Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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miranea
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Registriert: Sonntag 13. Juni 2010, 01:37
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Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Beitrag von miranea »

Ich frage mich ob es normal ist, dass einen "normale" Menschen nicht verstehen? Mir kommt es so vor als würden wir verschiedene Sprachen sprechen. Ich habe ja nun wirklich seit 10 Jahren eine andauernde Übelkeit und das Umfeld motzt, dass ich abnehme aber ganz ehrlich wer ißt denn wenn einem schlecht ist? Dann habe ich extrem mit Albträumen und Panikattacken zu kämpfen. Da heisst es dann nimm Medis und unzulässiges Wort drauf wenn sie abhängig machen kannst ja entgiften wenn du sie nicht mehr brauchst... Wer will denn so leben? Wenn man nicht mal mehr sich vor die Tür traut vor lauter Angst wenn man nie was richtig machen kann? Ich weiß nicht mehr weiter habt ihr Tipps?

LG Mira
Thorsten3210
Beiträge: 1140
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Re: Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Beitrag von Thorsten3210 »

Psychische Krankheiten werden (im Gegensatz zu einem "handfesten" Beinbruch) oft nicht ernst genommen im persönlichen Umfeld, da heisst es schnell: "Reiss Dich zusammen, ist doch alles halb so wild" oder "Gibt doch keinen Grund, Angst zu haben". Da fehlt einfach das Verständnis, weil die Leute sowas von sich selber nicht kennen. Gegen krankhafte Angst gibt es Medikamente, die zumindest die Symptome lindern können, die auch nicht abhängig machen (also nicht etwa die in dieser Hinsicht problematischen Benzodiazepine).
Tornado

Re: Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Beitrag von Tornado »

Dass man im privaten Umfeld von gesunden Personen nicht verstanden wird, daran habe ich mich schon gewöhnt. Aber auch von den Therapeuten werde ich nicht verstanden, dass gibt mir noch mehr zu denken. Ich kann dort noch X-mal sagen dass die Schmerzen auf der höchsten Stufe sind auf dieser tollen Skala und dass ich keine Hobbys mehr oder den Haushalt machen kann. Dann heisst es einfach immer wieder:„Sie sagen ja selber dass die Schmerzen immer gleich sind. Sie schaffen es auch immer in die Therapie, also wieso nicht auch an den See, ins Kino usw....?“
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Beitrag von Abendstern »

Finsternis hat geschrieben:Zu Therapeuten gehe ich schon gar nicht mehr, diese sinnbefreiten Sprüche und bewusstes nichts kapieren ist nervig.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Therapeuten oft schlicht selbst der Situation hilflos gegenüberstehen, aber angesichts ihres Berufs ja versuchen müssen, irgendetwas Schlaues von sich zu geben. Vermutlich haben sie ihren Beruf gewählt, weil sie dachten, Menschen in Not wirklich damit helfen zu können. Aber Fakt ist, daß es viel mehr Hilfestellungen im "realen" Leben außerhalb von Therapiestunden geben müßte. Denn mit reinen Therapiestunden lassen sich die oft ausschlaggebenden äußeren Umstände ja leider auch nicht ändern. Insofern ist einfach unser gesamtes Therapie- und Hilfekonzept völlig auf dem Holzweg. Das ist meist so, als würde man an einen kranken Baum hinreden, dem zeitgleich aber die Mäuse die Wurzeln abfressen.
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Ist es normal nicht verstanden zu werden?

Beitrag von Rasiel »

Ich denke, was ich selber nicht erlebt habe, was ich selber nicht gefühlt habe, kann ich auch nicht wirklich verstehen, egal wie man sich bemüht.

Wenn jemand als Kind nicht missbraucht wurde, wie soll er denn wissen wie, sich das auf das ganze weitere Leben auswirkt.
Wenn ich nicht immer tieftraurig sein muss, wie soll ich wissen, wie sich das anfühlt.
Wenn ich keine Panikattacken habe, wie kann ich wissen, wie sich das anfühlt.

Eine Mutter hat mal gesagt, wie furchtbar sie leidet weil sie ein Kind verloren hat, eine andere sagte: das kann ich mir vorstellen, wenn ich nur daran denke ich könnte eines meiner Kinder verlieren, die andere sagte: du hast keine Ahnung, deine leben ja noch.

Ich versuche immer, wenn ich eure Beiträge lese, zu verstehen, oft bin ich auch sehr betroffen, ich versuche "mitzufühlen". Aber es ist nicht das gleiche, als wenn ich all diese Gefühle die ihr habt, aus verschiedenen Gründen, selber fühlen würde.

Was ich weiss, ist, wie sich Suizidgedanken anfühlen, die durch etwas ganz Entsetzliches entstanden sind, die aber in einem Affektsuizid enden würden, weil man lernt mit dem Entsetzlichen zu leben, wird dieser Affektsuizid verhindert, bleibt einem nichts als "Lebenslänglich".
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