Bilanz und neuer Anlauf

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Orgeluse
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Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Orgeluse »

Entschuldige, Agnetha, ich bin nicht mehr regelmäßig hier im Forum, deshalb antworte ich Dir erst jetzt.

Du möchtest wissen, was ich damit meine, wenn ich schreibe, dass meine Psychotherapie absurd verreckt ist. - Es tut mir leid, aber mir ist nicht klar, was daran unverständlich sein soll:

Normalerweise tendieren Psychotherapien weder dazu, zu verrecken (also ein sehr abruptes Ende zu finden), noch dies auf eine absurde (also auf eine für das, was man den common sense nennt, ganz unnachvollziehbare und zugleich lächerliche Weise) zu tun. Genau dies aber scheint jetzt bei mir der Fall gewesen zu sein.
Ich kenne mittlerweile sowohl persönlich als auch durch zwei Internetforen eine ganze Menge Menschen mit Psychotherapie-Erfahrung. Von keinem habe ich gehört, dass seine Therapie absurd verreckte, wie meine es offenbar getan hat.
{Aktuell bin ich mir da nicht mehr ganz sicher, denn es hat eine Entwicklung gegeben, die das absurde Verrecken bis auf Weiteres in der Schwebe hält. Gleichwohl gibt es derzeit keine Fortsetzung jener Therapie, die schon seit Wochen - wenn nicht bereits seit vielen Monaten - nicht mehr stattfindet.
Auch dergleichen Erfahrungen hat keiner der mir bekannten Menschen mit 'Therapieerfahrung' gemacht.}

Sorry, aber besser kann ich Deine Frage nicht beantworten und ich fürchte, dass Du die Antwort ungenügend finden wirst.
Agnetha
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Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Agnetha »

Ja stimmt, die antwort finde ich unbefriedigend. :|

Ich habe auch schon negative Erfahrungen mit Therapeuten gemacht, wurde gefühlt fallengelassen, nicht ernst genommen, habe mich gestritten oder die Therapie abgebrochen, aber unter "absurd verreckt" kann ich mir gar nichts vorstellen. Auch nach deiner Erklärung nicht.

Ich kann mir keine therapeutische Beziehung vorstellen, die absurd verrecken würde. Vielleicht ist es aber auch nur eine Frage der unterschiedlichen begriffsdefinition (?).
Orgeluse
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Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Orgeluse »

Liebe Agnetha,

da es in solchen Fällen niemals Sinn hat, detailliert zu erzählen, was zwischen den betroffenen zwei Menschen passiert ist (und das hat in diesen Fällen niemals Sinn, weil eben nur zwei Menschen zugegen waren), habe ich überlegt, wie ich Dir vielleicht doch noch ansatzweise verständlich machen kann, was es (für mich) heißt, wenn eine Psychotherapie (in meinem Falle eine Analyse) absurd verreckt.
Hier mein Versuch:

Stell Dir vor, dass zwei Menschen, die seit vielen Jahren psychoanalytischen (oder auch psychotherapeutischen) Kontakt zueinander haben, plötzlich spüren, dass das vollkommen sinnlos ist; dass sie spüren, dass da nichts an Kontakt ist; dass sie spüren, dass sie sich vollkommen fremd sind. Und dass nichts geht, grundsätzlich nicht geht, was eine Verständigung anbeträfe.
Plötzlich. Nach vielen Jahren. Beide.
Beide spüren das gleichzeitig nach vielen Jahren plötzlich: Es gab nie ein Verstehen, es gab nie 'Kontakt', sie blieben Fremde, die Kommunikation war sinnlos. - Beide spüren das nach vielen Jahren plötzlich und im selben Moment.

DAS nenne ich ein absurdes Verrecken einer Psychoanalyse/therapie.
Peterchen
Beiträge: 742
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Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Peterchen »

Vielleicht solltest du einfach diese komische Fixierung auf den Psychoanalytiker hinter dir lassen. Das war doch derselbe Typ, von dem du dachtest, dass du auf magische Weise schuld an seiner Krankheit wärst, oder? Der Typ scheint dir nicht gut getan zu haben.

Und Psychoanalyse halte ich eh für Scharlatanerie. Ist aber nur meine Meinung ;)
Orgeluse
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Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Orgeluse »

Weißt Du, Peterchen,

die, die wie Du mal eben von "Hinter sich lassen" schreiben (und vermutlich auch häufig sprechen) - die sind mir unheimlich. Damit bist DU mir unheimlich (ohne, dass ich Dich persönlich in diesem 'Unheimlichsein' sonderlich ernst nähme - so sehr ich Dich sonst ernst nehme!, aber eine Antwort will ich Dir und Deinesgleichen, die mir unheimlich sind in ihrem ganzen Dahergeplapper von all diesem unbedachten 'Mensch-denke-bloß-nicht!,' doch geben).
Was tust Du hier, wenn Du - wie Du es mir angeraten hast - Dein Leben mal so eben so hinter Dir lassen und offenbar neu anfangen kannst? WAS TUST DU HIER, wenn Dir DAS gelingt?!

Und eine Frage habe ich noch an Dich, Peterchen: Hast Du eigene, persönliche Erfahrungen mit einer Psychoanalyse? Auf irgendetwas muss sich Deine 'Anmerkung' über selbige ("halte ich für Scharlatanerie") doch gründen - oder?
(Tja, vermutlich 'oder'.)

Beste Grüße von
Orgeluse
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Peterchen »

Was war an meiner Aussage unheimlich? Für mich klingt es eben, als wäre der Typ Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Vielleicht hat er das auch selbst gemerkt und die Therapie deshalb "verrecken" lassen.

Was tust Du hier, wenn Du - wie Du es mir angeraten hast - Dein Leben mal so eben so hinter Dir lassen und offenbar neu anfangen kannst? WAS TUST DU HIER, wenn Dir DAS gelingt?!
Ich habe eine organische Krankheit, die ich leider nicht hinter mir lassen kann, egal was ich tue.
Und eine Frage habe ich noch an Dich, Peterchen: Hast Du eigene, persönliche Erfahrungen mit einer Psychoanalyse? Auf irgendetwas muss sich Deine 'Anmerkung' über selbige ("halte ich für Scharlatanerie") doch gründen - oder?
Ich hab einiges darüber gelesen, und weiß, dass die Psychoanalyse wissenschaftlich kaum noch ernst genommen wird und dass die zentralen Ideen und Begriffe der freudianischen Psychoanalyse niemals auf eine empirische Grundlage gestellt wurden.
Orgeluse
Beiträge: 864
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Re: Bilanz und neuer Anlauf

Beitrag von Orgeluse »

Peterchen hat geschrieben:Ich habe eine organische Krankheit, die ich leider nicht hinter mir lassen kann, egal was ich tue.
Bedauerlich, letztlich aber wohl das Schicksal eines jeden Menschen, und vieler in den sogenannten westlichen Industrieländern vor ihrem 80. Geburtstag - zum einen kommt's früher, zur andern später.
Gleichwohl sollten die mit "organischen" Krankheiten meiner Ansicht nach nicht denen mit psychischen Schäden mit diesen wohlfeilen Blahblahundblub-"Argumenten" à la: 'Durchhalten' kommen.
Ich bitte Dich, Peterchen, also: Höre zumindest mir gegenüber bitte damit auf - ich komme Dir ja auch nicht mit Ignoranz-Argumenten hinsichtlich Deiner organischen Krankheit (und die hat im Grunde genommen auch bei Ärztens nur den Status, jederzeit veränderlich zu sein - weil: 'Wunder' geschehen doch immer wieder, gelle?!).

Was Deine persönliche Ansicht über die Psychotherapieform 'Psychoanalyse' betrifft: Hege sie! (Wenn Du nicht Kant und sein sapere aude erträgst.)
Mir ist das vollkommen gleichgültig.
Wie überhaupt jemand, der behauptet, dass "wissenschaftlich" etwas kaum noch erstgenommen oder auch im Gegenteil sehr ernst genommen werde. Denn jemand, der ernsthaft denkt, dass "wissenschaftlich irgendwas wichtig oder unwichtig" sei - der hat von Wissenschaft keinerlei Ahnung. Aber er möge das meinethalben tun. Diese Spezies wird sich ohnehin selbst vernichten.

Fröhliche Grüße von der
Orgel
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