Weiß jemand von euren Gedanken?

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Ambivalente
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Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Ambivalente »

Hey,

ich bin eigentlich eher der "stille Mitleser" aber möchte mich nun doch mal kurz einschalten.

Mich würde mal interessieren, ob jemand aus eurer Familie/Freunde/Bekannte wissen, dass einige Suizidgedanken haben und eigentlich lieber sterben möchten?

Bei mir ist es tatsächlich so, dass meine Mutter von meinen Gedanken weiß. Ich hatte letztes Jahr die schlimmste Zeit in meinem Depressionsleben (Derealisation, Angstzustände), dass ich ganz klar zu ihr gesagt habe, dass ich so nicht weiterleben kann und über den Tod nachdenke. Sie hat dann tatsächlich nach stundenlangen Telefonaten gesagt, dass sie das "akzeptieren" würde, wenn ich denn alles andere versucht hätte. Dennoch weiß ich, dass sie daran zerbrechen würde und an gebrochenem Herzen sterben würde.

Ich würde ihr diesen Schmerz also nie antun. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass ich mich eines Tages umbringen werde. Und das weiß meine Mutter auch.

Schon komisch irgendwie
Thorsten3210
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thorsten3210 »

Ich habe das auch schon jemandem erzählt, aber ich wußte, dass derjenige damit umgehen kann. Also dass ihm solche Gedanken nicht fremd sind, weil er selber schwere Depressionen hat. Es muss einem nur bewusst sein, was man mit solchen Mitteilungen bei dem anderen auslöst. Auch wenn es natürlich für Dich selber erstmal eine Entlastung bringt, mal mit jemanden über das heikle Thema reden zu können. So kenne ich z.B. einen Jugendlichen, den auch solche Gedanken quälten,er hat es schließlich seinen Eltern erzählt, und die wussten gar nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht, die hat dieses Wissen auf extremste belastet. Die ganze Famile. Die haben dann natürlich das volle Programm abgespult und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt bis hin zur Psychiatrie. Kann man verstehen. Dazu kommt: derjenige, dem Du das sagst, gerät zwangsläuft in einen schweren Gewissenskonflikt: verrät er Dich und rettet Dir u.U. das Leben, oder schweigt er - als Freundschaftsdienst sozusagen - und Du stirbst vielleicht.

Vielleicht hättest Du Deiner Mutter sagen können (sinngemäß): "Ich habe Depressionen, und zu dieser Krankheit gehören oftmals Suizidgedanken. Ich habe solche Gedanken derzeit auch, aber ich habe mich unter Kontrolle. Ich möchte nur, dass Du Bescheid weißt, wie es mir derzeit geht"
Fin
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Fin »

Ich finde es im höchsten Maße verantwortungslos, anderen von den Absichten zu erzählen. Es sei denn, es sind und bleiben nur Gedanken als Ausdruck der Ausweglosigkeit, wenn man dann also auch gewillt ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber andere konkret vorzubereiten, wenn man Pläne hat, ist einfach das Schlimmste, was man jemandem zusätzlich zum eigenen Tod noch antun kann. Die Rate derer, die sich mit Schuldgefühlen plagen nach dem Suizid eines Vertrauten ist eh schon hoch genug, wenn denjenigen aber auch noch die Bürde auferlegt wird, es tatsächlich und unabweisbar verhindern gekonnt zu haben, werden die Schuldgefühle ins Unermessliche steigen. (Jedenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, sicherlich gibt es immer auch wieder soziopathisch veranlagte Menschen, die sich damit nicht in Verbindung setzen würden.)

Wenn man darüber reden muss, gibt es genau dieses Forum hier.
Peterchen
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Peterchen »

Fin hat geschrieben:Ich finde es im höchsten Maße verantwortungslos, anderen von den Absichten zu erzählen. Es sei denn, es sind und bleiben nur Gedanken als Ausdruck der Ausweglosigkeit, wenn man dann also auch gewillt ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber andere konkret vorzubereiten, wenn man Pläne hat, ist einfach das Schlimmste, was man jemandem zusätzlich zum eigenen Tod noch antun kann. Die Rate derer, die sich mit Schuldgefühlen plagen nach dem Suizid eines Vertrauten ist eh schon hoch genug, wenn denjenigen aber auch noch die Bürde auferlegt wird, es tatsächlich und unabweisbar verhindern gekonnt zu haben, werden die Schuldgefühle ins Unermessliche steigen. (Jedenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, sicherlich gibt es immer auch wieder soziopathisch veranlagte Menschen, die sich damit nicht in Verbindung setzen würden.)
Aber auch das gilt nur in unserer bekackten Gesellschaft. Würde die Gesellschaft einsehen, dass der Freitod häufig eine rationale Entscheidung ist und eben nicht die Katastrophe, die um jeden Preis verhindert werden muss, dann könnte man auch andere Menschen einweihen und mit ihrem Einvernehmen oder sogar mit ihrer Begleitung den letzten Schritt gehen.

So aber muss man sich wie ein Dieb davonstehlen. Und Schuldgefühle haben die Angehörigen natürlich trotzdem. "Wir hätten doch etwas merken müssen!!".
chris84

Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von chris84 »

Also bei mir war es so: Ich hatte vor ca. 3 Jahren mich für einen Suizid entschlossen. Das war so Frühling 2013. Allerdings wollte ich etwas warten. Da ich ja ab diesem Moment frei war und machen konnte was ich wollte, habe ich noch etwas den Sommer und das Leben genossen. Mein Geld brauchte ich ja auch nicht mehr also konnte ich noch mal eine geile Zeit erleben, bevor ich es tun wollte.
Neben meiner Psychologin (über die ich bereits geschrieben habe), habe ich es meinen damaligen besten Kumpel erzählt. Allerdings war mir nicht klar was ich damit anrichten würde. Zuerst hat er es nicht so ernst genommen. Erst als der Sommer langsam zu Ende ging und der Tag X immer näher kam, bekam er immer mehr Gewissensbisse. Nur konnte ich das auch nicht erkennen, da er keine Anzeichen dies bzgl. gemacht hat. Wir haben da immer ganz normal drüber geredet als wenn es ein alltägliches Thema ist. Erst einige Tage bevor ich es machen wollte konnte er nicht mehr und hat es meinen Eltern erzählt. Was ich ihn heute auch nicht mehr übel nehme. Die Freundschaft ist im Moment auch auf Eis gelegt.
Jedenfalls sind dadurch meine Suizidpläne aufgeflogen was mir damals den besagten Stress mit den Typen vom SpD eingebracht hat.
Meine Eltern habe ich erst nach meinem ersten gescheiterten Suizidversuch aufgeklärt. Und sie haben auch meine Gründe dafür verstanden. Außerdem, wenn ich es geschafft hätte dann hätten meine Eltern meine Abschiedsbriefe bekommen, wo ich meine Gründe noch mal umfassend beschrieben habe und sie von jeglicher Mitschuld frei gesprochen habe. Damit keine Schuldgefühle bei ihnen aufkommen.
Nun glauben meine Eltern inzwischen, dass bei mir wieder alles in Ordnung ist. Und ich lasse sie in diesen Glauben. Weil ich kann mich schlecht vor ihnen hinstellen und sagen: „Hey, ich will immer noch sterben. Morgen fahre ich mal wieder weg und probiere mich umzulegen.“ Sie würden verständlicherweise alles tun um mich davon abzuhalten. Also muss auch mich (wie Peterchen treffend formuliert hat) wie ein Dieb davon schleichen.
Also ist hier Tarnung und Täuschung angesagt auch wenn ich es nicht schön finde meine Eltern ständig belügen zu müssen.
Agnetha
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Agnetha »

Peterchen hat geschrieben:
Fin hat geschrieben:Ich finde es im höchsten Maße verantwortungslos, anderen von den Absichten zu erzählen. Es sei denn, es sind und bleiben nur Gedanken als Ausdruck der Ausweglosigkeit, wenn man dann also auch gewillt ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber andere konkret vorzubereiten, wenn man Pläne hat, ist einfach das Schlimmste, was man jemandem zusätzlich zum eigenen Tod noch antun kann. Die Rate derer, die sich mit Schuldgefühlen plagen nach dem Suizid eines Vertrauten ist eh schon hoch genug, wenn denjenigen aber auch noch die Bürde auferlegt wird, es tatsächlich und unabweisbar verhindern gekonnt zu haben, werden die Schuldgefühle ins Unermessliche steigen. (Jedenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, sicherlich gibt es immer auch wieder soziopathisch veranlagte Menschen, die sich damit nicht in Verbindung setzen würden.)
Aber auch das gilt nur in unserer bekackten Gesellschaft. Würde die Gesellschaft einsehen, dass der Freitod häufig eine rationale Entscheidung ist und eben nicht die Katastrophe, die um jeden Preis verhindert werden muss, dann könnte man auch andere Menschen einweihen und mit ihrem Einvernehmen oder sogar mit ihrer Begleitung den letzten Schritt gehen.

So aber muss man sich wie ein Dieb davonstehlen. Und Schuldgefühle haben die Angehörigen natürlich trotzdem. "Wir hätten doch etwas merken müssen!!".
Das sehe ich ganz genauso!! Es traumatisiert Hinterbliebene, dass man sich davon stehlen und mit unwürdigen Methoden umbringen muss, statt es offen zu kommunizieren, dass man sein ende vorbereitet. Wir müssen alle sterben, das ist fakt und der Tod ist keine Katastrophe, die man um jeden Preis vermeiden muss, sondern unausweichlich. Die frage ist nur, WANN wir sterben und wie.
Agnetha
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Agnetha »

Es gibt Hebammen, die einem ins leben helfen, warum gibt es keine thanatologen, die einem professionell heraushelfen ... Auf würdige art und weise.
Thorsten3210
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thorsten3210 »

Agnetha hat geschrieben:warum gibt es keine thanatologen
Es gibt ja einige Sterbehelfer in Deutschland (oft Ärzte, die leichter an Medikamente rankommen), nur arbeiten die oft in der gesetzlichen Grauzone und ziehen leicht Klagen auf sich. Ich denke da z.B. an Uwe-Christian Arnold, der sich auch selber als Sterbehelfer bezeichnet. Thanatologen sind eigentlich für die Versorgung von bereits Verstorbenen zuständig, aber diese Ausbildung könnte natürlich um den Bereich Sterbehilfe erweitert werden. Sterben sollte wirklich mal als was ganz natürliches wie die Geburt betrachtet werden. Auf Palliativstationen findet auch Sterbehilfe statt, totkranke Patienten werden "hinübergeleitet" durch entsprechende Infusionen.
Thanatos
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thanatos »

Thorsten3210 hat geschrieben:... Auf Palliativstationen findet auch Sterbehilfe statt, totkranke Patienten werden "hinübergeleitet" durch entsprechende Infusionen.
Vorsicht, das mit dem „hinübergeleitet“ könnte jemand falsch verstehen bzw. könnte jemandem die falsche Hoffnung machen, dass er sich ja nur auf eine Palliativstation legen müsste, um „beim Sterben geholfen zu bekommen“.
Und was die „Thanatologie“ betrifft.....
schönen Gruß von Thanatos :wink:
paddy
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von paddy »

Ob es hier hin gehört weiß ich nicht...

wo denkt ihr fängt es an Gefährlich / Ernst zu werden?

Seit Ca. 4 Jahren begleiten mich solche Gedanken nun...es war mal sehr schlimm bis hin zu ersten Versuchen ob man es durchziehen kann ...dann war Ruhe ...auch durch besser gewordene Lebensumstände ...aber irgendwie kommen diese Gedanken immer wieder ...und nun kommen sie auch obwohl die Umstände besser sind...

Sind das einfach Ausflüchte ? Ist das normal wenn es einem mal "nicht gut geht"...?

Wo fängt eine Grenze an das es , nun ja krankhaft oder wie soll man sagen wird ?

Vielleicht wisst ihr was ich meine :) wobei wenn ich recht überlege sind es wohl eher 5-6 Jahre ...
Thanatos
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thanatos »

paddy hat geschrieben:...
wo denkt ihr fängt es an Gefährlich / Ernst zu werden?

... Ist das normal wenn es einem mal "nicht gut geht"...?

Wo fängt eine Grenze an das es , nun ja krankhaft oder wie soll man sagen wird ?

Vielleicht wisst ihr was ich meine :) wobei wenn ich recht überlege sind es wohl eher 5-6 Jahre ...
Ich nehme an, du meinst Suizidgedanken?
Diese Frage wird dir vermutlich nur der Fachmann beantworten können. Auch wenn sich diese Fachleute diesbezüglich vermutlich auch nicht einig sind...
Ich kann nur für mich persönlich sprechen und dir sagen, dass ich solche Gedanken seit Jahrzehnten habe – und immer noch lebe. Sie können also offenbar eine Lebensbewältigungsstrategie sein. Natürlich sind solche Gedanken „nicht normal“, aber nicht deswegen, weil sie „falsch“ wären, sondern weil sie eben nicht der Norm entsprechen....
Schönen Abend,
wünscht Thanatos
paddy
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von paddy »

Ja genau das meinte ich...

Ich stelle mir halt die Frage ob es eine Grenze gibt wo man sagt...Hey "normal " ist das nicht mehr...oder "besser man sucht sich Hilfe "...

Auf der anderen seite..was heißt schon normal...
Thorsten3210
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thorsten3210 »

Eine bekannte Psychiaterin (Prof. Dr. med. Brigitte Woggen) hat Suizidgedanken wie folgt unterteilt, vielleicht kannst Du Dich da ja einordnen ? (Punkte 4-7 sind gefährlich, wobei sog. "Suizidimpulse" am gefährlichsten sind).

1. Intellektuelle Suizidgedanken:
Den meisten Menschen sind die sogenannten,,intellektuellen Suizidgedanken" gut bekannt, meist aus der Pubertät und den darauf folgenden Jahren. Dabei geht es um ganz allgemeine Gedanken bezüglich Sinn des Lebens, philosophisch oder religiös gefärbte Gedanken über Selbstbestimmung durch Suizid, wie etwa „wenn man sich schon nicht aussuchen kann, ob man geboren wird, so soll man wenigstens wählen dürfen, wann man stirbt". Solche Gedanken haben mit depressiver Suizidalität nichts zu tun und sind in der Regel nicht gefährlich.

2. Hintertürchen-Suizidalität:
Diese lässt sich folgendermassen formulieren: „Wenn alles nichts nützt, wenn es nicht mehr weitergeht, kann ich mich immer noch verabschieden". Diese Form von Suizidgedanken ist meistens ungefährlich. Das kann sich dann ändern, wenn ein bestimmtes Datum festgesetzt wird: ,,Wenn es mir bis zu meinem 40. Geburtstag nicht besser geht, dann werde ich mich umbringen"!

3. Lebensunlust:

Typisch für leichte Depressionen ist weniger eine Todessehnsucht als ein Lebensüberdruss, eine Lebensunlust, der Wunsch, nicht mehr da zu sein, "wenn ich morgens nur nicht aufwachen müsste".

4.Suizidales Grübeln:
Gefährlicher sind Gedanken, die sich immer und immer wieder im Kreis um den Suizid drehen, ohne dass der Patient dieses Gedankenkreisen beenden kann.

5.Suizidale Zwangsgedanken:
Noch gefährlicher sind suizidale Zwangsgedanken, also sich gegen den Willen des Patienten ihm aufdrängende unzulässiges Wort, gegen die er sich nur mit viel Kraft zur Wehr setzen kann.

6.Aufforderungen zum Suizid:
Ganz bedrohlich sind bedrängende Suizidaufforderungen, die in Form eigener Gedanken, der sogenannten inneren Stimme oder als von aussen kommende Stimmen auftreten können.

7.Suizidimpulse:
Am gefährlichsten sind Suizidimpulse, ein rasch und stark aufbrechender Suiziddrang, dem der Patient sich gar nicht widersetzen kann. Hier ist auch kein verlässliches Antisuizid-Versprechen möglich, weil sich der Patient gar nicht daran halten kann.
Peterchen
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Peterchen »

Die Frage ist, ob Suizidgedanken in einer Welt wie der unsrigen überhaupt als krankhaft gelten können. Das ist ja immer die Unterstellung: Psychische Gesundheit definiert sich darüber, das Leben wertzuschätzen, egal wie jämmerlich und schmerzhaft es ausfällt. Der psychisch Gesunde sagt definitionsgemäß immer JA zum Leben. Der Freitod eines geistig Gesunden ist daher logisch unmöglich.

Eine Begründung dieser Aussage findet sich aber nirgendwo.

Eine besondere Situation liegt vielleicht vor, wenn der Betreffende die Suizidgedanken selbst als zwanghaft empfindet, sich nicht mit ihnen identifiziert. Das war aber bei mir nie der Fall.
Thanatos
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Re: Weiß jemand von euren Gedanken?

Beitrag von Thanatos »

Peterchen hat geschrieben:...Psychische Gesundheit definiert sich darüber, das Leben wertzuschätzen, egal wie jämmerlich und schmerzhaft es ausfällt. Der psychisch Gesunde sagt definitionsgemäß immer JA zum Leben....
Ich denke mal, dass das „Ja zum Leben in fast jeder Situation“ evolutionär bedingt ist. Denn aus derjenigen Linie, wo sich die Leute beim kleinsten Verdruss gleich umbrachten, können wir schlecht abstammen. :wink:
Verstärkt wurde die allgemein übliche und somit „normale“ Konversionsontologie (alles Seiende ist gut, alles Gute ist seiend) durch Kirchen und lebensbejahende Ideologien im Allgemeinen.
Da der Mensch allerdings angeblich zu freien Entscheidungen fähig und befugt ist, sollte ihm auch erlaubt sein, das „Normale“ abzulehnen, das Seiende nicht als gut zu betrachten und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Übrigens gab es durchaus Ideologien und Bewegungen – ich denke da an die Stoiker -, die es als „geistig gesund“ betrachteten, sein Leben durch eigene Hand zu beenden, wenn dies die Umstände (Alter und/oder Krankheit und/oder Armut) erforderten. Es galt somit als „nicht normal“, ja als unanständig und verwerflich, sein Leben unter allen Umständen erhalten zu wollen.
„Normalität“ ist also Ansichtssache und kulturbedingt... „psychische Gesundheit“ vermutlich auch...
Schönen Rest vom Tag,
wünscht Thanatos
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