Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Kellermensch
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Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Kellermensch »

Hallo,

ich bin neu hier und ganz angetan davon, dass sich hier Menschen sachlich und ehrlich zum Thema Suizid äußern. Ich dachte, es gäbe nichts, was ich zu dem Thema noch nicht gedacht habe, aber so eine freie Diskussion ist mir neu.

Zwischen den Stühlen

Vor ein paar Wochen hat sich eine Freundin von mir das Leben genommen. Die sechste aus meinem Freundeskreis seit 2005. Davor habe ich von 4 weiteren Suiziden an meiner Schule mitbekommen, wo ich die Leute aber selber nicht gekannt hab. Auch wenn jeder von ihnen das 2005er Trauma wieder aufgewühlt hat (wir waren quasi beteiligt und wir waren noch Kinder) ist diesmal was anders. Ich glaub nicht mehr dran, dass das irgendwann ein Ende hat. Seit neun Jahren warte ich darauf, dass ich lerne damit umzugehen und anstatt das irgendwas besser wird, bringt sich immer wieder jemand neues um. Ich kann nur noch denken "wer ist der nächste?", weil die Erfahrung gezeigt hat, dass es immer einen Nächsten gibt (interessanterweise mussten viele Leute sterben für diese Erkenntnis, nach den ersten 5 dachte ich, dass hört irgendwann wieder auf). Und ich hab keinen Bock mehr darauf. Ich hatte noch nie viel Vertrauen zu dieser Welt und in den letzten Jahren gelernt, dass mein Misstrauen berechtigt ist und ich hier eigentlich nicht dazugehören will.
Mir ist klar, wie widersprüchlich das ist, trotz meiner Erfahrungen die nächste in dieser Serie sein zu "wollen", aber ich glaube auch, dass ich gerade durch meine Erfahrung das Recht habe einzuschätzen, was mein eigenes Leid im Vergleich zum Leid meiner Angehörigen wiegt und zu entscheiden, dass es reicht.

Dinge vorher regeln

Aber obwohl ich - trotz der letzten Jahre - schon lange selbst Suizidgedanken mit mir rumtrage waren diese immer eher "theoretischer" Natur und jetzt wo es an die "Praxis" geht, fällt mir auf, dass es Dinge gibt, die mir irgendwie unklar sind. Was muss man vorher regeln? Was kann man den Angehörigen überlassen? (dass das vielleicht auch vom Verhältnis zu den Angehörigen abhängt ist mir klar). Ich wohn allein, wie kann ich trotzdem erreichen, dass ich nicht erst in 5 Monaten gefunden werde? Was passiert mit meinen Sachen? Ich hab nicht viel Wertvolles: ein Instrument, ein Fahrrad, meinen Laptop? Reichts, wenn ich auf einen Zettel schreibe, wer was bekommen soll? Ich bin noch nicht in einem Alter wo man sich automatisch schon Gedanken über Nachlass und sowas gemacht hat. Überhaupt mein Laptop... eigentlich hätte ich gern, dass meine Angehörigen die Finger davon lassen, weil 9 Jahre Selbsthass und Depression kein Elternteil der Welt zu lesen kriegen sollte, aber reichts alles zu löschen oder stellt die Polizei alles wieder her? Ich fänds gut, wenn mein Facebookprofil gelöscht würde, aber meine sonstige Internet-aktivität (so auch diese hier) einfach in der Timeline nach unten rutscht und versinkt... Ich hab noch ein paar Rechnungen (also im wörtlichen Sinne) offen, die würde ich natürlich noch bezahlen, einen Auftrag bis Ende des Monats, der mir sehr am Herzen liegt... (Bafögantrag hätt ich mir quasi sparen können...) Und dann? Hab ich was vergessen? (Muss man sich irgendwo abmelden :mrgreen: :arrow: sorry, aber ohne Galgenhumor hält mans ja wohl echt nicht aus) Von Abschiedsbriefen halte ich eigentlich wenig, Musik an meiner Beerdigung wäre mir wichtig, aber eigentlich ist das ja was für die Angehörigen, also sollten die das auch entscheiden?


So, ich hoff mein Beitrag verstößt jetzt nicht gegen eine Regel von der ich nichts weiß, aber das Methodenunterforum ist ja schon harter Stoff und wenn sowas erlaubt ist, dann müsste das ja auch gehen. (Ich bin immer noch perplex, was ich hier in den letzten Tagen alles gelesen hab, weil ich - wie alle wahrscheinlich - nur kenn, dass alles totgeschwiegen wird). Tat auf jeden Fall gut, das mal zu teilen.
Thorsten3210
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Thorsten3210 »

Die sechste aus meinem Freundeskreis seit 2005. Davor habe ich von 4 weiteren Suiziden an meiner Schule mitbekommen
Dann hast Du ja schon 10 Suiziden in Deinem Umfeld mitbekommen, das ist wirklich eine ganze Menge..... :evil:

Wenn man alleine wohnt, gibt es die Möglichkeit einer zeitverzögerten Mail (Vorteil: Falls man es sich anders überlegt ooder der Versuch schiefgeht, kann man die noch stoppen, im Gegensatz zum Brief).

Daten auf dem PC sollte man durch Zerstörung der Festplatte löschen, dann kann nix wiederhergestellt werden. Dokumente in Papierform durch den Aktenvernichter jagen.

Ansonsten in Ruhe alle Dinge ordnen: Rechnungen bezahlen, Geld für Beerdigung bereitlegen, Testament verfassen, in dem Du regelst, wer was bekommt. Eventuell Abschiedbrief (falls Du irgendwas erklären willst, oder Dich bei jemanden für die Freundschaft bedanken möchtest, oder Angehörige/Freunde von Schuld freisprechen willst). Vorwürfe wird sich aber auch mit Abschieds-Brief jeder machen, der Dich mochte, ob er es nicht hätte verhindern können).......Sachen wie Wohnung kündigen, Versicherungs-Verträge kündigen, Konto auflösen etc. kann man natürlich auch selber regeln, aber ich würde es einfach den Hinterbliebenen überlassen, oder demjenigen, dem Du etwas hinterlässt.
Ashes
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Ashes »

Gute Güte so viele Suizide .. Was ist denn 2005 passiert das es so viele in den Tod treibt :(

Ich würde versuchen möglichst mit geklärten Verhältnissen zu gehen, also keine Streitereien / Missverständnisse zurücklassen. Ich fänd auch GANZ wichtig eine Patientenverfügung zu verfassen falls etwas schiefgeht.
Bist Du Dir sicher, dass du diesen Schritt gehen willst? Seltsamerweise hört man häufiger von Suizidreihen als würde einem der Suizid von Freunden oder Angehörigen den eigenen Suizid näher bringen.

Wenn Dir Dinge bzgl deiner Beerdigung wichtig sind ist so eine zeitverzögerte Email toll. Ich würde zum Beispiel nicht wollen das die Leute in Trauerkleidung erscheinen sondern ganz so wie sie sich am wohlsten fühlen.
Eine Beerdigung ist so schon düster und beklemmend genug finde ich.
Aber regeln müsstest Du an sich überhaupt nichts. Du entlastet halt deine Angehörigen.
Ashes
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Ashes »

Und bist du sicher das du alles von dir zerstören möchtest?
Vielleicht würde es deinen Eltern helfen dich zu verstehen und möglicherweise könnten sie letztendlich sogar besser damit umgehen? Nur so ein Gedanke..
Kellermensch
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Kellermensch »

Ich weiß den Grund nicht. Im Moment schieb ich es auf die Stadt und die Schule, aber eine richtige Antwort hab ich auch nach neun Jahren intensivem Nachdenken nicht.

Es hat ja schon vor 2005 angefangen. Das war so ne Dreiergeschichte in den Jahrgängen über mir, ich kannte die alle nicht, aber mitgekriegt hat mans halt doch. Ein Typ ist vom Dach gesprungen, im Jahr drauf hat sich die Freundin umgebracht und im Jahr drauf der Bruder der Freundin. Und irgenwann dazwischen ein Austauschschüler, den wir so gut kannten, wie man halt Austauschschüler kennt...
2005 war einfach das Schlimmste, weil es ein enger Freund war, wir waren noch so klein und sind halt so furchtbar mit drin gehangen. Und alle weiteren Suizide haben mich halt nicht nur "an sich" getroffen, sondern auch, weil diese 2005er Geschichte wieder aufgewühlt wurde.

Braucht man zum Testament schreiben einen Notar? Oder kann man das auch irgendwie selber? Ich vermute fast, der potenzielle Notar lacht mich aus, wenn ich sag, ich möchte als junger gesunder Mensch ohne nennenswerten Besitz ein Testament schreiben.

Abschiedsbrief brauch ich wie gesagt glaub ich nicht, weil diejenigen, denen ich irgendeine Schuld zuweisen wollen würde sind schon tot und den Angehörigen zu sagen, dass ich sie liebe und sie sich keine Vorwürfe machen sollen, artet glaub ich nur in Kitsch aus und bringt niemandem was.

Geld für die Beerdigung müssen sowieso meine Eltern übernehmen, genauso wie meine ganzen Versicherungen noch über die Eltern laufen, die auch meine Wohnung bezahlen - insofern werd ich von solchen Dingen wohl eher die Finger lassen.

Wie ist das mit der Patientenverfügung? Kann ich das allein und formlos oder muss das auch irgendwie mit Notar oder so sein?

Ja, das mit der Beerdigung beschäftigt mich auch ziemlich. Die letzte Beerdigung war so kurz und unpersönlich und ernüchternd und ich fands noch viel trauriger als die Sache an sich, dass das "Alles" war. Im Nachhinein kann ich sagen, dass die Beerdigung von 2005 unheimlich schön war, ebenso eine von den 2007er Beerdigungen. (Und auch die anderen waren alle nicht so schrecklich, wie die jetzt). Auf der anderen Seite krieg ichs ja nicht mehr mit und sollte vielleicht auch nicht diejenige sein, die sich anmaßt zu entscheiden was jetzt für meine Angehörigen gut/richtig/schön ist. Ich mag zum Beispiel Heavy Metal und fänd das auch auf meiner Beerdigung schön, aber wenn das alle nur durcheinanderbringt, was soll das dann?

Ich möcht auch gar nicht alles zerstören, aber ich find tatsächlich die Vorstellung, dass meine Angehörigen in meinen Sachen rumgraben am aller unangenehmsten bei der ganzen Sache. Ich glaub auch, dass das alles nur noch mehr Verwirrung und Missverständnisse auslöst, deswegen würd ich glaub ich gern entscheiden was "übrig" bleibt. Oh je, das wird noch viel Arbeit :/
Thorsten3210
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Thorsten3210 »

Braucht man zum Testament schreiben einen Notar?
nein, kein Notar nötig, Testament muss nur handgeschrieben, mit Datum und unterschrieben sein. Sonst keine Form. Ich hab meines in 5 Minuten geschrieben, ist voll rechtsgültig.
Wie ist das mit der Patientenverfügung?
auch hier kein Notar nötig. Patientenverfügung gibt als Vordruck, den du Dir runterladen kannst (google) und nur auszufüllen/ankreuzen brauchst. Nur für den Fall, dass Du den Suizdversuch überlebst und als "Gemüse" aufwachst, würde ich ankreuzen, dass Du keine Ernährung per Sonde willst. Allenfalls Schmerzbehandlung, um grosses Leiden zu lindern. Aber ddie Wahlmöglichkeiten siehst Du schon beim Ausfüllen. Die Patientenverfügung gut sichtbar in der Wohnung platzieren, ebenso wie das Testament.

Hast Du Dich denn schon für eine Methode entscheiden, wenn ich fragen darf ? Und wirklich alle Möglichkeiten, ob (oder ggf. wie) ein Weiterleben doch noch möglich ist, sollten natürlich gründlich abgeklärt sein, man sollte sich 100% sicher sein.

Heavy Metal wirst Du als letzten Musik-Wunsch wohl nicht durchsetzen können, ich hab bei einer guten Freundin, die gestorben ist und gerne Punk hörte, versucht, Punkmusik als Abschiedlied bei der Trauerfeier durchzusetzen, wurde vom Institut abgelehnt. Aber das wird vielleicht woanders anders gehandhabt.

Gruß
Thorsten
osiris
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von osiris »

Hallo,
das Testament scheint national unterschiedliche Anforderungen zu stellen. Die einfache Form reicht in Deutschland? In der Schweiz ist beispielsweise der Ort m. W. ebenfalls zwingend zu erwähnen und es ist noch ein paar weiteren Parametern nachzuleben. Bei bescheideneren Hinterlassenschaften macht m. E. ein Letzter Wille auch wenig Sinn. Ein Notar wird wahrscheinlich vor allem lachen über ein Testament, das einem juristisch durchschnittlich bedarften Zeitgenossen spontan aus der Feder quillt.

Falls der Mail-Anbieter keinen zeitversetzten Versand anbietet: Mit Thunderbird und seiner Erweiterung "Später senden" erledigt das auch der Mailclient zuhause zuverlässig, wenn denn die Systemzeit richtig eingestellt ist. Um persönliche Daten zu zerstören genügt effektiv eigentlich die Neuinstallation eines Betriebssystemes. Rein technisch liessen sich dann zwar u. U. noch Daten wieder rekonstruieren, den wirklich exorbitanten Preis dafür wird indes mit Sicherheit niemand aufbringen wollen und oftmals auch gar nicht können.

Als "Abschiedsbriefe" liegt hier nur der Stapel vorbereitete – couvertiert, adressiert und frankiert – Kündigungsschreiben für Telefon, Versicherungen etc. bereit, wo nurmehr allenfalls der Totenschein beigepflegt werden muss.
Kellermensch
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Kellermensch »

Ja, meine Rede, ein Notar würde mich wahrscheinlich auslachen :mrgreen: Aber ich fänds trotzdem schön, wenn mein weniger Besitz in die "richtigen" Hände gerät.

@ashes: Ja, ich bin mir sicher. Ich hab nur nicht vor irgendwas zu überstürzen, ich dachte an Ende des Monats (da gäbs auch ein "symbolträchtiges" Datum), aber wenn ich mir gerade so überlege, was es noch alles zu tun gibt, ist das wahrscheinlich eher knapp kalkuliert. Ich bin auch regelrecht "erleichtert", die Entscheidung getroffen zu haben. Ich finde es auch nicht besonders traurig und hab auch keine Angst. Schade nur, dass ich meinem Umfeld dieses Gefühl nicht vermitteln kann :/

@thorsten:
Ja, ich hatte eine feuerwerksverrückte Tante, bei deren Beerdigung wir auch keine Raketen abfeuern durften :mrgreen:

Brrrr, ja, als Gemüse enden möchte ich natürlich nicht :? aber ich denk die Wahrscheinlichkeit ist eher gering sofern ich nicht zu früh gefunden werde, wofür seinerseits die Wahrscheinlichkeit eher gering ist. Ich wohn ja allein und hab nicht so viele/enge soziale Kontakte, mir bereitet das zu SPÄT gefunden werden tatsächlich größere Sorgen, aber das mit der zeitversetzten Mail ist ja eine gute Idee.

Wegen der Methode... natürlich darfst du fragen (mich zwingt ja keiner zu antworten...), ich dachte an atypisches Erhängen. Im Gegensatz zu meinem Bekanntenkreis halt ichs nicht für erstrebenswert möglichst gewaltsam zu gehen (und auch nicht für erstrebenswert Lokführer mit reinzuziehen). Ich hab hier zum ersten Mal vom CO-Grillen gelesen, das klingt auch machbar (auch wenn ich im vierten Stock ohne Balkon wohne und nicht recht weiß, wo ich den Grill anzünden sollte, aber daran sollte es nicht scheitern - kleine unbelüfte Räume gibts jedenfalls), aber warum unnötig verkomplizieren...

Alle Möglichkeiten... tja... ja klar kann ich bestimmt irgendwie weiter machen mit den Schreien und den Bildern in meinem Kopf und nach Antworten suchen und mir die Frage stellen, wer wohl der Nächste ist. Hab ich ja die letzten neun Jahre auch irgendwie gemacht. Nicht für mich, aber das muss ja keiner wissen und nach außen hin geb ich ja ein passables Bild ab. Aber hinter der wohlorganisierten Fassade sitzt ein kleines Mädchen in der Hölle und du kannst dir nicht vorstellen, was es für ein gutes Gefühl ist, dass demnächst der Abspann läuft und ich einfach raus bin aus der Nummer. Ich hab mich von so Vielem schon lang verabschiedet, ich glaube wirklich nicht, dass das bisschen Fassade es wert ist zum Wohle meines Umfelds aufrecht erhalten zu werden.

Ich hab, wie oben geschrieben, nicht vor was zu überstürzen. Ich muss noch mit ein paar Leuten reden und eben ein paar Dinge regeln und es gibt wie gesagt noch diesen einen Auftrag, so lange ich an dem sitz schaffe ich es nicht, meine Sachen zu ordnen. Ich steh ab dem 21. auf der Warteliste für eine Tagesklinik und werd da auch hingehen. Dann hab ichs wenigstens versucht (das ist sicher wichtig für die Menschen die mich mögen). Ich glaube nicht, dass mir dort irgend jemand helfen kann, weil selbst wenn sie mir "Werkzeug" in die Hand geben, dass mich mit der Vergangenheit klar kommen lässt, können sie mir nicht die Zukunft nehmen (und es wird einen nächsten geben) - das kann ich nur selbst (und solang ich meine Pläne für mich behalt und nicht stationär bin, sollte das auch kein Problem sein). Ja klar, vielleicht kommt bis Mitte Ende August eine gute Fee vorbei, löscht die letzten 9 Jahre und gibt mir eine Garantie für die nächsten 9, dann bin ich gern bereit meine Pläne zu ändern, aber sonst ist das eben so.

Ha, oh man, viel Text. Aber schön, meine Gedanken irgendwo aufschreiben zu können.
MelperRitus
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von MelperRitus »

Ich ziehe es ja vor, dass meine ANgehörigen meine Beerdigung lacken müssen. Ich bohre hier noch Alles kaputt. Ich habe mir hochteure Bohrer bestellt, mit denen ich Alles und Alles hier kaputtbohre, weil die Rücken, Rücken Rücken Quasimodo zu mir sagten jeden Tag zu dritt. Deswegen bohre ich Alles kaputt. Keinen Geldwerten Vorteil hinterlassen und am Besten noch verschollen, so daß niemand weiss, ob ich noch lebe.

Wenn mein Geld aufgebraucht ist, gehe ich und die können meine Beerdigung noch lacken, die Penner. Ich weiss noch nicht, wie ich das anstellen soll, dass mich auch niemand findet, aber ich habe Zeit.

Dann können sich die unzulässiges Wort fragen, Wo issn der hin ?! Jeden Tag. Alle wissen, dass ich die mit der Armbrust erlege. Dann können die bangen, ob ich auftauche und die mit der Armbrust erlege, jeden Tag.
Thorsten3210
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Thorsten3210 »

Kellermensch hat geschrieben:Ich steh ab dem 21. auf der Warteliste für eine Tagesklinik und werd da auch hingehen. Dann hab ichs wenigstens versucht
Das hört sich gut an. Du hast recht, man sollte zumindest alles, wirklich alles versucht haben, ehe man den alles entscheidenden, nicht umkehrbaren Schritt geht. und vor allem, umbringen kann man sich immer noch, es läuft Dir nicht weg. Allein der Gedanke, dass es so einen "Notausgang" gibt, hat schon was beruhigendes und nimmt Druck aus dem Kessel. Ich bin auch gerade dabei, mit über "atypisches Erhängen" etwas schlauer zu machen. Offenbar eine zuverlässige Methode, wenn man da z.B. an die "Suizidserie von Bridgend" 2007 denkt (Siebzehn (!) unzulässiges Wort von Jugendlichen in Wales), alle durch Erhängen.

http://www.derwesten.de/waz-info/siebze ... 48350.html
DerAlte
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von DerAlte »

Ich verstehe diese Sachen mit "Dinge regeln" nur sehr schwer bis gar nicht. Wenn man weg ist, ist man weg. Da gibt es doch nichts mehr zu regeln. Vorbei ist vorbei. Es sei denn man hat irgendjemand, dem man unbedingt was vererben will oder sowas ähnliches.
Kellermensch
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Kellermensch »

@MelperRitus:
Puh... Armbrust ist ein ganz mieses Stichwort... aber das kannst du ja nicht wissen...
Ja, ne zeitlang hab ich auch drüber nachgedacht, wie es wäre einfach zu verschwinden. Aber die Umstände haben sich geändert, ich hab vielen vieles verziehen und möchte eigentlich den Schaden, den mein Tod anrichten wird so weit wie möglich minimieren.
Es klingt wahnsinnig traurig was du schreibst, ich weiß nicht ob das hier so üblich ist, aber fühl dich mal virtuell umarmt, ich weiß sonst nichts, was ich dir wünschen könnte.

@Thorsten:
Ja, Suizid als "Notausgang", so dachte ich das auch immer. Wusste aber nicht wie, hatte Angst und dachte dabei auch eher an meine dementen Großeltern - ein Zustand, in den ich einfach niemals kommen möchte. Eigentlich erwart ich mir nichts von der Klinik, das ist mehr so für die andern, und nachdem ich eh noch ein bisschen Zeit brauch, kann ich da ja auch hingehen (das mit der Zeit ist sowieso so komisch, ich geh halt noch in die Uni, hab am Freitag Klausur geschrieben, mich für nächstes Semester für ein Projekt eingetragen, dass ich nicht mehr wahrnehmen werd... aber ich wüsste auch nicht, was ich anders machen sollte, nur weil ich bald geh? Als ich gestern mein amazon-konto gelöscht habe, dachte ich mir auch "wie schade, es gibt noch so viel was ich lesen möchte"...

Ich hab auch Angst vor der Klinik, Angst, dass die mich für "krank" erklären, mir Medikamente geben, die mir ein Stück meiner Persönlichkeit wegnehmen, mich durchschauen und dann für immer einsperren, obwohl ich ja für niemanden eine Gefahr bin und mich dadurch überhaupt erst krank machen. Lieber geh ich als freier und gesunder Mensch. (Aber es ist halt so ausgemacht, und wenn ich da nicht hingeh, weckt das allerlei Verdacht)

An Beispielen für zuverlässige Methoden mangelts mir nun nicht gerade (Springen, Zug, Unbekannt, Zug, Armbrust, Zug, Strick, Heroin, Unbekannt, Zug), aber wie gesagt, muss ja nicht möglichst gewaltsam sein...

Ja, das mit den Bridgend-Suiziden hab ich auch verfolgt, in der Hoffnung eine Antwort zu finden. Ich glaube, dass sowas schnell zum "Selbstläufer" wird. Sei mal 15 oder 16 und lass 2-3 Freunde sich umgebracht haben... da ist der eigene Suizid ja nur logische Konsequenz. Mir tun diese Jugendlichen leid, aber ich kanns auch wirklich gut verstehen...

@DerAlte:
Naja, ich hab ja weder das Konzept "Testament" noch das Konzept "Patientenverfügung" erfunden... scheine also nicht der Einzige zu sein, dem dran gelegen ist, vorher noch ein paar Sachen festzulegen. Mir gehts auch wie gesagt nicht darum größtmöglichen Schaden anzurichten... Aber es mag sicher Gründe geben für dieses "nach mir die Sintflut". Und du hast ja recht, wenn man weg ist, ist man weg.
osiris
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Registriert: Samstag 18. September 2010, 08:46
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von osiris »

MelperRitus hat geschrieben:Ich ziehe es ja vor, dass meine ANgehörigen meine Beerdigung lacken müssen….
Hallo,
ob sie das müssen? Hier ist eine Abdankung und Beisetzung nicht vorgeschrieben und man kann die Urne auch mit nach Hause nehmen. Ob man dann einen Hausaltar damit aufbaut, Geranien düngt oder alles mit dem Hauskehricht entsorgt, das kümmert dann niemanden mehr.
S.s. bleibt dann vom zitierten Eingangsgedanken eigentlich nurmehr die beruhigende Sicherheit, dass eine kostenlose Entsorgung bei der Kadaververwertung an der Verweigerung einer wissentlichen Annahme humanoider Bestandteile scheitert.
Bad_Guardian_Bruder
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Registriert: Samstag 20. Juli 2013, 01:39

Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Bad_Guardian_Bruder »

Hallo Kellermensch,

Wäre schön wieder was von dir zu hören? Wo bist du?
Bitte melde dich.

liebe Grüße
BG
Thorsten3210
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Registriert: Dienstag 29. September 2009, 17:27
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Re: Zwischen den Stühlen/Dinge vorher regeln

Beitrag von Thorsten3210 »

Bad_Guardian_Bruder hat geschrieben:Weiß jemand was von Kellermensch?
Ruhig Blut, "Kellermensch" war zuletzt am 28.07.2014 hier im Forum, also vor 4 Tagen, da würde ich mir noch keine Sorgen machen. Abgesehen davon muß man sich ja nicht gleich was angetan haben, nur weil man eine weile nicht hier war. Gibt genug andere Gründe....
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