Sind meine Probleme real?

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Fin
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Sind meine Probleme real?

Beitrag von Fin »

Hallo,

ich bin immer mal wieder hier, besonders intensiv in der Zeit vor fünf Jahren, als ich mit meinem Leben wirklich am Ende war und in einer so tiefen Depression, dass es für mich nur noch unzulässiges Wort gab. Hat damals aber nicht beklappt, der Versuch, und es ging weiter.

Jetzt bin ich wieder weit unten, obwohl ich im letzten Jahr wahnsinnig viel geschafft hatte, oder zumindest dachte ich das. Es gab grad viel drunter und drüber in meinem Leben - nächster Studienabschnitt hat begonnen, ich bin umgezogen, neu in einer Stadt und ziemlich in Stress geraten mit allem, fühle mich hier noch nicht so wohl wie ich erwartet hatte.

Jedenfalls habe ich mir gerade ein paar Beiträge durchgelesen aus dem Thread, was sich ändern müsste, damit man glücklich sein könnte. Und klar, jeder kennt die Geschichte des erfolgreichen Schauspielers mit toller Familie und Karriere und von allen geliebt, der sich am Ende unerwartet umbringt, obwohl er doch alles hat. Damit kann ich mich nicht vergleichen, aber ich habe den Eindruck, dass ich doch sehr viel habe, damit es mir gut gehen müsst.

Ich würde euch gerne mal meine Situation beschreiben... erstmal alles, was "objektiv" gut ist und dann alles, was mich trotzdem depressiv macht.
Man sagt ja, Depressive haben eine verschobene Wahrnehmung... ich hoffe immer, dass es nur das ist.

Also... ich habe eine feste, tolle Beziehung und könnte mir keinen besseren Mann vorstellen.
...ich sehe ganz gut aus, bin noch jung und habe viel vor mir.
...normalerweise mögen mich die meisten Menschen.
...ich habe einige Freunde.
...ich bin bis auf eine Sache wieder fast vollständig gesund.
...ich habe mein Studium bis jetzt geschafft und gut abgeschlossen. Bin also einigermaßen intelligent und kann das auch in meinen Leistungen zeigen.
...meine Familie ist an sich intakt und an mir positiv interessiert.
...ich habe zwar kaum Geld, aber wirklich finanzielle Not verspüre ich kaum.

Soviel zu den von Außen betrachteten Lebensumständen. Und nun die Schattenseiten, falls sie meine Depressionen rechtfertigen mögen:
...die Beziehung ist eine Fernbeziehung, ich sehe ihn selten.
...ich bin zwar noch einigermaßen jung, habe aber meine Lebenszeit bis jetzt fast nur verschwendet an meine Depressionen. Ich kann nicht von einer ach so tollen Jugend sprechen oder von vielen tollen Erlebnissen mit so tollen Freunden.
...die Familie sehe ich nie, die tun mir nicht gut.
...die Freunde die ich habe, sehe ich gerade nicht viel weil sie woanders wohnen. Ich fühle mich einsam und halte es alleine mit mir nicht aus. Ich habe das Gefühl, nicht dazuzugehören, schlecht Anschluss (jetzt im Studium) zu finden, obwohl mich alle mögen, aber mehr mit mir zu tun haben wollen wenige. Und das obwohl ich offen auf alle zugehe und mir Mühe gebe. Ich bin irgendwie anders und die Leute merken es sofort.
Ich bin gerade nicht in der Lage, mit den Depressionen mein Studium fortzusetzen und habe es unterbrochen. Jetzt bin ich hier, in der fremden Stadt, kenne wenige und will mich am liebsten umbringen...

Ich habe das grundlegende Gefühl, sozial inkompetent zu sein und mir daher nicht die soziale Einbettung zu ermöglichen, die ich bräuchte, um mich nicht so entwurzelt zu fühlen. Ich kann außerdem meiner Persönlichkeit keinen Ausdruck geben, weiß nicht was mich eigentlich ausmacht und habe noch nicht die Berufung fürs Leben gefunden... mir macht wenig Spaß und ich habe auf nichts lange Lust.
Mir fehlt dadurch Sinn und Freude am Leben.
Wenn ich wüsste, dass ich immer jederzeit viele Freunde habe und eine Aufgabe, Arbeit, die mich total erfüllt - dann ginge es mir gut. Und wenn ich einen besseren Selbstwert hätte.


-------- Ich glaube es gibt einige hier, die viel gravierendere Probleme habe oder sie gravierender einschätzen. Was sagt ihr dazu? Ist es verständlich, dass ich nicht mehr leben will??
chris84

Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von chris84 »

"Man sagt ja, Depressive haben eine verschobene Wahrnehmung... "
Es gibt da auch eine entgegengesetzte Theorie und zwar die des depressiven Realismus. Was bei dir jetzt der Fall ist kann ich nicht sagen. Aber auch mir müsste es eigentlich super gehen: Studienabschluss, gute Eltern, Kindheit war auch OK, keine finanziellen Nöte, körperlich gesund usw. Das weiß ich auch zu schätzen, trotzdem würde ich auch lieber "schlafen" als weiter zu leben.
Thorsten3210
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Thorsten3210 »

Fin hat geschrieben:Was sagt ihr dazu? Ist es verständlich, dass ich nicht mehr leben will??
Ich finde schon. Denn der Wunsch zu sterben ist ja immer rein subjektiv zu sehen. Auch wenn objektiv eigentlich alles ok sein müsste, die äusseren Umstände also stimmen, können Suizdgedanken auftreten. Beste Beispiel ist immer Robert Enke, der hatte objektiv wirklich alles, was man sich nur wünschen kann: liebe Familie, hohes Ansehen, tollen Beruf, viel Geld, Liebe und Zuwendung. Trotzdem war er innerlich bzw. subjektiv tief unglücklich, so sehr, dass er sich nachts auf die Schienen stellt.

Ich finde auch, die Schattenseiten Deines Leben wiegen recht schwer, und zwar so schwer, dass sie - wenn man Bilanz zieht - die Vorzüge nicht aufwiegen. Richtige Freunde zu finden ist schwierig, wenn man in einer neuen, fremden Stadt lebt. Denn es geht auch im Stundentenleben oft sehr oberflächlich zu. Bis man da Leute findet, denen man 100% vertrauen kann, die Du magst und die Dich wirklich mögen, und die v.a. ebenfalls eine richtige Freundschaft suchen (und nicht nur eine Kommilitonen-Bekanntschaft). Dazu kommt noch, wenn Du als Frau recht attraktiv bist, trauen sich viele Männer vielleicht gar nicht, Dich anzusprechen bzw. mit Dir zu reden. Selbst wenn Du offen rüberkommst, wie Du sagst, kanns schwer werden, richtig tiefergehend in Kontakt zu kommen (und zu bleiben). Trotzdem ist Offenheit natürlich in Deiner Situation ein großer Pluspunkt, denn bei Schüchternheit wäre die Situation noch viel schlimmer.

Insgesamt würde ich aber sagen, da Du Perspektiven hast und ja nicht alles hoffnungslos ist, würde ich den Suizidgedanken nicht folgen und mich gegen einen Suizd entscheiden. Erst wenn wirklich alles versucht wurde, überhaupt keine Möglichkeit der Besserung der Situation besteht, wenn der Leidensdruck extrem ist und jeder weitere Tag eine Qual wäre, dann wäre dieser Schritt eine Option, quasi ein Notausgang aus dem Unerträglichen.
Peterchen
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Peterchen »

Letztlich besteht das Lebensglück eines Menschen nicht aus den äußeren Umständen, sondern aus dem, was in seinem eigenen Bewusstsein passiert. Das hat Schopenhauer gut auf den Punkt gebracht:

"Allerdings ist für das Wohlsein des Menschen, ja für die ganze Weise seines Daseins die Hauptsache offenbar das, was in ihm selbst besteht, oder vergeht. Hier nämlich liegt unmittelbar sein inneres Behagen, oder Unbehagen, als welches zunächst das Resultat seines Empfindens, Wollens und Denkens ist; während alles außerhalb Gelegene doch nur mittelbar darauf Einfluß hat. Daher affizieren dieselben äußeren Vorgänge, oder Verhältnisse, jeden ganz anders, und bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt. Denn nur mit seinen eigenen Vorstellungen, Gefühlen und Willensbewegungen hat er es unmittelbar zu tun: die Außendinge haben nur, sofern sie diese veranlassen, Einfluß auf ihn."

Insofern ist es absolut möglich, dass jemand zutiefst unglücklich ist, obwohl er in Umständen lebt, um die andere ihn beneiden würden. Darum haben auch Sprüche wie "So schlecht geht es dir nicht" oder "Andere haben viel größere Probleme" keinen Sinn.

Dennoch: Da du noch sehr jung bist und depressive Phasen, die nach einer Weile wieder aufhören, in dem Alter nicht ungewöhnlich sind, würde ich von einem Suizid abraten. Du kannst diese Option ja als eine Art Versicherung im Hintergrund lassen, aber erst mal weiter leben und gucken, ob die Lebensqualität mit der Zeit nicht doch besser wird.
Horla
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Horla »

Peterchen hat geschrieben:Insofern ist es absolut möglich, dass jemand zutiefst unglücklich ist, obwohl er in Umständen lebt, um die andere ihn beneiden würden. Darum haben auch Sprüche wie "So schlecht geht es dir nicht" oder "Andere haben viel größere Probleme" keinen Sinn.
Die Sprüche haben keinen Sinn, dennoch würde ich dem subjektiven Empfinden (das durch eine Depression verfälscht sein kann - "Die Depression ist eine Lügnerin. Glaub ihr kein Wort.") nicht so nachgeben und doch das Objektive vergleichen. Solange man also lebt wie im Prinzip alle, also mit einer eigenen Wohnung (oder einem WG-Zimmer), nicht viel, aber etwas Geld, einer Arbeit / Ausbildung / Studium und vor allem passabler Gesundheit, dann würde ich ein solches Leben für zumutbar halten.
Selbsttötung würde ich erst dann in Betracht ziehen, wenn die Umstände wirklich objektiv unzumutbar werden und sich auch nicht mehr ändern lassen.

Edit:

https://www.youtube.com/watch?v=euuCiSY0qYs

;)
Peterchen
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Peterchen »

Nein, da bin ich anderer Meinung. Eben weil am Ende nur zählt, wie man sich fühlt, und nicht, wie das Leben von außen aussieht. Die äußeren Umstände und die reale Lebensqualität hängen nur sehr indirekt zusammen. Und was hat man davon, wenn das Leben "objektiv" gut ist, man sich aber dauerhaft unglücklich fühlt?

Man kann natürlich sagen, dass es logisch unmöglich ist, sich als gesunder Mensch dauerhaft unglücklich zu fühlen, weil in diesem Fall definitionsgemäß eine "Depression" vorliegt und man folglich nicht gesund ist. Aber diese Feststellung bringt einen auch nicht weiter, wenn die Mittel gegen Depression den Zustand nicht ändern.
würde ich dem subjektiven Empfinden... (das durch eine Depression verfälscht sein kann - "Die Depression ist eine Lügnerin. Glaub ihr kein Wort.")
Das subjektive Empfinden kann nicht verfälscht sein, weil man sich immer so fühlt, wie man sich fühlt. Es wäre absurd, zu einem schwer Depressiven zu sagen: "Sie glauben nur, dass es Ihnen schlecht geht, in Wirklichkeit..."

Und zu der These "Depression als Lügnerin" gibt es wie gesagt auch die Gegenthese des Depressive Realism.
Horla
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Horla »

Peterchen hat geschrieben:Nein, da bin ich anderer Meinung. Eben weil am Ende nur zählt, wie man sich fühlt, und nicht, wie das Leben von außen aussieht. Die äußeren Umstände und die reale Lebensqualität hängen nur sehr indirekt zusammen. Und was hat man davon, wenn das Leben "objektiv" gut ist, man sich aber dauerhaft unglücklich fühlt?
Das kann man so sehen. Deshalb hatte ich ja auch noch Simon & Garfunkel verlinkt, in dem Lied wundert sich ein armer Schlucker (schlechte Lebensumstände) darüber, daß sein reicher Boss (gute Lebensumstände) sich plötzlich umgebracht hat.

Jeder hat natürlich seine eigenen Kriterien, unter welchen Umständen Selbsttötung für ihn in Betracht kommt. Das ist ja auch eine philosophische Frage.
Seneca hatte dazu was geschrieben, das war ziemlich weit. Mir persönlich zu weit.
Viele Christen sagen, Gott habe das Leben dem Menschen gegeben, deshalb dürfe der Mensch es nicht selbst beenden, sondern müsse warten, bis Gott es wieder nehme. Das ist mir zu eng.
Wenn mir das Leben nicht gefällt, mir aber immer noch zumutbar erscheint, würde ich von Selbsttötung absehen. Eine gewisse Pflicht (im Sinne von Kant), am Leben zu bleiben, würde ich schon anerkennen. Diese ist aber wiederum auch nicht grenzenlos.
Auch die Buddhisten schätzen Suizid nicht, denn in jedem Leben sollen Erfahrungen gemacht werden, die einen (ggf. nach der nächsten Wiedergeburt) der Erleuchtung näher bringen. Löscht man sich aus, erzwingt man nur eine weitere Wiedergeburt, kann aber in diesem Leben keine Erfahrungen mehr machen.
Peterchen
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Peterchen »

Eine Pflicht zum Leben kann es aus meiner Sicht nicht geben, da niemand sich freiwillig für dieses Leben entschieden hat und da jeder Mensch sich selbst gehört.

Und ein Leben, das gerade mal erträglich ist, aber keinen positiven Wert hat, ist in meinen Augen nicht besser als dauerhafter Schlaf. Eher schlechter, weil das Leben ja immer ein gewisses Grund-Leid beinhaltet. Schon Langeweile oder das Ertragen unerfüllter Bedürfnisse ist Leid.
Auch die Buddhisten schätzen Suizid nicht, denn in jedem Leben sollen Erfahrungen gemacht werden, die einen (ggf. nach der nächsten Wiedergeburt) der Erleuchtung näher bringen. Löscht man sich aus, erzwingt man nur eine weitere Wiedergeburt, kann aber in diesem Leben keine Erfahrungen mehr machen.
Um für dieses Argument zugänglich zu sein, muss man aber an Wiedergeburt glauben. Geht man davon aus, dass nach dem Tod alles vorbei ist, und wir auch durch Selbsttötung ins "Nirvana" gelangen, dann ist das Argument hinfällig.
glycerine

Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von glycerine »

Depressionen sind oft als solche wie eine Behinderung oder eine Krankheit und somit mehr als nur ein wenig traurig sein.
Wenn jemand Depressionen hat, dann kann man meiner meinung nach nicht mehr von optimalen Äußeren Umständen sprechen, es stimmt das Wesentlichste nicht mehr, die Zufriedenheit im Leben, da kann man ruhig Geld auf dem Konto haben und fünf Häuser, man würde sich bestimmt leichter tun mit Geld, aber im Prinzip ist ohne die Gesundheit alles nichts wert.
Horla
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Horla »

glycerine hat geschrieben:Wenn jemand Depressionen hat, dann kann man meiner meinung nach nicht mehr von optimalen Äußeren Umständen sprechen, es stimmt das Wesentlichste nicht mehr, die Zufriedenheit im Leben, da kann man ruhig Geld auf dem Konto haben und fünf Häuser, man würde sich bestimmt leichter tun mit Geld, aber im Prinzip ist ohne die Gesundheit alles nichts wert.
Aber wenn jemand schön, reich und körperlich gesund ist, in einer guten Beziehung und in "geordneten Vermögensverhältnissen" lebt, eine Arbeit hat, die ihm Spaß macht und die ihn ausfüllt, und, und, und, also wenn alles so läuft, wie gewünscht, warum um alles in der Welt sollte so jemand dann eine Depression entwickeln?

Gibt es das, daß es einen dann trotzdem anfällt, so wie man auch immer noch eine Grippe bekommen oder sich das Bein brechen kann? Weiß ich ja nicht.
glycerine

Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von glycerine »

Meiner Meinung nach schon, ich kenne auch mehrere Fälle, Depression muss doch nicht immer einen Grund haben.
Wenn jemand in der Familie vermehrt Geisteskranke hat, dann vererbt sich das doch oft
Rasiel
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Rasiel »

Horla hat geschrieben:
glycerine hat geschrieben:Wenn jemand Depressionen hat, dann kann man meiner meinung nach nicht mehr von optimalen Äußeren Umständen sprechen, es stimmt das Wesentlichste nicht mehr, die Zufriedenheit im Leben, da kann man ruhig Geld auf dem Konto haben und fünf Häuser, man würde sich bestimmt leichter tun mit Geld, aber im Prinzip ist ohne die Gesundheit alles nichts wert.
Aber wenn jemand schön, reich und körperlich gesund ist, in einer guten Beziehung und in "geordneten Vermögensverhältnissen" lebt, eine Arbeit hat, die ihm Spaß macht und die ihn ausfüllt, und, und, und, also wenn alles so läuft, wie gewünscht, warum um alles in der Welt sollte so jemand dann eine Depression entwickeln?

Gibt es das, daß es einen dann trotzdem anfällt, so wie man auch immer noch eine Grippe bekommen oder sich das Bein brechen kann? Weiß ich ja nicht.
Eine Depression frägt nicht nach deinen Umständen in denen du lebst, Depressionen sind Fehlfunktionen des Gehirns, es fehlt ein Bodenstoff( glaube Serotin). (Bitte nachlesen)
Das ist nicht zu vergleichen mit Depressionen die jeder gesunde Mensch einmal hat, durch viel Arbeit, durch Lebensumstände, diese Depressionen verschwinden in der Regel wieder von alleine.
Depressionen als Krankheitsbild müssen behandelt werden. Natürlich können auch diese Depressionen wieder vergehen und sind unterschiedlich stark, sollten aber wie gesagt behandelt werden.
Horla
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Horla »

Rasiel hat geschrieben:Eine Depression frägt nicht nach deinen Umständen in denen du lebst, Depressionen sind Fehlfunktionen des Gehirns, es fehlt ein Bodenstoff( glaube Serotin). (Bitte nachlesen)
Das ist nicht zu vergleichen mit Depressionen die jeder gesunde Mensch einmal hat, durch viel Arbeit, durch Lebensumstände, diese Depressionen verschwinden in der Regel wieder von alleine.
Depressionen als Krankheitsbild müssen behandelt werden. Natürlich können auch diese Depressionen wieder vergehen und sind unterschiedlich stark, sollten aber wie gesagt behandelt werden.
Ich glaube, die Sache ist bisher nicht so richtig erforscht, so wie das Gehirn sowieso nicht vollständig erforscht ist.
Ich denke, kaputte Lebensumstände führen im Gehirn zu Fehlfunktionen. Da kann man Tabletten geben. So wie man auch Heroin nehmen könnte, wenn man sich einfach mal so ganz toll fühlen wollte (/* Ironie */). Besser wäre es aber, die Lebensumstände geradezubiegen. Oder eben die innere Einstellung im Angesicht kaputter Lebensumstände zu verbessern (das ist wohl, was Gesprächtstherapie bewirken soll).
Das Problem ist, daß auch Therapien nicht immer wirken.

Bei mir ist zudem noch das Problem, daß der Therapeut mich vor jeder Form von Therapie einfach rausgeschmissen hat, weil ich keine Versicherungskarte hatte (obwohl ich versichert war und auch eine Versicherungsnummer vorzeigen konnte und zur Not das erste Gespräch auch hätte selbst bezahlen können). :lol:
Abendstern
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Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von Abendstern »

Rasiel hat geschrieben:Eine Depression frägt nicht nach deinen Umständen in denen du lebst, Depressionen sind Fehlfunktionen des Gehirns, es fehlt ein Bodenstoff( glaube Serotin). (Bitte nachlesen)
Das ist nicht zu vergleichen mit Depressionen die jeder gesunde Mensch einmal hat, durch viel Arbeit, durch Lebensumstände, diese Depressionen verschwinden in der Regel wieder von alleine.
Depressionen als Krankheitsbild müssen behandelt werden. Natürlich können auch diese Depressionen wieder vergehen und sind unterschiedlich stark, sollten aber wie gesagt behandelt werden.
Wie heißt es so schön:
"Before you diagnose yourself with depression or low self-esteem, first make sure that you are not, in fact, just surrounded by assholes."

Wie ich bereits in einem anderen Thread schrieb, geht bspw. Prof. Jonathan Rottenberg davon aus, daß Depression in Wahrheit ein Überlebensmechanismus ist. In seltenen Fällen mag tatsächlich ein krankhaftes Ungleichgewicht im Gehirn ausschlaggebend sein, in der Regel sind es jedoch vor allem äußere Umstände, auf die das Gehirn reagiert. Welche Märchen überdies die Pharmaindustrie systematisch sowohl Ärzten als auch Patienten auftischt, kann man in zahlreichen Dokumentationen auf Youtube sehen. Spätestens seit Martin Shkreli dürfte jedem klar sein, daß die Pharmaindustrie in großen Teilen schlicht ein profitorientierter Wirtschaftszweig ist; und Profitorientierung hat noch immer seltsame Blüten getrieben...

Der Neurologe, der die Theorie des chemischen Ungleichgewichts als Ursache von psychischen Erkrankungen in die Welt brachte, war im Übrigen derselbe Mann, der die Lobotomie erfand. Deren Ablösung durch Psychopharmaka war insofern zwar sicher ein Segen, heißt jedoch nicht, daß dies der Weisheit letzter Schluß ist. Noch immer werden hier meines Erachtens auf weiter Flur Ursache und Wirkung verwechselt.
https://curiosity.com/topics/the-nobel- ... curiosity/

Zum Thema Pharmaindustrie kann ich überdies diese Dokumentation empfehlen:
http://www.daserste.de/information/repo ... 1-100.html

Ein ganzes System würde jedenfalls zusammenbrechen, wenn man erkennen und zugeben müßte, daß Depression in der Hauptsache kein pathologisches, sondern ein gesellschaftlich-soziales Problem ist. Auch der in "Fachkreisen" so gerne negierte Bilanzsuizid müßte somit in einem anderen Licht betrachtet werden.

Was mich stutzig macht, sind jedenfalls diese Ausführungen von Fin:
Fin hat geschrieben: ...Ich kann nicht von einer ach so tollen Jugend sprechen oder von vielen tollen Erlebnissen mit so tollen Freunden.
...die Familie sehe ich nie, die tun mir nicht gut.
...Ich fühle mich einsam und halte es alleine mit mir nicht aus. Ich habe das Gefühl, nicht dazuzugehören, schlecht Anschluss (jetzt im Studium) zu finden, obwohl mich alle mögen, aber mehr mit mir zu tun haben wollen wenige. Und das obwohl ich offen auf alle zugehe und mir Mühe gebe. Ich bin irgendwie anders und die Leute merken es sofort.
...Jetzt bin ich hier, in der fremden Stadt, kenne wenige und will mich am liebsten umbringen...
Es spricht also auch hier einiges dafür, daß es externe Auslöser gibt. Einerseits ist zwar von einer "an sich intakten" Familie die Rede. Aber was heißt das schon? Ich dachte auch lange Zeit, meine Familie sei "an sich intakt". Aber nur, weil ich es nicht anders kannte. Heute weiß ich, daß meine Familie alles andere als intakt ist und war. Gerade die Auswirkungen von psychischem Mißbrauch werden oft unterschätzt und vor allem wird psychischer Mißbrauch von den Betroffenen meist auch überhaupt nicht als solcher erkannt. Studien legen jedoch nahe, daß dieser gerade für Kinder in der Langzeitwirkung sogar schädlicher sein kann als körperlicher Mißbrauch. Und dennoch findet dieser Umstand kaum Beachtung.
Horla hat geschrieben:Ich glaube, die Sache ist bisher nicht so richtig erforscht, so wie das Gehirn sowieso nicht vollständig erforscht ist.
Ich denke, kaputte Lebensumstände führen im Gehirn zu Fehlfunktionen. Da kann man Tabletten geben. So wie man auch Heroin nehmen könnte, wenn man sich einfach mal so ganz toll fühlen wollte (/* Ironie */). Besser wäre es aber, die Lebensumstände geradezubiegen.
Meine absolute Zustimmung. Wobei ich spätestens nach der Lektüre von Jonathan Rottenberg noch nicht einmal von einer Fehlfunktion sprechen würde. Auch die Glücksforschung spricht im Grunde gegen eine krankhafte Form von psychischem Unwohlsein, da auch sie davon ausgeht, daß Glücks- und Unglücksgefühle/Schmerz den Weg zur Selbsterhaltung weisen. Nur brauchen wir dafür eine Gesellschaft, die solches anerkennt und über klassische Therapieangebote hinaus vor allem auch soziale, gesamtgesellschaftliche und existenzielle Wege aus der Krise bereithält bzw. solche Krisen im Idealfall somit erst gar nicht entstehen läßt.

Apropos Heroin: Siehe Dokumentation oben.
whocares
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Registriert: Donnerstag 3. November 2016, 17:07

Re: Sind meine Probleme real?

Beitrag von whocares »

Peterchen hat geschrieben:"Allerdings ist für das Wohlsein des Menschen, ja für die ganze Weise seines Daseins die Hauptsache offenbar das, was in ihm selbst besteht, oder vergeht. Hier nämlich liegt unmittelbar sein inneres Behagen, oder Unbehagen, als welches zunächst das Resultat seines Empfindens, Wollens und Denkens ist; während alles außerhalb Gelegene doch nur mittelbar darauf Einfluß hat. Daher affizieren dieselben äußeren Vorgänge, oder Verhältnisse, jeden ganz anders, und bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt. Denn nur mit seinen eigenen Vorstellungen, Gefühlen und Willensbewegungen hat er es unmittelbar zu tun: die Außendinge haben nur, sofern sie diese veranlassen, Einfluß auf ihn."
Hihi...der brauchte doch seinen Pudel um nicht zu vereinsamen...der Rest: trivialer Nonsense (trivial weil nur schwer abzustreiten, dass das Glück als subjektives Erleben gegeben ist und nicht als etwas ausserhalb der Psyche Liegendes...Nonsense, weil als Hinweis, dass potentiell jeder seines eigenen Glückes Schmid ist, schlicht falsch...siehe Antwort bezüglich `Sprüche` unten).
Insofern ist es absolut möglich, dass jemand zutiefst unglücklich ist, obwohl er in Umständen lebt, um die andere ihn beneiden würden. Darum haben auch Sprüche wie "So schlecht geht es dir nicht" oder "Andere haben viel größere Probleme" keinen Sinn.
Ja, vieles ist möglich...interessanter wären aussagekräftige Statistiken bezüglich der Korrelation zwischen glücklichem Leben und äusseren Faktoren. Man fragt z.B. 1000 Unglückliche (nicht Depressive) was sie nötig hätten um glücklich zu sein.
Ob solche Sprüche Sinn machen? Je nach dem...im Einzelfall (je nach schwere der Problematik, Charakter etc. etc.) kann das sehr angebracht sein (und durchaus eine Hilfe darstellen...der berühmte `Tritt in den ?`). Gab oder gibt doch auch die `provokative Therapie` wo solche oder sinnverwandte `Mitteilungen` eingesetzt werden (freilich mit konstruktiver Intention).
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