Sich jemandem anvertrauen...
Verfasst: Montag 3. Oktober 2022, 14:11
Hallo zusammen,
ich hätte da mal eine Frage bzw. würde gerne die folgende Thematik hier diskutieren, falls das möglich ist. Glaube zwar nicht, dass man hierzu eine wirklich (allgemein)gültige Aussage überhaupt treffen kann, aber vielleicht könnten wir wenigstens Tendenzen zusammenfassen?!
Die Frage ist: Kann ich mich jemanden anvertrauen? Kann ich jemandem sagen das ich mir selbst das Leben nehmen werde und was löst das aus?
Diese Frage soll ganz allgemein da stehen bleiben. Ich habe die Extremen die ich gefunden bzw. selbst erlebt habe mal versucht darzustellen, angefangen mit meiner persönlichen Situation - auch damit ihr überhaupt versteht warum ich diese Frage stelle - und weiterführend mit was ich im Web gefunden habe ergänzt.
Meine Situation und eigenen Erfahrungen:
Vor nun knapp 3 Jahren hat ein Ereignis mein Leben komplett aus der Bahn geworfen und für mich quasi zerstört. Was genau das war, davon werde ich nicht sprechen. Ich habe seit dem keinerlei Freude mehr in meinem Leben und es wird eigentlich nur immer und immer schlimmer. Vor knapp 2 Jahren dachte ich zum ersten mal wirklich ernsthaft über Suizid nach, damals hat mich das noch komplett verstört, ich war keinesfalls in meinem Gedanken gefestigt, hatte im wahrsten Sine des Wortes "Todesangst", war sehr labil und habe mir sehr viele Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll. Dem ist nun nicht mehr so.
Jetzt kommt viel Text. Ihr könnt direkt zum nächsten Absatz springen wenn ihr das nicht alles lesen wollt, da fasse ich das Ergebnis zusammen.
Zu dieser Zeit war ich dann auch mehrfach wegen Zusammenbruch bzw. "burn-out" krankgeschrieben. Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt - und das ist skurriler Weise Komikern wie Torsten Sträter zu verdanken, der hier wirklich ganz toll und aufklärend Leute dazu ermutigt sich jemandem anzuvertrauen - mir versucht Hilfe zu suchen. Da mir schon damals Schreckgespenster wie "Zwangseinweisung" oder "Entmündigung" im Kopf herumschwebten, habe ich das Thema vorsichtig gestartet. Allerdings, war die Suche mehr als frustrierend, am Ende ergebnislos und hat sogar dazu geführt, dass ich nun jegliche Einflussnahme und Gespräch mit Psychiatern/Therapeuten kategorisch ablehne. Deshalb auch dieses Thema hier, weil ich verhindern will, das ich mich irgendwann mal in die Gewalt solcher Leute begeben muss.
Warum das jedoch wichtig ist bzw. was hat das mit der Fragestellung zu tun? Ganz einfach. Ich habe - und das nicht nur gefühlt - keinerlei Hilfe oder Reaktionen erhalten. Am Anfang habe ich nur gesagt, dass ich mich bedrückt/depressiv fühle, nachdem ich aber überall nur Antworten wie "wir nehmen keine neuen Patienten mehr an" oder "wie wäre es mit einem Termin in 12 Monaten" erhalten habe, hatte ich dann noch mal ein Gespräch mit meinem Hausarzt, dem ich erzählt habe dass ich seit zig Monaten schwer depressiv bin (Selbsttest bei der dt. Depressionshilfe) und permanent an unzulässiges Wort denken muss... aber nicht nur so, dass dies als verwaschene, undefinierte Idee irgendwo im Hinterkopf herumschwirrt, sondern so, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt schon ganz genau überlegt hatte wie ich es machen werde (incl. detaillierter Nennung mehrerer alternativer Methoden). Ich hatte ihn zum damaligen Zeitpunkt geradezu angefleht, mich krankzuschreiben, da ich den unendlichen Druck und Stress während der Arbeit und die zusätzliche private Belastung einfach nicht mehr ausgehalten habe.
Seine Antwort bzw. Reaktion war, er würde mir eine Klinik in der Nähe empfehlen und umgehend da anrufen und sehen ob die nicht einen Platz für mich hätten. Ich solle mir keine Sorgen machen, es wäre keine Einweisung, alles freiwillig. Er würde sich auch mal überlegen ob er mich nicht länger krank schreiben kann bzw. ob er mir nicht attestieren kann, dass ich meinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben sollte (darum hatte ich gebeten, aus verschiedenen Gründen konnte ich nicht kündigen)
Die Klinik hatte ich mir dann bei Google Maps mal angesehen. Keine 3 Sterne und der Großteil der Beschwerden bezieht sich auf Ärzte die "Patienten erniedrigen", "nur daran interessiert sind Patienten mit Medis vollzustopfen", etc.
Eine Woche später habe ich einen Anruf von meinem Hausarzt bekommen mit einem Kontakt, an den ich mich wenden soll. Also habe ich dort (mindestens 10x bis jemand ans Telefon ging) angerufen und mit dem "Psychiater" gesprochen. Ein absoluter Unsympath, das hätte ich wirklich nicht erwartet, genau so wie in den Rezessionen beschrieben und noch schlimmer: Kommen könnte ich frühestens in 3 Monaten... wenn ich komm muss ich aber auf jeden Fall auch bleiben, sonst kann er das mit der Kasse nicht richtig abrechnen... vorher mal vorbeikommen geht nicht, keine Zeit... wenn ich nicht sicher bin das ich kommen will und das ich auch bleiben werde, soll ich mich am besten gar nicht erst anmelden...! Da war mir klar, der wird mir nicht helfen, wenn ich in diese Klinik irgendwann mal "muss" (das ist nämlich auch die Klinik, in die man bei mir im Umkreis eingewiesen werden würde), dann komm ich mit mehr Problemen wieder heraus. Dieser "Arzt", wenn man das überhaupt so nennen mag, hat nicht mal im Ansatz gefragt oder sich dafür interessiert was los ist und warum ich überhaupt in die Klinik will.
Danach hatte ich wieder meinen Hausarzt kontaktiert um ihm meine Erfahrung aus dem Gespräch mitzuteilen. Außerdem hatte ich gefragt, wie wir evtl. mit einer weiteren Krankmeldung bzw. "dem Attest" (siehe oben) weiter verfahren können. Antwort: er hat sich das überlegt und weil ich noch nicht oft genug bei ihm war, kann er mir sowas noch nicht ausstellen. Meine Frage wie oft ich denn kommen müsse und ob er evtl. erst einen Suizidversuch abwarten wolle (was anhand der genannten Methoden gar nicht möglich ist, die sind alle "endgültig") war dann nur noch rhetorisch.
2-3 Monate später hatte ich dann wieder einen Zusammenbruch. Zum vorherigen Arzt wollte ich allerdings nicht mehr gehen, also bin ich zu einem neuen Hausarzt. Im Gespräch hatte dieser mir dann mitgeteilt, dass es in der nähe eine neue psychologische Praxis gäbe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt zwar bereits keine Hoffnung und auch keinen Willen mehr, noch weiter nach psychologischer Hilfe zu suchen, habe es aber dennoch probiert. Dort angekommen bin ich zur Sprechstundenhilfe und habe mich vorgestellt, höflich nach einem Termin gefragt. Antwort: "wir nehmen keine neuen Patienten mehr". Dann ist mir der Kragen geplatzt und ich habe die Sprechstundenhilfe, die mich bei dieser Aussage kaum angesehen hat angebrüllt: "diese Schxxxe habe ich jetzt von jedem einzelnen Psychiater in dieser Schxxx Stadt bekommen, mir gehts seit fast 2 Jahren absolut beschissen und ich denke jeden einzelnen Tag darüber nach mir das Leben zu nehmen! Es muss doch möglich sein irgendwo Hilfe zu bekommen?!" Antwort: "Wir müssen auch schauen das wir gesund bleiben". Mein Gebrüll hat offensichtlich den Arzt aus seinem Kämmerchen gelockt, der hat das ganze auf jeden Fall auch gehört, aber kein Wort gesagt!
Sorry für den vielen Text. Ich fasse das oben geschriebene so zusammen: Ich habe 4 Fachmännern (1 Hausarzt, 2 Psychiatern (einer davon mit/als Zeuge) und einer Arzthelferin in einer psychiatrischen Praxis) ganz deutlich über meine Suizidabsicht informiert. Darauf hin ist absolut gar nichts passiert. Also es gab keine Einweisung, es gab aber auch, was ich bei den beteiligten als absolutes Mindestmaß vorausgesetzt hätte, keine Form der Hilfe oder Einflussnahme. Meiner Meinung nach hätten diese Personen ja reagieren müssen, schon aus Selbstschutz.
Auf der anderen Seite des Skala, mal dieses Fundstück aus dem Netz:
https://www.rechtsanwalts-kanzlei-wolfr ... sidee-ist/
Hier hat jemand im Suff und augenscheinlich ganz ohne wirkliche Absichten mit unzulässiges Wort gedroht und ist direkt 5 Wochen weggesperrt, quasi entmündigt und höchstwahrscheinlich auch finanziell ruiniert worden. (und von solchen Geschichten hatte ich auch schon mehrere gelesen)
Aber wie sieht es überhaupt rechtlich aus? Oder was ist die Regel nach der man sich richten kann?
Dazu würde ich gerne diese Webseite zitieren, das macht für mich nämlich am meisten Sinn und in ähnlicher Form habe ich das mehrfach gelesen:
https://www.therapie.de/psyche/info/ind ... ngsgefahr/
"Häufig ist bei Betroffenen die Furcht groß, in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen zu werden. Tatsächlich kann die Möglichkeit einer sogenannten Zwangseinweisung bestehen, also eine Einweisung ohne die Einwilligung des Betroffenen.
Voraussetzung dafür ist, dass die Person aufgrund ihrer psychischen Erkrankung die öffentliche Sicherheit und Ordnung, ihr Leben, mindestens aber die Gesundheit gefährdet. Eine Einweisung kann in der Regel auf zwei Wegen veranlasst werden:
Entweder, der Suizidgefährdete steht bereits unter Betreuung, dann ist es der Betreuer, der beim zuständigen Betreuungsgericht einen Antrag stellt.
Ohne einen gesetzlichen Betreuer ist es meist der zuständige Arzt, oftmals der Hausarzt, der die Einweisung veranlasst. Je nach Bundesland muss in solchen Fällen aber auch ein Amtsarzt hinzugezogen werden, der entweder telefonisch seine Zustimmung erteilt, oder innerhalb des ersten Tages der Einweisung den Zustand des Betroffenen überprüft.
Bei einem geistig klaren Patienten hingegen, das heißt, einer Person, die eine Behandlung, möglicherweise auch schon eine Beratung an sich ablehnt, sich aber über die Konsequenzen durchaus im Klaren ist, darf keine Zwangseinweisung stattfinden. Denn: Der Betroffene hat auch ein Recht auf eine Nicht-Behandlung. Jedoch gilt es, diese Einsichtsfähigkeit bezüglich der eigenen psychischen Erkrankung und dessen Wunsch, nicht behandelt zu werden, genau zu dokumentieren.
In meinem Fall sehe ich das so: Ich bin nicht "psychisch krank", nicht wirklich, nicht so dass ich irgendwie als "unzurechnungsfähig" gelten könnte. Ich leide zwar unter Depressionen, bin jedoch bei absolut klarem Verstand und mir über meine Handlungen völlig bewusst. Zum jetzigen Zeitpunkt und sogar in absehbarer Zeit bin ich keine Gefahr für mich selbst und erst recht nicht für andere. Eine sogenannte "suizidale Verengung" liegt nicht vor. Ob mir eine Therapie helfen wird ist ohnehin fraglich, da sich dadurch meine Lebensumstände nicht ändern werden. Vor 2 Jahren hätte sie das vielleicht noch. Nun wahrscheinlich eher nicht mehr. Dafür habe ich schon viel zu viele Brücken abgerissen (may the bridges i burn light my way) Und vor dauerhafter Abhängigkeit von Ärzten / Psychologen / Psychiatern und Pillen fürchte ich mich jetzt noch mehr wie vor dem Tod.
Warum ich mich jemandem anvertrauen will? Wei ich noch einige Sachen - auch über meinen Tod hinaus - regeln muss. Sachen, die ich einfach nicht alleine regeln kann, aber die ich alleine regeln muss, wenn ich niemanden einweihen kann.
Ich dachte dabei an (m)einen Anwalt. Grund: ich habe und will keinerlei Kontakt zu meiner "Blutsverwandtschaft", ich vertraue denen auch nicht. Ich habe lediglich eine gute Freundin mit der ich über sowas reden könnte, allerdings würde ich die dann in meine Hölle mit hineinziehen.
In einem Forum für Anwälte habe ich eine Diskussion gelesen, wie damit umzugehen sei, wenn der Mandant Suizidabsichten äußert, ob in dem Fall die Schweigepflicht noch greift oder der betreffende Anwalt den Mandanten melden sollte. Die Argumente und Begründungen über das Für und Wieder gehen genauso weit auseinander wie meine Erfahrungen und der oben verlinkte Bericht. "Schweigen, evtl. dem Mandanten raten sich Hilfe zu suchen" vs. "man muss ihn auf jeden Fall bei der Polizei / beim Amtsarzt melden".
So, ich glaub das war genug Text. Was meint ihr?
ich hätte da mal eine Frage bzw. würde gerne die folgende Thematik hier diskutieren, falls das möglich ist. Glaube zwar nicht, dass man hierzu eine wirklich (allgemein)gültige Aussage überhaupt treffen kann, aber vielleicht könnten wir wenigstens Tendenzen zusammenfassen?!
Die Frage ist: Kann ich mich jemanden anvertrauen? Kann ich jemandem sagen das ich mir selbst das Leben nehmen werde und was löst das aus?
Diese Frage soll ganz allgemein da stehen bleiben. Ich habe die Extremen die ich gefunden bzw. selbst erlebt habe mal versucht darzustellen, angefangen mit meiner persönlichen Situation - auch damit ihr überhaupt versteht warum ich diese Frage stelle - und weiterführend mit was ich im Web gefunden habe ergänzt.
Meine Situation und eigenen Erfahrungen:
Vor nun knapp 3 Jahren hat ein Ereignis mein Leben komplett aus der Bahn geworfen und für mich quasi zerstört. Was genau das war, davon werde ich nicht sprechen. Ich habe seit dem keinerlei Freude mehr in meinem Leben und es wird eigentlich nur immer und immer schlimmer. Vor knapp 2 Jahren dachte ich zum ersten mal wirklich ernsthaft über Suizid nach, damals hat mich das noch komplett verstört, ich war keinesfalls in meinem Gedanken gefestigt, hatte im wahrsten Sine des Wortes "Todesangst", war sehr labil und habe mir sehr viele Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll. Dem ist nun nicht mehr so.
Jetzt kommt viel Text. Ihr könnt direkt zum nächsten Absatz springen wenn ihr das nicht alles lesen wollt, da fasse ich das Ergebnis zusammen.
Zu dieser Zeit war ich dann auch mehrfach wegen Zusammenbruch bzw. "burn-out" krankgeschrieben. Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt - und das ist skurriler Weise Komikern wie Torsten Sträter zu verdanken, der hier wirklich ganz toll und aufklärend Leute dazu ermutigt sich jemandem anzuvertrauen - mir versucht Hilfe zu suchen. Da mir schon damals Schreckgespenster wie "Zwangseinweisung" oder "Entmündigung" im Kopf herumschwebten, habe ich das Thema vorsichtig gestartet. Allerdings, war die Suche mehr als frustrierend, am Ende ergebnislos und hat sogar dazu geführt, dass ich nun jegliche Einflussnahme und Gespräch mit Psychiatern/Therapeuten kategorisch ablehne. Deshalb auch dieses Thema hier, weil ich verhindern will, das ich mich irgendwann mal in die Gewalt solcher Leute begeben muss.
Warum das jedoch wichtig ist bzw. was hat das mit der Fragestellung zu tun? Ganz einfach. Ich habe - und das nicht nur gefühlt - keinerlei Hilfe oder Reaktionen erhalten. Am Anfang habe ich nur gesagt, dass ich mich bedrückt/depressiv fühle, nachdem ich aber überall nur Antworten wie "wir nehmen keine neuen Patienten mehr an" oder "wie wäre es mit einem Termin in 12 Monaten" erhalten habe, hatte ich dann noch mal ein Gespräch mit meinem Hausarzt, dem ich erzählt habe dass ich seit zig Monaten schwer depressiv bin (Selbsttest bei der dt. Depressionshilfe) und permanent an unzulässiges Wort denken muss... aber nicht nur so, dass dies als verwaschene, undefinierte Idee irgendwo im Hinterkopf herumschwirrt, sondern so, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt schon ganz genau überlegt hatte wie ich es machen werde (incl. detaillierter Nennung mehrerer alternativer Methoden). Ich hatte ihn zum damaligen Zeitpunkt geradezu angefleht, mich krankzuschreiben, da ich den unendlichen Druck und Stress während der Arbeit und die zusätzliche private Belastung einfach nicht mehr ausgehalten habe.
Seine Antwort bzw. Reaktion war, er würde mir eine Klinik in der Nähe empfehlen und umgehend da anrufen und sehen ob die nicht einen Platz für mich hätten. Ich solle mir keine Sorgen machen, es wäre keine Einweisung, alles freiwillig. Er würde sich auch mal überlegen ob er mich nicht länger krank schreiben kann bzw. ob er mir nicht attestieren kann, dass ich meinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben sollte (darum hatte ich gebeten, aus verschiedenen Gründen konnte ich nicht kündigen)
Die Klinik hatte ich mir dann bei Google Maps mal angesehen. Keine 3 Sterne und der Großteil der Beschwerden bezieht sich auf Ärzte die "Patienten erniedrigen", "nur daran interessiert sind Patienten mit Medis vollzustopfen", etc.
Eine Woche später habe ich einen Anruf von meinem Hausarzt bekommen mit einem Kontakt, an den ich mich wenden soll. Also habe ich dort (mindestens 10x bis jemand ans Telefon ging) angerufen und mit dem "Psychiater" gesprochen. Ein absoluter Unsympath, das hätte ich wirklich nicht erwartet, genau so wie in den Rezessionen beschrieben und noch schlimmer: Kommen könnte ich frühestens in 3 Monaten... wenn ich komm muss ich aber auf jeden Fall auch bleiben, sonst kann er das mit der Kasse nicht richtig abrechnen... vorher mal vorbeikommen geht nicht, keine Zeit... wenn ich nicht sicher bin das ich kommen will und das ich auch bleiben werde, soll ich mich am besten gar nicht erst anmelden...! Da war mir klar, der wird mir nicht helfen, wenn ich in diese Klinik irgendwann mal "muss" (das ist nämlich auch die Klinik, in die man bei mir im Umkreis eingewiesen werden würde), dann komm ich mit mehr Problemen wieder heraus. Dieser "Arzt", wenn man das überhaupt so nennen mag, hat nicht mal im Ansatz gefragt oder sich dafür interessiert was los ist und warum ich überhaupt in die Klinik will.
Danach hatte ich wieder meinen Hausarzt kontaktiert um ihm meine Erfahrung aus dem Gespräch mitzuteilen. Außerdem hatte ich gefragt, wie wir evtl. mit einer weiteren Krankmeldung bzw. "dem Attest" (siehe oben) weiter verfahren können. Antwort: er hat sich das überlegt und weil ich noch nicht oft genug bei ihm war, kann er mir sowas noch nicht ausstellen. Meine Frage wie oft ich denn kommen müsse und ob er evtl. erst einen Suizidversuch abwarten wolle (was anhand der genannten Methoden gar nicht möglich ist, die sind alle "endgültig") war dann nur noch rhetorisch.
2-3 Monate später hatte ich dann wieder einen Zusammenbruch. Zum vorherigen Arzt wollte ich allerdings nicht mehr gehen, also bin ich zu einem neuen Hausarzt. Im Gespräch hatte dieser mir dann mitgeteilt, dass es in der nähe eine neue psychologische Praxis gäbe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt zwar bereits keine Hoffnung und auch keinen Willen mehr, noch weiter nach psychologischer Hilfe zu suchen, habe es aber dennoch probiert. Dort angekommen bin ich zur Sprechstundenhilfe und habe mich vorgestellt, höflich nach einem Termin gefragt. Antwort: "wir nehmen keine neuen Patienten mehr". Dann ist mir der Kragen geplatzt und ich habe die Sprechstundenhilfe, die mich bei dieser Aussage kaum angesehen hat angebrüllt: "diese Schxxxe habe ich jetzt von jedem einzelnen Psychiater in dieser Schxxx Stadt bekommen, mir gehts seit fast 2 Jahren absolut beschissen und ich denke jeden einzelnen Tag darüber nach mir das Leben zu nehmen! Es muss doch möglich sein irgendwo Hilfe zu bekommen?!" Antwort: "Wir müssen auch schauen das wir gesund bleiben". Mein Gebrüll hat offensichtlich den Arzt aus seinem Kämmerchen gelockt, der hat das ganze auf jeden Fall auch gehört, aber kein Wort gesagt!
Sorry für den vielen Text. Ich fasse das oben geschriebene so zusammen: Ich habe 4 Fachmännern (1 Hausarzt, 2 Psychiatern (einer davon mit/als Zeuge) und einer Arzthelferin in einer psychiatrischen Praxis) ganz deutlich über meine Suizidabsicht informiert. Darauf hin ist absolut gar nichts passiert. Also es gab keine Einweisung, es gab aber auch, was ich bei den beteiligten als absolutes Mindestmaß vorausgesetzt hätte, keine Form der Hilfe oder Einflussnahme. Meiner Meinung nach hätten diese Personen ja reagieren müssen, schon aus Selbstschutz.
Auf der anderen Seite des Skala, mal dieses Fundstück aus dem Netz:
https://www.rechtsanwalts-kanzlei-wolfr ... sidee-ist/
Hier hat jemand im Suff und augenscheinlich ganz ohne wirkliche Absichten mit unzulässiges Wort gedroht und ist direkt 5 Wochen weggesperrt, quasi entmündigt und höchstwahrscheinlich auch finanziell ruiniert worden. (und von solchen Geschichten hatte ich auch schon mehrere gelesen)
Aber wie sieht es überhaupt rechtlich aus? Oder was ist die Regel nach der man sich richten kann?
Dazu würde ich gerne diese Webseite zitieren, das macht für mich nämlich am meisten Sinn und in ähnlicher Form habe ich das mehrfach gelesen:
https://www.therapie.de/psyche/info/ind ... ngsgefahr/
"Häufig ist bei Betroffenen die Furcht groß, in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen zu werden. Tatsächlich kann die Möglichkeit einer sogenannten Zwangseinweisung bestehen, also eine Einweisung ohne die Einwilligung des Betroffenen.
Voraussetzung dafür ist, dass die Person aufgrund ihrer psychischen Erkrankung die öffentliche Sicherheit und Ordnung, ihr Leben, mindestens aber die Gesundheit gefährdet. Eine Einweisung kann in der Regel auf zwei Wegen veranlasst werden:
Entweder, der Suizidgefährdete steht bereits unter Betreuung, dann ist es der Betreuer, der beim zuständigen Betreuungsgericht einen Antrag stellt.
Ohne einen gesetzlichen Betreuer ist es meist der zuständige Arzt, oftmals der Hausarzt, der die Einweisung veranlasst. Je nach Bundesland muss in solchen Fällen aber auch ein Amtsarzt hinzugezogen werden, der entweder telefonisch seine Zustimmung erteilt, oder innerhalb des ersten Tages der Einweisung den Zustand des Betroffenen überprüft.
Bei einem geistig klaren Patienten hingegen, das heißt, einer Person, die eine Behandlung, möglicherweise auch schon eine Beratung an sich ablehnt, sich aber über die Konsequenzen durchaus im Klaren ist, darf keine Zwangseinweisung stattfinden. Denn: Der Betroffene hat auch ein Recht auf eine Nicht-Behandlung. Jedoch gilt es, diese Einsichtsfähigkeit bezüglich der eigenen psychischen Erkrankung und dessen Wunsch, nicht behandelt zu werden, genau zu dokumentieren.
In meinem Fall sehe ich das so: Ich bin nicht "psychisch krank", nicht wirklich, nicht so dass ich irgendwie als "unzurechnungsfähig" gelten könnte. Ich leide zwar unter Depressionen, bin jedoch bei absolut klarem Verstand und mir über meine Handlungen völlig bewusst. Zum jetzigen Zeitpunkt und sogar in absehbarer Zeit bin ich keine Gefahr für mich selbst und erst recht nicht für andere. Eine sogenannte "suizidale Verengung" liegt nicht vor. Ob mir eine Therapie helfen wird ist ohnehin fraglich, da sich dadurch meine Lebensumstände nicht ändern werden. Vor 2 Jahren hätte sie das vielleicht noch. Nun wahrscheinlich eher nicht mehr. Dafür habe ich schon viel zu viele Brücken abgerissen (may the bridges i burn light my way) Und vor dauerhafter Abhängigkeit von Ärzten / Psychologen / Psychiatern und Pillen fürchte ich mich jetzt noch mehr wie vor dem Tod.
Warum ich mich jemandem anvertrauen will? Wei ich noch einige Sachen - auch über meinen Tod hinaus - regeln muss. Sachen, die ich einfach nicht alleine regeln kann, aber die ich alleine regeln muss, wenn ich niemanden einweihen kann.
Ich dachte dabei an (m)einen Anwalt. Grund: ich habe und will keinerlei Kontakt zu meiner "Blutsverwandtschaft", ich vertraue denen auch nicht. Ich habe lediglich eine gute Freundin mit der ich über sowas reden könnte, allerdings würde ich die dann in meine Hölle mit hineinziehen.
In einem Forum für Anwälte habe ich eine Diskussion gelesen, wie damit umzugehen sei, wenn der Mandant Suizidabsichten äußert, ob in dem Fall die Schweigepflicht noch greift oder der betreffende Anwalt den Mandanten melden sollte. Die Argumente und Begründungen über das Für und Wieder gehen genauso weit auseinander wie meine Erfahrungen und der oben verlinkte Bericht. "Schweigen, evtl. dem Mandanten raten sich Hilfe zu suchen" vs. "man muss ihn auf jeden Fall bei der Polizei / beim Amtsarzt melden".
So, ich glaub das war genug Text. Was meint ihr?