Mein Leidensweg, oder: kein Schmerz, kein Sieg!
Verfasst: Sonntag 5. April 2015, 08:16
Hallo zusammen,
Meine Wenigkeit nennt sich hier Vectrafahrer, um meinen wahren Vornamen nicht direkt preis geben zu müssen, das kommt dann vielleicht irgendwann mal später. Zuerst möchte ich mich euch vorstellen, damit ihr in etwa wisst, um was für einen Menschen es sich hier handelt. Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet, und lebe in einer Mietwohnung am Stadtrand einer nicht sehr kleinen, aber auch nicht sehr großen Stadt, obwohl wir bei Wikipedia als Großstadt geführt sind. Arbeiten muss ich ein paar Städte weiter, aber da war ich seit sechs Wochen nicht mehr, nach Ostern werde ich allerdings versuchen, wieder ein normales Leben zu führen, soweit es mir unter den gegebenen Umständen möglich ist. Was vielleicht noch wichtig ist, das meine Frau und ich eine offene Ehe führen, denn wer will schon nach zehn Jahren immer nur das gleiche Schnitzel zu mittag. Diese Sache läuft beidseitig, es wird vorher immer alles abgesprochen, das läuft einwandfrei, und ist ein großer Beweis dafür, wie sehr wir uns vertrauen, denn wir wissen wo wir hingehören, wissen aber auch, sobald etwas schief geht, das es dann halt so ist. Wir sind uns des Risikos also bewusst. Und nun etwas zu meiner Geschichte, ich fange mal dort an, wo ich denke, das alles anfing.
Vor vielen Jahren (2003) lernte ich ein Mädel (Nennen wir sie der Einfachheit halber mal R) kennen, was mir buchstäblich die Luft im Halse stecken ließ. Sie war einfach umwerfend, aber damals hatte ich keinerlei Chancen, denn sie war (natürlich) vergeben, also habe ich da nicht weiter nachgehakt. Vergessen hatte ich sie jedoch niemals. Dann lernte ich meine jetzige Frau (Nenne ich hier S) kennen, und lebten viele Jahre glücklich, wir hatten beide Arbeit, und wollten das verflixte siebte Jahr abwarten, bevor wir heiraten. Währenddessen traf ich besagtes Mädel (R) im Jahre 2008 auf einer Internetseite in einem speziellen Forum wieder, habe sie einfach mal angeschrieben, ob sie sich an mich erinnert, und so trafen wir uns ziemlich oft, einfach nur um zu quatschen, die Chemie stimmte also. Wir haben uns sehr eng befreundet, also lud ich sie zu meiner Hochzeit 2012 ein. Dann lernte ich gemeinsam mit meiner Frau ein Pärchen kennen, mit dem wir auch so weit klar kamen, aber "er" war immer recht rabiat zu ihr (Im Folgenden J genannt), und sie hat bei mir Schutz gesucht, so erkläre ich mir ihr Verhalten. Auch wir wurden nachdem sie sich getrennt hat, sehr gute Freunde, wir waren fast immer auf einer Wellenlänge. Dann kam meine Hochzeit, und R. wurde plötzlich extrem offen für sehr viele Dinge im sexuellen Bereich, vorher lief natürlich niemals etwas. Man lernte sich also auch intimer kennen, traf sich auch mal zu viert (sie ist ja auch verheiratet), aber die meiste Zeit trafen wir uns allein, was immer recht intensive Erfahrungen waren, sowohl von der emotionalen als auch von der finanziellen Seite her. Schließlich liegen 250 km zwischen uns. J. war natürlich immer dagegen, das ich mich mit R. treffe, meine Frau hingegen hat mir nur gesagt, das ist mein Ding, soll ich selber regeln, hat mir also völlig freie Hand gelassen, da sie weiss, wo ich hingehöre. J. und R. kamen beide mit meiner Frau klar, J. etwas weniger, weil sie sich, da single, deutlich mehr von der Sache versprochen hat als sie zugeben wollte. Wie dem auch sei, R. wurde von ihrem Mann schwanger, und ich habe mich zurückgezogen, weil sie sich um 180° gedreht hat. Alles was ich vorher so tat, war immer okay, plötzlich nicht mehr.
Fortan musste alles vernünftig und gut bürgerlich ablaufen, und wehe wenn nicht, das hatte immer großes Konfliktpotenzial. Wir haben uns dann mal versucht, auszusprechen, aber das ging nur mehr schlecht als recht, also haben wir es sein gelassen, und gingen fortan friedlich unserer eigenen Wege. War eine tolle Zeit, und als solche halte ich das in Erinnerung. J. passte das natürlich gut in den Kram, weil ich ja nun deutlich mehr Freizeit hatte und zu ihr nur etwa 40 km zu fahren sind. Da konnte ich dann auch "mal eben rüber" fahren, und das tat ich oft, und wenn nicht, kam sie zu mir. Nur ich bin ein Mensch, der seine Freiheit liebt, und so wurde J. immer eifersüchtiger auf meine Frau, dieses Verhältnis begann also, sich stetig anzuspannen. Die Harmonie zwischen uns verflog, auch weil ich zu der Zeit arbeitstechnisch in Schwierigkeiten kam, dazu gleich mehr im nächsten Absatz. Dann fing sie an, mich zu belügen, und wir waren sonst immer ehrlich und aufrichtig zueinander. Sie hat sich im Internet irgendeinen Typen geangelt, motzte immer irgendwas über seine Kifferei, und da ich absolut contra Drogen bin, hielt ich dementsprechend nix von ihm, habe mich nur gewundert, warum sie immer zu ihm gefahren ist und für mich keine Zeit hatte. Das führte beim Versuch, ein klärendes Gespräch zu führen, dann auch zur Eskalation, ich musste mich anbrüllen lassen (mitten in der Nacht), und habe entschieden, das es so nicht weiter gehen kann. Ich bin dann heim gefahren, habe ihr noch ein paar Male bei den Wehwehchen ihres Autos geholfen, zuletzt eine größere und teurere Reparatur, wo ich das Geld vorgestreckt habe, und wollte etwas Gras über diese Sache wachsen lassen. Ich habe ihr dennoch vertraut, und ihr angeboten, mir das Geld für die Reparatur in Raten zurückzahlen zu können, da sie ja noch mitten in der Ausbildung steckte. Anfang Dezember 2013 guckte ich nebenher auf mein Konto und hatte plötzlich den gesamten Betrag von ihr überwiesen bekommen, und war etwas erstaunt. Ich habe dann nachgefragt, ob sie sich sicher ist mit der großen Summe, und sie meinte, das wäre schon okay so. Als ich dann eine Woche später endlich meinen Urlaub hatte, wollte ich sie am Wochenende besuchen, um wieder Zeit mit ihr verbringen zu können. Hatte aber auf dem Weg schon so ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, und fuhr eine Runde duch die Stadt, kam am Haus bei ihrer Mutter vorbei, wo sie bis dahin noch ein eigenes Zimmer hat, wo sie sich die Woche über aufhielt.
Da war alles dunkel, und ihr Auto war nicht da. Ich schrieb eine SMS, ob sie Lust hat, das WE mit mir zu verbringen, es sollte ja ein Überraschungsbesuch sein, worüber sie sich sonst immer gefreut hat. Dann fuhr ich zu ihrer Wohnung. Der Schlüssel passte nicht mehr. Nach einer weiteren SMS, ob alles okay sei, und dann kam die erste Antwort, sie hätte ja schon gepennt, erzählte irgendwas von Schichtarbeit, und sie würd gern weiterschlafen, so weit meine Erinnerung daran. Da ihr Auto allerdings auch nicht an der Wohnung stand, war nun die Sache für mich klar, die ich die ganze Zeit nicht sehen wollte. Ich habe ihr kurz meine Meinung per SMS gepfiffen, und fuhr frustriert wieder nach hause. Als ersten Schritt der Bewältigung habe ich irgendwo auf der Autobahn die beiden Schlüssel aus dem Fenster geworfen. So fing mein 5-wöchiger Urlaub ja schon mal toll an. Weihnachten und meinen Geburtstag habe ich dann ausfallen lassen, ich wollte in Ruhe trauern darüber, das eine jahrelange, enge und sehr intime Freundschaft zerbrochen war - so wie ein Jahr zuvor die Freundschaft zu R. Das war jetzt aus meiner Perspektive der Anfang vom Ende, denn das, was bis hierher geschah, hätte ich mühelos verkraftet, heute (2015) habe ich diese Dinge völlig verarbeitet, und damit abgeschlossen. Ich denke kaum noch dran, und wenn, muss ich schonmal schmunzeln, wie viel Zeit ich eigentlich verschwendet habe. Weiter geht es mit dem, was mich dann zermürbt hat - mein Arbeitsplatz.
Dazu muss ich einen kleinen Zeitsprung zurück machen, ins Frühjahr 2013. Ich habe die Sache mit R's Schwangerschaft und ihrer 180°-Drehung als ärgerlich, aber verloren abgetan, hatte mit J. zu diesem Zeitpunkt eine tolle Zeit, nur in der Firma lief es nicht so ganz rund. Ich habe in einem Industriebetrieb gearbeitet, hatte einen unbefristeten Arbeitsvertrag, es hätte nicht besser laufen können, wenn die verdammten BWLer nicht alles kaputtoptimiert hätten. In der Folge ging es dem Unternehmen immer schlechter, von den Massen an Leiharbeitern war fast niemand mehr übrig. Die Informationspolitik in diesem Unternehmen was alles andere als fair zu den Arbeitern, denn wichtige Informationen wurden nur dann weiter gegeben, wenn es schon zu spät war, irgendwie gegensteuern zu können. Aus Angst vor Kündigungen haben wir reingehauen wie die Berserker, Stunden geschoben, Sonderschichten gemacht, trotz das wir so im Ungewissen gelassen wurden, denn es kamen immer mal Gerüchte auf über Kündigungen, worüber man sich dann den Kopf zerbrochen hat. Dadurch wurde ich dann depressiv, viele der Kollegen ebenfalls, bis zum Ende 2013 dann mehr als die Hälfte der Abteilung in Behandlung war deswegen, die meisten mussten Antidepressiva konsumieren, um es dort überhaupt auszuhalten. Ich bin auch einer der Konsumenten geworden, ich nehme heute noch 15mg Mirtazapin täglich. Die Kollegen, zu denen ich noch Kontakt habe, nehmen ebenfalls heut noch Tabletten, denn einige hat es noch schlimmer getroffen als mich.
Nach meinem 5-wöchigem Urlaub im Dezember kam ich dann Montags frohen Mutes zur Arbeit, und traf da auf meine Kollegen, die ziemlich demotiviert vor ihren Schaltschränken saßen und nicht in der Lage waren, vernünftige Arbeitsschritte zu machen, die Atmosphäre war sehr negativ, destruktiv, whatever. Richtig mies einfach. Es hieß, morgen sei Betriebsversammlung, und dann wird uns gesagt wie es weiter geht. Es wurde natürlich wie immer alles von den Anzugträgern schöngeredet, aber man spürte förmlich das Beben im Raum, weil alle anwesenden Kollegen Angst um ihren Job, um ihre Existenz hatten. Mittwoch morgen dann gingen die Delegationen durch die einzelnen Hallen, um mit jedem Mitarbeiter ein Einzelgespräch zu führen. Als ich dann an der Reihe war, hat mir der Personalchef irgendwelche Floskeln um die Ohren gehauen, ich habe ihm gesagt, er soll aufhören, rumzuschwallen, und endlich sagen was Phase ist. Er sagte es mir, worauf ich dann meinen Abteilungsleiter angeguckt habe und sagte "so viel dann zum wertvollsten Mitarbeiter, der ich Montag noch gewesen sein soll". Gut, das das anwesende Betriebsratsmitglied mich zurückgehalten hat, sonst wäre ich eskaliert. Ich habe meine Sachen zusammen gepackt, habe dem Vorarbeiter meine Schlüssel auf den Tisch geklatscht, und bin wortlos gegangen und nie wieder da gewesen.
So kam ich dann in die Transfergesellschaft, habe ein Bewerbungstraining gemacht, und war nach nur 2 Monaten wieder in Lohn und Brot, sogar zu deutlich mehr Netto, da nehme ich gerne den 5fachen Arbeitsweg in Kauf. Die Arbeit dort macht mir sehr großen Spass, das Klima ist super, die Kollegen schwerstens in Ordnung, Ich konnte so richtig aufleben, habe endlich wieder so etwas wie Freude verspüren können. In meiner Ehe hatte es leichte Anspannungen gegeben, aber nie Streit. Auch hier war alles wie durch ein Wunder vergeben und vergessen, schlagartig. Und noch etwas ward vergessen. Meine Suizidalität aufgrund der zermürbenden Ereignisse in der Firma, mein Grübeln, wie es weiter geht, die "Planungen, es den Anzugträgern heimzuzahlen", es wäre wohl wirklich Medienwirksam geworden, wenn ich diese Planungen durchgezogen hätte. Ich habe sie komplett verworfen, sie existieren nur noch in meinen Tagebüchern, die ich währenddessen geschrieben habe. Mein Kopf ist auch heute noch völlig frei davon.
Dieses Glück währte nicht lange. Ich habe mich in der neuen Firma sehr gut eingefügt, gebe alles, was ich leisten kann, man ist mit meiner Arbeit sehr zufrieden, und ist froh, keinen Deppen eingestellt zu haben. Man weiss meine Ideen und meine Arbeit zu schätzen, und wenn ich mal Probleme habe, wird mir sofort geholfen dabei. Hier mache ich gerne und freiwillig Überstunden. Ich muss jetzt zwar zum Rauchen ausstempeln, aber who cares? Das ist mir lieber, als ständig im ungewissen gelassen zu werden, was das Arbeitsverhältnis angeht. Mit dem Betriebsrat kann ich super, bekomme also auch meine Infos meist bevor der Chef sie mir mitteilen kann, das ist auch etwas seltenes, finde ich. Und ich habe nicht mehr so den Druck, den ich aus anderen Firmen kenne. Dann wurde ich im August 2014 für 2 Wochen Krank, konnte kaum noch laufen, am rechten Fuß hatte ich eine heftige Entzündung, Arthritis, recht schmerzhaft, aber das war schnell abgestellt, ich bekam ein Antibiotikum und etwas Schmerzmittel, damit war's gut, ich konnte wieder hin und weiterarbeiten.
Und nun zur aktuellen Lage:
Ich war jetzt sechs Wochen nicht mehr arbeiten. Es fing an mit starken Erschöpfungserscheinungen am rechten Fuß, ich vermutete einen erneuten Arthritisanfall, und bin zum Arzt gehumpelt. Nach der Blutabnahme war klar, die Harnsäurewerte sind okay, keine Arthritis. Mir taten die Zehen sehr weh, Gehen kann ich nur noch eingeschränkt. Es folgte die Feststellung "Senk/Spreizfuß beidseitig", und ich bekam einlagen verschrieben, welche allerdings 2 Wochen auf sich warten lassen haben. Die Schmerzen wurden immer heftiger. Ich bin teilweise nachts aus dem Schlaf hochgeschreckt, und habe vor Schmerzen geheult. Der linke Fuß fing dann ebenso an, kein Gefühl mehr in den Zehen, weiter Schmerzmittel genommen, nach dem Kinderkram wie Ibuprofen und Novalgin wurde der Fuß dann geröntgt, um festzustellen, ob es eine orthopädische Ursache hat. Kein Befund. Ich bekam Tilidin 100mg verschrieben, endlich ein Mittel was ansatzweise hilft. Nachdem ich die Röntgenbilder eingereicht hatte, guckte sich der Arzt das an, meinte, sie haben ja einen Senk/Spreizfuss. "Ach nee, da wäre ich von selbst nicht drauf gekommen, was ist mit meiner Überweisung zur Neurologie?" habe ich gefragt, denn das sollte laut meiner Ärztin, die ausgerechnet heute nicht da war, als nächstes gemacht werden. Er winkte ab, sagte, ich bekomme ja jetzt bald die Einlagen für die Schuhe, und dann wird das wieder. Rezept für Novalgin und Tilidin bekommen, und dann hat er mich heim geschickt.
Da saß ich dann mit meinen Schmerzen, Gehbehindert wie sonstwas, an meine Leidenschaft Auto zu fahren ist nicht mehr zu denken, und eigentlich nur noch völlig dicht von Schmerzmitteln. Ich habe immer aufgeschrieben was ich alles einwerfe, um bloß nicht die Tageshöchstdosen zu überschreiten, bis es dann passierte. Ich hatte mal wieder eine Tilidin eingeworfen, weil der Schmerz mich übermannt und plattgemacht hat, da rebellierte mein Magen, und teilte mir unmißverständlich mit, das er das nicht mehr mit macht. Ich habe mich den ganzen Tag nur noch erbrochen, Stuhlgang hatte ich bereits eine Woche nicht mehr, und selbst einen Schluck Wasser habe ich sofort wieder ausgespien. Dazu kam ein Angstzustand erster Güte, sowie das Gefühl, gleich umzukippen, denn an Essen war ja nicht zu denken. Ich kam ins Krankenhaus und wurde auch direkt dabehalten. Das Tilidin hat eine Verstopfung verursacht, die mit täglicher Gabe von Macrogol langsam aber sicher gelöst wurde, und so konnte ich zumindest wieder defäkieren, und ich konnte endlich wieder essen, denn nun war ja wieder Platz im Verdauungstrakt. Gegen die Schmerzen hat man Novalgin intravenös versucht, was aber völlig wirkungslos war. Erst mit Dipiperon war daran zu denken, vielleicht doch mal die Augen einen Moment zu zu machen. Die Halluzinationen durch den massiven Schlafentzug der letzten Wochen flauten ab, der Magen nahm langsam seine Tätigkeit wieder auf wie er soll, es ging mir schon bald besser. Bei der obligatorischen Magenspiegelung kam dann eine leichte Magenschleimhautentzündung ans Licht, welche laut der Ärztin wohl ursächlich für einen Vitamin B12, Folsäure, Eisen und Kaliummangel ist. Genau weiss ich das nicht, ich bin kein Arzt, aber es klingt plausibel, ebenso ist es wohl so, das diese Mangelerscheinungen die Nerven schädigen können. Die Magenschleimhautentzündung kann unter Umständen daher kommen, das ich täglich 2 Liter Cola trinke plus eine 0.5er Dose Energydrink.
Das ist nun völlig vorbei, dieses Zeug habe ich seit dem KH-Aufenthalt nicht mehr angefasst. Sicherheitshalber habe ich drauf hingewiesen, und ich wurde untersucht, ob eventuell Diabetes vorliegt, aber dem war nicht so, auch die Blutzuckerwerte sind alle in einem gesunden Bereich. Damit war dann auch hier klar, das ein Neurologe sich das mal ansehen muss. Der kam dann auch nach kurzer Zeit, hat mit seinem Hämmerchen geguckt, ob meine Reflexe noch da sind wo sie hingehören, und dann Polyneuropathie vermutet, ist sich aber nicht sicher, weil es nicht eindeutig ist. Nun nehme ich zu den ganzen anderen Präparaten noch Pregabalin, ein Antiepileptikum. Ich merke zwar, es tut sich was in meinen Zehen, aber die Schmerzattacken, so als ob man eine Nadel mit Gewalt in die Zehen rammen würde, sind immer noch da. Das brennende Gefühl auf der Haut meiner Zehen ist etwas weniger geworden, wenn auch nicht ganz weg. Was aber viel schlimmer ist als das Problem mit meinen Füßen, ist die Tatsache, das ich so darunter leide, nicht mehr meinen Hobbies und sonstigen Aktivitäten nachgehen zu können, das meine unzulässiges Wort wieder allgegenwärtig sind. Stehe ich auf einem hohen Balkon, grüble ich, ob die Höhe ausreicht. An Bahnübergängen gucke ich, wo man sich verstecken könnte, um im passenden Moment zu springen. Im Schützenverein denke ich drüber nach, was ich wohl meinen Kameraden damit antun würde, wenn ich einfach mal nicht auf die Zielscheibe, sondern mir in den Kopf schieße. Am meisten sorge ich mich jedoch um mein unmittelbares Umfeld. Meine Frau, die für alles gar nichts kann, und die immer für mich da ist, ich kann sie doch nicht mit 30 zur Witwe machen... Meine Mutter ist froh, das sie mich hat, denn mit COPD Stufe 3 ist das Leben alles andere als einfach, wenn nach 2 Treppen die Luft wegbleibt. Mein Vater hat 2 Schlaganfälle hinter sich, und auch er ist froh, das er mich hat, denn ich kümmere mich außerdem um sein Auto, damit er mobil bleibt. An meine Freunde habe ich da noch gar nicht gedacht. Bisher bin ich noch stark im Widerstehen, aber ich habe irgendwie etwas Angst davor, das sich mein Wille, zu leben, irgendwann in Luft auflöst, denn ich bin wie gesagt 34 und möchte nicht jetzt schon Schmerzen haben, die ich bis an mein Lebensende ertagen muss.
Als ich dann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam ich heim, und sah, das mein geliebter Kater im sterben liegt. Ich war erst total überfordert mit der Situation, aber als er dann vor Schmerzen schreiend zu mir kam und sich demonstrativ in sein Transportkörbchen legte, wusste ich was ich zu tun hatte. Wir sind also trotz meiner Fußschmerzen unter höchstem Risiko für die Verkehrssicherheit zur Tierklinik, und haben ihn erlösen lassen. Ich bin mir sehr sicher, das er so lang durchgehalten hat, das ich aus dem Krankenhaus wieder komme. So konnte auch ich Abschied nehmen. Wieder daheim, mit tränenden Augen, wollte ich mich dann schlafen legen, weil ich jetzt echt genug Theater hatte und einfach mal etwas ausspannen wollte, so weit es mit dem Gesteche in den Füßen möglich ist. Dazu kam es aber nicht. Ich musste mich wieder übergeben, bekam Durchfall, und Angstzustände, wie ich sie noch nie erlebt habe. Regelrecht Panik habe ich bekommen. Was dazu führte, das ich mir um 4:00h morgens ein Taxi gerufen habe, um mich wieder ins Krankenhaus einzuliefern. Also keine 24h nachdem ich raus kam, war ich wieder drin. Jetzt nicht nur mit höllischen Schmerzen in den Füßen, nein, nun auch noch Angstzustände und Panikattacken. Dies äußert sich so, das ich völlig irrational Angst davor habe, gleich umzukippen weil ich zu wenig gegessen habe oder so, obwohl ich erst eine Stunde zuvor gut gegessen habe. Ich schwitze, obwohl ich friere. Dann ist mir ziemlich heiß, ich schwitze aber dann überhaupt nicht. Warm und Kalt kann ich dann auch nicht mehr unterscheiden, habe sogar einmal zum Rauchen auf dem Balkon Jacke, Schal und Mütze vergessen, war also nur mit Schlappen, Jogginghose und T-Shirt draussen, wobei eine aufmerksame Nachtschwester das gesehen hat und mir sofort ohne zu Fragen meine Jacke und die Mütze gebracht hat. Im Krankenhaus wurde das mit Tavor behandelt, es hat auch sehr gut geholfen.
Leider habe ich keine Notration davon mit nach hause bekommen, wer Tavor kennt, weiss auch warum. Während dieser "Attacken" bin ich meist recht verwirrt, kommentiere alles, was ich grade mache, spreche mit den Gegenständen, die ich grad herumräume, packe meine Tasche für einen eventuellen weiteren Klinikaufenthalt, mache total irrationale Sachen und bin dabei alles andere als koordiniert, wenn ich was nachschlagen will in Wiki, dann öffne ich die Seite und weiss nicht mehr was ich da wollte. Ich packe Rasierschaum und Klingen ein, obwohl die schon längst in meiner Klinik-Notfalltasche vorhanden sind, lasse aber den Rasierer selbst im Bad liegen. Und während der Panikattacken ist mir so übel, das ich denke, gleich muss ich mich wieder übergeben. Ich bin vorgestern dann in einer psychiatrischen Klinik vorstellig geworden, weil ich mir denke, es kann nur vom Kopf her kommen, denn im Krankenhaus haben sie mich gesundheitlich so umgekrempelt, das organisch alles in Ordnung ist, bis auf eben die Sache mit den Füßen, was ja von einem Neurologen behandelt wird. In der Psychiartie hat man mich nicht aufgenommen, weil ich meine Suizidgedanken verschwiegen habe, es war mir auch ganz recht, denn ich würde gern nach Ostern wieder arbeiten gehen, um wieder einen geregelten Tagesablauf zu haben, vielleicht renkt sich das alles wieder ein und vielleicht gehen auch die Panikattacken wieder weg wenn alles geregelt läuft, wie es früher war. Dennoch habe ich als Backup Lorazepam 1mg verschrieben bekommen, was meine Angstzustände innerhalb rund 30min. beendet und mich wieder klar und rational denken lässt.leider hebt es die Wirkung des Tilidin in minutenschnelle auf, das dann die Schmerzen wieder da sind. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, denn als ich das Tilidin weggelassen hatte, hatten meine Angstzustände den Effekt, das ich auch an den Füßen deutlich weniger Schmerzen verspürte und sogar einigermaßen laufen konnte, was sonst mit den Schmerzen eher ein Humpeln ist. Fakt ist, ich brauche dringend eine Psychotherapie, das habe ich bereits eingesehen, wenn auch sehr spät. Nach Ostern gehts los mit der Suche nach einem Psychotherapeuten, der einigermaßen zu mir passt. Noch bin ich guter Dinge, aber auch das kann sich vielleicht noch ändern.
Was mir allerdings immer noch sehr fehlt, ist die Freundschaft zu J., von der ich oben gesprochen habe. Ich werde wohl nie wieder einen Menschen treffen, bei dem alles so perfekt gepasst hat, wie bei ihr. Das sie "nicht mehr da ist", zieht mich zusätzlich sehr herunter, was meine Suizidalität vermutlich noch ein bisschen verstärkt, wobei ich ganz genau weiß, das es keine Frau dieser Welt wert ist, sich dafür umzubringen. Ich denke, bei mir ist es das Gesamtpaket, was mich so aus der Bahn wirft. Jetzt, zu dieser Uhrzeit, bin ich froh, rational denken zu kommen, wenn nachher wieder meine Panik, meine Angstzustände kommen, sieht das alles wieder anders aus.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die, die sich diesen langen Text durchgelesen und ihn halbwegs verstanden haben. Meine Schmerzen machen mich wahnsinnig, und das ist das erste Mal, das ich diesen Satz anwende und ihn dabei absolut ernst meine. Ich weiß, hier gibt es viel schlimmere, viel ernstere Sachen und Geschichten im Forum, meine ist im Gegensatz dazu vielleicht auch wirklich nur peanuts. Aber mich macht das alles momentan wirklich nervlich sehr fertig, und so langsam manifestieren sich die unzulässiges Wort wieder.
Liebe Grüße vom Vectrafahrer
Meine Wenigkeit nennt sich hier Vectrafahrer, um meinen wahren Vornamen nicht direkt preis geben zu müssen, das kommt dann vielleicht irgendwann mal später. Zuerst möchte ich mich euch vorstellen, damit ihr in etwa wisst, um was für einen Menschen es sich hier handelt. Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet, und lebe in einer Mietwohnung am Stadtrand einer nicht sehr kleinen, aber auch nicht sehr großen Stadt, obwohl wir bei Wikipedia als Großstadt geführt sind. Arbeiten muss ich ein paar Städte weiter, aber da war ich seit sechs Wochen nicht mehr, nach Ostern werde ich allerdings versuchen, wieder ein normales Leben zu führen, soweit es mir unter den gegebenen Umständen möglich ist. Was vielleicht noch wichtig ist, das meine Frau und ich eine offene Ehe führen, denn wer will schon nach zehn Jahren immer nur das gleiche Schnitzel zu mittag. Diese Sache läuft beidseitig, es wird vorher immer alles abgesprochen, das läuft einwandfrei, und ist ein großer Beweis dafür, wie sehr wir uns vertrauen, denn wir wissen wo wir hingehören, wissen aber auch, sobald etwas schief geht, das es dann halt so ist. Wir sind uns des Risikos also bewusst. Und nun etwas zu meiner Geschichte, ich fange mal dort an, wo ich denke, das alles anfing.
Vor vielen Jahren (2003) lernte ich ein Mädel (Nennen wir sie der Einfachheit halber mal R) kennen, was mir buchstäblich die Luft im Halse stecken ließ. Sie war einfach umwerfend, aber damals hatte ich keinerlei Chancen, denn sie war (natürlich) vergeben, also habe ich da nicht weiter nachgehakt. Vergessen hatte ich sie jedoch niemals. Dann lernte ich meine jetzige Frau (Nenne ich hier S) kennen, und lebten viele Jahre glücklich, wir hatten beide Arbeit, und wollten das verflixte siebte Jahr abwarten, bevor wir heiraten. Währenddessen traf ich besagtes Mädel (R) im Jahre 2008 auf einer Internetseite in einem speziellen Forum wieder, habe sie einfach mal angeschrieben, ob sie sich an mich erinnert, und so trafen wir uns ziemlich oft, einfach nur um zu quatschen, die Chemie stimmte also. Wir haben uns sehr eng befreundet, also lud ich sie zu meiner Hochzeit 2012 ein. Dann lernte ich gemeinsam mit meiner Frau ein Pärchen kennen, mit dem wir auch so weit klar kamen, aber "er" war immer recht rabiat zu ihr (Im Folgenden J genannt), und sie hat bei mir Schutz gesucht, so erkläre ich mir ihr Verhalten. Auch wir wurden nachdem sie sich getrennt hat, sehr gute Freunde, wir waren fast immer auf einer Wellenlänge. Dann kam meine Hochzeit, und R. wurde plötzlich extrem offen für sehr viele Dinge im sexuellen Bereich, vorher lief natürlich niemals etwas. Man lernte sich also auch intimer kennen, traf sich auch mal zu viert (sie ist ja auch verheiratet), aber die meiste Zeit trafen wir uns allein, was immer recht intensive Erfahrungen waren, sowohl von der emotionalen als auch von der finanziellen Seite her. Schließlich liegen 250 km zwischen uns. J. war natürlich immer dagegen, das ich mich mit R. treffe, meine Frau hingegen hat mir nur gesagt, das ist mein Ding, soll ich selber regeln, hat mir also völlig freie Hand gelassen, da sie weiss, wo ich hingehöre. J. und R. kamen beide mit meiner Frau klar, J. etwas weniger, weil sie sich, da single, deutlich mehr von der Sache versprochen hat als sie zugeben wollte. Wie dem auch sei, R. wurde von ihrem Mann schwanger, und ich habe mich zurückgezogen, weil sie sich um 180° gedreht hat. Alles was ich vorher so tat, war immer okay, plötzlich nicht mehr.
Fortan musste alles vernünftig und gut bürgerlich ablaufen, und wehe wenn nicht, das hatte immer großes Konfliktpotenzial. Wir haben uns dann mal versucht, auszusprechen, aber das ging nur mehr schlecht als recht, also haben wir es sein gelassen, und gingen fortan friedlich unserer eigenen Wege. War eine tolle Zeit, und als solche halte ich das in Erinnerung. J. passte das natürlich gut in den Kram, weil ich ja nun deutlich mehr Freizeit hatte und zu ihr nur etwa 40 km zu fahren sind. Da konnte ich dann auch "mal eben rüber" fahren, und das tat ich oft, und wenn nicht, kam sie zu mir. Nur ich bin ein Mensch, der seine Freiheit liebt, und so wurde J. immer eifersüchtiger auf meine Frau, dieses Verhältnis begann also, sich stetig anzuspannen. Die Harmonie zwischen uns verflog, auch weil ich zu der Zeit arbeitstechnisch in Schwierigkeiten kam, dazu gleich mehr im nächsten Absatz. Dann fing sie an, mich zu belügen, und wir waren sonst immer ehrlich und aufrichtig zueinander. Sie hat sich im Internet irgendeinen Typen geangelt, motzte immer irgendwas über seine Kifferei, und da ich absolut contra Drogen bin, hielt ich dementsprechend nix von ihm, habe mich nur gewundert, warum sie immer zu ihm gefahren ist und für mich keine Zeit hatte. Das führte beim Versuch, ein klärendes Gespräch zu führen, dann auch zur Eskalation, ich musste mich anbrüllen lassen (mitten in der Nacht), und habe entschieden, das es so nicht weiter gehen kann. Ich bin dann heim gefahren, habe ihr noch ein paar Male bei den Wehwehchen ihres Autos geholfen, zuletzt eine größere und teurere Reparatur, wo ich das Geld vorgestreckt habe, und wollte etwas Gras über diese Sache wachsen lassen. Ich habe ihr dennoch vertraut, und ihr angeboten, mir das Geld für die Reparatur in Raten zurückzahlen zu können, da sie ja noch mitten in der Ausbildung steckte. Anfang Dezember 2013 guckte ich nebenher auf mein Konto und hatte plötzlich den gesamten Betrag von ihr überwiesen bekommen, und war etwas erstaunt. Ich habe dann nachgefragt, ob sie sich sicher ist mit der großen Summe, und sie meinte, das wäre schon okay so. Als ich dann eine Woche später endlich meinen Urlaub hatte, wollte ich sie am Wochenende besuchen, um wieder Zeit mit ihr verbringen zu können. Hatte aber auf dem Weg schon so ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, und fuhr eine Runde duch die Stadt, kam am Haus bei ihrer Mutter vorbei, wo sie bis dahin noch ein eigenes Zimmer hat, wo sie sich die Woche über aufhielt.
Da war alles dunkel, und ihr Auto war nicht da. Ich schrieb eine SMS, ob sie Lust hat, das WE mit mir zu verbringen, es sollte ja ein Überraschungsbesuch sein, worüber sie sich sonst immer gefreut hat. Dann fuhr ich zu ihrer Wohnung. Der Schlüssel passte nicht mehr. Nach einer weiteren SMS, ob alles okay sei, und dann kam die erste Antwort, sie hätte ja schon gepennt, erzählte irgendwas von Schichtarbeit, und sie würd gern weiterschlafen, so weit meine Erinnerung daran. Da ihr Auto allerdings auch nicht an der Wohnung stand, war nun die Sache für mich klar, die ich die ganze Zeit nicht sehen wollte. Ich habe ihr kurz meine Meinung per SMS gepfiffen, und fuhr frustriert wieder nach hause. Als ersten Schritt der Bewältigung habe ich irgendwo auf der Autobahn die beiden Schlüssel aus dem Fenster geworfen. So fing mein 5-wöchiger Urlaub ja schon mal toll an. Weihnachten und meinen Geburtstag habe ich dann ausfallen lassen, ich wollte in Ruhe trauern darüber, das eine jahrelange, enge und sehr intime Freundschaft zerbrochen war - so wie ein Jahr zuvor die Freundschaft zu R. Das war jetzt aus meiner Perspektive der Anfang vom Ende, denn das, was bis hierher geschah, hätte ich mühelos verkraftet, heute (2015) habe ich diese Dinge völlig verarbeitet, und damit abgeschlossen. Ich denke kaum noch dran, und wenn, muss ich schonmal schmunzeln, wie viel Zeit ich eigentlich verschwendet habe. Weiter geht es mit dem, was mich dann zermürbt hat - mein Arbeitsplatz.
Dazu muss ich einen kleinen Zeitsprung zurück machen, ins Frühjahr 2013. Ich habe die Sache mit R's Schwangerschaft und ihrer 180°-Drehung als ärgerlich, aber verloren abgetan, hatte mit J. zu diesem Zeitpunkt eine tolle Zeit, nur in der Firma lief es nicht so ganz rund. Ich habe in einem Industriebetrieb gearbeitet, hatte einen unbefristeten Arbeitsvertrag, es hätte nicht besser laufen können, wenn die verdammten BWLer nicht alles kaputtoptimiert hätten. In der Folge ging es dem Unternehmen immer schlechter, von den Massen an Leiharbeitern war fast niemand mehr übrig. Die Informationspolitik in diesem Unternehmen was alles andere als fair zu den Arbeitern, denn wichtige Informationen wurden nur dann weiter gegeben, wenn es schon zu spät war, irgendwie gegensteuern zu können. Aus Angst vor Kündigungen haben wir reingehauen wie die Berserker, Stunden geschoben, Sonderschichten gemacht, trotz das wir so im Ungewissen gelassen wurden, denn es kamen immer mal Gerüchte auf über Kündigungen, worüber man sich dann den Kopf zerbrochen hat. Dadurch wurde ich dann depressiv, viele der Kollegen ebenfalls, bis zum Ende 2013 dann mehr als die Hälfte der Abteilung in Behandlung war deswegen, die meisten mussten Antidepressiva konsumieren, um es dort überhaupt auszuhalten. Ich bin auch einer der Konsumenten geworden, ich nehme heute noch 15mg Mirtazapin täglich. Die Kollegen, zu denen ich noch Kontakt habe, nehmen ebenfalls heut noch Tabletten, denn einige hat es noch schlimmer getroffen als mich.
Nach meinem 5-wöchigem Urlaub im Dezember kam ich dann Montags frohen Mutes zur Arbeit, und traf da auf meine Kollegen, die ziemlich demotiviert vor ihren Schaltschränken saßen und nicht in der Lage waren, vernünftige Arbeitsschritte zu machen, die Atmosphäre war sehr negativ, destruktiv, whatever. Richtig mies einfach. Es hieß, morgen sei Betriebsversammlung, und dann wird uns gesagt wie es weiter geht. Es wurde natürlich wie immer alles von den Anzugträgern schöngeredet, aber man spürte förmlich das Beben im Raum, weil alle anwesenden Kollegen Angst um ihren Job, um ihre Existenz hatten. Mittwoch morgen dann gingen die Delegationen durch die einzelnen Hallen, um mit jedem Mitarbeiter ein Einzelgespräch zu führen. Als ich dann an der Reihe war, hat mir der Personalchef irgendwelche Floskeln um die Ohren gehauen, ich habe ihm gesagt, er soll aufhören, rumzuschwallen, und endlich sagen was Phase ist. Er sagte es mir, worauf ich dann meinen Abteilungsleiter angeguckt habe und sagte "so viel dann zum wertvollsten Mitarbeiter, der ich Montag noch gewesen sein soll". Gut, das das anwesende Betriebsratsmitglied mich zurückgehalten hat, sonst wäre ich eskaliert. Ich habe meine Sachen zusammen gepackt, habe dem Vorarbeiter meine Schlüssel auf den Tisch geklatscht, und bin wortlos gegangen und nie wieder da gewesen.
So kam ich dann in die Transfergesellschaft, habe ein Bewerbungstraining gemacht, und war nach nur 2 Monaten wieder in Lohn und Brot, sogar zu deutlich mehr Netto, da nehme ich gerne den 5fachen Arbeitsweg in Kauf. Die Arbeit dort macht mir sehr großen Spass, das Klima ist super, die Kollegen schwerstens in Ordnung, Ich konnte so richtig aufleben, habe endlich wieder so etwas wie Freude verspüren können. In meiner Ehe hatte es leichte Anspannungen gegeben, aber nie Streit. Auch hier war alles wie durch ein Wunder vergeben und vergessen, schlagartig. Und noch etwas ward vergessen. Meine Suizidalität aufgrund der zermürbenden Ereignisse in der Firma, mein Grübeln, wie es weiter geht, die "Planungen, es den Anzugträgern heimzuzahlen", es wäre wohl wirklich Medienwirksam geworden, wenn ich diese Planungen durchgezogen hätte. Ich habe sie komplett verworfen, sie existieren nur noch in meinen Tagebüchern, die ich währenddessen geschrieben habe. Mein Kopf ist auch heute noch völlig frei davon.
Dieses Glück währte nicht lange. Ich habe mich in der neuen Firma sehr gut eingefügt, gebe alles, was ich leisten kann, man ist mit meiner Arbeit sehr zufrieden, und ist froh, keinen Deppen eingestellt zu haben. Man weiss meine Ideen und meine Arbeit zu schätzen, und wenn ich mal Probleme habe, wird mir sofort geholfen dabei. Hier mache ich gerne und freiwillig Überstunden. Ich muss jetzt zwar zum Rauchen ausstempeln, aber who cares? Das ist mir lieber, als ständig im ungewissen gelassen zu werden, was das Arbeitsverhältnis angeht. Mit dem Betriebsrat kann ich super, bekomme also auch meine Infos meist bevor der Chef sie mir mitteilen kann, das ist auch etwas seltenes, finde ich. Und ich habe nicht mehr so den Druck, den ich aus anderen Firmen kenne. Dann wurde ich im August 2014 für 2 Wochen Krank, konnte kaum noch laufen, am rechten Fuß hatte ich eine heftige Entzündung, Arthritis, recht schmerzhaft, aber das war schnell abgestellt, ich bekam ein Antibiotikum und etwas Schmerzmittel, damit war's gut, ich konnte wieder hin und weiterarbeiten.
Und nun zur aktuellen Lage:
Ich war jetzt sechs Wochen nicht mehr arbeiten. Es fing an mit starken Erschöpfungserscheinungen am rechten Fuß, ich vermutete einen erneuten Arthritisanfall, und bin zum Arzt gehumpelt. Nach der Blutabnahme war klar, die Harnsäurewerte sind okay, keine Arthritis. Mir taten die Zehen sehr weh, Gehen kann ich nur noch eingeschränkt. Es folgte die Feststellung "Senk/Spreizfuß beidseitig", und ich bekam einlagen verschrieben, welche allerdings 2 Wochen auf sich warten lassen haben. Die Schmerzen wurden immer heftiger. Ich bin teilweise nachts aus dem Schlaf hochgeschreckt, und habe vor Schmerzen geheult. Der linke Fuß fing dann ebenso an, kein Gefühl mehr in den Zehen, weiter Schmerzmittel genommen, nach dem Kinderkram wie Ibuprofen und Novalgin wurde der Fuß dann geröntgt, um festzustellen, ob es eine orthopädische Ursache hat. Kein Befund. Ich bekam Tilidin 100mg verschrieben, endlich ein Mittel was ansatzweise hilft. Nachdem ich die Röntgenbilder eingereicht hatte, guckte sich der Arzt das an, meinte, sie haben ja einen Senk/Spreizfuss. "Ach nee, da wäre ich von selbst nicht drauf gekommen, was ist mit meiner Überweisung zur Neurologie?" habe ich gefragt, denn das sollte laut meiner Ärztin, die ausgerechnet heute nicht da war, als nächstes gemacht werden. Er winkte ab, sagte, ich bekomme ja jetzt bald die Einlagen für die Schuhe, und dann wird das wieder. Rezept für Novalgin und Tilidin bekommen, und dann hat er mich heim geschickt.
Da saß ich dann mit meinen Schmerzen, Gehbehindert wie sonstwas, an meine Leidenschaft Auto zu fahren ist nicht mehr zu denken, und eigentlich nur noch völlig dicht von Schmerzmitteln. Ich habe immer aufgeschrieben was ich alles einwerfe, um bloß nicht die Tageshöchstdosen zu überschreiten, bis es dann passierte. Ich hatte mal wieder eine Tilidin eingeworfen, weil der Schmerz mich übermannt und plattgemacht hat, da rebellierte mein Magen, und teilte mir unmißverständlich mit, das er das nicht mehr mit macht. Ich habe mich den ganzen Tag nur noch erbrochen, Stuhlgang hatte ich bereits eine Woche nicht mehr, und selbst einen Schluck Wasser habe ich sofort wieder ausgespien. Dazu kam ein Angstzustand erster Güte, sowie das Gefühl, gleich umzukippen, denn an Essen war ja nicht zu denken. Ich kam ins Krankenhaus und wurde auch direkt dabehalten. Das Tilidin hat eine Verstopfung verursacht, die mit täglicher Gabe von Macrogol langsam aber sicher gelöst wurde, und so konnte ich zumindest wieder defäkieren, und ich konnte endlich wieder essen, denn nun war ja wieder Platz im Verdauungstrakt. Gegen die Schmerzen hat man Novalgin intravenös versucht, was aber völlig wirkungslos war. Erst mit Dipiperon war daran zu denken, vielleicht doch mal die Augen einen Moment zu zu machen. Die Halluzinationen durch den massiven Schlafentzug der letzten Wochen flauten ab, der Magen nahm langsam seine Tätigkeit wieder auf wie er soll, es ging mir schon bald besser. Bei der obligatorischen Magenspiegelung kam dann eine leichte Magenschleimhautentzündung ans Licht, welche laut der Ärztin wohl ursächlich für einen Vitamin B12, Folsäure, Eisen und Kaliummangel ist. Genau weiss ich das nicht, ich bin kein Arzt, aber es klingt plausibel, ebenso ist es wohl so, das diese Mangelerscheinungen die Nerven schädigen können. Die Magenschleimhautentzündung kann unter Umständen daher kommen, das ich täglich 2 Liter Cola trinke plus eine 0.5er Dose Energydrink.
Das ist nun völlig vorbei, dieses Zeug habe ich seit dem KH-Aufenthalt nicht mehr angefasst. Sicherheitshalber habe ich drauf hingewiesen, und ich wurde untersucht, ob eventuell Diabetes vorliegt, aber dem war nicht so, auch die Blutzuckerwerte sind alle in einem gesunden Bereich. Damit war dann auch hier klar, das ein Neurologe sich das mal ansehen muss. Der kam dann auch nach kurzer Zeit, hat mit seinem Hämmerchen geguckt, ob meine Reflexe noch da sind wo sie hingehören, und dann Polyneuropathie vermutet, ist sich aber nicht sicher, weil es nicht eindeutig ist. Nun nehme ich zu den ganzen anderen Präparaten noch Pregabalin, ein Antiepileptikum. Ich merke zwar, es tut sich was in meinen Zehen, aber die Schmerzattacken, so als ob man eine Nadel mit Gewalt in die Zehen rammen würde, sind immer noch da. Das brennende Gefühl auf der Haut meiner Zehen ist etwas weniger geworden, wenn auch nicht ganz weg. Was aber viel schlimmer ist als das Problem mit meinen Füßen, ist die Tatsache, das ich so darunter leide, nicht mehr meinen Hobbies und sonstigen Aktivitäten nachgehen zu können, das meine unzulässiges Wort wieder allgegenwärtig sind. Stehe ich auf einem hohen Balkon, grüble ich, ob die Höhe ausreicht. An Bahnübergängen gucke ich, wo man sich verstecken könnte, um im passenden Moment zu springen. Im Schützenverein denke ich drüber nach, was ich wohl meinen Kameraden damit antun würde, wenn ich einfach mal nicht auf die Zielscheibe, sondern mir in den Kopf schieße. Am meisten sorge ich mich jedoch um mein unmittelbares Umfeld. Meine Frau, die für alles gar nichts kann, und die immer für mich da ist, ich kann sie doch nicht mit 30 zur Witwe machen... Meine Mutter ist froh, das sie mich hat, denn mit COPD Stufe 3 ist das Leben alles andere als einfach, wenn nach 2 Treppen die Luft wegbleibt. Mein Vater hat 2 Schlaganfälle hinter sich, und auch er ist froh, das er mich hat, denn ich kümmere mich außerdem um sein Auto, damit er mobil bleibt. An meine Freunde habe ich da noch gar nicht gedacht. Bisher bin ich noch stark im Widerstehen, aber ich habe irgendwie etwas Angst davor, das sich mein Wille, zu leben, irgendwann in Luft auflöst, denn ich bin wie gesagt 34 und möchte nicht jetzt schon Schmerzen haben, die ich bis an mein Lebensende ertagen muss.
Als ich dann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam ich heim, und sah, das mein geliebter Kater im sterben liegt. Ich war erst total überfordert mit der Situation, aber als er dann vor Schmerzen schreiend zu mir kam und sich demonstrativ in sein Transportkörbchen legte, wusste ich was ich zu tun hatte. Wir sind also trotz meiner Fußschmerzen unter höchstem Risiko für die Verkehrssicherheit zur Tierklinik, und haben ihn erlösen lassen. Ich bin mir sehr sicher, das er so lang durchgehalten hat, das ich aus dem Krankenhaus wieder komme. So konnte auch ich Abschied nehmen. Wieder daheim, mit tränenden Augen, wollte ich mich dann schlafen legen, weil ich jetzt echt genug Theater hatte und einfach mal etwas ausspannen wollte, so weit es mit dem Gesteche in den Füßen möglich ist. Dazu kam es aber nicht. Ich musste mich wieder übergeben, bekam Durchfall, und Angstzustände, wie ich sie noch nie erlebt habe. Regelrecht Panik habe ich bekommen. Was dazu führte, das ich mir um 4:00h morgens ein Taxi gerufen habe, um mich wieder ins Krankenhaus einzuliefern. Also keine 24h nachdem ich raus kam, war ich wieder drin. Jetzt nicht nur mit höllischen Schmerzen in den Füßen, nein, nun auch noch Angstzustände und Panikattacken. Dies äußert sich so, das ich völlig irrational Angst davor habe, gleich umzukippen weil ich zu wenig gegessen habe oder so, obwohl ich erst eine Stunde zuvor gut gegessen habe. Ich schwitze, obwohl ich friere. Dann ist mir ziemlich heiß, ich schwitze aber dann überhaupt nicht. Warm und Kalt kann ich dann auch nicht mehr unterscheiden, habe sogar einmal zum Rauchen auf dem Balkon Jacke, Schal und Mütze vergessen, war also nur mit Schlappen, Jogginghose und T-Shirt draussen, wobei eine aufmerksame Nachtschwester das gesehen hat und mir sofort ohne zu Fragen meine Jacke und die Mütze gebracht hat. Im Krankenhaus wurde das mit Tavor behandelt, es hat auch sehr gut geholfen.
Leider habe ich keine Notration davon mit nach hause bekommen, wer Tavor kennt, weiss auch warum. Während dieser "Attacken" bin ich meist recht verwirrt, kommentiere alles, was ich grade mache, spreche mit den Gegenständen, die ich grad herumräume, packe meine Tasche für einen eventuellen weiteren Klinikaufenthalt, mache total irrationale Sachen und bin dabei alles andere als koordiniert, wenn ich was nachschlagen will in Wiki, dann öffne ich die Seite und weiss nicht mehr was ich da wollte. Ich packe Rasierschaum und Klingen ein, obwohl die schon längst in meiner Klinik-Notfalltasche vorhanden sind, lasse aber den Rasierer selbst im Bad liegen. Und während der Panikattacken ist mir so übel, das ich denke, gleich muss ich mich wieder übergeben. Ich bin vorgestern dann in einer psychiatrischen Klinik vorstellig geworden, weil ich mir denke, es kann nur vom Kopf her kommen, denn im Krankenhaus haben sie mich gesundheitlich so umgekrempelt, das organisch alles in Ordnung ist, bis auf eben die Sache mit den Füßen, was ja von einem Neurologen behandelt wird. In der Psychiartie hat man mich nicht aufgenommen, weil ich meine Suizidgedanken verschwiegen habe, es war mir auch ganz recht, denn ich würde gern nach Ostern wieder arbeiten gehen, um wieder einen geregelten Tagesablauf zu haben, vielleicht renkt sich das alles wieder ein und vielleicht gehen auch die Panikattacken wieder weg wenn alles geregelt läuft, wie es früher war. Dennoch habe ich als Backup Lorazepam 1mg verschrieben bekommen, was meine Angstzustände innerhalb rund 30min. beendet und mich wieder klar und rational denken lässt.leider hebt es die Wirkung des Tilidin in minutenschnelle auf, das dann die Schmerzen wieder da sind. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, denn als ich das Tilidin weggelassen hatte, hatten meine Angstzustände den Effekt, das ich auch an den Füßen deutlich weniger Schmerzen verspürte und sogar einigermaßen laufen konnte, was sonst mit den Schmerzen eher ein Humpeln ist. Fakt ist, ich brauche dringend eine Psychotherapie, das habe ich bereits eingesehen, wenn auch sehr spät. Nach Ostern gehts los mit der Suche nach einem Psychotherapeuten, der einigermaßen zu mir passt. Noch bin ich guter Dinge, aber auch das kann sich vielleicht noch ändern.
Was mir allerdings immer noch sehr fehlt, ist die Freundschaft zu J., von der ich oben gesprochen habe. Ich werde wohl nie wieder einen Menschen treffen, bei dem alles so perfekt gepasst hat, wie bei ihr. Das sie "nicht mehr da ist", zieht mich zusätzlich sehr herunter, was meine Suizidalität vermutlich noch ein bisschen verstärkt, wobei ich ganz genau weiß, das es keine Frau dieser Welt wert ist, sich dafür umzubringen. Ich denke, bei mir ist es das Gesamtpaket, was mich so aus der Bahn wirft. Jetzt, zu dieser Uhrzeit, bin ich froh, rational denken zu kommen, wenn nachher wieder meine Panik, meine Angstzustände kommen, sieht das alles wieder anders aus.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die, die sich diesen langen Text durchgelesen und ihn halbwegs verstanden haben. Meine Schmerzen machen mich wahnsinnig, und das ist das erste Mal, das ich diesen Satz anwende und ihn dabei absolut ernst meine. Ich weiß, hier gibt es viel schlimmere, viel ernstere Sachen und Geschichten im Forum, meine ist im Gegensatz dazu vielleicht auch wirklich nur peanuts. Aber mich macht das alles momentan wirklich nervlich sehr fertig, und so langsam manifestieren sich die unzulässiges Wort wieder.
Liebe Grüße vom Vectrafahrer