Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Limited Edition
Beiträge: 48
Registriert: Mittwoch 2. Juni 2021, 16:15

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Limited Edition »

Schalom lou,

es ist schwer nicht Betroffenen seinen psychischen Zustand zu erklären....ich habe es erstmal für mich selbst aufgeschrieben und dann meinem Lebensgefährten erklärt.
Er hat es zwar verstanden, aber er kann mich leider trotzdem nicht "gehen lassen", es würde ihn zerstören sagt er....und weil ich das nicht will, lebe ich weiter.

Es ist aber, wie du sicher weißt, unendlich schwer nicht mehr für sich selbst zu leben sondern für einen oder auch mehrere Menschen.
Ich glaube ich weiß wie du dich fühlst und wünsche dir viel Kraft fürs weiter leben.

Gute Momente wünscht dir und allen im Forum
Limited Edition
Igel

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Igel »

Hallo,

für Menschen, die nicht unter ihren Leben leiden, ist ein Suizid etwas schreckliches.
Aus ihrer Sicht gibt es ja viele Möglichkeiten dies nicht zu tun, in Klinik gehen, Medikamente usw.

Sie machen sich das ziemlich einfach.

Ich persönlich werde meiner Familie nichts erzählen.
Mein Leben, meine Entscheidung.

Gruß
Igel
nici
Beiträge: 13
Registriert: Mittwoch 24. März 2021, 11:48

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von nici »

Wenn man der Familie nichts sagen will, weil sie es auch einfach nicht verstehen werden, sollte man, denke ich, wenigstens einen langen Brief schreiben, in dem man genau die Gefühle darlegt, die dazu führen.
Für Menschen, die nichts mit Suizid anfangen können, ist auch das nicht sehr hilfreich aber wenigstens ein ganz kleiner Anstoß, um nicht in Selbstvorwürfen und Elend zu versinken.
Ich finde es, nach wie vor, grausam, niemanden zum reden zu haben doch ich weiß, das für etliche Menschen ein Suizid nicht sooooo unmöglich ist. Einfach mal, im Gespräch, die Augen aufhalten. Vielleicht findet sich ein Gesprächspartner, der Verständnis aufbringt.
Reden empfinde ich als höchst entspannend. ich fühle mich dann nicht mehr so alleine.
Lovecraft
Beiträge: 299
Registriert: Montag 26. Juni 2017, 12:09

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Lovecraft »

Was den Suizid betrifft, so teilen sich alle Menschen in zwei Kategorien: die einen, die es verstehen, und die anderen, die es nicht verstehen...den ersteren braucht man nichts zu erklären, denn die wissen ohnehin Bescheid...bei den letzteren kann man sich die Mühe sparen, da bei ihnen jeder Erklärungsversuch scheitert...denn sie wissen nichts davon und wollen es auch gar nicht...
Igel

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Igel »

Hallo,

so ist es leider.

Einen Abschiedsbrief, wie Nici schon schrieb, halte ich aber auch für wichtig.
Egal , ob man wusste warum die Person sich für diesen Schritt entschied, oder nicht.

Viele verstehen unsere Gedanken nicht, weil sie sich in ihrem Leben gut oder wohl fühlen, vielleicht sogar glücklich sind.

Mit einen Suizid bricht für jede Familie eine Welt zusammen. Für den einen mehr, für den anderen weniger.
Jeder trauert auf seine Art.

Ein Abschiedsbrief kann da wirklich einiges erklären.
Vor allem was Schuldgefühle der Hinterbliebenen angeht.
Hat man erwas falsch gemacht oder nicht genau zugehört.
Ein letztes mal lesen, das man nichts hätte tun können und man geliebt wurde, ist für die, die zurück bleiben, sehr wichtig.

Was man schreibt, kommt natürlich immer auf das Verhältnis zur Familie an.

Gruß
Igel
Scotti
Beiträge: 913
Registriert: Donnerstag 3. Juni 2010, 10:34

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Scotti »

Igel hat geschrieben: Freitag 20. August 2021, 22:09 Hallo,

so ist es leider.

Einen Abschiedsbrief, wie Nici schon schrieb, halte ich aber auch für wichtig.
Egal , ob man wusste warum die Person sich für diesen Schritt entschied, oder nicht.

Viele verstehen unsere Gedanken nicht, weil sie sich in ihrem Leben gut oder wohl fühlen, vielleicht sogar glücklich sind.

Mit einen Suizid bricht für jede Familie eine Welt zusammen. Für den einen mehr, für den anderen weniger.
Jeder trauert auf seine Art.

Ein Abschiedsbrief kann da wirklich einiges erklären.
Vor allem was Schuldgefühle der Hinterbliebenen angeht.
Hat man erwas falsch gemacht oder nicht genau zugehört.
Ein letztes mal lesen, das man nichts hätte tun können und man geliebt wurde, ist für die, die zurück bleiben, sehr wichtig.

Was man schreibt, kommt natürlich immer auf das Verhältnis zur Familie an.

Gruß
Igel
Da möchte ich mich anschließen.
Ein letzter, evtl. sogar handgeschriebener Brief, an die Freunde/Familie ist schon extrem wichtig, gerade für die Trauerarbeit in den ersten Wochen.
So hat man noch die Möglichkeit, dieses Stück Materie des "Voraus gegangenen Freundes" immer wieder zu lesen, die Energie zu spüren und auch daran Halt zu finden!

Ich habe vor knapp 10 Monaten das erste Mal mit meinem Vater (über 80 Jahre alt) offen über das Thema gesprochen und ich war erstaunt, wie verständnisvoll er gewesen ist. Seine Reaktion war wirklich ungewöhnlich und seine Worte "Ich kann dich verstehen, aber ich bitte dich, kämpfe wirklich bis zum Schluss um dein Leben..!" haben mir sehr geholfen.
Bei meiner Mutter war allein die Andeutung schon zu viel und sie zog sich in ihr Schneckenhaus zurück, was ich auch sehr gut verstehen kann. So unterschiedlich können die Reaktionen in der Familie sein.
Kein Mensch kann uns die Erlaubnis zum Suizid geben, wie auch?! Das wäre fatal! Allerdings tut es gut zu wissen, dass die Familie es zwar keinesfalls gut heißen würde, aber dass es ein Verständnis für mich und meine Sorgen/Krankheiten gibt und dass dieser letzte Weg zumindest nicht völlig überraschend kommt.

Allerdings und hier bin ich auch ganz klar, solange wir uns noch über solche Dinge Gedanken machen, sind wir noch nicht soweit zu gehen.
Solange uns das "Wie" noch beschäftigt und die Sicherheit der Methode in uns überlegt und abgewogen wird, brauchen wir noch Zeit und haben alle Chancen auch das Leben noch anders zu gestalten!
Lovecraft
Beiträge: 299
Registriert: Montag 26. Juni 2017, 12:09

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Lovecraft »

Das Problem habe ich zum Glück nicht: meine Eltern sind tot - und meine übrigen Verwandten sind allesamt kaltschnäuzige und empathielose Menschen, für die Geld, Status, beruflicher Erfolg und materielle Güter alles sind, was im Leben zählt...bei ihnen bin ich sowieso untendurch, die scheren sich einen feuchten Dreck um mich - also brauche ich mir da überhaupt keine Sorgen zu machen, dass sie mich vermissen werden...einzige Ausnahme ist ein Cousin und seine Familie, die von meinem Vorhaben wissen und es zumindest akzeptieren und verstehen können -
Miu
Beiträge: 383
Registriert: Montag 4. Mai 2020, 02:50

Re: Wie erklärt man es seiner Familie und den Freunden...

Beitrag von Miu »

Ich würde es halten wie Igel.
Igel hat geschrieben: Donnerstag 12. August 2021, 14:09
Ich persönlich werde meiner Familie nichts erzählen.
Mein Leben, meine Entscheidung.
Viele Menschen wissen um meinen Zustand, wissen von den Suizidgedanken.
Die hab ich seit 4 Jahren drängend.

Meine Mutter schrieb einst auf ein Whatsapp, in dem ich ihr verzweifelt sagte, dass ich so starke Suizidgedanken habe, "geh zu deinem Psychiater".

Ich hab auch "Freunde" verloren deshalb.

Also bei mir kann sich keiner beklagen danach. Es ist den Leuten zuviel und das ist sehr schlimm, finde ich. Nicht für mich, für alle Betroffenen.
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