Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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moody
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 11. November 2011, 13:52

Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von moody »

Hallo,

ich lese schon sehr lange hier mit und habe mich entschieden nun auch aktiv mitzuschreiben.
Kurze Vorstellung zu mir:
Männlich, im besten Alter :-) , 40 Jahre, beruflich sehr erfolgreich, tolle Familie,
so ziemlich alles was man sich wünschen kann.

Warum beschäftige ich mich trotdem mit Suizid und Depressionen?
Seit längerer Zeit, mal stärker, mal schwächer plagen mich schwere Depressionen und ich wünsche mir immer häufiger,
daß es zu Ende geht.
Was nutzen mir materielle Dinge, wenn ich mich an Kleinigkeiten nicht erfreuen kann?
Völlige Gefühlskälte und Emotionslosgkeit bestimmen mein Leben, ich gleube, die meisten von Euch können das verstehen.

Hinzu kommt ein ziemlich heftiges Suchtproblem (Diazepam), welches ich nun versuche in den Griff zu bekommen (Ausschleichen),
immer wieder stellt sich mir doch die Frage, warum eigentlich.
Ich habe teilweise Dosierungen von 100 mg in Verbindung mit Alkohol gehabt, konnte danach vielleicht 5 Stunden schlafen und
war wieder fit. Meine Ärztin, die mich betreut konnte nur mit dem Kopf schütteln und sagte es sei ein Wunder, dass ich überhaupt noch aufwache.
Zusätzlich zum Diazepam kommen Aufputschmittel, damit ich im Job funktioniere und noch mehr Geld verdiene.
Mein Glück bis jetzt war, dass ich körperlich sehr fit bin und auch sehr viel Sport treibe, das hat mich wohl bis jetzt gerettet.

So, das kurz zu mir

Liebe Grüße

Moody
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von Seelenschmerz »

hallo,

nun, das klingt doch danach, dass dir eventuell eine ambulante, teilstationäre oder stationäre Therapie helfen könnte?
Ich jedenfalls habe durch solche Maßnahmen wieder Zugang zu meinen Gefühlen gefunden.
Eventuell leidest du unter Depressionen oder einer gewissen, psychischen "Störung", die man überwinden kann mit Therapie?
moody
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 11. November 2011, 13:52

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von moody »

Hallo Seelenschmerz,
Danke für die Zusprache und den Tipps zur Therapie.
habe auch sehr viel darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, auf diese Hilfe zu verzichten.
Ich werde es einfach laufen lassen, so wie es jetzt läuft, ca. 100mg Dias tägliche, morgens Vigil, dann 16 Stunden arbeiten. es dürfte eine Zeit bis zum Herzinfarkt dauern, nicht mehr lange, da ich es schon länger so treibe.

Frage an die Experten: Ist das ein probates Mittel, damit es nicht wie Suizid aussieht?
Einfach ein Infarkt und fertig?

liebe Grüße Moody
Nickiie

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von Nickiie »

Hallo moody,

das klingt alles total heftig. O.o

Aber ganz ehrlich !? Ich kann dich so gut verstehen,natürlich soll das jetzt keine Motivation sein,um dein Leben zu beenden,oder derartiges,aber es ist einfach so ; irgendwann gibt man sich lieber mit Medikation ab,anstatt sich therapeutische Hilfe zu holen ( zumindest lese ich das bei dir raus ),weil man irgendwann einfach so am Ende ist und nicht mehr kann! Nach Therapien,Klinikaufenthalten,Medikamenten,und und und,ist irgendwann ein Punkt erreicht,an dem man einfach nicht mehr kann und will.
Manchmal kann eine Therapie jedoch helfen und vielleicht wäre es bei dir ein Versuch wert.
Aber wie gesagt,ich verstehe es,wenn du das absolut nicht möchtest,vorallem dann,wenn du schon Therapien hinter dir hast und es dir nach wie vor schlecht,oder gar schlechter geht.

Hast du bereits einen direkten Versuch unternommen,dein Leben zu beenden ?

Ich denke,wenn du deine Gesundheit gefährdest,mittels starken,abhängigmachender Medikation kann das schon als " unzulässiges Wort" gesehen werden. Eine Art " unzulässiges Wort auf Zeit " vielleicht...

Ich verstehe das total ; man denkt sich,eigentlich gehts mir " relativ gut " und ich müsste dementsprechend glücklich sein.
Aber man ist es nicht !
Und eigentlich muss man auch nicht glücklich sein,nur weil man alles materielle hat,vorallem dann nicht,wenn die Gesundheit einfach nicht stimmt.

Liebe Grüße
Lustlos
Beiträge: 3
Registriert: Freitag 11. November 2011, 11:07

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von Lustlos »

Guten Morgen Moody.

Es ist, trotz der eigentlichen Tragik, faszinierend. Obwohl wir uns nie gesehen haben, umschreibst Du meinen Seelenstatus.

Ich habe Deine Zeilen gelesen und fühle, dass Du die Worte benutzt hast und die Umschreibungen für Deine momentane Situation, wie ich sie besser nicht hätte wählen können. Gut, ich bin weder erfolgreich, sondern im sozialen Bereich, in dem man nun nicht wirklich erfolgreich werden kann, noch habe ich Familie. Ich bin erst 32 Jahre jung und bin gefangen von Kälte und Emotionslosigkeit seit dem ich 16 Jahre jung bin. Es kam mit einem Mal. Völlig überfordert und hilflos irrte ich umher ohne zu wissen, wie ich mich aus dieser Ohnmacht befreien kann.

Seit mehr als 1 1/2 Jahren, habe ich nun ENDLICH, eine Therapie durchgehalten. Es hilft. Aber es ist nicht einfach. Eine Therapie ohne das Du bereit bist von Dir eine Menge Preis zu geben, eine Therapie ohne Gefühlsaus- und -zusammenbrüchen, eine Therapie ohne Bereitwillig Job Job sein zu lassen und Ratschläge anzunehmen wird auch Dir eine Therapie nicht helfen können. Du bist Dein eigener Schlüssel und die Therapie ist die Tür, die Dir einen neuen Weg, einen nicht weniger anstrengenden Weg aufzeigen kann. Die eigentliche Arbeit, ist nicht die Arbeit, der Du jeden Tag wie ein Irrer Deiner selbst nachgehst. Die eigentliche Arbeit bist Du, Dein Leben und Deine Familie.

Ich wünsche Dir Kraft und die Stärke, das eigentlich Leben wiederzufinden. Denn mit dem "Wiederfinden", findest auch Du Wärme und Freude.
Aber leicht, leicht ist das nicht...

Adieu...Lustlos.
moody
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 11. November 2011, 13:52

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von moody »

Danke für die mitfühlenden und gut gemeinten Worten.
Eine Theraüie kommt für mich nicht mehr in Frage, hatte eine ambulante Therapie, die mir aber nicht geholfen hat.
Letztendlich habe ich mein Leben selbst im Griff und auch verpfuscht, was nutzt mir gesellschaftliches Ansehen, ein schnelles Auto oder irgendwelche unwichtige
materielle Dinge? An Kleinigkeiten, wie ein Sonnenaufgang kann ich mich schon nicht erfreuen, ich sitze im Büro und arbeite wie ein Geisteskranker (kreativer Job),
tagsüber muss ich hellwach und fit sein, abends stehe ich vor dem Zusammenbruch. Nein, es ist auch kein Burn out, meine Arbeit macht mir Spass, habe sogar ein Buch darüber geschrieben.
Ich weiss, dass ich beruflich top bin, privat ein Wrack, welches sich sich selbst zerstört.
Ein aktiver Suizid würde für mich nie in Frage kommen, wäre einfach, habe genug Medikamente und andere Dinge es zu vollziehen,
Nein es wird eine Selbsttötung auf Zeit, am besten ein Herzinfarkt, das wäre sogar noch standesgemäß :-)

Wie lange hält ein KJörper durchschnittlich diese Lebensweise aus? Jeden tag 100mg Dia, morgens 100 mg Vigil?
Gibt es da Erfahrungswerte? Körperliche Konstition ist noch ganz ok, obwohl ich schon Schwindelanfälle versprüre?
paddy
Beiträge: 135
Registriert: Dienstag 10. August 2010, 20:12

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von paddy »

Hi moody,

ja auch ich kenne das eine oder andere deiner Beschreibung. Nur habe ich gemerkt das so ein Kartenhaus irgendwann zusammen bricht wie es bei mir langsam passiert und sich nicht aufhalten lässt. In allen Bereichen gleichzeitig. Eine Überlegung die ich hatte ist alles von vorne anzufangen insbesondere der Job und der Druck machen viel aus denke ich. Aber wenn man ehrlich ist, ist das in Deutschland unmöglich da man ja seinen "Verpflichtungen" nachzukommen hat....

Was mich interessieren würde ist wie du an deine "AUfputschmittel" kommst...könnte mir nämlich auch über den Tag helfen


Paddy
Nickiie

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von Nickiie »

Hallo moody,


vielleicht schaffst du es an deiner Arbeit festzuhalten ; du schreibst ja selbst,dass sie dir großen Spaß macht.
Ich kann verstehen,dass du dich so kaputt fühlst und alles,aber vielleicht gibt es auch für dich noch eine Lösung,ausser dem Tod !

Wielange genau der Körper diesen " Raubbau " aushält,kann dir sicherlich keiner 100%ig sagen.
Ich denke,dass das auch bei jedem unterschiedlich ist ; jeder Mensch ist anders gestrikt.
Im Schnitt vielleicht ein paar Jahrzehnte ( höchstens ) ...würde ich mal so schätzen,obs so ist : Keine Ahnung. :/
Ich denke,dass kann man auch nie so konkret sagen..wie bereits geschrieben.

Weiß deine Familie wie es dir wirklich geht ?

L.G.
moody
Beiträge: 6
Registriert: Freitag 11. November 2011, 13:52

Re: Gefühlskälte und Emotionslosigkeit

Beitrag von moody »

Meine Familie ahnt schon, dass es mir sehr schlecht geht.
Ich spiele es halt runter auf den beruflichen Stress, den ich habe

Habe heute nicht mehr Kraft zu schreiben, morgen gerne mehr

LG Moody
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