Peterchen hat geschrieben:
Hieße das auch, dass man leidenden Menschen hilft, wenn man sie tötet oder sollten nur keine Kinder mehr geboren werden?
In erster Linie sollte kein neues Leben erschaffen werden. Das ist ja die Kernaussage des Antinatalismus. Darüber hinaus muss jeder - unabhängig von seiner gesundheitlichen Situation - die Möglichkeit haben, sein Leben zu beenden.
Ein Problem sind schwerstgeschädigte Neugeborene, die nur Leid und Siechtum vor sich haben, die jedoch nicht in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden. Der Philosoph Peter Singer ist der Meinung, dass in solchen Fällen auch die aktive Euthanasie moralisch richtig sein kann.
Ich teile die Sicht, dass es besser nie Leben gegeben hätte, nicht. Für mich ist es eine Anmaßung über die Existenz aller Lebewesen entscheiden zu wollen. Auch wenn es natürlich nur ein Gedankenspiel ist. Wer bin ich, zu behaupten, Peterchen oder Abendstern hätte es besser nie gegeben. Für sich selbst finde ich aber eine solche Aussage ok.
Was mich angeht, kannst du das ruhig behaupten. Ich sehe es nicht anders
Es geht aber wie gesagt nicht darum, ein Leben isoliert zu beurteilen. Ich bestreite nicht, dass es Leben gibt, die einigermaßen gut verlaufen, sodass ihre Existenz nicht schlechter ist als ihre Nichtexistenz.
Wenn man aber die Welt als Ganzes beurteilt, dann muss man das Glück der Glücklichen und das Leid der Elendigen zueinander in Relation setzen. Und ich sehe nicht, wie man dabei zu einer positiven Bilanz kommen will. Wie viele Urlaubsreisen, Schäferstündchen und gemütliche Fernsehabende braucht man, um das Leid eines Menschen aufzuwiegen, der zu Tode gefoltert wird oder dessen Lungen in einer Gaskammer von Zyklon B zerrissen werden? Ich finde schon die Frage absurd. Das Leben enthält keine Güter, die den negativen Wert solcher Erlebnisse aufwiegen können. Deshalb würde nur ein Psychopath eine Welt erschaffen, in der Milliarden Menschen auf unvorstellbare Weise leiden, nur damit die Anderen für ein paar Jahre ihre banalen Bedürfnisse befriedigen können.
Im Übrigen sollte man bedenken, dass die Nichtexistenz von Freude kein Übel ist, wenn niemand existiert, der die Freude entbehrt.