
Richtig, und vermutlich können sie es auch nicht...aber je nach Situation kann es der Betroffene eben auch nicht.
Laut Dignitas können wohl auch Behinderte, sofern es für sie unzumutbar erscheint, Hilfe bekommen. Die Frage ist jedoch, ob diese wirklich von eben diesem gemacht werden darf oder ob das nicht doch runtergespielt wird, so nach dem Motto "hab dich nicht albern" oder "Nimm es nicht so schwer". Beim Psychologen ist das doch nichts anderes, der sitzt in seinem Sessel, aber schlussendlich wird das eigene Leben dadurch in keinster Weise besser.
Wenn jemand die gesetzlichen Kriterien erfüllt (ob das so ist, ist natürlich eine Sache der Interpretation, die immer auch subjektiv ist, weshalb ja auch mehr als ein Arzt sein o.k. geben muss), dann ist eine Sterbehilfeorganisation (so man Mitglied ist) wohl dazu verpflichtet Hilfe zu leisten. `Behindert` intendiert hier natürlich vor allem körperliche Behinderung (wobei eine psychische Behinderung eine Sterbehilfe ja nicht dogmatisch ausschliesst...wen auch faktisch unwahrscheinlich macht).
Bezüglich Therapie: das ist deine Erfahrung (und die von x anderen), aber nicht die Erfahrung von jedermann/frau.
Ich sehe es von daher genauso, auch der Tod sollte ohne das man lang und breit diskutieren muss, selbstbestimmend geregelt werden können. Es ist schließlich mein eigenes Leben und es geht ja auch um die Qualität dessen, nur leider wollen das die anderen einfach nicht verstehen. Man kann das Leben auch ohne unheilbare Krankheit als schrecklich empfinden, damit meine ich keinen kurzen Moment, sondern von kindesbeinen an.
Deine letzte Einschränkung im Auge behaltend (dass das Leiden andauert und eine Aussicht auf Besserung, d.h. dass der Betroffene wieder ein aus seiner Sicht lebenswertes Leben hat, gemäss aller Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten ist), würde ich dem natürlich zustimmen. Auch muss man ja bedenken, dass niemand einfach so sich mal schnell zum Sterben entschliesst (allenfalls im Affekt)...wobei es ja auch Personen mit Sterbewunsch gibt, die offenbar nicht extrem leiden oder aber deren Leiden von anderen auf Grund fehlender Evidenzen schlicht als absurd oder gar nicht existierend erscheint...siehe auch hier im Forum (wie wäre da zu entscheiden und auf Grund welcher Kriterien?). Letztlich wird es immer Grenzfälle geben, wo falsch entschieden wird (zu restriktiv bzw. nachgiebig)...wobei vor allem die zu restriktive Handhabung anklagbar weil nachweisbar ist. Die Tendenz zum zu Restriktiven leuchtet mir allerdings mehr ein als das Gegenteil, da der Tod nun mal eine irreversible und nicht korrigierbare Sache ist.
And
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von And »

es gibt mittlerweile zum glück psychiater, die zugeben, dass die psychiatrie im wissenschaftl. sinne im grunde hokuspokus ist, da ihre diagnosen auf subjektiven annahmen, willkürlichen interpretationen & aktuellen gesellschaftsormen (!) beruhen - & im ggs. zur somatischen medizin keinerlei beweise erbringen kann.
genauso schwer ist es leider umgekehrt für den betroffenen, unerträgliche qualen verständlich & beweisbar zu machen.

belegt hingegen ist das verheerende zerstörungspotenzial der neuropharmaka durch ihre wahlweise überstimulierende (MAO, SSRI) oder lähmende (NL, Trizyklika) wirkung. bei langer und/oder einnahme im kindsalter beträgt die mortalität 24 - 36 jahre unter der allg. lebenserwartung; dazu kommen, irreversible neurologische schäden, drogensucht, auslösung/ steigerung /chronifizierung von suizidalität & psychiatr. symptomen (!) uvm..
ehrliche neorologen & psychiater bestätigen, dass das wissen über´s gehirn / nervensystem max. an der oberfläche kratzt, niemand die komplexität auch nur ansatzweise erfassen kann & daher jeder chemische eingriff in etwa so ist, als wollte man ein gänseblümchen mit ´nem bagger pflücken. was tatsächlich in den tiefen unseres denkens & fühlens abgeht, ist nahezu völlig unbekannt & daher auch kaum beurteilbar (es gibt bspw. keine einzige neuro-krankheit, die heilbar wäre - max. verzögernd & um den preis anderer beschwerden behandelbar).

ergo kann m.e. auch niemand über zurechnungsfähigkeiten entscheiden. ich vermutbehaupte, entscheidend bei suizidalität ist ein konstantes gefühl - & dies kann ein psychisch oder sog. geistig kranker genauso haben wie jemand mit scheinbar "gesundem menschenverstand" (den es so als gesunde norm nicht geben kann, wenn ich mir den zustand der welt ansehe).
wenn also ein "bekloppter" einen dauerhaften sterbewunsch hat (& ihn seinen fähigkeiten gemäss äussern kann), müsste dieser genauso ernst genommen werden wie der eines akademikers - mit der gleichen abgrenzung von affekten.
es gibt menschen, denen therapien helfen & solche, bei denen tödliche wunden nicht mehr heilen. letztere auf humane weise zu respektieren (& ggf. zu unterstützen), wäre m.e. auch job der medizin oder vglb. institutionen.

eine recht lange "kriminallektüre" (mit vielen wiederholungen), die ich nicht in allen belangen beurteilen kann (!), passagenweise lesenswert allemal: https://ventomobilee.files.wordpress.co ... utc_-1.pdf
Pegggy
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Pegggy »

@ And
Ich habe mir das Buch "Made in Auschwitz-Psychiatrie" bei Amazon gekauft. (Kindle Edition 15€)
Das ist ja entsetzlich! Ich selbst werde seit Jahren zwangsbehandelt. Angeblich bin ich unheilbar schizophren. Ich bin erst 36 Jahre alt. Es muss doch eine Möglichkeit geben, wieder gesund zu werden.
Kann das wirklich sein, dass die Psychiater im Alter von 30 Jahren eine Diagnose niederschreiben und mich dann 60 Jahre lang zwangsbehandeln?
Warum hilft uns niemand?
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

And hat geschrieben:es gibt mittlerweile zum glück psychiater, die zugeben, dass die psychiatrie im wissenschaftl. sinne im grunde hokuspokus ist, da ihre diagnosen auf subjektiven annahmen, willkürlichen interpretationen & aktuellen gesellschaftsormen (!) beruhen - & im ggs. zur somatischen medizin keinerlei beweise erbringen kann.
genauso schwer ist es leider umgekehrt für den betroffenen, unerträgliche qualen verständlich & beweisbar zu machen.
Nein, das sehe ich definitiv nicht so. Natürlich weiss die Psychiatrie nicht warum psychische Krankheiten im Einzelfall entstehen (das gilt mindestens aber ebenso in grossen Teilen ür die Medizin) und bei bestimmten Erkrankungen ist das Wissen grundsätzlich sehr mangelhaft, aber Hokuspokus ist es deshalb noch lange nicht.
belegt hingegen ist das verheerende zerstörungspotenzial der neuropharmaka durch ihre wahlweise überstimulierende (MAO, SSRI) oder lähmende (NL, Trizyklika) wirkung. bei langer und/oder einnahme im kindsalter beträgt die mortalität 24 - 36 jahre unter der allg. lebenserwartung; dazu kommen, irreversible neurologische schäden, drogensucht, auslösung/ steigerung /chronifizierung von suizidalität & psychiatr. symptomen (!) uvm..
Quellen? Dass Psychopharmaka gerade für das sich noch entwickelnde Hirn nicht vorteilhaft bis zerstörerisch sind, ist bekannt...darum auch die vielen Hinweise, dass ebensolche Medikamente erst ab 18 einzunehmen sei. Bekannt ist aber auch (um ein Beispiel zu nennen) dass die Neuroleptika für die Betroffenen einen Fortschritt darstellten...man vergleiche solche Behandlung mit jener davor.
ehrliche neorologen & psychiater bestätigen, dass das wissen über´s gehirn / nervensystem max. an der oberfläche kratzt, niemand die komplexität auch nur ansatzweise erfassen kann & daher jeder chemische eingriff in etwa so ist, als wollte man ein gänseblümchen mit ´nem bagger pflücken. was tatsächlich in den tiefen unseres denkens & fühlens abgeht, ist nahezu völlig unbekannt & daher auch kaum beurteilbar (es gibt bspw. keine einzige neuro-krankheit, die heilbar wäre - max. verzögernd & um den preis anderer beschwerden behandelbar).
Woher weisst du das, dass keine einzige Neuro-Krankheit heilbar ist (das würde das Wissen des nicht Wissbaren implizieren)? Zudem ist das nicht das entscheidende Kriterium: was zählen würde, wäre Betroffenen so helfen zu können, dass ihr Leben subjektiv empfunden (wieder) lebenswert wäre. Dass Psychopharmaka sehr unspezifisch wirkt ist an den Nebenwirkungen ablesbar (nur graduell anders als somatische Medikamente)
ergo kann m.e. auch niemand über zurechnungsfähigkeiten entscheiden.
Warum nicht, das `ergo` hängt hier völlig in der Luft...wer akut psychotisch ist, ist z.B. nicht zurechnungsfähig, wer anderes behauptet, soll sich fragen ob er das wirklich glaubt und wenn ja warum.
ich vermutbehaupte, entscheidend bei suizidalität ist ein konstantes gefühl - & dies kann ein psychisch oder sog. geistig kranker genauso haben wie jemand mit scheinbar "gesundem menschenverstand" (den es so als gesunde norm nicht geben kann, wenn ich mir den zustand der welt ansehe).
Ich sagte ja, dass Menschen auch ohne `Krankheitssymptome` suizidal sein können. Aber warum ein konstantes Gefühl notwendig sein soll, will mir nicht einleuchten...wie auch nicht jede zum Suizid führende Gestimmtheit identisch sein muss. Und mit `gesundem Menschenverstand` meine ich nicht das was normal ist, sondern wirklich ein Hinsehen ohne Scheuklappen rechts oder links.
wenn also ein "bekloppter" einen dauerhaften sterbewunsch hat (& ihn seinen fähigkeiten gemäss äussern kann), müsste dieser genauso ernst genommen werden wie der eines akademikers - mit der gleichen abgrenzung von affekten.
es gibt menschen, denen therapien helfen & solche, bei denen tödliche wunden nicht mehr heilen. letztere auf humane weise zu respektieren (& ggf. zu unterstützen), wäre m.e. auch job der medizin oder vglb. institutionen.

Dem stimme ich völlig zu. Ein völlig `Bekloppter` würde aber wohl wenig Hemmungen kennen seinen Wünschen Taten folgen zu lassen (und präzise genommen, wäre nicht einmal der Sterbewunsch entscheidend, sondern ob jemand sein Leben als lebenswert empfindet...ein Bekloppter könnte beides zugleich behaupten...).

Insgesamt bleibe ich Punkt für Punkt bei meiner oben beschriebenen Position, sehe auch kein Argument welches das dort Ausgeführte fragwürdig erscheinen lassen könnte.
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Montag 12. Januar 2015, 21:44, insgesamt 3-mal geändert.
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

Pegggy hat geschrieben: Ich habe mir das Buch "Made in Auschwitz-Psychiatrie" bei Amazon gekauft. (Kindle Edition 15€)
Das ist ja entsetzlich! Ich selbst werde seit Jahren zwangsbehandelt. Angeblich bin ich unheilbar schizophren. Ich bin erst 36 Jahre alt. Es muss doch eine Möglichkeit geben, wieder gesund zu werden.
Kann das wirklich sein, dass die Psychiater im Alter von 30 Jahren eine Diagnose niederschreiben und mich dann 60 Jahre lang zwangsbehandeln?
Warum hilft uns niemand?
Und warum wirst du zwangsbehandelt? Wie sieht solche Behandlung aus? Wie ginge es dir ohne jegliche Behandlung? Bist du stationär in einer Klinik? Hast du einen Vormund, Beistand oder etwas Vergleichbares? Hättest du die Möglichkeit die Behandlung einfach zu verweigern (allenfalls ohne dass das mit Notwendigkeit zu erkennen wäre) ? Falls nein: warum nicht? Falls ja: warum tust du es nicht?
Es gibt in der Schweiz und in Deutschland die Soteria, wo man mit der Hälfte an Medikamenten auskommt, bei vergleichbaren Erfolgsraten. Falls ich dich richtig verstehe würdest du ja gerne geheilt werden/sein und nicht sterben `wollen`, zumindest im Moment?
Pegggy
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Pegggy »

Ich werde zwangsbehandelt, weil ich angeblich schizophren bin. Wie es mir ohne Behandlung ginge, das weiß man nicht. Das wurde noch nie ausprobiert. Nein, ich bin nicht in der Klinik. Ich wohne bei meiner Mutter. Meine Mutter kann mich nach Belieben einweisen lassen. Sie beherrscht mein ganzes Leben. Wenn ich die Behandlung (Spritzen und Tabletten) verweigern würde, würde mich sehr schnell die Polizei abholen. Das letzte Mal hat mir die Polizei meinen Arm gebrochen. Ich verlor die Hälfte meines Blutes und wäre fast verreckt.
Die Soteria kenne ich nicht. Was ist das?
Es gibt keine Hoffnung, dass mich der Psychiater jemals wieder freilässt, der Wunsch, zu entkommen ist sehr stark.
Selbst wenn mich der Psychiater freilassen würde, wollte ich trotzdem sterben. Es ist einfach zu viel passiert. Ich hatte ein erbärmliches Leben und ich will nicht mehr.
And
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von And »

@ Deadly,

"gesunder menschverstand" bezog sich (wie mein gesamter post) nicht auf deine aussage sondern auf das, was die "allgemeinheit" im kontext mit der aktuellen norm darunter versteht.
- natürlich ist alles relativ & vergleiche hinken, doch kann die somatische medizin einige dinge klar nachweisen & "reparieren" - röntgen, chirurgie, zähne, whatever (was einschliesst, dass sich erkenntnisse revidieren - beispiel palliativversorgung mit flüssigkeit). was davon mitunter sinnvoll oder gar leidensverlängernd ist, steht auf ´nem anderen blatt.

- quellen wären zig dokus, abhandlungen, gespräche & berichte mit / von betroffenen, die ich in den letzten 10 jahren gesehen, gehört, gelesen habe. selbstredend z.t subjektiv, zu vielen meinungen wird man die genauen gegenargumente finden. bsp.: oben verlinktes buch oder die studien des Dr. Aderholdt, u.a. hier zu finden:
http://www.meinungsverbrechen.de/tag/volkmar-aderhold/
z.a. eigenerfahrung. ich glaube (!), mittlerweile gut zwischen meinen (erheblichen) emotionalen "erziehungs"schäden & den durch trizyklika verursachten körperlichen qualen unterscheiden zu können - obgleich es natürlich heute ein gesamtpaket ergibt. auf ersteres habe (bzw. hätte) ich einen gewissen geistigen einfluss; den folgen der chemie jedoch bin ich ohnmächtig ausgeliefert. auch das ist subjektiv & man kann es mir absprechen - ich behaupte trotzdem, den schleichenden chemischen tod zu spüren - auf eine art, wie sie keine brutalität, kälte etc. hervorzurufen vermag.

- "wer akut psychotisch ist, ist z.B. nicht zurechnungsfähig". hmm, die frage wäre evtl. vereinfacht: wie definiert man "wahn"? meine ängste bspw. sind auch nicht real sondern zwangsprojektionen uralter geschehnisse. im jetzt "eigentlich" nicht existent- treiben mich trotzdem durch die hölle. ich war nie psychotisch, stell es mir aber ähnlich vor. wenn jmd. darunter dauerhaft schwer leidet, kann er nicht ein seiner welt entsprechendes urteil fällen ? wer mit den lähmenden wirkungen der NL gern & gut lebt, hat glück, für andere aber ist der halbdämmerzustand langfristig keine lebbare option.

- Woher weisst du das, dass keine einzige Neuro-Krankheit heilbar ist? das sind aussagen meiner neurologin & meines psychiaters sowie aus erwähnten dokus etc.. & bezog sich hier nicht darauf, ob jmd. mit epilepsie oder parkinson auf medis evtl. besser lebt (was ich nicht abstreite) sondern auf die kaum-kenntnis des gehirns.

- mit "konstant" meine ich, dass in bezug auf sterbehilfe niemand einen mglw. vorschnellen affektsuizid unterstützt sondern immer ein glaubhaft anhaltender sterbewunsch vorraussetzung für eine begleitung ist. darum geht´s ja ursprünglich in diesem thread. obwohl man selbst darüber streiten könnte, ob nicht der "jetzt-moment" des freitods auch nach jahrelangen gedanken evtl. oft eine affekt-handlung ist. aber das wär´ wohl philosophische haarspalterei.

ich denke, eindeutige antworten auf das alles gibt´s oft nicht...

Pegggy hat geschrieben:@ And
Das ist ja entsetzlich! Ich selbst werde seit Jahren zwangsbehandelt. Angeblich bin ich unheilbar schizophren. Ich bin erst 36 Jahre alt. Es muss doch eine Möglichkeit geben, wieder gesund zu werden.
Kann das wirklich sein, dass die Psychiater im Alter von 30 Jahren eine Diagnose niederschreiben und mich dann 60 Jahre lang zwangsbehandeln? Warum hilft uns niemand?
@ Peggy, kann mich da nur Deadlys fragen anschliessen. ich weiss nicht, was genau "schizophren" bei dir bedeutet (es gibt ja zig diagnosen aus dem "schizophenen formenkreis"). v.a.: was waren / sind auslöser & symptome, kannst du die medikamente reduzieren & was verstehst du unter gesund?
laut verschiedenen studien (siehe oben - aderholdt) können neuroleptika & bestimmte ADs psychotische & andere symptome (u.a. angst, akathesie, depression, suizidalität) auch verstärken oder gar erst auslösen. je nach alter, dosis & dauer, vorgeschichte können (!) chronifizierungen stattfinden. unheilbare spät-NW (v.a. neurologische & motorische störungen) treten bei langzeitbehandlung fast immer auf.

stehst du unter vormundschaft / betreuung deiner mutter?
theoretisch ist es möglich, dass du ewig zwangsbehandelt wirst, wenn arzt, gutachter & richter der meinung sind, dass du andernfalls eine bedrohung für dich oder andere darstellst. bist du überzeugt, dass dies nicht stimmt & es dir ohne medis besser geht? dann kannst du versuchen, via arztgespräch ein absetzen / ausschleichen zu erwirken oder bei scheitern per klage dagegen vorgehen. wie deine chancen stehen, ist individuell & von vielen faktoren abhängig. beratung & hilfe findest du vielleicht hier & bei ähnlichen vereinen (keine selbsterfahrung): http://www.zwangspsychiatrie.de/
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

Pegggy hat geschrieben:Ich werde zwangsbehandelt, weil ich angeblich schizophren bin. Wie es mir ohne Behandlung ginge, das weiß man nicht. Das wurde noch nie ausprobiert. Nein, ich bin nicht in der Klinik. Ich wohne bei meiner Mutter. Meine Mutter kann mich nach Belieben einweisen lassen. Sie beherrscht mein ganzes Leben. Wenn ich die Behandlung (Spritzen und Tabletten) verweigern würde, würde mich sehr schnell die Polizei abholen. Das letzte Mal hat mir die Polizei meinen Arm gebrochen. Ich verlor die Hälfte meines Blutes und wäre fast verreckt.
Die Soteria kenne ich nicht. Was ist das?
Es gibt keine Hoffnung, dass mich der Psychiater jemals wieder freilässt, der Wunsch, zu entkommen ist sehr stark.
Selbst wenn mich der Psychiater freilassen würde, wollte ich trotzdem sterben. Es ist einfach zu viel passiert. Ich hatte ein erbärmliches Leben und ich will nicht mehr.
`Angeblich` Schizophren...entscheidend wäre ja wie es dir ginge ohne Medikamente. Ob die Symptome welche du dann hättest eine Diagnose als Schizophrenie legitimierten ist im Grunde egal, entscheidend wäre zunächst ob du eine Behandlung überhaupt nötig hättest (das wäre wohl dann angezeigt wenn dein Leben für dich oder andere nicht tragbar wäre, wobei letzteres mit objektiven Tatbeständen nachzuweisen wäre). Was And sagt, könnte natürlich auch eine Rolle spielen, dass die langjährige Medikamenteneinnahme selber Symptome generiert welche dann fälschlich (und von unreflektierten Ärzten beinahe mit Notwendigkeit) einer Krankheit zugeschrieben würden (im Buch `Neuromythologie` behauptet der Autor solches Vorkommen bezüglich Antidepressiva und Depression). D.h. auch wenn du die Medikamente sukzessive absetzen würdest, wäre bei Symptomen immer noch zu fragen was sie ursächlich bedingt. Aber welcher Arzt/Psychiater würde solche Skepsis an den Tag legen? Zudem ist deine Hoffnungslosigkeit bestimmt nicht ganz unabhängig von den Wirkungen der Neuroleptika die ganz generell eine Tendenz haben zur `Zombiesierung`, sprich: emotionaler Verödung.
Seit wann nimmst du Medikamente (Neuroleptika wie ich vermute und u.a. in der Form von Depotspritzen)? Aus eigener Erfahrung weiss ich wie unwillig Psychiater sind Medikamenten abzusetzen...ginge es nach ihnen würde ich möglicherweise heute noch Haldol-Depotspritzen bekommen. Indirekt deutest du an, dass du ohne Medikamente sehr widerständig auf die Polizei reagiert hast: war das weil du dich nicht unter Kontrolle hattest (Indiz von `Symptomen`, allenfalls auch wegen zu abruptem Absetzen der Medis) oder weil du sehr bewusst eine solche Behandlung nicht akzeptieren wolltest? Die Allianz von Mutter/Psychiater resp. Arzt lässt an nichts Gutes denken, denn wie willst du ohne Unterstützung durch dir zugeneigte Personen nur schon Versuche zur Absetzung der Medikamente unternehmen können? Eine versuchte Reduzierung müsste im Grunde Standard bei jeder solchen Behandlung ein Muss sein...dass dem nicht so ist, spricht doch gegen jedes halbwegs vernünftige medizinische Wissen resp. humanes motiviert sein: weil solche Medikamente eben immer (schädliche bzw. unabsehbare) (Neben-)Wirkungen haben und eigentlich nur gelten könnte/dürfte: so wenig wie möglich, so viel wie unbedingt notwendig...Überdosierungen sind dann doch fast die Regel und Richtschnur kann/darf/muss/sollte nur das Befinden des Betreffenden sein (freilich unter Ausschluss zumindest von Fremdgefährdung, ob jegliche Eigengefährdung eine massive medikamentöse Behandlung auf Kosten der Lebensqualität legitimiert, ist ein diffizileres Problem).
Um wieder Zukunftshoffnung bzw. Lebenswillen zu spüren, wäre wohl eine radikale Änderung (Medis, Wohnsituation oder anderes) von Nöten (d.h. eine neue nicht-resignative Perspektive käme allenfalls mit einer Änderung und könnte nicht vorausgesetzt werden, was nochmals ein grosses Hindernis darstellt) und ohne Hilfe von Aussen scheint das wenig wahrscheinlich (falls dann, bei allen gegebenen notwendigen Randbedingungen, auch mit Erfolg realisierbar, d.h. Richtung lebenswert(er)em Leben, wäre noch eine ganz andere Frage...aber darauf könnte nur der Versuch eine Antwort geben).

hier noch der Soteria-link: http://de.wikipedia.org/wiki/Soteria
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

And hat geschrieben:stehst du unter vormundschaft / betreuung deiner mutter?
theoretisch ist es möglich, dass du ewig zwangsbehandelt wirst, wenn arzt, gutachter & richter der meinung sind, dass du andernfalls eine bedrohung für dich oder andere darstellst. bist du überzeugt, dass dies nicht stimmt & es dir ohne medis besser geht? dann kannst du versuchen, via arztgespräch ein absetzen / ausschleichen zu erwirken oder bei scheitern per klage dagegen vorgehen. wie deine chancen stehen, ist individuell & von vielen faktoren abhängig. beratung & hilfe findest du vielleicht hier & bei ähnlichen vereinen (keine selbsterfahrung): http://www.zwangspsychiatrie.de/
Ich vermute, dass diese Punkte bereits entscheiden ob nur schon der Versuch zu einer Veränderung im Bereich des Möglichen liegt. Denn ganz abgesehen davon ob ein Weg hin zu einem lebenswerten Leben möglich ist (aus Krankheitsgründen, mögliche Schädigung durch Medikamente, irreversible Traumatisierung und Brechung eines Lebenswillens/Lebenshoffnung), bedingte nur schon ein solcher Versuch die Unterstützung von Aussen. Ohne solche wird jeder Versuch scheitern müssen: eigenmächtiges Absetzen der Medikamente wäre a) medizinisch nicht angeraten (mit beinahe unweigerlichem Auftreten von entsprechenden Entzugs-/Ansetzungssymptomen) und würde b) wohl als aggressiver Akt gedeutet (und würde allenfalls als Bestätigung des Krankseins auf Grund fehlender Krankheitseinsicht gedeutet und nicht als letzter verzweifelter Rest eines Behauptungswillens eines dahinsterbenden Ichs...so weit können sich dann Interpretationen unterscheiden und es scheint zuächst ein Gebot der Humanität sich letzterer hingeneigt zu fühlen).
Die Frage wäre also wie und woher du solche positive, Veränderungsversuchen gegenüber aufgeschlossene, Unterstützung bekommen könntest (und woher du die Kraft nimmst solche Hilfe zu suchen). Ich kann nicht beurteilen inwiefern du die Medikamente etc. wirklich brauchst, aber ich zweifle ob das überhaupt jemand einschätzen kann bevor nicht Versuche in entgegengesetzter Richtung unternommen wurden.

PS: Würde es etwas bringen Druck auf deine Mutter zu machen (ihr klarmachen dass du so vor die Hunde gehst und mittelfristig das auch nicht hinnehmen wirst, d.h. subtil die Möglichkeit eines bilanzierten (aber nicht unmittelbar geplanten!), Suizids andeutest)? Natürlich könnte auch das wieder kontraproduktiv sein...aber in deiner Situation, mit dem Rücken zur Wand, vielleicht ein Versuch wert in ihr das Bewusstsein für die Dramatik deiner Situation zu wecken und entsprechende Unterstützung bei Veränderungsversuchen zu motivieren.
Kai-Dennis
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Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Kai-Dennis »

And hat geschrieben:es gibt mittlerweile zum glück psychiater, die zugeben, dass die psychiatrie im wissenschaftl. sinne im grunde hokuspokus ist, da ihre diagnosen auf subjektiven annahmen, willkürlichen interpretationen & aktuellen gesellschaftsormen (!) beruhen - & im ggs. zur somatischen medizin keinerlei beweise erbringen kann.
genauso schwer ist es leider umgekehrt für den betroffenen, unerträgliche qualen verständlich & beweisbar zu machen.

belegt hingegen ist das verheerende zerstörungspotenzial der neuropharmaka durch ihre wahlweise überstimulierende (MAO, SSRI) oder lähmende (NL, Trizyklika) wirkung. bei langer und/oder einnahme im kindsalter beträgt die mortalität 24 - 36 jahre unter der allg. lebenserwartung; dazu kommen, irreversible neurologische schäden, drogensucht, auslösung/ steigerung /chronifizierung von suizidalität & psychiatr. symptomen (!) uvm..
ehrliche neorologen & psychiater bestätigen, dass das wissen über´s gehirn / nervensystem max. an der oberfläche kratzt, niemand die komplexität auch nur ansatzweise erfassen kann & daher jeder chemische eingriff in etwa so ist, als wollte man ein gänseblümchen mit ´nem bagger pflücken. was tatsächlich in den tiefen unseres denkens & fühlens abgeht, ist nahezu völlig unbekannt & daher auch kaum beurteilbar (es gibt bspw. keine einzige neuro-krankheit, die heilbar wäre - max. verzögernd & um den preis anderer beschwerden behandelbar).

ergo kann m.e. auch niemand über zurechnungsfähigkeiten entscheiden. ich vermutbehaupte, entscheidend bei suizidalität ist ein konstantes gefühl - & dies kann ein psychisch oder sog. geistig kranker genauso haben wie jemand mit scheinbar "gesundem menschenverstand" (den es so als gesunde norm nicht geben kann, wenn ich mir den zustand der welt ansehe).
wenn also ein "bekloppter" einen dauerhaften sterbewunsch hat (& ihn seinen fähigkeiten gemäss äussern kann), müsste dieser genauso ernst genommen werden wie der eines akademikers - mit der gleichen abgrenzung von affekten.
es gibt menschen, denen therapien helfen & solche, bei denen tödliche wunden nicht mehr heilen. letztere auf humane weise zu respektieren (& ggf. zu unterstützen), wäre m.e. auch job der medizin oder vglb. institutionen.

eine recht lange "kriminallektüre" (mit vielen wiederholungen), die ich nicht in allen belangen beurteilen kann (!), passagenweise lesenswert allemal: https://ventomobilee.files.wordpress.co ... utc_-1.pdf
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
And hat geschrieben: mit "konstant" meine ich, dass in bezug auf sterbehilfe niemand einen mglw. vorschnellen affektsuizid unterstützt sondern immer ein glaubhaft anhaltender sterbewunsch vorraussetzung für eine begleitung ist.
Reicht es für die Diagnose der Dauerhaftigkeit aus zu sagen:
"Ich erwarte nichts Gutes mehr von diesem Leben"?
Oder muss man dafür noch einen Schritt weiter gehen mit der Äußerung:
"Ich will in diesem leben gar nicht mehr glücklich werden"?

Solch eine Aussage zeugt m.E. davon, dass da jemand schon einiges hinter sich hat.
Ich denke, wer sowas sagt (und meint!), den sollte man auch ernst nehmen.
Und das meine ich durchaus nicht in dem Sinne von "Ab in die Klappse".

Ich persönlich würde nicht sofort auf die Todeskapsel beißen, wenn ich in deren Besitz wäre.
Dafür hat mich das leben zu sehr zum Zähnezusammenbeißer erzogen.
Außerdem habe ich ja noch meine Pflicht zu erfüllen.
Aber es wäre mir eine Erleichterung und Beruhigung, solch eine Kapsel in der Tasche zu haben für den Fall, dass ich mein Leben (bzw. Gelebtwerden) nicht mehr aushalte. Ich würd's in diesem fall eh tun und dabei auch tunlichst auf Numemr Sicher gehen ... aber ich will nach Möglichkeit vermeiden, dass andere nochmal mein Blut aufwischen müssen oder diesmal womöglich gar meine sterblichen Einzelteile aufsammeln.

Sich beispielsweise vor den Zug zu werfen, gilt als asozial und ist es auch.
Es erfordert aber auch Mut (den Mut der verzweiflung) und muss quasi als Anklage gegen die Welt gewertet werden.
Dies möchte ich tunlichst vermeiden, wenn ich gehe.
Ich möchte aufgefunden werden wie ein Schlafender.

Wenn ich den ganzen Bullshit schon selbst hinter mich bringen muss, dann will ich es zumindest sauber haben.
Zuletzt geändert von Kai-Dennis am Mittwoch 14. Januar 2015, 08:28, insgesamt 1-mal geändert.
Kai-Dennis
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Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Kai-Dennis »

@ Deadly Snowflake

Habe deine Beiträge gelesen und kann deinen Standpunkt nachvollziehen.

Alles in allem laufen deine Äußerungen auf die Kernaussage hinaus, dass bei Freitod-Wünschen, bei denen keine unheilbare physische Erkrankung im Vordergrund steht, immer der Einzelfall zu prüfen sei.
Habe ich dich da richtig verstanden?

Das ist sicherlich kein falscher Ansatz.
Wie du selbst schreibst: Manchen PatientInnen, die zuvor einen Todeswunsch geäußert haben, wurde dank psychiatrischer Behandlung nunmehr ein glückliches Leben zuteil. Oder zumindest wird es rein subjektiv so empfunden.

Die Schwierigkeit liegt für mich in der Frage nach den Kriterien.
Wem ist die Todespille zu gewähren, wem ist sie verweigern?

Soll man sich nach den Lebensjahren richten?

Somit wäre eine 20-Jährige, die schon die Hölle auf Erden durchgemacht hat, weniger ernst zu nehmen als ein 60-Jähriger, der vielleicht einfach nur gelangweilt ist ...?
Das wäre doch Blödsinn!

Oder "spontaner Suizidwunsch" vs. "Bilanzsuizid"?

Fragt sich, wer hier entscheidet.
Als Nonplusultra gilt ja wohl nach wie vor das Wort der Schulmedizin.
Und die tendiert nun mal im Zweifelsfall eher zur Zwangseinweisung
Oder zum "Fürsorglichen Freiheitsentzug", wie es so charmant in Österreich heißt.
Und sei es auch nur, weil man auf "Nummer Sicher" gehen möchte.
Dieser Konflikt hat aber dann aber nichts mit dem Patienten zu tun, sondern allein mit dem behandelnden Arzt.

Ich persönlich würde es mir jedenfalls dreimal überlegen, bevor ich mich einem behandelnden Arzt als gefährdet zu erkennen gebe. Du weißt nie, welche Mühlen daraufhin im Hintergrund in Bewegung gesetzt werden, die dir nicht recht sein können. Okay ... wenn jemand nur daran denkt, aber es nicht wirlich vorhat ... dann sollte sie/er das ansprechen. Die Konsequenzen wären immerhin nicht unangenehmer, als im Nachhinein in der Klinik zu landen und sich der Prozedur des Magenauspumpens o.ä. zu unterziehen und sich daraufhin auch noch unangenehmen Fragen zu stellen. Willkommen zurück im leben!
Da ist es evtl. von Vorteil, einen älteren und erfahreneren Arzt an seiner Seite zu haben.
Die sind oft besonnener und reagieren auf Suizid-Ankündigungen nicht gleich so hysterisch, dass sie alle möglichen Hebel in Bewegung setzen.

Bleibt als drittes Kriterium die von dir angesprochene "Zurechnungsfähigkeit".

Nehmen wir mal einen Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Beeinträchtigung.
Die sind es in der Regel von klein auf nicht anders gewöhnt, als dass ihr Leben von irgendeiner Institution betreut wird. Zumeist sind sie irgendwo untergebracht, weil sie nicht für sich selbst sorgen können. Menschen aus diesem Personenkeis können jahre- und jahrzehntelang immer wieder den Wunsch äußern, sterben zu wollen, weil sie ihr Leben mit der Behinderung nicht aushalten. Würde so jemand jemals gehört oder gar ernst genommen werden? Nö! Denn diese Leute gelten ja als "unzurechnungsfähig". Daher müssen ihre Wünsche auch nicht respektiert werden. Hier maßen sich letztlich "zuständige" Kräfte wie selbstverständlich an, anderen kurzerhand die letztliche Entscheidung über deren Leben und Tod aus der Hand zu nehmen, anstatt die Mühe für die von dir geforderte Einzelfallprüfung auf sich zu nehmen.
"Zurechnungsfähigkeit" ist halt auch ein bewährtes Argument, alles beim Alten zu lassen!

Dasselbe gilt für Menschen, die an psychotischen Schüben leiden.
Oder die bipolar sind.

State of the art ist ja wohl, dass man solche Krankeiten gut "in den Griff" bekommen kann ... vorausgesetzt, der Patient ist entsprechend diszipliniert und kooperativ. D.h., er schluckt brav seine Pillen (der Vergleich von "And" mit dem Bagger und dem Gänseblümchen hat mir gut gefallen), geht regelmäßig zur Therapie, geht in Selbsthilfegruppen wildfremden Menschen auf den Senkel und lässt auch schon mal den psycho-sozialen Dienst in seiner Privatsphäre nach dem Rechten sehen. Im übrigen: Niemals Alkohol oder sonstige Drogen, Kaffee nur auf Antrag und - ganz wichtig - eine regelmäßige Tagesstruktur! D.h. Wecken um 8 Uhr morgens, licht aus um 22 Uhr, wie im Knast. Und das Jahr um Jahr. Ob solch ein Lebenswandel noch viel mit einem lebenswwerten Leben und einer dauerhaften Perspektive zu tun hat ... ich weiß nicht so recht.
Ich kenne etliche Filme, die behaupten das Gegenteil! ("Vincent will Meer", "Was ist mit Bob", "Einer flog über das Kuckucksnest" u.s.w. u.s,.f.)

Ich glaube, sogar ein Pfarrer oder ein Mönch hätte da ein abwechslungsreicheres und genussvolleres Leben.
Aber diese Berufsgruppen haben sich zumindest freiwillig dazu entschieden.

Bemerkenswerterweise vermeidet sogar die Schulmedizin tunlichst den Begriff der "Heilung".
Es ist immer nur von "Behandlung" die Rede ...
Kai-Dennis
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Kai-Dennis »

Pegggy hat geschrieben:Ich werde zwangsbehandelt, weil ich angeblich schizophren bin.
[...]
Ich wohne bei meiner Mutter. Meine Mutter kann mich nach Belieben einweisen lassen. Sie beherrscht mein ganzes Leben. Wenn ich die Behandlung (Spritzen und Tabletten) verweigern würde, würde mich sehr schnell die Polizei abholen.
Könnte es sein, dass deine Mutter das komplett anders sieht?
Womöglich will sie dich auf Deibel komm raus schützen, um dich nicht zu verlieren.
Ich vermute, in der Situation, wie du sie beschreibst, würde fast jeder an Freitod denken ..

Vielleicht kann sie nicht sehen, dass ebendieses Konstrukt aus medikamentöser Behandlung und notfalls Polizei dir astrein die Lebensader abkneift, so dass du nur noch sterben willst

Wie sich deine Mutter dir gegenüber verhält, das scheint ja schon kein Klammern mehr zu sein.
Das ist schon fast Krallen!

Bis es soweit kommt, dürfte schon vorher einiges deutlich schief gelaufen sein.
Bezeichnend fnde ich, dass die offiziellen Stellen dem ungsunden Verhalten deiner Mutter auch noch zu deinem Nachteil sekundieren. Und dass sich auch in deinem Umfeld offenbar schon niemand mehr traut, dir den Mut zum Ausbruch zu geben.

Angenommen, du hättest alle Freiheit der Welt einschließlich der Todespile.
Gibt es irgendwas, das du vorher gern nochmal tun oder erleben möchtest?
Z.B. als freiwilliger Helfer nach Westafrika gehen, um dort gegen die Seuche Ebola anzukämpfen?
Oder würdest du sofort sterben wollen?
Zuletzt geändert von Kai-Dennis am Mittwoch 14. Januar 2015, 09:36, insgesamt 3-mal geändert.
Kai-Dennis
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Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Kai-Dennis »

Deadly Snowflake hat geschrieben: hier noch der Soteria-link: http://de.wikipedia.org/wiki/Soteria
WOW!
Keine -zig Adressen, wohin man sich wenden kann, wenn man nicht unbedingst scharf auf Dauerbehandlung mit Psychopharmaka ist. Sondern bloß ein Verweis auf Wikipedia, den auch jedermann unschwer selbst ergoogeln könnte!

Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie hat das was Rührendes ...

Keine Ahnung, ob es wirklich noch irgendwo im deutschsprachigen Raum echte Soterias gibt.
Das Konzept scheint nicht gern gesehen zu sein, daher ist es am Aussterben.

Und wenn, dann handelt es sich eh nur um eine vergessene Kommune von Freaks, wo keiner das Sagen hat.

Aber besser so, als wenn einige Freaks sich in pseudo-offiziellen Stellen als "Sozialpädagoge" ausgeben und einen auf autoritär machen, um "ganz offiziell" anderen Freaks den Hohenfriedberger zu blasen!
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

Kai-Dennis hat geschrieben:
Deadly Snowflake hat geschrieben: hier noch der Soteria-link: http://de.wikipedia.org/wiki/Soteria
WOW!
Keine -zig Adressen, wohin man sich wenden kann, wenn man nicht unbedingst scharf auf Dauerbehandlung mit Psychopharmaka ist. Sondern bloß ein Verweis auf Wikipedia, den auch jedermann unschwer selbst ergoogeln könnte!

Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie hat das was Rührendes ...

Keine Ahnung, ob es wirklich noch irgendwo im deutschsprachigen Raum echte Soterias gibt.
Das Konzept scheint nicht gern gesehen zu sein, daher ist es am Aussterben.

Und wenn, dann handelt es sich eh nur um eine vergessene Kommune von Freaks, wo keiner das Sagen hat.

Aber besser so, als wenn einige Freaks sich in pseudo-offiziellen Stellen als "Sozialpädagoge" ausgeben und einen auf autoritär machen, um "ganz offiziell" anderen Freaks den Hohenfriedberger zu blasen!
Willst du mich blöd anmachen? Falls ja, dann vergiss es. Ich bemühte mich der Userin potentiell nützliche Infos zu geben...da sie überhaupt nie von Soteria gehört hatte, war der link eine erste Info-Quelle. Zudem hatte ich klar gesagt, dass sie Hilfe von Aussen braucht und hierzu einen Tipp gegeben. Aber wozu sich hier rechtfertigen? Und du schreibst dann selber noch: keine Ahnung ob es in Deutschland echte Soterias gäbe...Bravo, damit ist der Userin super geholfen...liefere doch du die konkreten Telefonnummern (was der Userin im übrigen wohl rein gar nichts helfen wird), wenn du helfen willst. Gegen Ebola sich in Afrika einsetzen...ja, passt schon...und selber Vermutungen in den Raum stellen...ach, was soll`s.
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Mittwoch 14. Januar 2015, 12:26, insgesamt 2-mal geändert.
Deadly Snowflake

Re: Freitodbegleitung auch ohne unheilbarer Krankheit möglic

Beitrag von Deadly Snowflake »

Kai-Dennis hat geschrieben:@ Deadly Snowflake
Habe deine Beiträge gelesen und kann deinen Standpunkt nachvollziehen.
Alles in allem laufen deine Äußerungen auf die Kernaussage hinaus, dass bei Freitod-Wünschen, bei denen keine unheilbare physische Erkrankung im Vordergrund steht, immer der Einzelfall zu prüfen sei.
Habe ich dich da richtig verstanden?
Das ist sicherlich kein falscher Ansatz.
Wie du selbst schreibst: Manchen PatientInnen, die zuvor einen Todeswunsch geäußert haben, wurde dank psychiatrischer Behandlung nunmehr ein glückliches Leben zuteil. Oder zumindest wird es rein subjektiv so empfunden.
Korrekt, und das schliesst aus, dass Todespillen frei zugänglich für alle zu erwerben sind (mal abgesehen von anderen Missbrauchsmöglichkeiten).
Die Schwierigkeit liegt für mich in der Frage nach den Kriterien.
Wem ist die Todespille zu gewähren, wem ist sie verweigern?
Habe dieses Problem selber klar und deutlich herausgestrichen und auch dass es NIE in allen Fällen zu richtigen Entscheiden kommen kann, weil vieles schlicht unabsehbar und bestenfalls auf Grund von Wahrscheinlichkeiten zu beurteilen ist.
Soll man sich nach den Lebensjahren richten?
Somit wäre eine 20-Jährige, die schon die Hölle auf Erden durchgemacht hat, weniger ernst zu nehmen als ein 60-Jähriger, der vielleicht einfach nur gelangweilt ist ...?
Das wäre doch Blödsinn!
Hab ich das so suggeriert. Nein. Wenn keine (nach aller Wahrscheinlichkeit) Aussicht besteht, dass sich etwas zum Lebenswerteren hin ändern wird, dann spielt das Alter keine Rolle (ja, man könnte sogar argumentieren, dass je jünger desto berechtigter der Sterbewunsch da eine absehbar längere Leidenszeit bevorstünde). Zum Alter: ein ungeeignetes Beispiel (weil völlig abstrakt), da a) auch Langeweile tödlich sein kann und b) ein Todeswunsch über längere Zeit hin ein Kriterium darstellt, vorübergehende Langeweile aber einen solchen nicht verursachen wird. Zudem können auch ältere Personen in der Regel kommunizieren etc. Eine verantwortliche Person wird dann natürlich auch fragen, warum man einen Sterbewunsch hat etc. (Gemäss deiner Vorstellung frei verfügbarer Todespillen, würde ein alter Mensch bei vorübergehender Langeweile sich aber umbringen dürfen sollen).
Oder "spontaner Suizidwunsch" vs. "Bilanzsuizid"?
Siehe oben: die Dauer, Konstanz des Wunsches spielt als Kriterium natürlich eine Rolle.
Fragt sich, wer hier entscheidet.
Als Nonplusultra gilt ja wohl nach wie vor das Wort der Schulmedizin.
Und die tendiert nun mal im Zweifelsfall eher zur Zwangseinweisung
Oder zum "Fürsorglichen Freiheitsentzug", wie es so charmant in Österreich heißt.
Und sei es auch nur, weil man auf "Nummer Sicher" gehen möchte.
Dieser Konflikt hat aber dann aber nichts mit dem Patienten zu tun, sondern allein mit dem behandelnden Arzt.
Wir reden von einer möglichen (nicht unmöglichen) idealen Wirklichkeit. Wenn man jene Kriterien anwenden würde, die von der Grundprämisse ableitbar sind (also solche die es erlauben im Rahmen des Möglichen zu beurteilen, ob ein (für den Betroffenen in erträglichen Frist) lebenswertes Leben möglich sein wird), dann lässt sich auch in der Praxis unterscheiden. Aber: die Grenzfälle lassen sich NIE eliminieren. Und da kommt das ins Spiel was du `auf Nummer sicher gehen` bezeichnest: In dubio pro oder contra reo? Ich sagte schon: für mich scheint ein `auf Nummer sicher gehen` plausibler, da der Tod nicht revidierbar ist...ein falscher Entscheid endgültig falsch bleibt...solche Einstellung dürfte freilich kein Freipass sein um Grenzfälle auch dort zu vermuten wo der Sachverhalt etwas ganz anderes aussagt. Auch gehe ich davon aus, dass fast jeder (die Vielfalt möglicher Ausnahmen von der Regel mit bedacht...) lieber ein lebenswertes Leben führen als sterben würde.
Man sollte aber einfach nie vergessen: auch die besten Kriterien (die ja dann rechtlich verbindlich wären), sind interpretationsbedürftig...wer solche Unwägbarkeiten ausschliessen will kann nur mit undifferenzierten `tabula rasa`-Argumenten kommen (jedem die Pille der es wünscht).
Ich persönlich würde es mir jedenfalls dreimal überlegen, bevor ich mich einem behandelnden Arzt als gefährdet zu erkennen gebe. Du weißt nie, welche Mühlen daraufhin im Hintergrund in Bewegung gesetzt werden, die dir nicht recht sein können. Okay ... wenn jemand nur daran denkt, aber es nicht wirlich vorhat ... dann sollte sie/er das ansprechen. Die Konsequenzen wären immerhin nicht unangenehmer, als im Nachhinein in der Klinik zu landen und sich der Prozedur des Magenauspumpens o.ä. zu unterziehen und sich daraufhin auch noch unangenehmen Fragen zu stellen. Willkommen zurück im leben!
Da ist es evtl. von Vorteil, einen älteren und erfahreneren Arzt an seiner Seite zu haben.
Die sind oft besonnener und reagieren auf Suizid-Ankündigungen nicht gleich so hysterisch, dass sie alle möglichen Hebel in Bewegung setzen.
Da redest jetzt von der aktuellen Praxis (die anderswo thematisiert wurde) der Einweisung nach geäussertem Suizidwunsch etc. Aber es geht doch hier um wie es sein sollte. Wie sollte idealerweise ein Arzt nach geäussertem Suizidwunsch reagieren? Den individuellen Wunsch, gemäss `idealen` Kriterien, interpretieren und entsprechend handeln.
Bleibt als drittes Kriterium die von dir angesprochene "Zurechnungsfähigkeit".
Nehmen wir mal einen Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Beeinträchtigung.
Die sind es in der Regel von klein auf nicht anders gewöhnt, als dass ihr Leben von irgendeiner Institution betreut wird. Zumeist sind sie irgendwo untergebracht, weil sie nicht für sich selbst sorgen können. Menschen aus diesem Personenkeis können jahre- und jahrzehntelang immer wieder den Wunsch äußern, sterben zu wollen, weil sie ihr Leben mit der Behinderung nicht aushalten. Würde so jemand jemals gehört oder gar ernst genommen werden? Nö! Denn diese Leute gelten ja als "unzurechnungsfähig".Daher müssen ihre Wünsche auch nicht respektiert werden. Hier maßen sich letztlich "zuständige" Kräfte wie selbstverständlich an, anderen kurzerhand die letztliche Entscheidung über deren Leben und Tod aus der Hand zu nehmen, anstatt die Mühe für die von dir geforderte Einzelfallprüfung auf sich zu nehmen.
"Zurechnungsfähigkeit" ist halt auch ein bewährtes Argument, alles beim Alten zu lassen!
Du musst dich entscheiden von was du redest, vom Ist- oder vom Sollzustand. Wenn du hier vom Idealzustand (der immer nur annäherungsweise und unbefriedigend zu realisieren ist) redest dann wären Kriterien zu nennen die eine Anwendung des Prinzips `Zurechenbarkeit` in humaner Weise überhaupt ermöglichen. Und dazu braucht es auch das Fachwissen jener Menschen die genau mit solchem `Personenkreis` zu tun haben. Das Akzeptieren eines Sterbewunsches als legitim beruht auf der Einschätzung, dass kein lebenswertes Leben (aus Sicht des Betroffenen) zu realisieren ist, dieses Einschätzung beruht wiederum auf anderen anzuwendenden Kriterien (z.B: Dauerhaftigkeit des Wunsches...Frage: was heisst `dauerhaft`? Zurechnungsfähigkeit des Betroffenen und damit seines Wunsches...Frage: was heisst (=welche Kriterien legen das fest) und wann ist `Zurechnungsfähigkeit` gegeben?). Je weiter man geht desto konkreter und empirischer wird `das Ganze`.
Wer geistig gestört ist, kann, falls überhaupt, wohl am besten von Personen `interpretiert` werden die entsprechendes Wissen und Erfahrung besitzen. Ob es denkbar ist, dass eine `gestörte` Person einen Sterbewunsch über Jahre äussert trotz eines lebenswerten Lebens und insofern nicht `zurechnungsfähig` ist (falls denn bewusst darauf reflektiert wird)? Schwer zu sagen...ausschliessen würde ich gar nichts (wobei es bei dauerhaft geäussertem Sterbewunsch schon sehr gute Argumente bräuchte um solchen nicht als ernst gemeint zu interpretieren).
Dasselbe gilt für Menschen, die an psychotischen Schüben leiden.
Oder die bipolar sind.
Nein, `dasselbe` gibt es im idealen Zustand nicht.
State of the art ist ja wohl, dass man solche Krankeiten gut "in den Griff" bekommen kann ... vorausgesetzt, der Patient ist entsprechend diszipliniert und kooperativ. D.h., er schluckt brav seine Pillen (der Vergleich von "And" mit dem Bagger und dem Gänseblümchen hat mir gut gefallen), geht regelmäßig zur Therapie, geht in Selbsthilfegruppen wildfremden Menschen auf den Senkel und lässt auch schon mal den psycho-sozialen Dienst in seiner Privatsphäre nach dem Rechten sehen. Im übrigen: Niemals Alkohol oder sonstige Drogen, Kaffee nur auf Antrag und - ganz wichtig - eine regelmäßige Tagesstruktur! D.h. Wecken um 8 Uhr morgens, licht aus um 22 Uhr, wie im Knast. Und das Jahr um Jahr. Ob solch ein Lebenswandel noch viel mit einem lebenswwerten Leben und einer dauerhaften Perspektive zu tun hat ... ich weiß nicht so recht.
Ich kenne etliche Filme, die behaupten das Gegenteil! ("Vincent will Meer", "Was ist mit Bob", "Einer flog über das Kuckucksnest" u.s.w. u.s,.f.)
Mein Gott, ja, es gibt alles was du sagst, darum ist das Thema überhaupt von Interesse! Du kannst noch so viel Verallgemeinern (solches ist/wäre nur bezüglich den grundsätzlichsten Kriterien legitim), es sollte immer um das je einzelne Individuum gehen und dessen einmalige Situation.
Ich glaube, sogar ein Pfarrer oder ein Mönch hätte da ein abwechslungsreicheres und genussvolleres Leben.
Aber diese Berufsgruppen haben sich zumindest freiwillig dazu entschieden.
Nun, das hast ja nicht du zu beurteilen (sondern der je einzeln Betroffene)...auch nicht im idealen Leben. Und dass für dich ein Leben ohne gelebte Sexualität wenig lebenswert erscheint, ist legitim, aber nicht verallgemeinerbar (ausgerechnet jene die das Recht des Individuums hochhalten wollen, sind offenbar selber geneigt, gemäss persönlichen Kriterien, zu verallgemeinern...).
Bemerkenswerterweise vermeidet sogar die Schulmedizin tunlichst den Begriff der "Heilung".
Es ist immer nur von "Behandlung" die Rede ...
In der Medizin spricht man sehr wohl von Heilung. Auch bezüglich psychischen Krankheiten kann davon gesprochen werden, freilich nicht bei allen Krankheitsbildern (zudem ist wie bei vielem entscheidend wie `krank sein` und `gesund sein` definiert wird). Dass es im Bereich der Psyche aber nie eine Garantie auf Gesundheit/Gesundbleiben gibt, dürfte auch offensichtlich sein. Wer die Ursachen des Auftretens psychischer Störung nicht genau benennen kann, kann logischer Weise auch nicht feststellen ob eben solche Ursachen nie in Erscheinung treten können (aber eine solche positive Diagnostik wäre selbst beim umfassend möglichsten Wissen undenkbar).
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