Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Lovecraft
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Lovecraft »

Verloren hat geschrieben:Ich habe mir gerade auch das Interview mit Herrn Riele durchgelesen.
Zitat:"Es gibt Situationen, die ausweglos erscheinen. Erst recht, wenn zu der psychischen Störung eine unheilbare somatische Erkrankung hinzukommt. Aber die Empfindung, dass das Leben keinen Sinn mehr mache, ist genau jene typische, auf Depressionen hinweisende, die man auch als solche zu bewerten hat."

...und wir können ja sehen, dass z.B. Flugzeuge fliegen können. Psychologen können dagegen natürlich viel Blödsinn erzählen und man kann sie kaum widerlegen. Trotzdem glaube ich, dass es so besser ist, als wenn es gar keine Psychologen gäbe.
Flugzeuge können aber auch abstürzen - aus eben denselben Gründen: Weil die Gesetze der Physik universell und nicht an unsere eitlen, menschlich-allzumenschlichen Bedürfnisse geknüpft sind...das Universum ist ein kalter und toter Ort, und es schert sich einen feuchten Dreck um uns und unsere Belange...und eben darum ist die Beurteilung, daß das Leben keinen Sinn macht, eine objektiv beweisbare Tatsache - also eine im Sinne der Wissenschaft gültige Aussage...und weil die Psychologie dies konsequent leugnet, werfe ich ihr ganz offen Scharlatanerie vor....und das ist nicht nur eine subjektive Meinung, sondern ebenso eine Tatsache...wer sich derart eins in die Tasche lügt wie es die Vertreter dieser Zunft tun, kann und darf einfach nicht länger ernstgenommen werden...aber leider tun das die allermeisten Menschen doch, und von daher ist es umso notwendiger, bei jeder Gelegenheit auf diesen Irrtum hinzuweisen...
Zuletzt geändert von Lovecraft am Donnerstag 30. August 2018, 19:36, insgesamt 1-mal geändert.
Verloren
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Verloren »

Lovecraft hat geschrieben:und eben darum ist die Beurteilung, daß das Leben keinen Sinn macht, eine objektiv beweisbare Tatsache - also eine im Sinne der Wissenschaft gültige Aussage.
Ich galube ich weiß, was du damit meinst. Und wenn es so gemeint ist, stimme ich dir zu. Das Problem ist, dass "Sinn" nicht so ganz klar definiert ist und unterschiedliche Bedutungen haben kann
Lovecraft
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Lovecraft »

Verloren hat geschrieben:
Lovecraft hat geschrieben:und eben darum ist die Beurteilung, daß das Leben keinen Sinn macht, eine objektiv beweisbare Tatsache - also eine im Sinne der Wissenschaft gültige Aussage.
Ich galube ich weiß, was du damit meinst. Und wenn es so gemeint ist, stimme ich dir zu. Das Problem ist, dass "Sinn" nicht so ganz klar definiert ist und unterschiedliche Bedutungen haben kann
Das stimmt - aber es ist ja vor allem die Psychologie selbst, die in diesem Zusammenhang von einem "Sinn" des Lebens spricht, weil sie dessen Existenz ja vehement behauptet - dabei jedoch sowohl eine klare Definition als auch den Nachweis schuldig bleibt: und genau dort liegt das Problem: Wer etwas behauptet, muss es auch beweisen können - denn wissenschaftliche Aussagen basieren darauf, immer eindeutig und nachprüfbar zu sein - und hier scheitert die Psychologie auf ganzer Linie...
Abendstern
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Abendstern »

Lovecraft hat geschrieben: Das stimmt - aber es ist ja vor allem die Psychologie selbst, die in diesem Zusammenhang von einem "Sinn" des Lebens spricht, weil sie dessen Existenz ja vehement behauptet - dabei jedoch sowohl eine klare Definition als auch den Nachweis schuldig bleibt: und genau dort liegt das Problem: Wer etwas behauptet, muss es auch beweisen können - denn wissenschaftliche Aussagen basieren darauf, immer eindeutig und nachprüfbar zu sein - und hier scheitert die Psychologie auf ganzer Linie...
!!!!!!!

... und selbst die Wissenschaft hat sich noch oft genug getäuscht.
Peterchen
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Peterchen »

Dieser Dennis Riehde hat eine Zeit lang für den humanistischen Pressedienst geschrieben. Schon damals ist er mir wegen seiner rückwärtsgewandten Positionen aufgefallen. Unter anderem äußerte er sich gegen eine liberale Drogenpolitik und gegen die Vermeidung erblicher Krankheiten mit Hilfe der Gentechnik. Auf seiner Homepage findet man Texte gegen Abtreibung und Sterbehilfe.

Also ein typischer christlicher "Pro Lifer" in humanistischer Verkleidung.

Er äußert in einem seiner Texte, dass er an einem Gen-Defekt leidet. Also vielleicht einer von denen, die sich ihr eigenes Leben schönreden und "offended" sind, wenn jemand anders über das Leben denkt.
Lovecraft
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Lovecraft »

So ein Knabe ist das also - das erklärt natürlich alles - was bedeutet, daß er in erster Linie nur an sich denkt, alles andere dürfte ihn kaum interessieren...eine typisch reaktionäre Socke aus der christlich-fundamentalistischen Ecke..."ProLife" bedeutet selbstverständlich, daß solche Leute für sich das Recht reklamieren für andere zu entscheiden, ob und wie sie ihr Leben zu führen haben...

...wie war das noch gleich mit den Zwergen, deren Schatten bei untergehender Sonne immer länger wird...? dieser Kerl wäre hier das perfekte Beispiel - denn das wirklich schlimme daran ist, daß die große Mehrzahl, die "Normalos", solchen Gutmenschen wirklich alles glaubt, was sie behaupten...
Abendstern
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Abendstern »

Lovecraft hat geschrieben:...wie war das noch gleich mit den Zwergen, deren Schatten bei untergehender Sonne immer länger wird...?
Haha, danke für dieses Bild. Muß ich mir merken.
Peterchen
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Peterchen »

Ich denke nicht, dass dieser Typ einen langen Schatten wirft. Es nervt nur, dass fast alle Einlassungen zum Thema Freitod aus dieser Richtung kommen. Da fehlen einfach die rationalen Gegenstimmen. Der folgende Artikel ist vier Jahre alt und ich habe ihn immer noch abgespeichert, weil Beiträge dieser Art so selten sind:

https://hpd.de/node/18962
Abendstern
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben:Der folgende Artikel ist vier Jahre alt und ich habe ihn immer noch abgespeichert, weil Beiträge dieser Art so selten sind:

https://hpd.de/node/18962
Sehr guter Artikel. Kein Wunder, denn untendrunter heißt es:

"Der Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift “Humanes Leben Humanes Sterben”
Verloren
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Verloren »

Interessanter Artikel, wobei ich die Gleichsetzung von Töten und lebensverlängernden Maßnahmen nicht ok finde.
Die Sinnfrage verorte ich noch mehr bei den Religionen. Die Psychologie fällt mir eher negativ durch andere Sichtweisen auf.
Z.B. Dem Patienten geht es nicht besser -> der Patient ist schuld. Wollte wohl nicht. Ich habe noch nie von Naturwissenschaftlichen gehört, die sich in entsprechender Weise über die Natur beschweren.
Außerdem wird oft recht unwissenschaftlich vorgegangen. Trotzdem wird oft so getan, als könnte die Psychologie viele Fragen mit ziemlicher Sicherheit beantworten. Das scheint mir aber nicht der Fall zu sein.
In so einem Zusammenhang wird ja auch häufiger von Luftschlössern gesprochen. Nichtsdestotrotz finde ich es gut grundsätzlich gut, dass es die Psychologie gibt, auch wenn es viel zu kritisieren gibt.
Verloren
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Verloren »

Ich bin auf einen etwas unerfreulichen Artikel gestoßen, der aber die typische negative Sicht auf den Suizid widerspiegelt.

http://www.imabe.org/index.php?id=454

Darin wird behauptet, dass es keine Bilanzsuizide gäbe (meinen anscheinend viele sog. Experten).
Zitat:"Aus der Tatsache, dass bei Nachuntersuchungen von Menschen, die nach einem ernsthaften Suizidversuch gerettet wurden, 85 bis 100% innerhalb der Nachuntersuchungszeit nicht an Suizid verstarben22 und die überwiegende Mehrzahl froh waren über ihre Rettung, zeigt sich, dass Suizidalität in den meisten Fällen etwas Instabiles und Vorübergehendes ist. ... Bei alten Menschen, die einen Suizidversuch begangen oder vollendet haben, lassen sich ebenso wie bei jüngeren, in 90 bis 95% psychiatrische Diagnosen feststellen"

Ich fände es beunruhigend, wenn keine Bilanzsuizide möglich wären. D.h. ja, dass die Menschen keine Wahl hätten, als zu leben. Wie seht ihr das?
Erloesung
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Erloesung »

Verloren hat geschrieben: Ich fände es beunruhigend, wenn keine Bilanzsuizide möglich wären. D.h. ja, dass die Menschen keine Wahl hätten, als zu leben. Wie seht ihr das?
Ach, es gibt so unterschiedliche Meinungen von verschiedenen Personen dazu.
Selbst wenn Suizid als Straftat eingestuft werden würde, so wie bis in den 1970ern Jahren in Grossbritannien: Was interessiert das einen Individualisten?
Abendstern
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Abendstern »

Verloren hat geschrieben:Ich bin auf einen etwas unerfreulichen Artikel gestoßen, der aber die typische negative Sicht auf den Suizid widerspiegelt.

http://www.imabe.org/index.php?id=454

Darin wird behauptet, dass es keine Bilanzsuizide gäbe (meinen anscheinend viele sog. Experten).
Zitat:"Aus der Tatsache, dass bei Nachuntersuchungen von Menschen, die nach einem ernsthaften Suizidversuch gerettet wurden, 85 bis 100% innerhalb der Nachuntersuchungszeit nicht an Suizid verstarben22 und die überwiegende Mehrzahl froh waren über ihre Rettung, zeigt sich, dass Suizidalität in den meisten Fällen etwas Instabiles und Vorübergehendes ist. ... Bei alten Menschen, die einen Suizidversuch begangen oder vollendet haben, lassen sich ebenso wie bei jüngeren, in 90 bis 95% psychiatrische Diagnosen feststellen"

Ich fände es beunruhigend, wenn keine Bilanzsuizide möglich wären. D.h. ja, dass die Menschen keine Wahl hätten, als zu leben. Wie seht ihr das?
Da läuft mir ja schon wieder die Galle über. Gerade heute zufällig einen Artikel gelesen, in dem es hieß, daß man der Hälfte der Bevölkerung eine psychiatrische Diagnose andichten könnte. Ich glaube, das war sogar im Ärzteblatt. Und genau so ist es doch. Will hier erst gar nicht groß von der Rolle der Pharmaindustrie anfangen, aber auch dazu gibt es ein Interview mit einem US-amerikanischen Arzt, der einst selbst an Diagnose-Katalogen mitwirkte, und diese heute als höchst kritisch einstuft.

Ich für meinen Teil habe innerlich jedenfalls schon lange Bilanz-Suizid begangen. Was auch inkludiert, daß ich mich entgegen meines langjährigen Wunsches inzwischen bewußt gegen Kinder entschieden habe, weil ich nach allem, was ich über diese Welt mittlerweile weiß, der rational reflektierten Überzeugung bin, daß man mit diesem Wissen wirklich kaum guten Gewissens Kinder in die Welt setzen kann. Schon gar nicht, wenn man ihnen leider keine A***och-Gene mitgeben kann. Und in der Hauptsache begründet sich meine Überzeugung aus der Abartigkeit der menschlichen Spezies, insbesondere auch derartige "Experten" betreffend, die glauben, sich über andere Menschen erheben und ihnen das Leben zur Hölle machen zu können. Trotz meiner innerlichen Kündigung arbeite ich zwar nach wie vor mühsam an einer Verbesserung meiner Lebensumstände, aber es ist klar, daß dies nur noch dazu dient, meine restlichen Jahrzehnte auf dieser Erde erträglich zu gestalten. Würde mir morgen ein Dachziegel auf den Kopf fallen und mich ins Jenseits befördern, würde ich jedenfalls nicht groß darum weinen. Und zwar nicht, weil ich einen Dachschaden habe, sondern weil mir in meinem Leben zu viel von anderen Menschen angetan wurde. Einzig traurig wäre ich um die Aufgabe, die ich in meinem Leben noch sehe, anderen dasselbe Schicksal zu ersparen.
Erloesung
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Erloesung »

Abendstern hat geschrieben:
Verloren hat geschrieben:Ich bin auf einen etwas unerfreulichen Artikel gestoßen, der aber die typische negative Sicht auf den Suizid widerspiegelt.

http://www.imabe.org/index.php?id=45
Was ich auch sehr merkwürdig finde, ist: Sobald man einen anderen Menschen, die Vorteile vom Tod aufzählen will, reagieren die meisten abweisend oder sogar hysterisch.
Natürlich hat der Tod auch Nachteile, aber mir geht es darum, dass man garkeine Diskussion mit den meisten Menschen führen kann über dieses Thema. Sehr merkwürdig alles.. :/
Peterchen
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Re: Suizid und Sterbehilfe in den Medien - Sammelthread

Beitrag von Peterchen »

Der Artikel ist so dumm, dreist und übergriffig, dass er selbst Menschen ohne gefestigte Meinung zum Thema Suizid vor den Kopf stoßen dürfte. Insofern gar nicht schlecht :)

Würde der Autor sagen, dass die meisten Suizide unvernünftig sind und verhindert werde sollten, dann wäre das bei vielen Menschen anschlussfähig. Aber die Behauptung, dass niemand sterben möchte, egal in welchem Zustand er sich befindet, ist offensichtlich absurd.

Übrigens kann man den Text leicht so ändern, dass er psychiatrische Interventionen gegen Abtreibung oder Homosexualität rechtfertigt:

"Die Rede vom Wunsch nach Abtreibung ist missverständlich. Es ist das natürliche Bedürfnis der Frau, Kinder zu gebären. Die Aufgabe des Psychiaters besteht darin, der schwangeren Frau auf dem Weg konstruktiver Lösung für anstehende Lebensprobleme zu helfen, denn der Wunsch nach einer Abtreibung entsteht aus der Konfrontation eines Lebensstils mit der Realität."

Immer wenn Psychiater behaupten, sie wüssten besser, was andere "eigentlich wollen" und hätten das Recht, diese Menschen zu bevormunden und zu ihrem Glück zu zwingen, wird es totalitär.
Zuletzt geändert von Peterchen am Samstag 1. September 2018, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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