Meine Geschichte

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Meine Geschichte

Beitrag von Leser »

Einen schönen Tag wünsche ich allen,

ich möchte euch hier meine Geschichte beschreiben, ich lese schon seit Jahren hier mit, nun ist es an der Zeit das ich meine Zeilen hinterlasse.

Es geht um meinen Vater, er war 80 Jahre alt. Er war ein Mensch der sich immer um seine Familie und unsere Mutter kümmerte, einfach war er nicht immer, manchmal war er auch Zornig.
Aber ich liebte Ihn, da ich mich IMMER auf Ihn verlassen konnte, egal wie groß das Problem war, er hatte immer einen Rat und Tat.
Er sagte immer, bevor ich nicht mehr kann hänge ich mich auf, ihr werdet mich nicht pflegen müssen. Das war ein Satz den ich schon lange kannte, man nahm ihn nicht mehr wahr.
Es war am 12 August 2009, ein ganz normaler Tag, nach der Arbeit fuhr ich kurz vorbei bei meinen Eltern, es war ca. 17.30 Uhr. Meine Eltern saßen beim Abendessen, es wurde - wie immer ein Teller für mich dazu gestellt.
Gegen 18.15 Uhr beschloß ich nach Hause zu fahren, dort angekommen, ging ich unter die Dusche, um 19.00 Uhr klingelte mein Telefon und Mama war dran. Ihre Worte waren:
Komm schnell - Vater hat sich aufgehängt!
Ich stand neben mir wie in Trance, war aber in 4 Minuten an meinem Elternhaus, als ich die Haustür aufsperrte rief ich: Mama?
Vom Dachboden kam Ihre Antwort: Komm schnell herauf!
Ich wollte nicht nach oben, hatte Angst vor dem Bild das mich erwartete, ging aber trotzdem die Treppe nach oben. Dort angekommen ergab sich folgendes Bild:
Vater hing am Dachbalken, sein Kopf lag auf dem Brustkorb, aus dem Mund lief Speichel, ein Stuhl lag umgefallen vor ihm, Mama versuchte ihn zu entlasten im Seil und redete auf Ihn ein. Ich fasste ihm an den Hals und spürte nichts, keinen Puls mehr. Ich eilte wieder zurück und rief den Notarzt an, ging wieder nach oben und nahm meine Mama an der Hand und wir gingen nach unten in das Esszimmer.
Der angerufene Notarzt stellte seinen Tod fest, er hatte sich durch den Sprung vom Stuhl das Genick gebrochen und war sofort Tod.
Das ganze dauerte noch bis ca. 23.00 Uhr, Polizei und Kriminalpolizei waren auch vor Ort, Mama und ich wurden vernommen, wir mussten Aussagen machen.
Da es aber eine klare unzulässiges Wort war gab ihn die Staatsanwaltschaft schon am nächsten Tag zur Beerdigung frei.

Wir standen damals vor der Frage – Warum? Suchten in dem ganzen Haus nach einem Abschiedsbrief von ihm, fanden aber nichts. Sein Todestag war auch der 50 te Geburtstag seines Schwiegersohnes.

Das ganze hat die Familie noch enger zusammenrücken lassen, ich war 1,5 Jahre in Ärztlicher Behandlung bei einer sehr guten Psychologin um das ganze zu verarbeiten. Manchmal dachte ich auch – ich mache auch Schluss wie Vater, aber das wollte unser Vater bestimmt nicht, er war einfach nur Müde, des Lebens Müde !

Mama ging im April 2015 von uns, sie war 86 Jahre alt und starb in Frieden, sie ist einfach eingeschlafen. Ich habe keine Kinder, meine Schwester und ich hatten nicht immer ein gutes Verhältnis, das hat sich aber verändert seit Mamas Tod, sie will nicht das wir streiten, wir sind füreinander da.

Warum schreibe ich das alles?

Ich will euch allen auch mal die andere Seite beschreiben, von den Menschen die zurückgeblieben sind, die am Grab stehen und noch so viele Fragen hätten, aber keine Antwort bekommen werden. Wir werden bis zu unserem Ende damit leben müssen.

Bevor jemand irgendetwas Dummes macht, es gibt immer einen Ausweg, auch wenn er Anfangs schwer und steil ist, es geht immer weiter. Sucht euch Hilfe, sie ist vorhanden!!!

Gruß

Der Leser
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

Na ja, was soll man da sagen? Ich finde aus der Distanz gesehen das Ganze recht `harmlos`. Dein Vater war schon alt (wie war er beieinander, körperlich und psychisch?). Er hatte schon längst mitgeteilt, dass er vorzeitig abtreten würde (und das begründet). Du sagst selber, er sei des Lebens müde gewesen. Das sind doch genug Erklärungen, oder nicht? Auch erstaunt es mich, dass man sich offenbar nicht damit auseinandersetzt, wenn die Eltern schon recht alt sind, dass sie sterben könnten. Ein Verlust mag es immer sein, wenn man eine gute/nützliche Beziehung pflegte, aber das ist Alltag und nichts Aussergewöhnliches.
Vielleicht solltest du deine Perspektive ändern: immerhin hat dein Vater das geschafft, was er sich vorgenommen hatte, war zudem bis am Schluss noch in der Lage lebenswert zu leben. Das ist nicht jedem vergönnt. Eigentlich ein ideales Ende (natürlich wissend, dass jedes Ende nur relativ gut sein kann): da hat er den Rat Nietzsches nicht zu früh, aber auch den Zeitpunkt nicht zu verpassen, doch sehr gut getroffen, wie es scheint.
Was ich nicht beurteilen kann, ist ob euer Vater mehr Rücksicht hätte nehmen sollen. Er wusste wohl um deine Abhängigkeit von ihm, aber ist das Grund genug, dass er seinen lang gehegten Plan fallen lässt. Hätte es dir etwas gebracht, wenn er dir gesagt hätte, dass er demnächst geht? Wohl kaum. Mir scheint es doch eher so zu sein, dass du dich zu wenig mit den Lebenstatsachen auseinandergesetzt hattest, als dass hier ein objektiv extrem traumatisches Ereignis stattfand (natürlich kann schon der Tod alleine und umso mehr ein Suizid traumatisieren, aber eben vor allem oder in dem Mass, wie man sich mit solcher Möglichkeiten nicht auseinandersetzt). Klar: warum er sich genau an diesem Abend umbrachte, werdet ihr nie wissen. Ich vermute, dass es einfach so geschah, dass dein Vater plötzlich merkte: jetzt ist die Stunde gekommen. Oder aber er hatte den Zeitpunkt bereits Tage früher festgelegt. Aber angesichts dessen, dass er ja oft angedeutet hatte zu gehen bevor er zum Pflegfall wird, finde ich solches spezifische Nichtwissen vergleichsweise weniger dramatisch.
Es gibt bestimmt Suizide, die objektiv gesehen für Angehörige schwer zu `verdauen` sind. Aber gerade das, was du beschreibst, klingt für mich nicht danach. Das soll deinen Schmerz nicht klein reden, den hattest du und insofern war er berechtigt und nicht zu relativieren. Ich meine aber, dass das, was du erlebt hast, kein beispielhafter Fall ist und du insofern von deinem Erleben keine verallgemeinernden Folgen ziehen und entsprechende Appelle machen solltest. Dort wo das vermutete Leid Hinterbliebener zu einem massgeblichen Faktor wird bezüglich einem Suizid, muss es ja zumindest dem Leid ebenbürtig sein, welches das Weiterleben dem Suizidwilligen aufnötigt. Wenn dein Vater gesagt hätte, er wolle unbedingt gehen, hättest du in einem Gespräch mit ihm, dann zuletzt nicht zugestimmt. Oder hättest du ihn, koste was es wolle, davon abhalten wollen (deinen Verlust vor Augen)?
Wie auch immer: in solchen Situationen wird es immer Leid geben (und dein Vater litt vielleicht auch unter seiner Tat...wer weiss was er an Überwindung brauchte um diesen Schritt gehen zu können).
Letztlich gibt es nur den je einzelnen Suizid mit seinen entsprechenden Folgen, die dann gesondert beurteilt werden können. Auch glaube ich nicht, dass viele Suizidanten sich keine Gedanken über ihre Hinterbliebenen machen (und falls dem doch so sein sollte, werden sie in der Regel plausible Gründe haben).

Das Problem mit solchen Appellen wie es du machst, ist, dass es Leiden vermehren kann. Es kann den Suizidalen noch mehr in seiner Ambivalenz fest betonieren etc., ohne aber letztlich etwas ändern zu können. Ist das Leid zu gross, wird sich jeder irgendwann umbringen. Ich denke wenn der Suizidale massives Leid zu tragen hat und/oder sein Plan von langer Hand bilanziert wurde, dann braucht es schon sehr gute Gründe, um die Umsetzung desselben moralisch verurteilen zu können. Abschiedsbriefe wären vielen ein Trost, aber ich denke: ihr bekamt genug Hinweise warum, wenn auch nicht gerade dann, euer Vater so handelte.
Peterchen
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Peterchen »

Leser hat geschrieben: Bevor jemand irgendetwas Dummes macht, es gibt immer einen Ausweg, auch wenn er Anfangs schwer und steil ist, es geht immer weiter.
Das ist natürlich Unsinn. Es gibt keinen Ausweg aus unheilbarer Krankheit, aus Behinderung, aus Hässlichkeit, Minderbegabung, psychischen Defekten und vielen anderen Übeln.

Auch für deinen Vater gab es keinen Ausweg aus der Tatsache, dass er 80 Jahre alt war und vermutlich nur noch ein paar Jahre mit schwindenden Kräften und Alters-/Pflegeheim als Endstation vor sich hatte. Und mal ehrlich: Glaubst du, dass dein Vater viel verpasst hat? Dass die wenigen Jahre, die er noch vor sich hatte, große Erfüllungen gebracht hätten? Vielleicht besuchst du mal ein Pflegeheim oder Hospiz und denkst darüber nach, was ihm erspart geblieben ist.

Dass man jedes Leben durch gute Ratschläge oder Psychopillen genießbar machen kann, ist einfach falsch.

Damit will ich aber nicht eure Traumatisierung kleinreden. Natürlich ist die Art, wie euer Vater sein Leben beendet hat, ausgesprochen unerfreulich. Aber schuld daran ist die Lebenszwang-Mentalität unserer Gesellschaft. Wäre der Freitod ein anerkanntes Menschenrecht, dann hätte dein Vater frühzeitig und ergebnisoffen über seine Absichten reden können. Vielleicht hätte er es nicht mehr so eilig gehabt. Aber wenn er dabei geblieben wäre, dann hätte er sich von seiner Familie verabschieden und friedlich einschlafen können.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Leser »

Das er den Weg gegangen war sein Wille, er war für sein Alter nicht schlimmer erkrankt oder sonst irgendetwas, Ich habe seine Krankenakte beim Hausarzt selbst eingesehen.
Er hätte noch +/- 10 Jahre leben können, das wie ist das Thema.
Ich wünsche es niemandem seinen Vater am Balken erhängt zu finden, habe das Bild heute noch manchmal vor mir.

Wenn der Gesetzgeber bessere Lösungen einräumen würde, müssten solche Wege nicht beschritten werden, aber dass wurde ja im Sommer 2015 erst verhindert in D.
Mama hat 2 Tage vor ihrem Tod noch Ihre geliebten Bayern gewinnen sehen und hat noch 3 Stunden vor Ihrem Tod TV geschaut. So kann man auch gehen, nur aussuchen können es sich viele nicht.

Und - ganz klar gibt es viel schlimmeres, ich wollte euch nur MEINE Geschichte erzählen, wie der Tread auch beginnt.
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

Leser hat geschrieben:Das er den Weg gegangen war sein Wille, er war für sein Alter nicht schlimmer erkrankt oder sonst irgendetwas, Ich habe seine Krankenakte beim Hausarzt selbst eingesehen.
Er hätte noch +/- 10 Jahre leben können, das wie ist das Thema.
Dann sah es vermutlich in ihm anders aus. Entweder er nahm sich als nicht gesund wahr, oder aber er wollte nicht mehr, konnte wie erwähnt keine erfüllende Perspektiven sehen, trotz vorhandener Gesundheit.
Ich wünsche es niemandem seinen Vater am Balken erhängt zu finden, habe das Bild heute noch manchmal vor mir.
Das wünschte auch dir niemand...auch dein Vater vermutlich nicht. Warum er gerade bei euch im Haus sich erhängte (und also im Wissen, dass ein Angehöriger ihn findet), könnte nur er sagen.
Und - ganz klar gibt es viel schlimmeres, ich wollte euch nur MEINE Geschichte erzählen, wie der Tread auch beginnt.
Dass es Schlimmeres gibt, ist auf zwei Ebenen zu bedenken: a) jener der subjektiven Folgen eines Suizids, die nie klein geredet werden können/dürfen (die sind quasi absolut und nie `objektivierend` zu relativieren) und b) jener, wo es um moralisch legitime Einwände gegenüber einem Suizid geht, also: dass ein Suizid unangemessen viel Leid bei anderen verursacht(e) und darauf gründende Appelle.

Ich empfehle dir folgende Doku, die sehr unmittelbar die Betroffenheit Angehöriger vor Augen führt: http://www.putlocker.is/watch-bridgend- ... ocker.html (die `Taste` zum abspielen muss etwa 3 Mal angeklickt werden, die dazwischen auftauchenden Seiten einfach wegklicken).
kane68
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von kane68 »

Schönen guten Abend Leser
und vielen herzlichen Dank für deinen Beitrag.
Deine Geschichte bewegt mich persönlich sehr. Auch ich beschäftige mich mit Suizid.
Das Leben kann wundervoll und einzigartig sein. Aus meiner Sicht geschildert sehe ich das so.
Für mich war das Leben trotz heftiger traumatischer Kindheitserlebnisse, immer ein Geschenk.
Die emotionalen Störungen, die eine brutal erlebte Kindheit erzeugten, bin ich über Jahre hinweg
aktiv angegangen. Nach meiner eigenen Erfahrung kann man mit Durchhaltevermögen,
Zähheit und schliesslich der Hilfe von Spezialisten, die heftigsten Auswirkungen seinerTaumata
grösstenteils überwinden. -
Somit wäre meine 1. Wahl das Leben und zwar immer.
Traumata sind kurierbar, immer!
Ich hab Leute mit den heftigsten Geschichten erlebt.
Leute mit zahlreichen Narben auf dem Kopf, durch Schläge mit Gürtelschnallen, vergewaltigte Mädchen und Frauen.
Ein guter Freund hat sich vor über 10 Jahren die Pulsadern aufgeschnitten. - Sein Überlebenswille hat gesiegt,
er hat kurz vor dem Verlust seines Gehörs seine Ex angerufen und der Notarzt konnte ihn retten.
Heute ist er glücklich, als alleinerziehender Vater.
Deshalb egal wie unüberwindbar eure Depressionen auchsein mögen,
wenn sie psychischer Natur sind, könnt ihr das überwinden, egal was passiert ist!

Nun stehe ich selber vor der grössten Kriese. Ich bin schwer krank und es gibt keine Hoffnung auf Heilung.
Noch bin ich halbwegs arbeitsfähig, aber jeden Tag und jede Nacht sind die Beschwerden extrem.
Kein Medikament kann das abschalten oder wenigstens lindern.

Noch vor 4 Monaten war ich ein sehr glücklicher Mensch. Nun ist es dunkel geworden.
Ich habe mich komplett zurückgezogen, auch heute an Silvester.

Seit 3 Monaten führe ich Tagebuch und ich habe allen meinen Lieben Briefe geschrieben.
Meine Tochter wird es am härtesten treffen. Noch halte ich durch, aber meine Kräfte lassen nach.
Sie wird lange sehr sehr traurig sein. Das macht mich sehr traurig, weil wir beide uns sehr lieben.

Heute ist mir klar geworden, ohne ein Wunder und an Wunder glaube ich nicht, werde ich 2017 nicht mehr erleben.

Mich bewegt sehr, was sie schreiben und ich spüre ihren Schmerz.
Sie sind sicher entäuscht und sie haben Fragen. So war es nicht sehr vorrausschauend.
Vielleicht war es Affekt.

Ich kann nur jedem raten der gehen will - Denkt an eure Lieben, erklärt euch! Schreibt Briefe oder Tagebuch, oder beides!
Es kann sehr weh tun, wenn ihr geht ohne euch zu erklären! Schildert eure Situation, schildert eure Aussichtslosigkeit.
Aber beleidigt niemanden und beschuldigt keinen, es ist eure freie Entscheidung zu gehen, das ist das Recht eines jeden.
Niemand hat Macht über euch und verdient Schuldzuweisungen.
Erklärt was euer Problem ist und teilt eure Gedanken, in Frieden !

Liebe Grüsse ann alle :-)

Mark
Und nun zu ihnen und all denen, die ernsthaft über Suizid nachdenken
glycerine

Re: Meine Geschichte

Beitrag von glycerine »

Girlxxx hat geschrieben:
Leser hat geschrieben:Das er den Weg gegangen war sein Wille, er war für sein Alter nicht schlimmer erkrankt oder sonst irgendetwas, Ich habe seine Krankenakte beim Hausarzt selbst eingesehen.
Er hätte noch +/- 10 Jahre leben können, das wie ist das Thema.
Dann sah es vermutlich in ihm anders aus. Entweder er nahm sich als nicht gesund wahr, oder aber er wollte nicht mehr, konnte wie erwähnt keine erfüllende Perspektiven sehen, trotz vorhandener Gesundheit.
Ich wünsche es niemandem seinen Vater am Balken erhängt zu finden, habe das Bild heute noch manchmal vor mir.
Das wünschte auch dir niemand...auch dein Vater vermutlich nicht. Warum er gerade bei euch im Haus sich erhängte (und also im Wissen, dass ein Angehöriger ihn findet), könnte nur er sagen.
Und - ganz klar gibt es viel schlimmeres, ich wollte euch nur MEINE Geschichte erzählen, wie der Tread auch beginnt.
Dass es Schlimmeres gibt, ist auf zwei Ebenen zu bedenken: a) jener der subjektiven Folgen eines Suizids, die nie klein geredet werden können/dürfen (die sind quasi absolut und nie `objektivierend` zu relativieren) und b) jener, wo es um moralisch legitime Einwände gegenüber einem Suizid geht, also: dass ein Suizid unangemessen viel Leid bei anderen verursacht(e) und darauf gründende Appelle.

Ich empfehle dir folgende Doku, die sehr unmittelbar die Betroffenheit Angehöriger vor Augen führt: http://www.putlocker.is/watch-bridgend- ... ocker.html (die `Taste` zum abspielen muss etwa 3 Mal angeklickt werden, die dazwischen auftauchenden Seiten einfach wegklicken).
Gibt es diese Doku vielleicht auch auf einer weniger dubiosen Seite?
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

glycerine hat geschrieben: Gibt es diese Doku vielleicht auch auf einer weniger dubiosen Seite?
Hab es sonst nirgends gefunden. Solange du nichts downloaden tust, sehe ich aber kein Problem.
Zuletzt geändert von Girlxxx am Samstag 2. Januar 2016, 02:01, insgesamt 1-mal geändert.
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

kane68 hat geschrieben:Traumata sind kurierbar, immer!
Ich hab Leute mit den heftigsten Geschichten erlebt.
Leute mit zahlreichen Narben auf dem Kopf, durch Schläge mit Gürtelschnallen, vergewaltigte Mädchen und Frauen.
Ein guter Freund hat sich vor über 10 Jahren die Pulsadern aufgeschnitten. - Sein Überlebenswille hat gesiegt,
er hat kurz vor dem Verlust seines Gehörs seine Ex angerufen und der Notarzt konnte ihn retten.
Heute ist er glücklich, als alleinerziehender Vater.
Deshalb egal wie unüberwindbar eure Depressionen auchsein mögen,
wenn sie psychischer Natur sind, könnt ihr das überwinden, egal was passiert ist!
Amen (was soll man sonst zu solcher Rede sagen, gut gemeint ohne Zweifel, aber allenfalls als Predigt brauchbar). Psychische Traumas können im Einzelfall ohne Zweifel psychosomatisch irreversible Folgen zeitigen, um nur ein Argument zu nennen.
Nun stehe ich selber vor der grössten Kriese. Ich bin schwer krank und es gibt keine Hoffnung auf Heilung.
Noch bin ich halbwegs arbeitsfähig, aber jeden Tag und jede Nacht sind die Beschwerden extrem.
Kein Medikament kann das abschalten oder wenigstens lindern.
Und genau so erfahren viele es bezüglich ihrer psychischen Erkrankung.
Aber beleidigt niemanden und beschuldigt keinen, es ist eure freie Entscheidung zu gehen, das ist das Recht eines jeden.
Niemand hat Macht über euch und verdient Schuldzuweisungen.
Wenn es Freiheit gibt, dann auch Schuldfähigkeit. Alles andere sind schöne Worte (aber eben nicht wahre).
kane68
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von kane68 »

"Wenn es Freiheit gibt, dann auch Schuldfähigkeit. Alles andere sind schöne Worte (aber eben nicht wahre)."

Das mag ja im Allgemeinen zustimmen, aber sich zu töten und dann jemandem irgendeine Schuld zuweisen zu wollen
für das eigene Handeln, ist völlig unreflektiert.
Andere sind nie Schuld, wenn ich so einen Weg gehe, es sei denn, sie hätten mir direkt körperliche irreversible,
und zu dem schwere Schäden zugefügt. Und das ist ja nun eher die Aussnahme. Die es natürlich auch mal gibt.
Nur die Ausnahmen bringen keine Diskussion voran.

Psychosomatische Beschwerden sind erstens sehr oft reversibel
und 2. selten von solcher Schwere, dass ich mit Suizid kämpfen müsste.
Dass sind ebenfalls Ausnahmen. Wie Du ja auch selber sagst. - Einzellfälle
Heilt die Psyche, heil auch in der regel die somatik
die in den kliniken scheitern, die scheitern, weil sie ihre glaubenssätze nicht ablegen wollen.
Hab ich reihenweise so erlebt.


Ich habe das so wahrgenommen, LESER hatte was bewegendes zu sagen,
es war eine traumatische traurige geschichte
und er hatte eine Botschaft aber gewürdigt wurde die hier eher nicht.
Nur recht kaltherzig zerlegt.
Gefühle haben leider keine grosse Resonanz erfahren
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

kane68 hat geschrieben: Das mag ja im Allgemeinen zustimmen, aber sich zu töten und dann jemandem irgendeine Schuld zuweisen zu wollen
für das eigene Handeln, ist völlig unreflektiert.
Andere sind nie Schuld, wenn ich so einen Weg gehe, es sei denn, sie hätten mir direkt körperliche irreversible,
und zu dem schwere Schäden zugefügt. Und das ist ja nun eher die Aussnahme. Die es natürlich auch mal gibt.
Nur die Ausnahmen bringen keine Diskussion voran.
Ja, das müsstest du zuerst empirisch nachweisen, dass Suizidanten in der Regel keine Erfahrungen verursacht durch andere gemacht haben (und warum sollten das nur körperlich irreversible sein?), die eine Rolle spielen in ihrem letztendlichen Suizid. Wo sind die Belege dafür? Gibt es Studien dazu? (Da ich eh nicht an Freiheit glaube, ist für mich Schuldzuweisung immer problematisch, was aber natürlich nicht ausschliesst, dass Suizide ihre Ursachen auch darin haben wie man von anderen behandelt wird/wurde).
Psychosomatische Beschwerden sind erstens sehr oft reversibel
und 2. selten von solcher Schwere, dass ich mit Suizid kämpfen müsste.
Dass sind ebenfalls Ausnahmen. Wie Du ja auch selber sagst. - Einzellfälle
Heilt die Psyche, heil auch in der regel die somatik
die in den kliniken scheitern, die scheitern, weil sie ihre glaubenssätze nicht ablegen wollen.
Hab ich reihenweise so erlebt.
Nun, da du zuerst geschrieben hattest: Traumata seien immer heilbar, und jetzt selber zugibst, dass es Ausnahmen geben mag, ist das "IMMER" schon mal als falsch eingestanden. Was du über Psychosomatik schreibst, ist zudem falsch. Das Fatale ist, dass die somatisierten Beschwerden nicht selten ein Eigenleben und eine Eigendynamik bekommen und durchaus auch bei Wegfallen der psychischen Ursache chronisch weiter bestehen können. Und Traumata sind oftmals nie wirklich `heilbar` (und selbst wenn: nicht immer ist die benötigte Behandlung und Zuwendung gegeben, oftmals ist es mehr vom Zufall abhängig welche konkrete Hilfe man erhält), bestenfalls lernt man damit umgehen etc., aber immerhin: das impliziert wohl, dass man sich deswegen nicht suizidieren würde (kommt natürlich auch darauf an was genau man unter "Trauma" versteht).

Ich habe das so wahrgenommen, LESER hatte was bewegendes zu sagen,
es war eine traumatische traurige geschichte
und er hatte eine Botschaft aber gewürdigt wurde die hier eher nicht.
Nur recht kaltherzig zerlegt.
Gefühle haben leider keine grosse Resonanz erfahren
Was erwartest du? `Du Armer, ja, verstehe, ja...`. O.k., das kann auch eine mögliche Reaktion sein, aber bestimmt nicht die einzig legitime (und könnte das nicht auch ein Indiz sein, dass man sich in Selbstmitleid ergeht?). Zudem war es nicht kalt, sondern bemüht um Differenzierung im Gegensatz zu deiner dogmatischen Predigt (und `Leser` meinte selber, dass er sich nicht in einer andauernden oder akuten Traumatisierung befände. In einer akuten Krise wäre dann evtl. tatsächlich eine `empathischere` Reaktion angemessen). Und eben das war auch die Botschaft von `Leser` und darum würdigte ich sie auch nicht so wie du das gern sehen würdest. Klar: keiner soll sich zu früh fallen lassen, zu früh aufgeben, das unterschreibe ich natürlich ohne zu zögern. Aber wer von "alle (fast alle)", "niemand", "immer" etc. redet, verkennt die Realität und muss dann natürlich mit Widerspruch rechnen. Oder wäre es besser, wenn gar niemand geantwortet hätte? Auch merkwürdig, dass du sagst keiner solle/dürfe anderen die Schuld zuweisen für seinen Suizid, aber hier offenbar Bedarf siehst das Verhalten von mir zu beanstanden. Warum eigentlich, wenn man mit Handlungen (Aussagen) letztlich niemanden schaden kann?
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Leser »

Ein erfolgreiches neues Jahr 2016 wünsche ich allen, jeder sieht seine Erfolge anders.

Mit meiner Geschichte wollte ich keinen Streit oder Grundsatzdiskussion anzetteln, auch kein Mitleid von euch, wie Ihr selbst lesen könnt habe ich das ganze verarbeiten müssen und auch können.

Werde versuchen alles zu beantworten:
@Girlxx: Man bekommt auf Putlocker keine Seiten die aufpoppen wenn man seinen Browser richtig konfiguriert hat, aufpassen muss man aber auf jeden Fall auf solcher Art Streaming Seiten.
Mitleid erwarte ich nicht.
@kane68: Du hast den Sinn meiner Geschichte verstanden.

Sollte meine Geschichte in diesem Forum falsch sein dann soll sie ein Administrator entfernen.


Leser
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

Leser hat geschrieben:Mit meiner Geschichte wollte ich keinen Streit oder Grundsatzdiskussion anzetteln, auch kein Mitleid von euch, wie Ihr selbst lesen könnt habe ich das ganze verarbeiten müssen und auch können.
So habe ich das auch verstanden mit dem Mtleid. Aber was heisst hier Streit? Für mich immer wieder interessant, wie im Grunde rein sachliche `Konfrontationen` regelmässig gleich in diese Streit-Schublade gesteckt werden (nicht einmal der Verweis auf den `Ton, der die Musik macht` wäre hier angebracht...was natürlich einen User nicht hindert ihn zu bringen: `kalt`). Meine Interpretation: sobald man mit einer nicht genehmen gegenteiligen Sicht konfrontiert wird und man darauf argumentativ nichts mehr Relevantes zu entgegnen hat, wird diese Karte gezogen um die Diskussion zu beenden.
@Girlxx: Man bekommt auf Putlocker keine Seiten die aufpoppen wenn man seinen Browser richtig konfiguriert hat, aufpassen muss man aber auf jeden Fall auf solcher Art Streaming Seiten.
Ich habe lediglich das frei downladbare Antivir-Programm installiert und streame seit x Jahren auf diversen Anbietern und nicht einmal hatte ich Probleme damit. Danke aber wegen der Browser-Info!
@kane68: Du hast den Sinn meiner Geschichte verstanden.
Was war denn der Sinn? Im Ernst: was wurde da von einigen nicht verstanden? Ich behaupte, dass ich sehr wohl verstanden habe was deine Intention war: an das Leid der Hinterbliebenen zu erinnern und psychisch belastete Suizidale darin zu bekräftigen nicht aufzugeben. So weit ist auch nichts dagegen einzuwenden, im Gegenteil. Leider wurdest du aber dogmatisch indem du mit (zumindest sehr fragwürdigen) Allaussagen argumentiert hast, was für mich dann mehr Ähnlichkeit mit einer Predigt hat, als mit redlich-kritischem Argumentieren. Aber wie auch immer...
Sollte meine Geschichte in diesem Forum falsch sein dann soll sie ein Administrator entfernen.
Wie kommst du da drauf??? Nur weil es konträre Entgegnungen provozierte? Darin solltest du mehr etwas potentiell (weil Dogmatiker durch Argumente kaum je zu bewegen sind) Fruchtbares sehen als es als Streit abzutun.
Leser
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Wohnort: Bayern

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Leser »

Sehr geehrter User Girlxxx,

vielen Dank für Ihre aufwendig erstellten Antworten und Beiträge an meinem erstellten Beitrag.
Ich betreibe selbst mehrere Technikforen und kenne User ihrer Art zur Genüge, Ihre Meinung ist die allumfassenste - beste.

Danke, ich werde mich an dieser Art Forumskultur nicht weiter beteiligen, wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg - egal bei was.

Mit einem Lächeln im Gesicht verbleibe ich

Der Leser
Girlxxx

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Girlxxx »

Leser hat geschrieben:Sehr geehrter User Girlxxx,

vielen Dank für Ihre aufwendig erstellten Antworten und Beiträge an meinem erstellten Beitrag.
Ich betreibe selbst mehrere Technikforen und kenne User ihrer Art zur Genüge, Ihre Meinung ist die allumfassenste - beste.

Danke, ich werde mich an dieser Art Forumskultur nicht weiter beteiligen, wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg - egal bei was.

Mit einem Lächeln im Gesicht verbleibe ich

Der Leser
Ja, was soll ich dazu sagen? Da erwähne ich x Argumente, Aspekte, stelle Fragen...lade quasi also zu einer Diskussion ein!!!!... und am Schluss wird man mit fadenscheinigen und absolut unverschämten Floskeln als überheblicher Besserwisser abgestempelt. Aber nicht ein einziges Argument, das aufzeigte, dass und wo ich falsch lag mit dem Geschriebenen. Wer jemanden als Besserwisser tituliert OHNE zu zeigen wo genau er sich irrt, der ist schlicht als feiger Phrasendrescher einzustufen, der sich, ohne Schaden zu nehmen, davor drücken will seine Wahrheitsansprüche einzulösen. Dass nicht ICH das Problem bin, sondern die kaum zu widerlegenden Argumente, zeigt sich ja auch daran, dass sie die Einwände eines anderen Users fast ebenso rigoros ignoriert haben wie die meinen.

Ihr Lächeln stell ich mir lieber nicht zu genau vor...aber ich weiss, was Sie meinen: in Bildern von Manfred Deix findet man Lächeln solch selbstgerechter Art zur Genüge (da Sie mich als User `solcher Art` titulierten, nehme ich mir das Recht heraus, eben so zu verfahren).
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