Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

volldurch
Beiträge: 77
Registriert: Mittwoch 27. Februar 2013, 23:13

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von volldurch »

Ich denke das mit der Aggression kommt schon hin. Bei mir verbindet sich das oft, diese Verzweiflung und der Wille zu zerstören. Irgendwo habe ich mal gelesen, insbesondere Menschen bis Ende 20 sind "gefährdet" sich umzubringen. Warum...vielleicht weil man da noch "vitaler" ist und die Dinge ganz klar spürt...was geht und was nicht geht und was man nicht mehr "mit sich machen lässt"...man ist vielleicht sensibler. Demnach muss ich wohl bald dann mehr an diese Gleichgültigkeit herankommen wenn das stimmt...aber ich spür davon nix :( (bin 31 jetzt)
Deadly Snowflake

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Deadly Snowflake »

volldurch hat geschrieben:Ich denke das mit der Aggression kommt schon hin. Bei mir verbindet sich das oft, diese Verzweiflung und der Wille zu zerstören. Irgendwo habe ich mal gelesen, insbesondere Menschen bis Ende 20 sind "gefährdet" sich umzubringen. Warum...vielleicht weil man da noch "vitaler" ist und die Dinge ganz klar spürt...was geht und was nicht geht und was man nicht mehr "mit sich machen lässt"...man ist vielleicht sensibler. Demnach muss ich wohl bald dann mehr an diese Gleichgültigkeit herankommen wenn das stimmt...aber ich spür davon nix :( (bin 31 jetzt)
Bei der Frage nach genetischen Faktoren habe ich auch schon gelesen, dass der Faktor "Impulsivität" eine vorrangige Rolle spielen könnte (entgegen der naheliegenden Annahme, dass vererbbare Depressivität oder ähnliches hier die grösste Rolle spielt...aber diesbezüglich gibt es eh wenig substanzielle Befunde).
Möglich, dass gewisse Probleme weniger bedrängend werden mit den Jahren (und wenn auch nur durch Gewöhnung: man hat gelernt damit zu "leben"), allerdings (wenn man zu lange ausharren kann) droht das Thema Alter mit all seinen den Suizid wieder "reizvoll" erscheinen lassenden Umständen.
volldurch
Beiträge: 77
Registriert: Mittwoch 27. Februar 2013, 23:13

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von volldurch »

Fest steht ich könnte alles kaputtschlagen. Und insbesondere denjenigen Schriftstellern die man postmortal noch "genießen" muss wie sie sich zu Suizid äußern... schön gemütlich vom Sofa aus haben sie das geschrieben!! die hätte man vierteilen sollen oder rädern.
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

Bereite dich auf den Tod vor, das will sagen, bereite dich auf die Freiheit vor! (Seneca)
TheBest_Chan
Beiträge: 80
Registriert: Sonntag 22. Juli 2012, 02:19

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von TheBest_Chan »

Michail Bulgakow (aus dem Roman 'Der Meister und Margarita'):

"Ohne Bedauern verlässt der Müde die Nebel der Erde, ihre Sümpfe und Flüsse und gibt sich leichten Herzens dem Tod in die Hände, wissend, dass nur er ihm Ruhe schenkt."
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

In der freiwilligen Beendigung des Lebens ist ein Akt der Weisheit zu sehen. Die naive Lebensbejahung ist den Unwissenden und deren Torheit zuzuschreiben. (nach Erasmus von Rotterdam)
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Chron »

Der Frieden ist das Gold des Lebens.

Augustinus Aurelius
(354 - 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

...nonexistence never hurt anyone and existence hurts everyone. Although our selves may be illusory creations of consciousness, our pain is nonetheless real. (Thomas Ligotti)
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:...nonexistence never hurt anyone and existence hurts everyone. Although our selves may be illusory creations of consciousness, our pain is nonetheless real. (Thomas Ligotti)
Google-Übersetzung:
Nichtexistenz ... nie jemand verletzt und Existenz jeder tut weh. Obwohl uns selbst illusorisch Kreationen des Bewusstseins zu sein, ist unser Schmerz dennoch real. (Thomas Ligotti)
jgk1
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2014, 22:35

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von jgk1 »

so-lebt-der-lurch hat geschrieben:
Deadly Snowflake hat geschrieben: 1) Was ängstigt die Menschen bezüglich dem Tod? Ich denke deine Unterscheidung ist zu wenig differenziert. Du unterscheidest nur das nach-todliche Sein/nicht-Sein und den Sterbensprozess. Man muss aber wie folgt unterscheiden: Todesereignis, Todsein (als Auslöschung oder nach-todliche Weiterexistenz) und Sterbeprozess (siehe hierzu: H.Wittwer "Philosophie des Todes").

2) Das Nichts schreckt mich nicht (über ein jenseitiges Weiterleben kann ich mir schlicht keine Vorstellung machen...aber es schreckt mich auch nicht), das Sterben scheint mir heutzutage (in 90% der Fälle mittels Palliativmedizin) doch viel kontrollierbarer in seinem Leidaspekt zu sein, und es darf gehofft werden, dass die Sterbehilfe in Zukunft noch liberaler im Dienste der nicht-behandelbar Leidenden angewandt wird/werden darf als heute...daran denke ich kaum je...davor habe ich wenig Angst, aber das Todesereignis als Abbruch des Lebens ängstigt mich durchaus...die Vorstellung aus dem Leben gerissen zu werden, vielleicht gerade dann wenn viele Lebenswünsche noch bestehen, auf Erfüllung sehnen. Alles loslassen zu müssen.
Zu 1) Über das Todsein mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken weil ich annehme, dass ich es nicht erleben/empfinden werde.
Und das Todesereignis, welches ich mit dem Sterbeprozess gleichsetze (differenzierter denke ich da nicht) möchte ich gerne in schlafendem/bewusstlosem Zustand erleben bzw. eben nicht bewusst erleben. Dafür möchte ich es mir vorher als eine angenehme Reise durchs Universum vorstellen :)

Zu 2) Ja, die Palliativmedizin ist sicherlich für diejenigen, für welche der natürliche Tod die einzige annehmbare Option ist eine gute und wichtige Sache. Allerdings gibt es außer Schmerzbekämpfung noch andere Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Die Handlungsfreiheit wird einem ja beim allmählichen Dahinsterben zwangsläufig abhanden kommen. Und nicht jeder kann sich damit abfinden vollständig auf fremde Hilfe angewiesen (man könnte auch sagen: anderen ausgeliefert) zu sein.
Hier komme ich wieder auf Gunter Sachs zurück, der die finanziellen Möglichkeiten gehabt hätte, eine ganze Armee von Pflegepersonal einzustellen und die allerbeste medizinische Versorgung dazu. Aber er hat sich anders entschieden. Viele empfinden so ein Dasein am Lebensende als würdelos, andere hingegen nehmen es so hin. Daher finde ich, es ist egal ob die letztlich getroffene Wahl der Möglichkeiten das Ergebnis eines freien oder determinierten Willens ist. Der letzte Wille muss auf jeden Fall respektiert werden.
Hallo
ich hätte eine Frage: Wie steht es mit Demenz - kann man da in Würde sterben?
jgk1
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2014, 22:35

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von jgk1 »

jgk1 hat geschrieben:
so-lebt-der-lurch hat geschrieben:
Deadly Snowflake hat geschrieben: 1) Was ängstigt die Menschen bezüglich dem Tod? Ich denke deine Unterscheidung ist zu wenig differenziert. Du unterscheidest nur das nach-todliche Sein/nicht-Sein und den Sterbensprozess. Man muss aber wie folgt unterscheiden: Todesereignis, Todsein (als Auslöschung oder nach-todliche Weiterexistenz) und Sterbeprozess (siehe hierzu: H.Wittwer "Philosophie des Todes").

2) Das Nichts schreckt mich nicht (über ein jenseitiges Weiterleben kann ich mir schlicht keine Vorstellung machen...aber es schreckt mich auch nicht), das Sterben scheint mir heutzutage (in 90% der Fälle mittels Palliativmedizin) doch viel kontrollierbarer in seinem Leidaspekt zu sein, und es darf gehofft werden, dass die Sterbehilfe in Zukunft noch liberaler im Dienste der nicht-behandelbar Leidenden angewandt wird/werden darf als heute...daran denke ich kaum je...davor habe ich wenig Angst, aber das Todesereignis als Abbruch des Lebens ängstigt mich durchaus...die Vorstellung aus dem Leben gerissen zu werden, vielleicht gerade dann wenn viele Lebenswünsche noch bestehen, auf Erfüllung sehnen. Alles loslassen zu müssen.
Zu 1) Über das Todsein mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken weil ich annehme, dass ich es nicht erleben/empfinden werde.
Und das Todesereignis, welches ich mit dem Sterbeprozess gleichsetze (differenzierter denke ich da nicht) möchte ich gerne in schlafendem/bewusstlosem Zustand erleben bzw. eben nicht bewusst erleben. Dafür möchte ich es mir vorher als eine angenehme Reise durchs Universum vorstellen :)

Zu 2) Ja, die Palliativmedizin ist sicherlich für diejenigen, für welche der natürliche Tod die einzige annehmbare Option ist eine gute und wichtige Sache. Allerdings gibt es außer Schmerzbekämpfung noch andere Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Die Handlungsfreiheit wird einem ja beim allmählichen Dahinsterben zwangsläufig abhanden kommen. Und nicht jeder kann sich damit abfinden vollständig auf fremde Hilfe angewiesen (man könnte auch sagen: anderen ausgeliefert) zu sein.
Hier komme ich wieder auf Gunter Sachs zurück, der die finanziellen Möglichkeiten gehabt hätte, eine ganze Armee von Pflegepersonal einzustellen und die allerbeste medizinische Versorgung dazu. Aber er hat sich anders entschieden. Viele empfinden so ein Dasein am Lebensende als würdelos, andere hingegen nehmen es so hin. Daher finde ich, es ist egal ob die letztlich getroffene Wahl der Möglichkeiten das Ergebnis eines freien oder determinierten Willens ist. Der letzte Wille muss auf jeden Fall respektiert werden.
Hallo
ich hätte eine Frage: Wie steht es mit Demenz - kann man da in Würde sterben?
Bitte um Antwort.
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

jgk1 hat geschrieben:...

Hallo
ich hätte eine Frage: Wie steht es mit Demenz - kann man da in Würde sterben?
Zunächst wäre zwar die Bedeutung von „Würde“ zu klären – was andernorts im Forum schon ausführlich behandelt wurde -, aber ich persönlich meine, dass jeder für sich selbst entscheiden darf, was für ihn oder sie würdevoll ist und was nicht. Das gilt auch für den Dementen und für sein Sterben. Das Sterben wird er im fortgeschrittenen Stadium der Demenz zwar nicht mehr voll bewusst mitbekommen, aber die Demenz beginnt schließlich nicht mit Stufe 3, soll heißen: Er hat vorher noch Gelegenheit über Tod und Sterben nachzudenken – und darüber, was für ihn Würde bedeutet. Ob er darüber nachdenken wird oder das überhaupt möchte (und falls ja, ob er daraus entsprechende Konsequenzen zieht), liegt wieder beim Erkrankten.
Da das hier ein Zitaten-Thread ist, noch schnell zum Thema: „Wenn aber der Mensch wirklich das Leben nicht mehr will, so vernichtet er sich auch sofort durch die Tat. Die meisten Menschen wünschen sich nur den Tod, sie wollen ihn nicht.“ (Philipp Mainländer)
Deadly Snowflake

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Deadly Snowflake »

Thanatos hat geschrieben:
Da das hier ein Zitaten-Thread ist, noch schnell zum Thema: „Wenn aber der Mensch wirklich das Leben nicht mehr will, so vernichtet er sich auch sofort durch die Tat. Die meisten Menschen wünschen sich nur den Tod, sie wollen ihn nicht.“ (Philipp Mainländer)
Mainländer wollte (gemäss dem Zitat) seinen Tod erst nach Beendigung seines Werkes, d.h. sein `wirklicher Wille` zu sterben bestand nicht während seines Schreibens, dieses war also lediglich durch den `Wunsch` zu sterben motiviert (hab ich an anderer Stelle detaillierter ausgeführt bezüglich der Frage ob Mainländer konsequent war)...stellt das die Authentizität des Werkes in Frage? Dann bleibt natürlich die in eins Setzung von `den Tod wollen` und `das Leben nicht mehr wollen` zu bemängeln, was natürlich keineswegs identisch ist (denn man kann psychologisch stimmig sagen: er will den (besonderen) Tod, aber zugleich das Leben (grundsätzlich) oder auch: er will das (besondere) Leben nicht, aber auch den Tod (grundsätzlich) nicht). Auch impliziert er, dass der `wirkliche Wille` den Lebensinstinkt überwinden kann, d.h. ihn auflösen kann, so dass der Wille unangefochten und unirritierbar die Oberhand hat (`sofort`). Erinnert mich stark an den Duktus und die propagierte Haltung des nicht Zögerns im `Hagakure` von Yamamoto...ein Tipp für jene die den Lebensinstinkt zu überwinden trachten. (Der Satz ist lediglich richtig wo er banal und tautologisch ist und dies ist nur dann der Fall wenn eine Haltung völliger Eindeutigkeit erlangt werden könnte).
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Peterchen »

Aus Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus:
Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.

Wie auch beim Tod die Welt sich nicht ändert, sondern aufhört.
Balduin
Beiträge: 692
Registriert: Donnerstag 30. September 2010, 17:24
Wohnort: Asien

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Balduin »

Wurde hier aus Hermann Hesses "Steppenwolf" noch nicht zitiert?
  • Die Vertrautheit mit dem Gedanken, daß jener Notausgang beständig offen stehe, gab ihm Kraft, machte ihn neugierig auf das Auskosten von Schmerzen und üblen Zuständen, und wenn es ihm recht elend ging, konnte er zuweilen mit grimmiger Freude, einer Art Schadenfreude, empfinden: »Ich bin doch neugierig zu sehen, wie viel eigentlich ein Mensch auszuhalten vermag! Ist die Grenze des noch Erträglichen erreicht, dann brauche ich ja bloß die Tür zu öffnen und bin entronnen.« Es gibt sehr viele Selbstmörder, denen aus diesem Gedanken ungewöhnliche Kräfte kommen.

    Andrerseits ist allen Selbstmördern auch der Kampf gegen die Versuchung zum unzulässiges Wort vertraut. Jeder weiß, in irgendeinem Winkel seiner Seele, recht wohl, daß unzulässiges Wort zwar ein Ausweg, aber doch nur ein etwas schäbiger und illegitimer Notausgang ist, daß es im Grunde edler und schöner ist, sich vom Leben selbst besiegen und hinstrecken zu lassen als von der eigenen Hand. Dies Wissen, dies schlechte Gewissen, dessen Quelle dieselbe ist wie etwa für das böse Gewissen der sogenannten Selbstbefriediger, veranlaßt die meisten »Selbstmörder« zu einem dauernden Kampf gegen ihre Versuchung.
http://pdbooks.ca/books/deutsch/authors ... nwolf.html
Antworten