Sich zu Tode langweilen

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unwichtig

Sich zu Tode langweilen

Beitrag von unwichtig »

Hat noch jemand mit dem Problem der Langeweile (gepaart mit Lust- und Antriebslosigkeit) zu kämpfen?

Ich werde langsam verrückt! Ich bin unfähig, meine Freizeit sinnvoll zu gestalten. Ich habe schon seit Jahren auf nichts mehr wirklich Lust, weil ich alles so sinnlos finde.

Kurze Info: Ich habe Depressionen und wurde in die Borderline-Schublade gesteckt. Ich bin schon seit ich denken kann in therapeutischer Behandlung und Tabletten kriege ich auch, aber wirklich helfen tut beides nicht.
Lebensmüde

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Lebensmüde »

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Zuletzt geändert von Lebensmüde am Sonntag 21. Februar 2016, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
unwichtig2
Beiträge: 11
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Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von unwichtig2 »

Bedeutet das Winterhalbjahr auch gleich eine lange Depri-Phase für dich? Oder weißt du in der Zeit nichts mit dir anzufangen, weil viele im Sommer mögliche Aktivitäten einfach wegfallen?

Der ständige Blick auf die Uhr, dessen Zeiger sich einfach nicht schnell genug drehen, kenne ich auch sehr gut.

Manche können Langeweile gut ertragen. Sie machen dann einfach nichts und fühlen sich wohl dabei. Je länger bei mir diese Phasen andauern, desto unruhiger werde ich innerlich.
Lebensmüde

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Lebensmüde »

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Zuletzt geändert von Lebensmüde am Sonntag 21. Februar 2016, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
suffered
Beiträge: 30
Registriert: Samstag 19. Juli 2014, 15:00

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von suffered »

Für mich ist auch alles langweilig und ich habe fast keinen Antrieb mehr.

Das ist aber auf meine Krankheit zuzuschreiben, ich bin seit 18 Jahren schizophren. Und dort gibt es auch verschiedene Phasen, die akute in der man wahnhaft ist und die chronische Phase in der man keinen Antrieb mehr hat und depressiv ist. Die Tabletten helfen auch kaum etwas, hab sogar 2 AD's und die nützen so gut wie nichts.

Was mich am meisten quält, ist, dass ich nichts mehr "intensiv" wie vor der Krankheit erleben kann, für mich ist alles langweilige und monoton - egal was ich mache :(
unwichtig2
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 29. August 2015, 08:29

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von unwichtig2 »

Nach dem heißen Sommer jetzt habe ich mir geschworen nie mehr über Kälte zu schimpfen. Mal gucken wie lange ich das aushalte.
Schon einmal darüber nachgedacht, in ein wärmeres Land auszuwandern?

An suffered:

Ja, das kenne ich gut mit der Monotonie. Ich frage mich sehr oft, ob es denn wirklich besser ist, dass die extremen Tiefs, aber eben auch die Hochgefühle, von den Medikamenten unterdrückt werden. Gefühle kenne ich meist nur noch im Kopf, fühlen tue ich selten wirklich etwas.

Mein Vater hat auch schizophrenie. Es wirkt fast so als ginge es ihm persöhnlich in den wahnhaften Phasen besser. Mittlerweile kommt er gut ohne Medikamente zurecht, hatte schon mehrere Jahre keine Psychosen mehr. Bei ihm hat geholfen, dass er mit dem Trinken aufgehört hat, nicht mehr arbeiten gegangen ist und sich etwas gesucht hat, mit dem er sich stattdessen in seinem eigenem Tempo beschäftigen kann.
Lebensmüde

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Lebensmüde »

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Zuletzt geändert von Lebensmüde am Sonntag 21. Februar 2016, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
Conium
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Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Conium »

Ich bin zwar auch "irgendwie" depressiv. Neulich hätte ich es sogar gemacht, wenn nicht noch etwas in meinem Setup gefehlt hätte.

Zu Tode langweilen könnte ich mich aber niemals. Es ist praktisch das Gegenteil. Genau dies ist auch mein Problem. Ich kann kaum noch einschlafen, weil ich ständig irgendwas durchdenken muß, irgendeine Information haben muß. Ich würde gerne alles wissen, was es derzeit zu wissen gibt. Ok, gewisse Grenzen meiner Interessen gibt es da schon.
Aber langweilen? Bevor ich das tun könnte, würde ich mir lieber xyz am frühen Nachmittag angucken. Ich hab's schon oft mit Meditation versucht. Aber ich schaffe es einfach nicht an nix zu denken.
Nur sportliche Aktivität konnte mir da helfen. Wobei das auch nicht ganz stimmt, man ist extremst auf seinen Körper konzentriert. Aber alles außerhalb ist nicht mehr existent. Nur die unmittelbare Umwelt um den Körper gefahrlos darin zu steuern. Aber so denkt man nicht, dies ist im Unterbewußtsein. Es gilt den Körper zu maximaler Leistung zu bringen. Kein davor und kein danach. Das Hier und Jetzt zählt. Die nächsten 100 Meter, der nächste Schritt, die nächste Pedalumdrehung, der nächste Schwimmzug, danach wird die Situation neu bewertet, nicht darüber nachdenken. Der Körper schreit: Ich kann nicht mehr! Du sagst: Wer bist DU denn, ICH habe die Kontrolle, DU hast gefälligst zu funktionieren.

Das kann ich nun nicht mehr erleben. Sport kann ich aufgrund meiner KRANKHEIT nicht mehr machen. Ich habe aber damit abgeschlossen. Ich hadere auch damit nicht mehr. Denken kann ich aber noch. Meinen Job kann ich gerade noch so ausführen. Wie lange wird sich noch rausstellen. Er macht mir Spaß und gleichzeitig aber auch nicht. Klingt auch irgendwie schizophren? Er macht mir Spaß, wenn ich ihn nicht machen muß, bzw. wenn ich was machen will, was ich nicht machen muß. Alles MUSS ich natürlich erledigen, nur die Reihenfolgen und die Zeitpunkte gefallen mir nicht! Zwischenzeitlich habe ich dermaßen viele Freiheiten in der Firma, dass es mich selber wundert, warum ich noch dabei bin! (Ich bin kein Vorstandsmitglied! Keine Führungsposition, bin an der "Basis")

Langeweile? Es gibt soviel auf unserer Welt zu entdecken. Wenn du mit Menschen nicht kannst, versuche es mit der Natur!

LG Conium (...maculatum, der gefleckte Schierling, eine Giftpflanze aus der Familie der Apiaceae (Doldenblütler))
unwichtig2
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 29. August 2015, 08:29

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von unwichtig2 »

Conium hat geschrieben:Ich kann kaum noch einschlafen, weil ich ständig irgendwas durchdenken muß, irgendeine Information haben muß. Ich würde gerne alles wissen, was es derzeit zu wissen gibt. [...] Ich hab's schon oft mit Meditation versucht. Aber ich schaffe es einfach nicht an nix zu denken.
So rum stelle ich mir das sehr anstrengend vor!

Es gab mal eine Zeit in meinem Leben als ich noch neugierig war, da bin ich einfach in die Bücherei gegangen und habe irgendwas gelernt (eine neue Sprache z.B.). Mittlerweile frage ich mich, wozu das gut sein soll.
Conium hat geschrieben:Es gilt den Körper zu maximaler Leistung zu bringen. Kein davor und kein danach. Das Hier und Jetzt zählt. Die nächsten 100 Meter, der nächste Schritt, die nächste Pedalumdrehung, der nächste Schwimmzug, danach wird die Situation neu bewertet, nicht darüber nachdenken. Der Körper schreit: Ich kann nicht mehr! Du sagst: Wer bist DU denn, ICH habe die Kontrolle, DU hast gefälligst zu funktionieren.
Auch Sport hat mir früher einmal unheimlich Spaß gemacht, weshalb ich deine wunderbare Ausführung so gut nachempfinden kann. Das Gefühl, einen Halbmarathon zu laufen, werde ich nie vergessen: Ab Kilometer 4-7 ca. fangen deine Beine an, ganz von alleine zu laufen, mit jedem weiteren Kilometer werden sie schwerer. Ab Kilometer 15-18 sind sie so schwer, dass es nur noch Quälerei ist – der Kampf im Kopf geht los. Der Endspurt kurz vorm Ziel - nochmal alle Reserven mobilisieren. Dann im Ziel die Erleichterung, dass es vorbei ist. Der Stolz, dass man es geschafft hat. Die Masse an Glückshormonen, die deinen Körper für die Qualen belohnt.
Conium hat geschrieben:Sport kann ich aufgrund meiner KRANKHEIT nicht mehr machen.
Darf ich fragen, was für eine Krankheit du hast?
Conium hat geschrieben:Meinen Job kann ich gerade noch so ausführen. Wie lange wird sich noch rausstellen. Er macht mir Spaß und gleichzeitig aber auch nicht. Klingt auch irgendwie schizophren? Er macht mir Spaß, wenn ich ihn nicht machen muß, bzw. wenn ich was machen will, was ich nicht machen muß. Alles MUSS ich natürlich erledigen, nur die Reihenfolgen und die Zeitpunkte gefallen mir nicht! Zwischenzeitlich habe ich dermaßen viele Freiheiten in der Firma, dass es mich selber wundert, warum ich noch dabei bin! (Ich bin kein Vorstandsmitglied! Keine Führungsposition, bin an der "Basis")
Hast du schon einmal über einen Jobwechsel nachgedacht?
Girlxxx

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Girlxxx »

Conium hat geschrieben:Ich bin zwar auch "irgendwie" depressiv. Neulich hätte ich es sogar gemacht, wenn nicht noch etwas in meinem Setup gefehlt hätte.
Zu Tode langweilen könnte ich mich aber niemals. Es ist praktisch das Gegenteil. Genau dies ist auch mein Problem. Ich kann kaum noch einschlafen, weil ich ständig irgendwas durchdenken muß, irgendeine Information haben muß. Ich würde gerne alles wissen, was es derzeit zu wissen gibt. Ok, gewisse Grenzen meiner Interessen gibt es da schon.
Bei mir hat das Interesse an Lesen/Wissen u.a. wegen folgenden Aspekten nachgelassen:
1) Erkennen, dass letzte Erkenntnis und letzter Sinn unmöglich ist (Letztbegründungsproblematik, Münchhausen-Trilemma etc.).
2) Erkennen, dass das Leben sinnlos ist oder aber, dass alles wider alle Vernunft dennoch Sinn hat, dann wäre aber unsere komplette Täuschung bezüglich dessen was wir als sichere (un/sinnrelevante) Erkenntnis erachten ein weiterer Grund um erneut die Sinnlosigkeit zu postulieren.
3) Erkenntnis, dass die Welt wohl (ob nun in 50 oder 500 Jahren) Richtung Transhumanismus/Posthumanismus geht...ein mir als sich vollständig von irgendwelchem natürlich gegebenen `Sinnhaften` sich ablösender Prozess erscheinend, der für mich Indiz dafür ist, dass alles sinnlos sein muss bzw. Richtung offenbare Sinnlosigkeit geht (weil alles nur noch `menschgemacht`) . D.h. der Sündenfall des Paradieses wird seine Folgen erst noch zeitigen: die Welt wird immer mehr (auf Grund von verwertbarem Wissen) zur blossen Manipuliermasse (in jedem Bereich). Diese Tendenz (der `Industrialisierung` der Wissenschaft) setzte spätestens mit dem 1. Weltkrieg ein.
3) Die Erkenntnis, dass das Wissen heutzutage exponentiell zunimmt und man über immer weniger immer mehr weiss...letztlich `alles über nichts` (man also nur als Fachidiot wirklich kompetent sein kann in einem Wissenschaftsindustriegetriebe, angetrieben von Motiven vielfach bedenklicher Art...zuletzt aber durch die Frage nach dem Sinn). D.h. als Laie bleibt man letztlich immer inkompetent. Ausserdem der Verdacht, dass alle Erkenntnis reversibel, vorläufig ist.
4) Die Erkenntnis, dass Erkenntnis sammeln ein eitler Leerlauf ist und nie an ein Ende kommen wird. Dazu passend die ekelhafte Selbstgerechtigkeit und Verblödetheit (u.a. Folge der Fachidiotie, aber zuvorderst einer szientistischen Ideologie) gerade auch im Bereich der Naturwissenschaftler.
5) Die (immer zu spät kommende) Erkenntnis, dass unnachgiebiges Fragen unglücklich macht.

Das nur ein paar wenige Gründe warum ich bestenfalls noch aus Neugier und um die Zeit totzuschlagen lese.
Aber langweilen? Bevor ich das tun könnte, würde ich mir lieber xyz am frühen Nachmittag angucken.
Die Langeweile fragt nicht was man lieber tun würde...sie ist da und in einer bestimmten Form nicht zu vertreiben durch den Willen...das gerade einer ihrer wesentlichen Eigenschaften (Buch: M. Decher `Besuch vom Mittagsdämon`).
Ich hab's schon oft mit Meditation versucht. Aber ich schaffe es einfach nicht an nix zu denken.
Vermutlich der falsche Ansatz: zu viel Wille `es schaffen wollen` ist hier (d.h. beim Meditieren) kontraproduktiv.
Langeweile? Es gibt soviel auf unserer Welt zu entdecken. Wenn du mit Menschen nicht kannst, versuche es mit der Natur!
Beneidenswerte Lage. Dazu gehört eine gehörige Portion gesunde (eher gesundhaltende) Naivität bzw. ein Mangel an Nachdenken über den Sinn dessen was man tut etc. (was dir natürlich gegönnt sei). In einem Buch zum Thema Sterblichkeit/Unsterblichkeit, meinte ein Philosoph, er könne sich durchaus vorstellen ewig zu Leben (es gäbe so vieles zu lernen, zu entdecken etc.). Vielleicht war er kein Philosoph, kann er eigentlich nicht gewesen sein (oder einer der gerne mit rosa-getönter Brille ins Blaue hinein spekuliert)...müsste es nochmals nachlesen.
Manuela Maria
Beiträge: 1054
Registriert: Montag 28. Januar 2008, 10:14

Re: Sich zu Tode langweilen

Beitrag von Manuela Maria »

Langeweile fragt nach keinen Interessen. Da alles was es gibt eben langweilig erscheint. Dies wiederum fördert die Langeweile noch mehr. Sie ernährt sich, so zu sagen von der Interessenlosigkeit und Mangel an Antrieb.

Zu mir passt ein Lied von Annett Louisan, Beerdigung.

Hier ein Link von YouTube, ist echt klasse der Song.

Aber wie kriege ich die Zeit bis zu meiner Beerdigung noch rum?

https://www.youtube.com/watch?v=hKnMtSCKvTY

L.G.

Manuela Maria
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