"Liebe"

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben:Ich finde im Gegenteil, dass die reale Paarbildung die evolutionär erwartbaren Muster in 99% aller Fälle bestätigt. Wie oft passiert es z.B., dass ein hässlicher, kleinwüchsiger, beruflich erfolgloser Mann eine hochattraktive Frau bekommt?

Die sogenannte Liebe ist kein Mysterium, sondern folgt einfachen Marktgesetzen. Jeder Mensch hat einen bestimmten Marktwert, der sich aus körperlicher Attraktivität, Status (bei Männern wichtiger als bei Frauen) und anderen Eigenschaften zusammensetzt. Und in der Regel bekommt jeder nur ein Äquivalent zu sich selbst.
Ich bin ja mittlerweile auch ein absoluter Freund biologischer Erklärmodelle. Allerdings darf man bei dieser These nicht außer Acht lassen, daß noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Zum Beispiel der Faktor, daß auch Vertrautheit zu einer gesteigerten Attraktivitätsempfindung führt. Das heißt, jemand, den man auf den ersten Blick nicht attraktiv findet, kann im Laufe einer längeren Bekanntschaft (Freundeskreis, Arbeitsplatz etc.) im subjektiven Empfinden erheblich an Attraktivität gewinnen. Evolutionsbiologisch mag dies darin begründet sein, daß man im Notfall den unwiderstehlichen Drang verspürt, sich mit dem letzten Überlebenden auf einer einsamen Insel zu paaren. ;-)

Lange Zeit war auch ich mit einem Mann liiert, der von der Allgemeinheit als weit unter meinem Attraktivitätsniveau empfunden wurde. Welch böse Dinge mir nachgesagt wurden, kann man sich vorstellen. Auf den ersten Blick wäre er sicherlich auch nicht in mein "Beuteschema" gefallen, aber mit der Zeit fand ich mit zunehmender Sympathie auch immer mehr Details an ihm als attraktiv wahr: Sein Lächeln, seinen Humor, seine Intelligenz. Zudem war ich damals noch auf der Suche nach der "wahren Liebe" und hatte vor allem auch keine Lust mehr auf all die Schönlinge, die man wohl als "gleichwertig" empfunden hätte, die aber aufgrund ihres exorbitanten Erfolgs beim weiblichen Bevölkerungsanteil eine recht lockere Einstellung zum Thema Beziehung hatten und es sich somit lieber offen hielten, von Blümchen zu Blümchen zu fliegen, um von jedem leckeren Nektar kosten zu können. Als biologischen Nutzfaktor kann man hier sicherlich wiederum die (vermeintliche) Stabilität und Sicherheit de Beziehung ansprechen. Nur letzten Endes war diese leider ein Trugbild.

Außerdem gab es noch einige andere Kriterien, die mich von dem mir zugedachten "Markt" wegbrachten: Oberflächlichkeit, übermäßiger Körperwahn, Übersexualisierung, fragwürdige Sexvorstellungen etc. etc. Mein Partner war anders: Er respektierte zu jedem Zeitpunkt meine körperliche Integrität, er war zärtlich, erwartete keine Pornoveranstaltung im Bett, und hatte - wie ich damals zumindest glaubte - ähnliche Ziele und Ideale im Leben. Er war für viele Jahre so etwas wie meine Trutzburg gegen all die übersexualisierten Männchen da draußen, die nicht ihre Finger bei sich lassen können. Dafür akzeptierte ich viele, viele, viele andere Dinge, die in der Beziehung leider nicht stimmten. Und kaum fuhr mein Leben mitsamt der Beziehung gegen die Wand, wußte ich auch wieder überdeutlich warum: Ich avancierte wieder zum Freiwild. So wie es schon immer war. Das allerwertgeschätzteste Merkmal, das ein Mann für mich heute somit noch immer haben kann, ist schlicht, daß er mich in Ruhe läßt.

Interessant finde ich übrigens die Primatenforschung dieses Wissenschaftlers:
https://www.brandeins.de/archiv/2001/gl ... menbruchs/
"Die Weibchen ziehen nämlich häufig die netten Jungs aus der zweiten Reihe vor."
Zuletzt geändert von Abendstern am Dienstag 4. Juli 2017, 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben: Es ist ja auch so, dass Frauen durch ihre sexuelle Wahlmacht immer großen Einfluss darauf hatten, welche Männer sich fortpflanzen können. Der heutige Mann ist also auch das Produkte weiblicher Wahlentscheidungen. Und noch heute kann man oft beobachten, dass aggressive, erfolgreiche Ar.schlochtypen bei Frauen besser ankommen als nette Weicheier.
Das halte ich für ein Gerücht. Siehe mein Beitrag oben. Viele der netten "Weicheier", die sich in ihrem Frust immer wieder die Frage stellen, warum eigentlich immer die Ar.lochtypen die attraktiven Frauen bekommen, sind meiner Erfahrung nach übrigens oft selbst wesentlich größere Egoisten als sie annehmen. Vielen von ihnen kann kaum eine Frau unter Claudia Schiffer-Niveau gut genug sein. Und dann wundern sie sich, daß sie keine Frau bekommen. Viele haben einfach ein Anspruchsdenken, da haut es einen echt aus den Latschen. Manchmal würde aber auch schon ein schlichtes Zähneputzen Wunder wirken. Abgesehen davon hatte ich nie das Gefühl, die große Wahlmöglichkeit zu haben. Na ja, zwischen Pest und Cholera vielleicht. Vielmehr mußte ich mich eher retten vor all den Männern, die sich mich aussuchten. Wie so eine arme Gelbbauchunke, die in der Paarungszeit vor lauter unkontrolliertem Andrang im Weiher ertrinkt. Wobei der Unterschied zur Gelbbauchunke der ist, daß Männchen heute eher tunlichst daran interessiert sind, Nachwuchs zu vermeiden. Über die Hälfte aller Kinder aus meinem Bekanntenkreis wären jedenfalls nicht auf der Welt, wenn sie nicht entweder versehentlich oder gewollt "versehentlich" gezeugt worden wären... Daß es so viele alleinerziehende Mütter wie noch nie gibt, kommt ja immerhin nicht von ungefähr.
Jay2016
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Re: "Liebe"

Beitrag von Jay2016 »

Gut, das es noch die platonische Liebe gibt. :D
Thanatos
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Re: "Liebe"

Beitrag von Thanatos »

Nun reizt es mich, auch mal bei diesem spaßigen Thema mitzumachen. :wink:
Ohne nun auf Einzelheiten einzugehen: Mir fallen die Verallgemeinerungen auf. Man kann es kürzer fassen: „Frauen sind so, Männer sind so.“ Das mag auf die meisten Leutchen zutreffen, aber gewiss nicht auf alle. Meine diesbezüglichen Erfahrungen entsprechen jedenfalls nicht dem Mainstream.
Mit 13 rannte ich zwar noch der Klassenschönheit hinterher, wie die Klassenkameraden auch – und keiner bekam sie -, aber nicht viel später wurde ich berechnend: Da ich die Schönen sowieso nicht kriege, spare ich mir die Zeit ihnen hinterherzulaufen und kümmere mich stattdessen um „zweite Wahl“, denn „zweite Wahl“ ist ja noch nicht hässlich. (Entschuldige bitte diese herabwürdigende Ausdrucksweise, Abendstern, aber sie trifft auf mein damaliges Frauenbild zu). Und siehe da, es funktionierte - nicht immer, aber oft. Und das, obwohl ich kein Schönling war.
Was du oben über „Weicheier“ sagst, Abendstern, kann ich bestätigen. Ich sah zwar nie aus wie ein primitiver Macho, aber benahm mich manchmal doch so, sobald ich eine neue Freundin hatte. Also auch hier gegen den Mainstream: Kein Machoverhalten bei der Balz, sondern erst, nachdem die Balz erfolgreich war. - Kurz: Ich konnte ein ziemliches Ar...loch sein. Und war dann völlig überrascht, als mir die Freundin davonlief. Das änderte sich über die Jahre...
Weitere Storys würden jetzt zu viel; vielleicht noch eine zum Abschluss. Als ich schon knapp 50 war, lernte ich ein bildschönes ukrainisches Aupairmädchen kennen. Ich stehe heute noch dazu, dass diese junge Dame das netteste Mädchen war, das ich je kennenlernte. Überdies intelligent und – ich wiederhole mich gerne: bildschön. :) Wir hatten vier Monate lang viel Spaß miteinander, bevor sie dann leider wegzog. Wieso verstanden wir uns so gut? Vermutlich deshalb, weil wir keinen Sex miteinander hatten, sondern das Ganze genau genommen ein (Ersatz-) Vater- (Ersatz-) Tochter-Verhältnis war. Mittlerweile hatte ich übrigens drei „Töchter“ auf diese Art. Für die Psychoanalytiker unter uns: Nein, ich hatte nicht gezielt oder „unbewusst“ nach weiteren „Töchtern“ gesucht, nachdem ich die erste „verloren“ hatte. Es ergab sich wirklich rein zufällig.
Wie ihr schließen könnt, ist heute mein Frauenbild nicht mehr berechnend, wodurch ich auch keine Hemmungen mehr habe, selbst bildschöne Frauen anzusprechen. Das Alter kann also Vorteile haben! :wink:
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

Hallo Thanatos, schön, wieder einmal von Dir zu lesen!

Und danke, daß Du bei Deinen Worten meine Gefühlslage bedenkst. Das weiß ich sehr zu schätzen. :)

Auch ich bin allerdings der Meinung, daß man die Dinge schlicht beim Namen nennen muß. Dieses ganze Reden um den heißen Brei hat noch niemandem geholfen. Ich selbst wünschte, ich hätte früher erkannt, wie die Dinge liegen. Was habe ich für eine Odyssee hinter mir mit meinem einstigen Idealismus. Das war vor allem geistig-emotional wahnsinnig anstrengend, weil ich mich stets wunderte, weshalb die Realität nicht zu dem paßt, was mir als oberstes Gebot an altruistisch-spirituellen Glaubenssätzen beigebracht wurde. :roll: Ich denke, mein Leben wäre jedenfalls besser verlaufen, wenn ich mich gleich der pragmatisch-evolutionsbiologischen Sichtweise zugewandt hätte.

Und gerade in puncto Attraktivität habe ich nun wirklich eine Menge Stationen hinter mir. Von daher pflege ich mittlerweile einen sehr nüchternen Blick darauf. In der Schule war ich lange Zeit eher so etwas wie die 3. Wahl :wink: , bis dann - plopp! - aus dem häßlichen Entlein plötzlich ein schöner Schwan wurde. :shock: Fortan hatte ich ganz andere Probleme. Die Mär, daß es attraktive Personen nur besser haben im Leben, kann ich aus diesem direkten Vergleich absolut widerlegen. Allerdings meine ich, daß es hier noch einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Ein attraktiver Mann zu sein, ist meines Erachtens durchaus der Jackpot. Sicherlich allein schon kein Zufall, daß die meisten Vorstände der Fortune 500-Unternehmen männlich und über 1,90 m groß sind.

Ein väterlicher Freund - hach, was für ein Wunschtraum! Mir kommt es eher so vor, als würden dank Via.gra und medienopportuner Übersexualisierung heute noch die 80-Jährigen auf einen dritten Frühling hoffen ... Nichts gegen einen dritten Frühling, aber auch da sollte manch ein Mann in puncto seines Objekts der Begierde mal etwas Realismus walten lassen ... Wo die Liebe hinfällt, nun ja, da kann es zwar durchaus auch mal einen größeren Altersunterschied geben - auch damit habe ich so meine Erfahrungen - aber ein Mindestmaß an Selbstreflexion, daß es ab einem gewissen Alterungsgrad nicht mehr angebracht ist, sich in aller Selbsverständlichkeit als angemessenen Sexualpartner für wesentlich jüngere Damen zu sehen, das sollte schon drin sein... Unter "Hoppe, hoppe Reiter" sollte sich manch ein in die Jahre gekommener Herr jedenfalls definitiv etwas anderes vorstellen. :roll:
Springer

Re: "Liebe"

Beitrag von Springer »

In Wahrheit geht es doch nur um dieses Thema, egal wo. Auch im Internet überall. Wenn man das nicht mehr hat ist man von allem ausgeschlossen.
Thanatos
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Re: "Liebe"

Beitrag von Thanatos »

Abendstern hat geschrieben:...
Ein väterlicher Freund - ... Wo die Liebe hinfällt, nun ja, da kann es zwar durchaus auch mal einen größeren Altersunterschied geben - auch damit habe ich so meine Erfahrungen - aber ein Mindestmaß an Selbstreflexion, daß es ab einem gewissen Alterungsgrad nicht mehr angebracht ist, sich in aller Selbsverständlichkeit als angemessenen Sexualpartner für wesentlich jüngere Damen zu sehen, das sollte schon drin sein... Unter "Hoppe, hoppe Reiter" sollte sich manch ein in die Jahre gekommener Herr jedenfalls definitiv etwas anderes vorstellen. :roll:
Seltsamerweise kam ich gar nicht auf die Idee, mit jener ukrainischen Schönheit Sex haben zu wollen. Das mag an der langen Gewohnheit gelegen haben, dass ich nicht mal im Traum daran dachte, mit einer „Claudia Schiffer“ – bei mir war es früher eher Ornella Muti - etwas haben zu können.
Ich gestehe allerdings, dass ich Gefühle für Irina – um mal den Namen zu nennen – hatte. Begierde war es nicht, denn ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Verliebtheit war es auch nicht, denn ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Was war es denn dann? Es dauerte eine Weile, bis es mir einfiel: So fühlen sich offenbar Vatergefühle an! :)
Vielleicht noch etwas, das von allgemeinem Interesse sein könnte; zumindest wusste ich es vorher nicht. Irina war intelligent und bildschön, ungeheuer nett, aber leider auch ziemlich naiv (gefährliche Kombination). Als ich diesen meinen Eindruck einer aus Kasachstan stammenden, aber schon lange hier lebenden Bekannten verkündete, meinte diese: „Nein, Irina ist nicht naiv, sie tut nur so.“ Wieso? „Weil die Mädchen schon in der Sowjetunion so erzogen wurden.“ In den Nachfolgestaaten, also auch in der Ukraine, ist das heute weitgehend offenbar immer noch üblich. Warum? „Weil die Männer dort naive Mädchen wollen!“ - Was sagst du dazu, Abendstern? :( - Die Bekannte aus Kasachstan sei früher auch so gewesen, spielte die Naive und „machte fast jeden Spaß mit“, aber immer nur bis zu einer gewissen Grenze. Sie sei also nicht leicht zu haben gewesen, wie man aus der Naivität hätte schließen können. So sei das auch mit Irina.
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

Thanatos hat geschrieben: Ich gestehe allerdings, dass ich Gefühle für Irina – um mal den Namen zu nennen – hatte. Begierde war es nicht, denn ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Verliebtheit war es auch nicht, denn ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Was war es denn dann? Es dauerte eine Weile, bis es mir einfiel: So fühlen sich offenbar Vatergefühle an! :)
Das ist ja mal schön beschrieben. :)
Thanatos hat geschrieben:Vielleicht noch etwas, das von allgemeinem Interesse sein könnte; zumindest wusste ich es vorher nicht. Irina war intelligent und bildschön, ungeheuer nett, aber leider auch ziemlich naiv (gefährliche Kombination).
Wie meinst Du gefährlich? Spontan fällt mir dazu jedenfalls der Film "Die Jungfrauenquelle" ein. Schön und naiv verträgt sich meistens leider nicht sehr gut. Diese Erfahrung habe ich jedenfalls auch gemacht. Dabei entspringt die Naivität meist nicht der Dummheit, sondern einem fatal gutherzigen Idealismus.
Thanatos hat geschrieben:Als ich diesen meinen Eindruck einer aus Kasachstan stammenden, aber schon lange hier lebenden Bekannten verkündete, meinte diese: „Nein, Irina ist nicht naiv, sie tut nur so.“ Wieso? „Weil die Mädchen schon in der Sowjetunion so erzogen wurden.“ In den Nachfolgestaaten, also auch in der Ukraine, ist das heute weitgehend offenbar immer noch üblich. Warum? „Weil die Männer dort naive Mädchen wollen!“ - Was sagst du dazu, Abendstern? :(
Zu sowjetischen Gepflogenheiten kann ich leider nicht so viel sagen. ;-) Aber meine Erfahrung hierzulande ist, daß sich der Mann von heute meist eine seltsam paradoxe Mischung vorstellt: Einerseits soll sich die Frau nur ja selbst versorgen können, um ihm nicht auf der Tasche zu liegen, andererseits darf sie aber bitte bloß nicht zu klug oder gar erfolgreicher sein als er. Nach außen gibt Mann sich zwar meist souverän, und verkündet, Mann möge intelligente Frauen, aber dann soll es insgeheim doch wieder das Püppchen sein, das er nach seinem Geschmack formen darf. Manchmal kommt es mir so vor, als sei für manche Männer die Frau an ihrer Seite das, was für kleine Mädchen die Barbie ist. :roll: Natürlich trifft das nicht auf alle Männer zu. Wie immer gibt es solche und solche. Aber solche gibt es schon recht häufig... Das verwässerte Rollenverständnis von heute tut sicherlich auch noch sein Übriges dazu. Auch die Frau will ja einerseits einen Beschützer, aber andererseits will sie frei und unabhängig sein. Diesen Spagat hinzubekommen ist sicherlich für beide Seiten nicht einfach.
Thanatos hat geschrieben:Die Bekannte aus Kasachstan sei früher auch so gewesen, spielte die Naive und „machte fast jeden Spaß mit“, aber immer nur bis zu einer gewissen Grenze. Sie sei also nicht leicht zu haben gewesen, wie man aus der Naivität hätte schließen können. So sei das auch mit Irina.
Hm, das verstehe ich nicht: "Die Naive spielen"? Gespielt habe ich meine Naivität nie, ich war einfach so naiv. :mrgreen: Leicht zu haben war ich allerdings auch nicht. Viele Männer haben sich das jedoch oft so vorgestellt, was dann nicht selten zu unschönen Situation führte. Auf diese Weise habe ich jedenfalls viele Männer (und sogar manche Frauen) von einer Seite kennengelernt, die Außenstehende nicht für möglich halten würden. Sehr desillusionierend so etwas. Nicht nur die Erlebnisse selbst, sondern festzustellen, daß diese Welt ein Kartenhaus aus Trugbildern ist ...
Thanatos
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Re: "Liebe"

Beitrag von Thanatos »

Abendstern hat geschrieben:...
Hm, das verstehe ich nicht: "Die Naive spielen"? ...
Was mir die Kasachin erzählte, traf in Wahrheit vielleicht gar nicht auf Irina zu. „naiv spielen“, aber nicht sein, stelle ich mir auch schwierig vor. Dass Irina naiv war, ging aus vielen Indizien hervor. Es war die Zeit, als ich noch unter den christlichen Fundamentalisten weilte, wo ich Irina und andere sehr interessante Leute kennenlernt. In dieser Großgemeinde war es üblich, sich zur Begrüßung zu umarmen. Man musste das nicht, aber die meisten taten es. Irina fand es ganz toll, dass sich die Leute dort „alle so lieb haben“. Es ist wohl klar, dass auch unter Frömmlern so mancher geile Sack existierte, der Irina nicht nur aus Freundlichkeit gerne umarmte....
Ein anderes Indiz: Sie hatte in der Ukraine schon ein paar Semester Wirtschaft studiert und wollte hier weiter studieren. „Du willst also reich werden?“ - „Ja, und sobald ich reich bin, bekommt jeder von euch (also wir, ihre Freunde) etwas davon ab!“ Das meinte sie im vollen Ernst! Merkst du diese erfrischende Naivität?
Was ich bei ihr auch interessant fand, war, dass sie offenbar „geruchlos“ war. Kein Parfüm, kein Deo, aber auch kein Schweiß. Ein absoluter Wasser-und-Seife-Typ. Hatte ich nie zuvor und auch nie danach kennengelernt. Sie erzählte mir sogar, dass sie noch nie im Leben geschminkt war, und das, obwohl sie schon 23 Jahre zählte! Überlege mal, wann du dich das erste Mal schminktest. Mit 10? :wink: - Natürlich auch keine Tattoos und kein Piercing.
Einmal half ich ihr aus Spaß gentlemanlike in die Jacke. Ihre Reaktion: „Was machst du?“ - Eine 23-jähige Schönheit, der nie zuvor jemand in die Jacke geholfen hatte! Du merkst, dass sie aus einer anderen Welt stammte. Das machte sie nur noch interessanter...
Oh, ich sehe, dass ich vom Thema abschweife. Wenn du mehr erfahren möchtest, könnte man das vielleicht besser über PN machen. Andererseits wage ich natürlich nicht, dir eine PN zu schicken, weil du ja oben schriebst „Das allerwertgeschätzteste Merkmal, das ein Mann für mich heute somit noch immer haben kann, ist schlicht, daß er mich in Ruhe läßt.“ :)
Doch noch ein Punkt zum Thema: Du erwähnst Männer, die (angeblich) intelligente Frauen mögen. In meinen „frühen Jahren“ war mir das ziemlich egal, aber in meiner zweiten Lebenshälfte wurde mir der Verstand einer Frau immer wichtiger. Heute gilt bei mir: Je mehr Verstand eine Frau hat, desto unwichtiger wird mir ihr Äußeres. Dass intelligente Frauen meist auch hübsch, zumindest aber gepflegt sind, ist eben ein angenehmer Nebeneffekt. :wink:
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

Ja, das ist in etwa die Naivität, die ich meine ... Ich entdecke frappierende Parallelen... :roll:

Darüber hinaus wuchs ich ebenfalls in einer weltfremden Enklave auf, in der Gott & Glaube, Natur & Natürlichkeit zählten. Vielleicht ergibt das eine daraus auch das andere...

Alles in allem fühle ich mich durch Deine Schilderungen auch an den Fall Elizabeth Smart erinnert. Nicht daß ihr Schicksal etwas mit Naivität zu tun gehabt hätte. Aber sie paßt sehr gut auf Deine Beschreibung des unschuldigen Wasser-und-Seife-Mädels. Überdies wuchs sie in einer religiösen Mormonen-Familie auf. Man spricht ja in diesem Zusammenhang auch von dem so genannten "Mormonen-Glow". Siehe bspw. "Brooke White" & "Mormon Glow". Einige Wissenschaftler führen den Mormonen-Glow auf die gesunde Lebensweise zurück, aber ich glaube, es ist durchaus auch ein gewisser pathetischer Idealismus, der da nach außen durchscheint. Und ich glaube vor allem, daß ein solcher "Mormon Glow" in Zusammenhang mit einer unschuldigen Wasser-und-Seife-Schönheit leider sehr unlustige Gesellen auf den Plan rufen kann. Siehe auch "Die Jungfrauen-Quelle". Bei Elizabeth Smart war es der religiöse Fanatiker, der angeblich von Gott befohlen bekommen hatte, sie zu seiner zweiten Frau zu machen. Und ich meine leider, selbst wenn ihr dieses Schicksal nicht widerfahren wäre, so hätten sich in späteren Jahren noch immer sehr viele Gelegenheiten ergeben können, ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Vor allem alleine in der Fremde. Vielleicht nicht in diesem Ausmaß. Vielleicht in Form kleinerer Traumata. Aber verschont geblieben wäre sie vermutlich nicht. Somit kann man fast von Glück sagen, daß es bei Mormonen Usus ist, früh zu heiraten. Und angesichts der ganzen Thematik komme ich zur Zeit oft auf den Gedanken, daß die im Islam vorherrschende Doktrin, sich als Frau "unter den Schutz" eines Mannes stellen zu müssen, leider nicht von ungefähr kommt.

In Anbetracht dieser Überlegungen würde mich auch sehr interessieren, was eigentlich aus Irina geworden ist. Gerne auch per PN. Das von mir allerwertgeschätzteste Merkmal eines Mannes bezieht sich übrigens vor allem auf die "eine" Sache. Ansonsten kann ich Männer durchaus gut leiden. ;-)
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

PS: Zur Abwechslung das Thema hier einmal auf lustige Weise beleuchtet ;-)
http://www.facebook.com/SeekerMedia/vid ... 491038387/
glycerine

Re: "Liebe"

Beitrag von glycerine »

Ob es Liebe ohne Sex geben kann?
Was wäre dann mit Menschen die zu Sex nicht in der Lage sind?

Ich kenne Liebe und ich bin noch nicht so frustriert die Liebe aufzugeben.
Springer

Re: "Liebe"

Beitrag von Springer »

Im Grunde geht es eben darum, dass die Gene weitergetragen werden....das mit der Homo-Ehe ist vor dem Hintergrund natürlich absurder Unsinn, den sich nur eine solche Lusxusgesellschaft leisten kann, wie hier. Ich bin aber trotzdem dafür, damit sich die Katholiken und Evangelikalen darüber ärgern.
glycerine

Re: "Liebe"

Beitrag von glycerine »

Springer hat geschrieben:Im Grunde geht es eben darum, dass die Gene weitergetragen werden....das mit der Homo-Ehe ist vor dem Hintergrund natürlich absurder Unsinn, den sich nur eine solche Lusxusgesellschaft leisten kann, wie hier. Ich bin aber trotzdem dafür, damit sich die Katholiken und Evangelikalen darüber ärgern.
Mir ist manchmal der wahre Grund einfach egal, ich habe nichts gegen gute Illusionen, wenn sie denn nützlich sind.
Warum sollte man sich denn immer den schmerzhaftesten Standpunkt aussuchen, wenn es eigentlich nichts nützt so zu denken.
Abendstern
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Re: "Liebe"

Beitrag von Abendstern »

glycerine hat geschrieben:Mir ist manchmal der wahre Grund einfach egal, ich habe nichts gegen gute Illusionen, wenn sie denn nützlich sind.
Warum sollte man sich denn immer den schmerzhaftesten Standpunkt aussuchen, wenn es eigentlich nichts nützt so zu denken.
Weise Einstellung! :) Aber einmal im depressiven Realismus gefangen, findet man leider nur so schwer wieder raus... Ist die schillernde Seifenblase aus Illusionen erst einmal zerplatzt, kann man sie leider nicht wieder reparieren...
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