Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

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Thanatos
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

Ein Mensch, der nicht mehr fähig ist, seinen „bestmöglichen“ Tod selbst herbeizuführen, sollte wünschen dürfen, dass andere ihm dabei helfen...
...Wenn man meint, es sei unmoralisch, einem Menschen, der – nach allen dafür verfügbaren Kriterien – von seinem Leben nichts mehr hat, Sterbehilfe zu leisten, dann muss man sich auch fragen, ob es denn moralischer ist, ihn weiter leiden zu lassen. (Franz M. Wuketits)

PS: Ich habe dich nicht übersehen, Townes, aber mir fehlt gerade die Zeit, auf deinen Beitrag einzugehen.
Townes
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Townes »

"Meiner Meinung nach hat man das Recht auf Leben, nicht aber die Pflicht!"

Sinngemäßes Zitat aus dem Film: Das Meer in mir
Dem habe ich nichts mehr hinzu zufügen.
Girlxxx

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Girlxxx »

Townes hat geschrieben:Persönlich finde ich ja nicht, dass der technologische Fortschritt unserer Zeit den Kern des Problems darstellt, sondern vielmehr, dass unser sozialer, moralischer und ethischer Fortschritt immer ein paar Schritte hinterher hinkt.
Das Medium ist die Botschaft. Technik ist die demonstrierte Machbarkeit, Verfügbarkeit, Manipulierbarkeit...wenn du vom Zauber sprichst: dieser bedingt notwendig das Geheimnisvolle, das Rätselhafte, das Unverfügbare. Ob und inwiefern einer sich davon ganz konkret im Leben distanzieren kann ist dann wohl nicht unwesentlich...und selbst Naturen die quasi eine genetische Unempfänglichkeit dafür besitzen, könnte ich nicht ausschliessen.
Und sei das nicht genug, geht dieser je nach politischer Strömung (oder wer auch immer die Geschicke lenken mag) mal einen Schritt vorwärts und dann wieder zwei zurück.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der nächste Schritt auf der Evolutionsleiter des Menschen nicht auf Basis neuer technischer Errungenschaften stattfinden kann.
Solange wir uns im Hamsterrad des Feudalismus die Hacken ablaufen bzw. an der Spitzte diese Systems nicht die geeignetsten sondern die skrupellosesten Menschen stehen, kann und wird sich nichts ändern.
Natürlich wird die Technik unsere Welt in einem Ausmass verändern wie es zwar nicht antizipierbar, aber sehr wohl mit plausiblen Argumenten vorweggedacht werden kann. Trans- und Posthumanismus sind die entsprechenden Schlagwörter. Mal schauen was geschieht wenn auf irgend eine Art eine Superintelligenz erschaffen wurde...dazu z.B. N. Bostrom `Superintelligenz`. Der Mensch wird ja alles machen was er machen kann technisch...undenkbar, dass die Menschheit in toto davon Abstand nehmen würde, oder aber es müsste eine mit Gewalt ausgestatte (mit welcher Legitimation?) Zensurbehörde solche Versuche weltweit unterbinden.
Und selbst wenn genug Menschen aufbegehren, wird das System, mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mittel reagieren. Noch reicht der Würgegriff des vermeintlichen Terrorismus, Angstmache bezüglich des Verlustes des eigenen Arbeitsplatzes, angeblicher Schuldenkrise gewürzt mit alljährlicher Panikmache vor Epi- oder wahlweise Pandemieen, Lebensmittelskandalen und personenbezogene Politikskandale, uns zu kontrollieren (die Liste von Beispielen kann man beinahe endlos fortführen).
Ich sehe es eher auf Foucaultsche Art: dass die Zwänge bereits in grossen Teilen per Introjektion Teil unseres Selbst wurden (d.h. äussere Zwänge werden als internalisierte nicht mehr als solche wahrgenommen und sind zugleich umso wirksamer, auch deke ich an die künstlichen Bedürfnisse...jedes neue i-Phon ist unersetzlich etc. etc.). Ob man Thesen von Agamben zustimmen will, wäre eine weitergehende Frage: ob der Humanismus (der sogenannte) nicht in Wahrheit eine andere Form/oder Bereitmachung für einen Totalitarismus anderer Art ist: Biomacht, Biopolitik...auch im Kontext der SH nicht ohne Bedeutung.
Aber das System hat längst schon die Zeichen der Zeit erkannt. Das Volk beginnt teilweise aufzubegehren und schon werden die Säbel lauter gerasselt. Die bösen Muslime reichen nicht mehr, um uns zu beschäftigen. Na dann lässt man es einfach mal etwas näher krachen. Das alte Feindbild vom bösen Ivan wird wieder aus der Schublade geholt. Und ein Krieg in der Ukraine, das ist ja fast in Europa, fast bei uns. Angststarre setzt ein. Genauso wie es das System gerne hat.

Nein, der Mensch ist in sich gefangen, er wird nicht primär durch Politik gegängelt. Wie und wo siehst du das Aufbegehren?
Wie passend, dass da immer ein Feindbild irgendwo rumliegt. Und sei es noch so verstaubt. Einmal drüber gepustet und aufgehängt. Schaut doch gut aus, oder?
Ja, hatte eben gerade im Forum so ein Erlebnis: das ist der Menschennatur, nicht der Politik anzulasten, wenn auch diese es schon meisterlich zu handhaben wusste.
Der 3. Weltkrieg liegt schon längst auf dem Reißbrett der Reichen und Mächtigen. Unser Finanzsystem nähert sich unaufhaltsam seinem periodischem Kollaps, die ersten kleinen Infarkte haben das angedeutet. Schaut euch an, was den ersten beiden Weltkriegen vorausging, dann wisst Ihr was folgen wird. Und wenn das Finanzsystem so mächtig ist, dass es Weltkriege auslösen kann, was denkt ihr wer uns dann in Wahrheit regiert?
Dass die Wirtschaft das mächtigste Subsystem ist, ist offensichtlich. Na ja, und ein 3. WK würde immerhin eine endgültige Antwort auf die Frage geben: wohin gehen wir?
Doch solange der Krieg weit genug weg ist und wir genug zu konsumieren haben, gehts ja noch.
Yep...nochmals: die menschliche Natur, deren Mitfühlen meist sehr enge Grenzen gesetzt sind.
Mich überkommt gerade eine Traurigkeit die zwar immer latent vorhanden, doch manchmal so wie jetzt, schmerzlich zum Vorschein tritt. So viele Menschen leiden und sterben für unseren Lebensstil. Ich fühle mich jedesmal so schäbig, wenn ich darüber nachdenke. Und egal was ich mache. Ob vegan leben, kein Auto fahren oder auf mein Konsumverhalten zu achten. Nichts davon lässt mich dieses Gefühl abschütteln. Man könnte immer mehr tun, stimmts?
Stimmt. Es gab da eine Debatte über den philosophischeen Utilitarismus wo ein Autor (Ted Honderich, glaube ich) genau das verlangte:dass man alles weggebe was nicht lebensnotwendig sei...nur so würde die utilitaristische Prämisse erfüllt werden. Aber nochmals: die menschliche Natur. Ich habe keine Schuldgefühle weil ich nicht an Schuldfähigkeit glaube... dafür habe ich die Hoffnung zu 99,999% fahren lassen, dass mit dieser Species noch etwas Fruchtbares zustande zu bringen sein wird (allenfalls durch radikale genetische Keimbahn-Eingriffe....schöne neue Welt).
Bitte entschuldigt, der Abschnitt war so nicht geplant. Jedoch ärgerte ich mich über die Arroganz meiner eigenen Worte im vorigen Text. Als ob es nur wichtig sei, was in unserer Region los ist.
Menschen sterben, das ist der Lauf der Dinge. Aber Meschen sterben Tag für Tag nur deshalb, damit andere Menschen in Bequenlichkeit und Saus und Braus leben können. Dieses Wissen wiegt we Blei auf meinem Rücken.
Verstehe zwar solches Fühlen, aber es ist eben vielfach irrational. Konsequent müsstest du das Universum oder zumindest die ganze Einrichtung der Erde, sprich: Evolution verdammen, denn wie sieht es in der Tierwelt aus...nicht besser, wenn auch anders.
Zum Thema zurück: Tun wir wählen, so ändert sich nix. Die da zu wählen unterscheiden sich nur in ihren Farben und hängen an Fäden.
Tun wir protestieren und aufbegehren, werden Sie sich unserer mit Krieg erwehren.
Also tun wir nix und ertragen es stumm..."Ihr bringt mir all die Dinge um!"***
Und die Protestierenden hängen auch nur an Fäden (tiefere Menschennatur).
Technologischer Fortschritt ist per se nichts schlechtes. Früher war alles besser, oft nichts als trübe, verklärte Nostalgie. Doch ein wenig mehr Achtung und Ehrfurcht vor dem, das größer als wir. Uns begreifend als einen Teil dieses Größeren.
Es gibt nur eben keinen technologischen Fortschritt per se. Wer täglich damit beschäftigt ist, die Natur zu malträtieren (Experimentieren) oder ihre Errungenschaften zu benutzen der wird, nolens volens, ein verändertes Naturverhältnis bekommen. Zu glauben, dass die Wissenschaft/Technik etwas ist, was quasi en Passant von statten geht, ist Träumerei. Und wie bereits gesagt: nah allem was plausibler Weise gesagt antizipiert werden kann, werden ganz, ganz andere Wirkungen der Technik auf uns zu kommen, die unser Selbstverständnis als Mensch revolutionieren werden (zum Guten oder Schlechten lässt sich kaum sagen, da auch abhängig welches Kriterium man wählte).
Was ich mir für die Menschheit wünsche? Das wir zum technischen Fortschritt aufschließen.
Damit das Leben aller Lebewesen auf diesem Planeten den Stellenwert bekommt, den es verdient.
Für dich ist Technik einfach eine neutrale Handhabe, deren Verwendungsweise alleine seinen Wert bestimmt. Das ist aber eine aus meiner Sicht sehr verkürzte Sichtweise. Schon Heidegger nannte die Technik eine Denkweise, was sie ohne Zweifel auch ist. Wir werden vielleicht zur Technik aufschliessen, aber bestimmt nicht indem wir uns moralisch veredeln um so nur noch guten Gebrauch der Technik zu machen:viel eher wird uns die Technik Stück für Stück weiter einverleiben (ob zu unserem Besten oder Schlechtesten sei dahingestellt).
Technologie und Geld sollten den Menschen dienen, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Das Wissen und die Information, alles ist da. Die Welt wird vielleicht nie ein Utopia, das muss sie auch nicht. Mehr Gerechtigkeit wäre jedoch schon ein guter Anfang für die Reise, deren Weg das Ziel sein möge.

Na ja, stimmt nicht ganz: die Technik beschenkt uns ja mit etlichen Annenehmlichkeiten. Wäre es anders, wäre die gesellschaftliche Akzeptanz gar nicht aufrecht zu erhalten für Forschung etc.
Ich befürchte du beschwörst die halbe Aufklärung eine ganze zu werden. Niemand ist allwissend, aber wenn man aus de letzten Jahrzehnten etwas postuliert, dann bestimmt keine Zunahme der Gerechtigkeit (menschliche Natur und Systemzwänge). Im übrigen wäre nicht nur ein hiesiges Utopia von Nöten sondern ein korrigierend rückwirkendes: denn wir Leben auch auf den Skelettbergen- und Leichen von unzählbaren vergangenen Generationen, die unseren Wohlstand in Dreck und Tod vorbereiten halfen (wie heute in anderen Teilen der Welt dieser durch solches aufrecht erhalten wird).
Zuletzt geändert von Girlxxx am Freitag 18. September 2015, 06:11, insgesamt 5-mal geändert.
Girlxxx

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Girlxxx »

Thanatos hat geschrieben:Ein Mensch, der nicht mehr fähig ist, seinen „bestmöglichen“ Tod selbst herbeizuführen, sollte wünschen dürfen, dass andere ihm dabei helfen...
...Wenn man meint, es sei unmoralisch, einem Menschen, der – nach allen dafür verfügbaren Kriterien – von seinem Leben nichts mehr hat, Sterbehilfe zu leisten, dann muss man sich auch fragen, ob es denn moralischer ist, ihn weiter leiden zu lassen. (Franz M. Wuketits)
Sterbehilfe bewegt sich im Spannungsfeld der Normen `du sollst nicht töten` und `du sollst kein unnötiges Leid zufügen`. Ein klassischer ethischer Normenkonflikt also. Für erste Norm gab es schon immer akzeptierte und plausible Ausnahmeregelungen (Notwehr, Kriegsrecht (Verteidigungskrieg), weniger plausibel: Todesstrafe, Opferungen etc.). Die Einführung der Guillotine z.B. lief unter der Begründung den Tod human durchzuführen, also ohne unnötiges Leid, die Rechtmässigkeit der Todesstrafe wurde damit freilich nicht bezweifelt. Was die Methoden in den USA betrifft wurde schon gerüchtweise verbreitet, dass angeblich schmerzlose Methoden durchaus bewusst schweres Leid für den Betreffenden zumindest in Kauf nehmen...freilich nicht ohne, dass hier auch explizit geäusserte Begründungen genannt wurden (verdiente Strafe etc....ob Strafe nicht fast immer unnötiges Leid bewirkt?). Natürlich gibt es auch das Gegenteilge: unnötiges Leid unter Vermeidung des Todes aufrecht zu erhalten: Religionen, Foltern, Negieren der Legitimität von SH etc. (dies wurde aber immer als begründungsbedürftig(er) erachtet da prima facie unnötiges und damit sinnloses Leid nach Sinngebung schrie...Begründungen die jeweils wenig, weil keine vernünftige, Plausibilität hatten). Sprich: letztere Norm scheint die intuitiv stärkere zu sein und damit auch die Position der SH gegenüber jenen ihrer Verneinern.
Zuletzt geändert von Girlxxx am Samstag 19. September 2015, 01:26, insgesamt 3-mal geändert.
Girlxxx

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Girlxxx »

Townes hat geschrieben:"Meiner Meinung nach hat man das Recht auf Leben, nicht aber die Pflicht!"

Sinngemäßes Zitat aus dem Film: Das Meer in mir
Dem habe ich nichts mehr hinzu zufügen.
Zweifellos als Daumenregel ganz o.k.. Im Einzelfall aber sowohl im einen Aspekt wie im anderen Aspekt fragwürdig. Auf alle Fälle kann ich mir für beide Fälle gut begründbare Ausnahmen vorstellen. Dass es Pflichten gibt, welche ein `Abtreten` fragwürdig erscheinen lassen, ist offensichtlich: wenn ein solches erheblich mehr Leid erzeugt als das Gegenteil (auch wenn hier dann ethische Theorien u.U. Schwierigkeiten haben eine Verbindlichkeit beanspruchen könnende Bilanzierungs- bzw. Abwägungsmethode zu nennen) . Auch bezüglich dem Lebensrecht liessen sich mit analoger Begründung ziemlich problemlos Fälle nennen wo solche Regel nicht zutrifft/zutreffen sollte oder würde.
Selbst im engeren Kontext der SH würde solcher Imperativ die Problematik zu kurz fassen (aber: es wäre wohl ein Fortschritt wenn solche Denkweise in weiten Teilen der Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit würde, ganz bestimmt aber wäre es einer gegenteiligen Grundhaltung vorzuziehen...welches allerdings nur hartgesottenen Ideologen, je nach Seite der Pflicht oder des Rechtes hin unterschiedlichen, zu eigen sein dürfte).
Townes
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Townes »

Girlxxx, um auf deine frage wo ich ein aubegehren sehe anhand einiger beispiele zu antworten: jüngst nach der letzten sogenannten bankenkrise. der öffentliche protest war doch spürbar. auch wächst das bewusstsein in der bevölkerung generell, dass das system an sich kurrupt ist. und geh da bitte nicht von dir selber aus. die meisten denken lediglich einige personen innerhalb des systems seien kurrupt und verkennen das das system ansich kurrupt ist, da von korrupten menschen implementiert. viele beginnen das langsam zu begreifen, doch machen diese gedanken, die daraus resultierenden fragen und konsequenzen, noch zu sehr angst. Und angst wirkt lähmend, ist aber nichts unüberwindbares.
ferner spüre ich vorallem bei der jüngeren generation ein umdenken was den punkt ernährung angeht. in der vegtarischen bzw. veganen bewegung steckt eine gewisse dynamik die zwar nicht alle konvetionen mit einer welle hinwegspült aber trotz allem stetig vorranrollt (auch wenn die grünen mit ihrem vegi-day vor die wand gefahren sind). Und das wirklich, wirklich erstaunliche bzw. positive ist der einfluß der bewusste ernährung auf das generelle konsumverhalten eines menschen haben kann. wer sich mit vegetarischer bzw veganer ernährung befasst, entwickelt oft insgesammt eine andere grundhaltung. oder was denkst du warum die tier versklavungs- und tötungsindustrie so massiv staatlich subventioniert wird? die schafft gewisse denkstrukturen bei den menschen. "genieße" und schau weg. nimm dir was geht. akzeptiere das leid anderer als preis für deinen wohlstand bzw. lebensstil. ein teil des brot und spiele systems. und du sagst politik hätte nichts dmit zu tun? sie hat sehr viel damit zu tun meine liebe. kontrolle ist alles. die menschliche natur ist komplex, jedoch die einfachheit mit der menschen zu beherrschen sind, ist fast schon eine beleidigung. mit nur zwei einfachen grundsätzen lassen sich ganze völker regieren. "brot und spiele", "teile und herrsche". natürlich hat sich die komplexität der angebote verändert, und die mittel der wahl sind subtiler geworden. aber seit der antike hat sich nichts an diesen herschaftsmodellen verändert. da braucht man sich nicht wundern, dass ein wandel so schwerlich vorangeht. wir sind alle immer noch teil des feudalismus. möge er sich noch so sehr verstecken.
trot allem: ich finde schon das wir uns menschlich weiter entwickelt haben. es ist nicht mehr wie es einst im mittelalter war. natürlich bin ich mir über die modernen konzentrationslager a la guantanamo und abu ghraib bewusst oder über staaten in denen noch teilweise mittelalterliche zustände herrschen. und auch jüngste bewegungen wie pegida und soweiter, wecken zweifel am fortschritt der menschlichkeit (beispiele äbe es noch viele).
Und so furchtbar das auch sein mag, es ist eine andere qualität als zu früheren zeiten. und ja der soziale fortschritt ist immer in gefahr, jede minute, jede sekunde. deswegen müssen wir ja immer auf der hut sein und ihn schützen. darf man gern mit einem kind vergleichen.

Girlxxx nimms mir bitte nicht böse. aber ich bin ein fan davon dinge und zusammenhänge so simpel wie möglich zu halten ohne dabei in allzu einfache weltbilder abzurutschen.
Ein großteil deiner beiträge besteht aus zitaten und strotzen nur so vor fremdwörtern. sag mir nur eins: was bringt das?
z.B. deine meinung von der menschlichen natur: die gibt es so im speziellen gar nicht. wir haben gewisse veranlagungen, dazu kommen konditionierungen und erfahrungen die wir machen. daraus mag sich ein gewisser handlungsahmen für jeden einzelnen von uns ergeben, der widerum aber auch nicht in stein gemeißelt ist. hättest du mich vor 5 jahren gefragt ob ich mir vorstellen könnte vegan zu leben, ich hätte wohl eher verneint.
was ich damit sagen will. änderung ist möglich wenngleich auch eine hercules aufgabe und nichts was über nacht geschehen kann. und je größer die veränderung und je mehr menschen daran beteiligt sind, desto länger dauert es.
Glaube nicht, dass ich nicht auch schon an dem punkt war, für uns als spezies jegliche hoffnung aufgegeben zu haben aber du hast es schon unbeabsichtigt angedeutet. wofür haben millionen menschen und tiere vor uns gelitten, wenn unsere einzige antwort "unzulässiges Wort you!" ist.
und politik ist natürlich ein problem wenn sie sich eben gewisse menschliche schwächen und veranlagung zu nutze macht um ziele einer kleiner gruppe von herrschenden voranzutreiben.
natürlich entschuldigt das nicht die mangelnde eigenverantwortung eines jeden indiviuums.
aber auch da geb ich dir gern ein simples aber nicht plumpes beispiel: die wenigsten mögen tempolimits. doch machen sie sinn um sich und andere zu schützen. das macht man nicht freiwillig also gibt es gesetze dafür. selbiges mit der steuer. keiner zahlt sie gerne und freiwillig aber sie sind nötig um das gemeinwesen aufrecht zu erhalten. also gibt es die steuerpflicht.
und die politik stellt sich nun mal nicht den wahren aufgaben unserer zeit, sondern beschäftigt uns mit scheindebatten und dämlichen personenbezogenen duellen.

Ich will dich nicht angreifen Girlxxx aber du tust genau das was alle vorher auch schon gemacht haben. du zerredest alles, kommst dir wahnsinnig intellektuell dabei vor, begründest alles im endeffekt mit der zerstörerischen natur des menschen was einfach nur als totschlag argument dient. Ganz ehrlich: ein mensch der sich aktiv dafür einsetzt, missstände zu beheben, ist mir "wertvoller" wie 10 derer die du so gerne zitierst. ich schätze menschen mit einen gewissen intellekt und belesenheit, doch ersetzt das niemals sich selbst gedanken zu machen und sofern man kann, daraus resultierend, konsequenzen zu ziehen und initiative ergreifen. sonst sitzen wir wirklich nur im hamsterrad und das bin ich nicht bereit zu akzeptieren.

Für mich persönlich bin ich definitiv am scheitelpukt meines lebens angekommen. entweder ich finde einen weg meinem leben eine sinnvoll wendung zu geben oder ich werde es beenden.
die zwei läufer sind gerade ins rennen geschickt worden. ob es kurzstrecke oder marathon ist, darüber hat meine kondition zu befinden.

Grüße
Townes
Balduin
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Balduin »

"Ich bin glücklicher im Tod als im Leben"

In Mayerling kann man die Abschiedsbriefe von Mary Vetsera lesen.
http://derstandard.at/2000023361020/Kar ... riefen-aus
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 34384.html
Peterchen
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Peterchen »

"Da wird denn das Leben für ein Geschenk ausgegeben, während am Tage liegt, daß Jeder, wenn er zum voraus das Geschenk hätte besehen und prüfen dürfen, sich dafür bedankt haben würde; wie denn auch Lessing den Verstand seines Sohnes bewunderte, der, weil er durchaus nicht in die Welt hineingewollt hätte, mit der Geburtszange gewaltsam hineingezogen werden mußte, kaum aber darin, sich eilig wieder davonmachte. Dagegen wird dann wohl gesagt, das Leben solle, von einem Ende zum andern, auch nur eine Lektion seyn, worauf aber Jeder antworten könnte: »so wollte ich eben deshalb, daß man mich in der Ruhe des allgenugsamen Nichts gelassen hätte, als wo ich weder Lektionen, noch sonst etwas nöthig hatte.« Würde nun aber gar noch hinzugefügt, er solle einst von jeder Stunde seines Lebens Rechenschaft ablegen; so wäre er vielmehr berechtigt, selbst erst Rechenschaft zu fordern darüber, daß man ihn, aus jener Ruhe weg, in eine so mißliche, dunkele, geängstete und peinliche Lage versetzt hat. "

(Schopenhauer)
chris84

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von chris84 »

Verstehe auch nicht warum man das Leben (um das man nie gebeten hat) gefälligst als Geschenk ansehen soll.

Frei nach Serdar Somuncu: „Das Leben ist sowieso nur vergeudete Wartezeit. Man kommt auf die Welt und wartet auf den Tod. Und zwischendurch wird man mal krank. Wenn man Glück hat wird’s verkürzt.“

„Aber die Aufgabe die man hat ist nicht klar definiert. So wie auch nicht klar definiert ist ob man dazu da ist Nachkommen zu zeugen. Wofür denn auch? Dafür dass sich die Welt weiter dreht? Hat man mich gefragt ob ich überhaupt will dass sie anfängt sich zu drehen? Was hab ich also damit zu tun, dass sie irgendwann aufhört sich zu drehen? Glaub ich dreh gleich durch.“
Gnosis
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Gnosis »

E.M. Cioran:
"There are experiences which one can not survive, after which one feels that there is no meaning left in anything. Once you have reached the limits of life, having
lived to extremity all that is offered at those dangerous borders, the everyday gesture and the usual aspiration lose their seductive charm. If you go on living, you
do so only through your capacity for objectification, your ability to free yourself, in writing, from the infinite strain. Creativity is a temporary salvation from the claws of death. I feel i must burst because of all that life offers me and because of the prospect of death. I feel that i am dying of solitude, of love, of despair, of hatred, of all that this world offers me. With every experience i expand like a balloon blown up beyond its capacity. The most terrifying intensification bursts into nothingness. You grow inside, you dilate madly until there are no boundaries left, you reach the edge of light, where light is stolen by night, and from that plenitude as in a savage whirlwind you are thrown straight into nothingness. You can recover love or serenity. But you recover it through heroism, not ignorance. An existence which does not hide a great madness has no value. how is it different from the existence of a stone, a piece of wood, or something rotten? I would experience a kind of voluptuous awe if i could see a volcano of blood, eruptions as red as fire and as burning as despair, burst into the midst of the comfortable and superficial harmony of everyday life, or if i could see all our hidden wounds open, making of us a bloody eruption forever. only then would we truly understand and appreciate the advantage of loneliness, which silences our suffering and makes it inaccessible. the venom drawn out from suffering would be enough to poison the whole world in a bloody eruption, bursting out of the volcano of our being.

I am: therefore the world is meaningless. What meaning is there in the tragic suffering of a man for whom everything is ultimately nothing and whose only law in this world is agony? If the world tolerates somebody like me, this can only mean that the blots on the so-called sun of life are so large that in time they will obscure its light. The enthusiastic zeal and mad passion i put into becoming a brilliant individual, the demonic charm i adopted to gain an aura in the future, and the energy i spent on an organic, glamorous, inner rebirth, all proved weaker than the beastly brutality and irrationality of this world, which poured into me all its reserves of negativity and poison. Life is impossible at high temperatures. that's why i have reached the conclusion that anguished people, whose inner dynamism is so intense that it reaches paroxysm, and who cannot accept normal temperatures, are doomed to fall. The destruction of those who live unusual lives is an aspect of life's demonism, but it is also an aspect of its insufficiency, which explains why life is the privilege of mediocre people. only mediocrities live at life's normal temperature; the others are consumed at temperatures at which life cannot endure, at which they can barely breathe, already one foot beyond life. I cannot contribute anything to this world because i only have one method: agony. You complain that people are mean, vengeful, ungrateful, and hypocritical? I propose the agony method to rid you of all these imperfections. apply it to every generation and its effects will soon be evident. Bring every man to the agony of life's last moments by whip, fire, or injections, and through terrible torture he will undergo the great purification afforded by a vision of death. Then free him and let him run in a fright until he falls exhausted. I warrant you that the effect is incomparably greater than any obtained through normal means. If i could, I would drive the entire world to agony to achieve a radical purification of life; i would set a fire burning insidiously at the roots of life, not to destroy them but to give them a new and different sap, a new heat. the fire i would set to the world would not bring ruin but cosmic transfiguration. In this way life would adjust to higher temperatures and would cease to be an environment propitious to mediocrity. And maybe in this dream, death too would cease to be immanent in life. "
Peisithanatos
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Peisithanatos »

"Noch eine kleine Weile und dann wirst du selbst
nirgends mehr sein, noch etwas von den Dingen, die du
jetzt siehst, noch von den Menschen, die jetzt leben.
Denn alles ist von der Natur zur Umwandlung,
zur Veränderung und zum Untergang bestimmt."
(Marc Aurel)
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Peterchen »

Mark Aurel mag ich auch. Er wirkt auf mich wie jemand, der versucht hat, der Welt einen Sinn abzugewinnen, aber dessen Einsicht in die Nichtigkeit und Sinnlosigkeit immer wieder zum Vorschein kommt:

"Ferner was nun die "Güter" dieses Lebens anlangt, wie vergänglich und nichtig sind sie! Können sie doch das Eigentum jedes Nichtswürdigen werden! Aber nicht minder elend steht es mit dem Geist der Zeit. Selbst die beste seiner Äußerungen, welche Mühe hat man sie, zu ertragen, ja es kostet nicht wenig, sich selber zu ertragen. Bei solcher Taubheit und Verkommenheit der Zustände, bei diesem ewigen Wechsel es Wesens und der Form, bei dieser Unberechenbarkeit der Richtung, die die Dinge nehmen--was da der Liebe und des Strebens noch wert sein soll, vermag ich nicht zu sehen. Im Gegenteil, es ist der einzige Trost, daß man der allgemeinen Auflösung entgegengeht."
Peisithanatos
Beiträge: 14
Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 22:48

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Peisithanatos »

Mark Aurel ist auch einer meiner Lieblingsphilosophen. Ihn zu lesen hat eine gewisse therapeutische Wirkung (Stichwort: Meerestille des Gemüts :wink: ) - Hass, Neid und Missgunst sollten sterben, wenn man die Vergänglichkeit und Nichtigkeit aller Dinge vergegenwärtigt hat.

Todesverachtung:
"Es ist zwar ein lächerliches aber wirksames Hilfsmittel, wenn man den
Tod verachten lernen will, sich die Menschen zu vergegenwärtigen, die
mit aller Inbrunst am Leben hingen. Denn was war ihr Los, als daß sie
/zu früh/ starben? Begraben liegen sie alle, die Fabius, Julianus,
Lepidus oder wie sie heißen mögen, die allerdings so manche andere
überlebten, dann aber doch auch an die Reihe mußten.--Wie klein ist
dieser ganze Lebensraum, und unter wieviel Mühen, mit wie schlechter
Gesellschaft, in wie zerbrechlichem Körper wird er zurückgelegt! Es ist
nicht der Rede wert. Hinter dir eine Ewigkeit und vor dir eine Ewigkeit:
dazwischen--was für ein Unterschied ob du drei Tage oder drei
Jahrhunderte zu leben hast?"
(Mark Aurel)
Balduin
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Balduin »

Lena-Marie hat geschrieben:Weil ich gerade Grenzweltens Gedicht obendrüber sehe... Ich liebe Hermann Hesse so und das ist eines seiner Gedichte, die mich schon immer (und dieses vorallem in bezug auf unser Thema hier) so sehr berühren:


Jetzt bist du schon gegangen, Kind,
Und hast vom Leben nichts erfahren,
Indes in unsern welken Jahren
Wir Alten noch gefangen sind.

Ein Atemzug, ein Augenspiel,
Der Erde Licht und Luft zu schmecken,
War dir genug und schon zuviel;
Du schliefest ein, nicht mehr zu wecken.

Vielleicht in diesem Hauch und Blick
Sind alle Spiele, alle Mienen
Des ganzen Lebens dir erschienen,
Erschrocken zogst du dich zurück.

Vielleicht wenn unsere Augen, Kind,
Einmal erlöschen, wird uns scheinen,
Sie hätten von der Erde, Kind,
Nicht mehr gesehen als die deinen.

Hermann Hesse


:roll: (was für eine Gnade)

Hermann Hesse war seit seiner Jugend und bis ins hohe Alter sehr suizidal eingestellt. Ständig dachte er an den Freitod, sprach u.a. an seinem 50. Geburtstag von dem Wunsch, seinen 51. Geburtstag nicht zu erleben; bezeichnete sich selbst als "Selbst.mörder auf Abruf", der Sarg sei bereits ausgesucht. Der Suizid zieht sich auch durch seine Werke, nicht zuletzt durch den "Steppenwolf".

Quellen u.a. Hesse Lebensgeschichte, verfasst von Alois Prinz, und Gisela Kleines Buch über Ninon und Hermann Hesse.
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