Was hält euch vom Suizid zurück?

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

esistzukalt
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 25. April 2014, 04:49

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von esistzukalt »

Als Antwort auf Lilablau,

In gewisser Weise tragen die Eltern auch zur aktuellen Situation bei, da du ja Produkt deiner Gene und Umstände bist. Von Schuld darf da aber nie die Rede sein, nachdenkende Menschen wissen so was meistens auch und über den Rest sollte man sich weniger Gedanken machen.
Das öffentliche Ansehen eines Jeden kann in kürzester Zeit zerstört werden, da muss nur irgendein Klatschblatt ein paar Zeilen raushauen.
Ich finde es schön, das du so reflektiert bist und dir Gedanken um diese Situation machst.
Abhilfe kann man da zum Beispiel schaffen indem man seine Gedanken textlich festhält, so kann dem Ansturm der Meinungen Fremder vielleicht etwas entgegengebracht werden.

Liebe Grüße!

Was mich abhält ist die Hoffnung und immer wieder vorgemachte Ziele, Selbstlügen.
Lilablau
Beiträge: 105
Registriert: Sonntag 11. November 2012, 18:54

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Lilablau »

esistzukalt hat geschrieben: In gewisser Weise tragen die Eltern auch zur aktuellen Situation bei, da du ja Produkt deiner Gene und Umstände bist.
Ja, da hast du natürlich recht.
Das öffentliche Ansehen eines Jeden kann in kürzester Zeit zerstört werden, da muss nur irgendein Klatschblatt ein paar Zeilen raushauen.
Natürlich. Mir persönlich ist es auch vollkommen egal was die Gesellschaft von mir denkt. Nur kann ich von mir nicht auf andere schliessen. In meiner Umgebung, hier gibt es nur kleine Dörfer = "Dörfligeist", ist es aber leider so, dass solche "Skandale" durchaus das Leben von Personen zerstören oder zumindest sehr beeinträchtigen kann...
Abhilfe kann man da zum Beispiel schaffen indem man seine Gedanken textlich festhält, so kann dem Ansturm der Meinungen Fremder vielleicht etwas entgegengebracht werden.
Ich werde, wenn ich denn vorzeitig abtrete, auf jeden Fall einen ausführlichen Abschiedsbrief zurücklassen. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob ich einen "allgemeinen" Brief verfasse, den ich dann möglichst weit verbreite um allfällige Vorwürfe und Schuldgefühle auszuräumen, oder jedem persönlich ein paar Zeilen verfasse. Das letztere ist zwar persönlicher, es werden sich aber diejenigen, die keinen Brief/E-Mail erhalten, benachteiligt/weniger wichtig fühlen...
Aber auch mit Abschiedsbrief ist es unmöglich, allen, und damit vor allem der Gesellschaft, mitzuteilen, warum ich diesen Weg gegangen bin.
Ihr dürft jetzt lachen, aber ich habe mir auch schon überlegt ein Graffiti zu hinterlassen, damit es alle sehen und meine Angehörigen noch eine kleine Erinnerung an mich haben :wink:

Glg
Lilablau
esistzukalt
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 25. April 2014, 04:49

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von esistzukalt »

Ach das ist nicht zum Lachen! Es ist zweiseitig zu betrachten, da es zeigt das immernoch eine menge kreative, schöpferische Kraft in dir schlummert und gleichzeitig ist es unter Anbetracht der Situation auch irgendwie traurig - es sollte vielleicht traurig sein, oder es wirkt vielleicht traurig auf Andere, da ein solches Kunstwerk in der Gegenwart meist weniger gewürdigt wird.
( Mittlerweile ist es eh fraglich ob Dinge die aus Leiden-schafft passieren, noch wirklich wahrgenommen werden, oder nicht im Sumpf des Überflüsses an Contenten untergehen ) aber ich will nicht abdriften.

Ich habe damals einen sehr sehr persönlichen Brief geschrieben, sehr auf die schnelle, weil ich in einer Akkutphase war, dennoch nicht ohne Erklärung gehen wollte. ( Eigentlich einen Haufen an Dingen in mir habe, die ich gern noch irgendwie den verschiedensten Menschen mitteilen wollen würde ).
Aufjedenfall -
dieser Brief betrug 8 Seiten und richtete sich immer mit einem Abschnitt an eine Person ganz direkt.
Ob es der richtige Brief war ?
In diesem Moment sicherlich schon, da es die Dinge waren, die in dem Moment mir am wichtigsten erschienen.

Wenn ich ihn heute allerdings lese - was nicht allzuoft passiert - schäme ich mich schon fast.
Einerseits für meine Ehrlichkeit, andererseits für die Unbehoflenheit.
Diesen Brief haben einige Menschen ( einschließlich der Polizei, wo wir auch Bekannte haben ) gelesen.
Also habe ich diese Situation, vor der Du dich fürchtest in gewisser Weise schon etwas erlebt / erlebe sie noch immer.

Meine Eltern werden nicht für total Versager gehalten, aber den Leuten ist ziemlich deutlich geworden, das da auch Fehler passiert sind. Meine Eltern haben zumindest ein wenig Größe und räumen einige dieser Fehler auch ein, anderes wiederrum ist vielleicht ein Tuschelthema... aber kein aktives ( was sicher daran liegt, das der Suizid nicht geklappt hat , weniger Leute einen Sündenbock suchen etc ).

Naja soviel von mir dazu, ich finde die Form des Abschiedbriefes sehr gut ! Ich finde auch die Idee gut, das man einfach seine Gedanken in einem kleinen Buch festhält, das man die wenige Lebensenergie, die man ja noch haben muss, weil man sonst nichtmehr hier wäre, versucht in etwas positives zu verwandeln, festzuhalten wieso es einem so geht, ein paar persönliche Sachen reinschreibt, Dinge die man einer Person unbedingt sagen wollte. So hat man die Gewissheit, das später Jemand die Gedanken nachvollziehen kann und gleichzeitig, falls man die Kurve kriegt, hat man einen gutes Stück eigen Therapie gestaltet. Würde mich nicht wundern wenn dadurch der ein oder andere Underground Writer zutage käme.

Liebe liebe Grüße !
wireframe
Beiträge: 1
Registriert: Montag 23. Juni 2014, 15:16

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von wireframe »

Was steht im Weg?

Rücksichtnahme auf nahestehende Personen
Methoden, Vorgehen noch in Abklärung
Noch sind ein paar Dinge zu Regeln
Selbsterhaltungstrieb des Körpers, hab ihn aber schon so weit reprogrammiert, dass selbst bei intensivsten Suizidgedanken mit konkreten Ausführungsüberlegungen keine verräterischen Tränen mehr kommen (die mit einigen Schmerzmitteln aber jeweils gut zu unterdrücken waren)
Frustessen lässt es jeweils für ein paar Stunden erträglich werden (die Gewichtszunahme in den letzten 12 Monaten würde sich beim Erhängen nützlich erweisen), und verfetten bis zum Herzinfarkt hat als Methode auch ihren Reiz gewonnen (gewusst wie liesse sich wohl ein Infarkt provozieren, je fetter desto grösser die Chance, dazu die richtigen Medikamente..
Hatte heute aber mehrmals das Gefühl, dass ich keine Woche mehr mitmachen mag, einfach alles stehen und liegen lassen möchte, und für einen notfallmässigen Checkout wäre eigentlich schon länger alles vorbereitet: Methode, Material, Vorgehen. Nur die nahestehenden Personen tun mir noch leid. Und ein paar Sachen wären zu regeln.
MelperRitus
Beiträge: 177
Registriert: Samstag 1. März 2014, 18:03

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von MelperRitus »

Nur der Bilanzsuizid. Möllemann ist Fallschirm gesprungen und hat die Leine nicht gezogen. Das ist klar entschieden Bilanzsuizid. Nicht aus einer psychiatrischen Molotov Aktion heraus gegen sich selbst, klar Bilanz.
Ashes
Beiträge: 64
Registriert: Donnerstag 5. Juni 2014, 19:09

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Ashes »

Wireframe was dich abhält hast du gut beschrieben darf ich fragen, was dich in den Tod treibt?
Frederik
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 2. April 2010, 20:29

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Frederik »

Hallo,

mich hält im Augenblick nur zurück, dass ich nicht alleine grillen will. Leider ist die Seite Suicide Apartment offline.
Ich warte auf die Wiedereröffnung.

Frederik
Bullmastif
Beiträge: 30
Registriert: Samstag 14. Mai 2011, 13:47

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Bullmastif »

Die Angst, dass es nicht klappt. Und dann ist alles wahrscheinlich noch viel schlimmer.
Eine 100% Methode gibt es leider nicht.
glycerine

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von glycerine »

das nicht alles die hölle ist, ich bin zwar abhängig von opiaten, ich trinke dreißig kaffee am tag und fresse unmengen an tabletten, aber es geht noch, es geht mir noch oft gut
aufgewachter
Beiträge: 18
Registriert: Montag 10. März 2014, 19:13

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von aufgewachter »

Hoffnung und wieder Hoffnung, daß das was ich gerade tue mein Leben verbessert.

Ich wechsle nach langer Vorbereitung das Bundesland, ziehe in eine naturreiche Gegend, um endlich
Ruhe vor den Menschen zu finden. Meine Wohnung liegt dann am Wald zwischen zwei Seen.
Sollte ich dennoch in Hartz4 abrutschen, kommt es auf den Umgang der Behörden an.

Wenn sie mich schikanieren, wie allgemein bekannt und ich mich weder wehren, noch selbstbestimmt leben kann, bleibt mir nur der Suizid. In den nächsten Monaten wird sich viel entscheiden.
Kellermensch
Beiträge: 18
Registriert: Donnerstag 10. Juli 2014, 19:07

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Kellermensch »

wireframe hat geschrieben:Nur die nahestehenden Personen tun mir noch leid. Und ein paar Sachen wären zu regeln.
Dito.
Und das beschäftigt mich sehr, weil ich das Schlachtfeld, dass man mit dem eigenen Suizid hinterlässt, viel zu gut kenne und ich eigentlich niemandem weh tun möchte.
Aber zu leben um die Erwartungen anderer zu erfüllen ist halt auch ein bisschen wenig auf Dauer - klar kann das noch eine Weile gut gehen, bisher gings ja auch, aber wann ist denn der Punkt erreicht, wo man sagen kann "es ist ok, das Ende des eigenen Leids über die Erwartungen des Umfelds zu stellen?". Bei offensichtlicher Krankheit und körperlichen Schmerzen wird einem vermutlich noch eher Verständnis entgegen gebracht, weil seelische Schmerzen oft unsichtbar sind...
Braucht einen natürlich alles nicht mehr zu interessieren, wenn man erstmal tot ist, aber vorher - jetzt quasi - stellt mich das vor ein riesen Problem. :oops:

Und wenn ich nicht gerade am "Sachen regeln" bin, guck ich nach Masterstudiengängen... Mein Studium macht mir viel Spaß und ich finds echt schade, das jetzt dann einfach so hinzuschmeißen :?
Einsam
Beiträge: 27
Registriert: Samstag 26. Juli 2014, 08:29

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Einsam »

große angst vor einem schmerzhaften tod und nicht zu wissen, was "danach" kommt.
verantwortung meiner beiden katzen gegenüber, die ich nicht "alleine" lassen will.
mein lebenswille der sagt, dass viele menschen schon liebeskummer und einsamkeit und schicksalsschkäge überstanden haben.
das andere sich wünschen würden eine chance auf leben zu haben, während ich "gesund" mein leben wegschmeissen möchte.
Grenzwelten
Beiträge: 515
Registriert: Freitag 1. Juni 2012, 00:27
Wohnort: BW

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Grenzwelten »

- mein therapeut der mir immer wieder mut fürs leben macht
- meine Schwester und mein guter Freund
- die Angst dass die hier gefühlte Hölle nach dem Suizid ewig sein könnte
- das Gefühl noch eine Aufgabe/Berufung zu haben
- trotz allem eine Neugier; niemand weiss was morgen kommt
dito
Beiträge: 33
Registriert: Samstag 25. Januar 2014, 20:14

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von dito »

Kellermensch hat geschrieben:
wireframe hat geschrieben:Nur die nahestehenden Personen tun mir noch leid. Und ein paar Sachen wären zu regeln.
Dito.
Und das beschäftigt mich sehr, weil ich das Schlachtfeld, dass man mit dem eigenen Suizid hinterlässt, viel zu gut kenne und ich eigentlich niemandem weh tun möchte.
Aber zu leben um die Erwartungen anderer zu erfüllen ist halt auch ein bisschen wenig auf Dauer - klar kann das noch eine Weile gut gehen, bisher gings ja auch, aber wann ist denn der Punkt erreicht, wo man sagen kann "es ist ok, das Ende des eigenen Leids über die Erwartungen des Umfelds zu stellen?". Bei offensichtlicher Krankheit und körperlichen Schmerzen wird einem vermutlich noch eher Verständnis entgegen gebracht, weil seelische Schmerzen oft unsichtbar sind...
Braucht einen natürlich alles nicht mehr zu interessieren, wenn man erstmal tot ist, aber vorher - jetzt quasi - stellt mich das vor ein riesen Problem. :oops:

Und wenn ich nicht gerade am "Sachen regeln" bin, guck ich nach Masterstudiengängen... Mein Studium macht mir viel Spaß und ich finds echt schade, das jetzt dann einfach so hinzuschmeißen :?
Ich versuche mein Umfeld von mir abzukapseln, stoße die Menschen vor dem Kopf die mir Nahe stehen um ihnen den Schmerz später zu
erleichtern. Ich wuerde ihren Schmerz gerne auf mich nehmen wenn ich könnte, ich hasse sowas einfach...

Aber danke Kellermensch :-)
Dantes_Peak
Beiträge: 35
Registriert: Mittwoch 24. September 2014, 22:18

Re: Was hält euch vom Suizid zurück?

Beitrag von Dantes_Peak »

Mich hält zurück, dass ich noch nicht genügend Informationen zusammen habe, um abzutreten.
Natürlich gibt es Methoden die effektiv sind, aber dann sind sie auch meist brutal und gewaltsam. Das kann ich mir nicht vorstellen...
Ich könnte den gleichen Weg gehen, wie der Zeitgenosse der mir mein Leben ruiniert hat :oops: und mich vor einen Zug stellen, aber dann bin ich nicht besser wie er.
Ist zwar ebenfalls eine gewaltsame Methode, aber die Kürze des Sterbens hat Charme.
Antworten