Zahl der Suizide steigt

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Carlo
Beiträge: 42
Registriert: Mittwoch 17. Februar 2010, 15:15
Wohnort: früher: Schlieren, jetzt: obdachlos

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Carlo »

In der Schweiz ist das auch nicht besser.

Jetzt werden IV-Renten gestrichen bei Schleudertrauma und bei Psychisch Kranken mit undefiniertem Krankheitsbild.

Dauernd muss mit dem Anwalt Einsprache erhoben werden.

Zuletzt landet man beim Sozialamt wo man schikaniert wird.
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Rasiel »

Hallo Balduin,
Als Bestatterin in einer Großstadt, wie viele Suizide hast du denn so?
2010 waren es 25, leider alleine an diesem Weihnachten 4, das ist ziemlich viel.

Sprung vom Hochhaus, Schienen (die meisten) Gewehr, erhängen.

Alle unter 30 Jahre, das macht schon traurig :(
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Rasiel »

Ich denke, dass steigende Suizidzahlen andere Ursachen haben.
Also bei den meisten die ich kenne (beruflich) war immer Mobbing mit im Spiel, dann keine Zukunftsperspektive trotz guter Ausbildung.
Balduin
Beiträge: 692
Registriert: Donnerstag 30. September 2010, 17:24
Wohnort: Asien

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Balduin »

Hallo Rasiel,

25 in ganz Stuttgart oder nur bei dir? Ich nehme an für die ganze Stadt.

Das sind sicher weiterhin die typischsten Suizidmethoden.

Was mich auch hier im Forum wirklich erschüttert, ist die hohe Zahl von Menschen, die in recht jungen Jahren eine lange Krankheitsgeschichte haben und praktisch ohne Hoffnung und Perspektive sind. Es ist mir klar, dass jeder hier in der community seine persönlichen Gründe hat, und ich respektiere absolut das Recht auf den eigenen Tod. Trotzdem ist es für unsere Gesellschaft arg traurig.
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Rasiel »

Hallo Balduin,

nur bei mir, wobei ich die meisten habe, weil ich eng mit der Polizei zusammen arbeite da ich spezielle Identifizierungräumlichkeiten habe
und Isolierzellen und die Angehörige betreut werden nach einer Identifizierung.
Ich habe auch isolierte Sezierräume für die Erstuntersuchungen.
Dazu kommt das 4 Bestatter in meiner Nähe gar keine Polizeieinsätze machen, also keine Suizide.


Die höchste Zahl hatte ich 2008 da waren es 35 Suizidfälle.
wieoftdennnoch
Beiträge: 92
Registriert: Samstag 13. November 2010, 22:50

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von wieoftdennnoch »

aber im Vergleich zu rund 85% der Weltbevölkerung ist ein (materiell) Armer in Deutschland immer noch reich
ich glaube geldmangel, armut wie auch immer kann nicht der grund sein, aber dazu führen, wenn auch andere faktoren hinzukommen
und hier in d. kommen andere dinge zwangsläufig dazu. denn vieles läßt sich nur mit den nötigen finanziellen mitteln erschaffen.
selbst mal abends inne kneipe kann man nicht ohne kohle gehen. dann folgt vielleicht isolation. auch die bedeutung die geld bei uns hat, spielt sicher eine rolle, denn in eine kneipe gehen und sich aushalten lassen oder vielleicht den abend lang an nur einem bier nippen, ist einem schnell unangenehm, also wieder isolation.

ich denke der vergleich mit 85% der weltbevölkerung ist etwas schwierig, denn man muss die jeweiligen lebensumstände mit berücksichtigen und die
sind in einem reichen industrieland sicher anders als vielleicht anderswo. damit ist nicht nur armut relativ, sondern auch der umgang mit ihr, denke ich.

vielleicht existiert der begriff "armut" in manchen sprachen garnicht.
*omega*
Beiträge: 5
Registriert: Samstag 11. Dezember 2010, 23:33

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von *omega* »

Rasiel hat geschrieben:Alle unter 30 Jahre, das macht schon traurig :cry:
Zum Glück bringen sich mehr Menschen jenseits der 30 um, sonst müsste man noch mehr trauern. :roll:
Balduin
Beiträge: 692
Registriert: Donnerstag 30. September 2010, 17:24
Wohnort: Asien

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Balduin »

Klar, das Thema Alterssuizid tritt ja auch immer deutlicher ins Bewusstsein, Menschen im Rentenalter, die ihr Leben beenden. Ob per "erkennbarem Suizid" oder durch Einstellung von Nahrungs-, Flüssigkeits- oder Medikamentenaufnahme, also verdeckt und ohne in der Statistik aufzutauchen.

Rasiel, wenn du von Polizeieinsätzen sprichst, bedeutet dass auch, dass du "bevorzugt" für Mordopfer zuständig bist? Und für Unfalltote? Du hast ja auch geschrieben, dass du Thanatologie machst und dafür sorgst, dass die Toten wieder "ansehnlich" werden. "Restaurativmaßnahmen" wird das wohl genannt.

Dazu deine intensive Betreuung für die Eltern verstorbener Kinder.

Finde ich alles sehr lobenswert. Wirklich!
Carlo
Beiträge: 42
Registriert: Mittwoch 17. Februar 2010, 15:15
Wohnort: früher: Schlieren, jetzt: obdachlos

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Carlo »

Armut was ist das?

Wir müssen von einer Europäischen Armut sprechen.

Da gibt es sehr viele arme Leute die kaum einmal weg gehen können.

In Afika ist die Armut ganz anders.

Wir leben aber nicht in Afrika sondern in Europa.
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Thanatos »

Carlo hat geschrieben: In Afika ist die Armut ganz anders.

Wir leben aber nicht in Afrika sondern in Europa.
Richtig, deshalb sprach ich ja von materieller Armut. Klar dass man frustriert ist, wenn man sich nicht mehr kaufen kann, was man sich früher kaufen konnte, nicht mehr in die Kneipe gehen - wie das hier angesprochen wird - oder dreimal pro Jahr verreisen kann. Wenn man allerdings seine innere Einstellung zu verändern versteht, wird man lernen, dass man all das im Grunde gar nicht braucht.
Es bleibt die Ausgrenzung, wenn man nicht mehr am sogenannten sozialen Leben teilnehmen kann, also in die Kneipe gehen, verreisen, kaufen, überall dabei sein etc. In Ländern, wo alle materiell arm sind, ist man eben nicht ausgegrenzt, sondern gehört zur Masse. Ist es jedoch wünschenswert zur Masse zu gehören?
Euer Thanatos
wieoftdennnoch
Beiträge: 92
Registriert: Samstag 13. November 2010, 22:50

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von wieoftdennnoch »

Wenn man allerdings seine innere Einstellung zu verändern versteht, wird man lernen, dass man all das im Grunde gar nicht braucht
ich glaube nicht dass das so einfach ist. die kneipe ist ja nur ein beispiel eines hochfrequentieren sozialen raumes. und das meiste in unserer umgebung, unserere soziale identität wird durch mangelndes geld eingeschränkt. schwimmbad, saune, disko, kino, theater, das cafe um die ecke etc.
und wenn einer seine einstellung ändert, wird er sich doch immer noch schlecht fühlen, wenn die freunde sagen: komm wir gehen ne pizza essen oder so ..
ich glaube das umfeld prägt uns, auch wenn wir es nicht wollen .. klar können wir aussteiger werden oder so .. aber das bedeutet auch erstmal (?) abkehr ..
Stefan
Beiträge: 287
Registriert: Freitag 26. November 2010, 16:42

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Stefan »

Thanatos hat geschrieben:
Steppentarpan hat geschrieben: Mit voranschreitendem Sozialabbau, ist es aber im Grunde wirklich nur noch eine Frage der Zeit bis es in Deutschland ähnlich aussehen wird.
Das ist wohl die geringste Ursache für den Suizid.
So ist es. Ich wollte diesen thread, der auf einer schwachsinnigen n-tv Meldung beruht, die von dpa kommt, eigentlich konsequent ignorieren. Aber wenn sonst keiner drauf hinweist...

Die Suizidrate ist in D wie in praktisch allen westlichen Industrienationen seit Jahrzehnten gleichbleibend. Jährliche Schwankungen gibt es dabei wie schöne Sommer oder kalte Winter. n-tv hat die Daten dieser Pressemeldung aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. (http://www.gbe-bund.de - dort einfach suchen nach "Suizid Statistik"). Und da liest man, interessanterweise: 2009 gibt es zwar 120 Suizidtote mehr als 2008 - aber komischerweise über 2.000 weniger (!) als 1998.

Watt nu, ihr das-muss-einen-ja-nicht-wundern-die-Welt-wird-immer-beschissener-Sozialabbau-Krieg-und-ach-ist-das-alles-schlecht-Kurzschließer :shock: Lernt ihr daraus jetzt, dass die Politik des Sozialabbaus in D unter schwarz, rot-grün, schwarz-rot die Suizidrate in den letzten 11 Jahren mit nie dagewesenem Erfolg um über 20% gesenkt hat? Und man den Leuten nur die Kohle streichen muss, damit sie wieder anfangen zu arbeiten, statt sich im Hartz IV-Paradies das Leben zu nehmen?

Oder lernt man daraus besser, dass man nicht jeden hingerotzten Mist im Netz, den irgendein Praktikant bei dpa zusammengeschrieben hat (und der dann genau so auch in 9 von 10 Tageszeitungen steht, die mangels Kohle für eigene Redakteure nur noch dpa-Meldungen 1 zu 1 abdrucken), wörtlich nehmen sollte. Sondern sich, wenn man informiert werden möchte, besser an seriöse Publikationen (sorry dpa, dazu gehört ihr schon lange nicht mehr) oder direkt an die Datenquelle wenden sollte.

Viele Grüße,
Stefan
Balduin
Beiträge: 692
Registriert: Donnerstag 30. September 2010, 17:24
Wohnort: Asien

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Balduin »

Eine neue Studie über Selbsttötungen weltweit

http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... aetzt.html
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Chron »

Balduin hat geschrieben:Eine neue Studie über Selbsttötungen weltweit

http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... aetzt.html
Der Link liefert mir nur eine graue Seite mit Titel- und Fußzeilen; ohne Inhalt.
Forlorn
Beiträge: 110
Registriert: Freitag 18. Mai 2012, 12:31

Re: Zahl der Suizide steigt

Beitrag von Forlorn »

Balduin hat geschrieben:Eine neue Studie über Selbsttötungen weltweit

http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... aetzt.html
Zitate aus dem Artikel

Der Zugang zu Suizid-Quellen müsse erschwert werden.
Jemand der Suizid begehen will, schafft es auch, da hindern im erwschwerte Umstände gar nicht dran.

Was gesellschaftlich tabu ist
Ich werde es nie verstehen, warum es so ein Tabuthema ist. (Als ich vor ein paar Jahren wegen einer mißglückten Suizids in der Psychiatrie war, wurde nicht ein einziges Wort über den Versuch und wie es mir geht gesprochen. Nicht ein einziges. Ich versteh es bis heute nicht.
Antworten