Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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scutire
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Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von scutire »

ich schreibe, weil mir alles abhanden kommt die letzten wochen. weil ich immer weiter abstumpfe, mich zurückziehe, mir nur den tod wünsche. der gedanke an suizid ist zur zeit das einzige was mir irgendwo halt gibt (aka. "wenn es nicht mehr geht muss ich nicht weiter leben" ach wenn es nur so leicht wär)

anfang januar wurde ich entlassen aus der psychiatrie, sitze also bereits einen monat wieder zu hause rum, bzw liege bzw vegetiere bzw stelle mich tot.
die ersten ein, zwei wochen waren sogar ganz passabel, mein blick eher nach außen gerichtet und ich habe mir viel vorgenommen (endlich wieder sport, endlich wieder regelmäßige soziale kontakte durchziehen, endlich wieder regelmäßig essen und schlafen usw)
das hielt nicht lange an und ich bin fast da, wo ich vor der klinik war, heißt abschirmen und abwägungen leben/tod.

meine therapien nehme ich so halb wahr. zumindest zu meiner psychotherapeutin gehe ich wöchentlich. ich weiß nicht wozu, kriege kaum einen satz heraus "wie geht es ihnen, wie war die woche?"- es gibt keine antwort darauf. die stunde endet dann wieder mit "wenns nicht mehr geht rufen sie die 112". ich wünsche mir verstanden zu werden, verstehe mich aber selber nicht. andererseits sind die therapiesitzungen das einzige worauf ich mich "freue" zur zeit. danach gehts mir dann aber dreckig, also wo ist der sinn?

ich ertrage keine menschen, ertrage aber irgendwann auch das alleinsein nicht mehr, decke fällt mir auf den kopf, draußen fühle ich mich so vogelfrei.

das schlimme ist die leere, ich kann mich mit nichts beschäftigen. nicht schreiben, nicht malen, nicht sinnvoll nachdenken.
ich brauche ablenkung. aber ich kriege es einfach nicht hin. ich höre radio, manchmal hilfts. aber die halbstündigen, sich wiederholeden nachrichten machen auch muß im hirn.

ärzte und therapeuten versuchen mich aufzumuntern, es sei eine phase die vorbei geht. mir entzieht sich jegliche logik weshalb ich von phase zu phase leben soll. klar gibt es die weniger schlechten phasen. lange halten die nicht an.

ich nerve mich mit meinem gejammer und meiner schwäche. ich weiß, dass ich mobiliserbare kräfte habe, hätte. ich weiß nur nicht wofür es sich zu kämpfen lohnt.

wäre da nicht familie etc würde mir die entscheidung viel leichter fallen.
lohnt sich ein leben ohne sinn? für wen lebe ich eigentlich? ich bin nicht frei.
ich bin eine hülle, ich bin leer, in mir existiert nichts. alles gerede, alles geschreibe, alles gefühle ist illusorisch. mein leben ist künstlich, nur eine simulation. ich bin eine lügnerin.

dank an alle leser.
Thorsten3210
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Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von Thorsten3210 »

Immerhin hast Du es geschafft, Dich vor Deinen PC oder Laptop zu setzen und hier im Forum diesen längeren Beitrag zu schreiben. Ich schätze mal, der ersten Rat, den man Dir in der Therapie gegeben hat, war Deinen Tag zu strukturieren ? Also abends einen schriftl. Plan machen, was Du am nächsten Tag machen willst, und das dann durchziehen (und belohnen, wenn man was gut geschafft hat). Ich nehme an, Du hast derzeit keinen Job / Schule /Studium, womit Du Dich tagsüber beschäftigen kannst ? Das macht es schwer, denn Beschäftigung schafft Ablenkung. Vielleicht suchst Du Dir erstmal kleinere Aufgaben bzw. Ziele, die Du auch gut schaffen kannst. Aber ich schätze mal, dass Dir dafür wohl momentan der Antrieb fehlt ? Nimmst Du denn derzeit was an Medikamenten ein ? Ich denke da an antriebsteigernde, stimmungsaufhellende Antidepressiva. Kleiner Tip: Versuch Dich auf das HEUTE zu konzentrieren. Was gestern war ist vorbei, was morgen ist hast Du nicht in der Hand. Das HEUTE ist entscheidend, nur den HEUTIGEN Tag musst Du versuchen, möglichst gut zu bewältigen (Das kommt nicht von mir, sondern von Dale Carnegie :wink: )
suffered
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Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von suffered »

scutire hat geschrieben:ich ertrage keine menschen, ertrage aber irgendwann auch das alleinsein nicht mehr, decke fällt mir auf den kopf, draußen fühle ich mich so vogelfrei.

das schlimme ist die leere, ich kann mich mit nichts beschäftigen. nicht schreiben, nicht malen, nicht sinnvoll nachdenken.
ich brauche ablenkung. aber ich kriege es einfach nicht hin. ich höre radio, manchmal hilfts. aber die halbstündigen, sich wiederholeden nachrichten machen auch muß im hirn.

ärzte und therapeuten versuchen mich aufzumuntern, es sei eine phase die vorbei geht. mir entzieht sich jegliche logik weshalb ich von phase zu phase leben soll. klar gibt es die weniger schlechten phasen. lange halten die nicht an.

ich nerve mich mit meinem gejammer und meiner schwäche. ich weiß, dass ich mobiliserbare kräfte habe, hätte. ich weiß nur nicht wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Das geht mir genauso, seit meiner sehr heftigen Psychose 2013 kann ich mich auch nicht mehr richtig selber beschäftigen (vorher konnte ich es noch halbwegs). Und unter andere Menschen gehe ich auch nicht gerne, so war ich schon immer. Sie geben mir die Diagnose schizoaffektive Psychose und wahrscheinlich noch eine schizoide Persönlichkeitsstörung. Wenn man sich nicht mehr beschäftigen kann, verblödet man automatisch und das ist das was ich am meisten hasse an meiner Situation :oops:
pida
Beiträge: 560
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2009, 05:45

Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von pida »

hej scutire,

" willkommen im club " ;-))

bist manderl, bist du weiberl ?
verheiratet ?
kinders ?
ansonsten fit ?
berufsausbildung ?
zuletzt gearbeitet als ?
hobbies ?
bist du mobil ? sport machst du ja . . .
kannst du dir mal 'n zimmer inner jugendherberge deiner wahl abseits deines angestammten umfeldes vorstellen ?
könntes du mal ne woche ' abhauen ' , abtauchen ?

ich kämpf' gerade auch mal wieder, aber irgendwie geht's manchmal weiter.
und bitte : nicht den sinn des lebens suchen.
sondern wie das leben zufriedenstellend ausgefült werden kann (persönliche meinung ).

und wenn du bei deinen recherchen mal auf NaP stösst : kannst mir ruhig die hälfte anbieten ;-))

lieben gruss und alles gute,
pida
( mit eingeschränktem zugriff auf's internet )
glycerine

Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von glycerine »

wie oft warst du in der Klappse?
Nach dem erstem Mal war ich auch komplett vernichtet.
Brauche seit 2008 keine Klappse mehr.
Ohne mich zu beschäftigen komme ich auch auf blöde Gedanken, ich versuche immer irgendwas zu machen, und sei es nur putzen und aufräumen wenn man sonst nichts zu tun hat.
gibt skillslisten im netz, da ist auch manchmal was dabei auf das man noch nicht gekommen ist, googeln wenn interesse...
scutire
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Registriert: Sonntag 1. Februar 2015, 10:11

Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von scutire »

ahoy-hoy.
danke für eure antworten.

habe ein studium und eine ausbildung abgebrochen
die ausbildung anfang 2014 wegen, ich sags ungern aber das ist die diagnose, depressionen (ich habe ein etwas anderes verständnis meiner "erkrankung" als die diagnosemanuals)
habe mir dann eine therapeutin gesucht, nach der 2. probatorischen sitzung landete ich dann in der geschlossenen, freiwillig.
dort gute erfahrung gemacht, bisschen aufgebaut, ohne plan wieder raus
dann ambulant an der klinik täglich einen termin (dbt-gruppe, kunst und ergotherapie, arztgespräche) sowie ambulante VT
das ganze letzte jahr über so weiter gemacht, mit besseren und sclechteren phasen
dann im november alles eingebrochen und wieder paar wochen stationär (bin da ja schon vorher engmaschig in behandlung gewesen, daher kenne ich mittlerweile die ärzte und therapeuten auch von station, sehr gute klinik, da wird man nicht einfach nur ruhiggestellt, ohne die wär ch vermutlich schon hin)
gab und gibt auch super kooperation zwischen meiner therapeutin und den ärzten der klinik, darf mich überhauopt nicht beschweren, habe da super unterstützung. fühle mich schuldig.
kriege trotzdem mein leben nicht auf die reihe.
nehme seit dreiviertel jahr valdoxan 50mg, zwischendurch auch andere AD probiert die nichts gebracht haben. frage mich ob das valdoxan überhaupt irgendwie wirkt, wenn die depressiven phasen immer wieder kommen? überlege es abzusetzen. habe generell so meine schwierigkeiten an die wirksamkeit von ads zu glauben.
bin nun seit halben, dreiviertel jahr in therapie, aber ich kann mich einfach nicht öffnen bzw weiß nicht was mein problem ist. meine therapeutin mag ich, aber sie ist manchmal glaube ich überfordert mit mir.

tja, die letzten monate.
ich weiß, andere haben sicher eine viel längere psychokarriere hinter sich und leiden mehr. oder haben mehr grund zu leiden.
die depressiven phasen und suizidgedanken ziehen sich seit der jugend durch mein leben, niemand hats leicht im leben, auch ich nicht immer, aber es gibt keinen grund so schwach zu sein und so sehr unter dem "nichts" zu leiden.
blablabla
ihr wisst sicher worauf ich hinaus will.
in zwei wochen beginnt für mich, wenn ichs durchziehe, eine stationäre psychotherapie, schematherapie an einer klinik für anthroposophische medizin.
überlege hin und her ob ich a) die kraft für sowas hab b) es sinn macht dort hinzugehen (diverse gründe, befürchtungen) und c) ob ich das recht habe (ja ich weiß, meine diagnose entcsheidet ob ich das recht hab oder nicht)

ich habe keinen lebensplan, hatte nie einen, hab mich an verschiedenen dingen ausprobiert und bin gescheitert.
mir fehlt der glaube und der wille und der sinn. wofür kämpfen?
für diesen satz schäme ich mich, ich bin nicht schwach, menschen können so viele kräfte mobilisieren wenn sie wissen wofür sie es tun.
ich bin müde vom leben und vom leiden. müde mit mir zu leben. ich bin gefangen im leben. hab oft nur noch den wunsch mich zu befreien.
glycerine

Re: Leere - was dagegen tun (wollen, können, sollen)?

Beitrag von glycerine »

Naja, Depressionen sind ja auch nicht immer gleich schwer, wem steht es schon zu zu vergleichen oder beurteilen wer jetzt mehr Leiden hat, Depressionen können sehr wohl reichen um überhaupt nicht mehr klarzukommen, ich hatte mal eine Depression die war so schlimm dass für mich das Leben einfach unmöglich war weiterzuleben dachte ich, dann ging ich in die Klappse und kam als anderer Mensch wieder raus(umgangssprachlich gesehen). Ich sah wieder das Licht und ich dachte mir dass es das erste Mal war dass dies der Fall war, ich habe den blöden Fehler gemacht dass ich meine Depressionen mit Drogen behandeln wollte, das ist bei psychischen Problemen mit erheblichen Risiko verbunden, das wusste ich schon aber man glaubt dass es bei einem selber schon nicht schief gehen kann.

Was ich meinem Umfeld auch immer klarmachen will ist dass eine Psychopille alleine den wenigsten vollkommen hilft ohne andere Angebote und Bemühungen, wenn ich mal zu jemanden sage dass ich deshalb weil ich AD nehme noch nicht beschwerdefrei bin, dann sagen sie dass ich die falsche Tablette haben muss, das alleine ist noch kein Allheilmittel, aber bei manchen bringt es echt etwas, vielleicht nicht alles, aber etwas.
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