Ich finde, es kommt auf die Todesmethode/Sterbeart an. Auch, ob man dazu und/oder dabei Hilfe hat oder es ganz allein tun und erleben muss oder will. Und was man darüber so weiss, gelesen hat, sich dazu denkt oder (richtig oder falsch, das ergibt sich ja dann letztlich erst) vorstellt, wie viele Erfahrungsberichte es von wem und wo wie dazu gibt usw..
Ein bisschen Aufregung vor dem Neuen, Erstmaligen und gleichzeitig Letzten (das man niemandem mehr erzählen kann oder so) ist wohl immer dabei und finde ich normal - ausser man mache es "mit dem Mut der Verzweiflung", was aber, so denke ich, eher das Risiko erhöht, es könnte schief gehen (von langem Leiden bis Überleben/Weiterleben noch schlechter als vorher).
Thanatos hat geschrieben:Sobald die Angst vor dem Leben (oder das Leiden unter dem Leben) die Angst vor dem Sterben übertrifft, sollte es eigentlich keine Probleme mehr mit dem Sterben geben, sondern, im Gegenteil, man sollte das Sterben als Erlösung betrachten können.
Das Sterben oder den Tod? Das ist für mich zweierlei!
Thanatos hat geschrieben:Den Sterbeprozess selbst gilt es allerdings, sich möglichst schmerzfrei zu gestalten. Methoden dazu gibt es schließlich genug.
Die nicht alle für jedermann möglich/zugänglich sind.
Thanatos hat geschrieben:Falls jemand immer wieder große Bedenken hinsichtlich sicherer Suizidmethoden hat, dann schließe ich daraus, dass er oder sie „noch nicht soweit ist“, soll heißen, dass die Angst vor dem Leben eben noch nicht überwiegt.
Du plädierst also für "den Mut der Verzweiflung", sonst sei es Einem nicht Ernst (wenn man es sicher haben will, und sicher nur einmalig)?
Und wenn man krank/behindert ist und nur noch leidet, hat das nichts mit Angst vor dem Leben zu tun (wie du oben in Klammern ja immerhin noch berücksichtigt, jetzt aber weggelassen hast).
Generell hat man wohl eher Angst vor Unbekanntem, Neuem, als vor dem Gewohnten, und sei das auch noch so schlecht. Was durch eine Änderung entsteht, ob Besseres oder Schlechteres, weiss man nicht wirklich vorher; man kann es nur hoffen/meinen. (Beispiele dafür sind lange schlechte Beziehungen, Arbeitsverhältnisse, Wohnsituationen, aber auch Ängste vor Operationen und vieles mehr).
Thorsten3210 hat geschrieben:Ich glaube auch, wenn der Leidensdruck übermächtig wird, wird die Angst vor dem Tod sehr klein, man freut sich sogar auf das baldige Ende, das ja Erlösung von den körperlichen oder seelischen Qualen bedeutet.
Das stimmt für mich so - aber eben, Tod und Sterben sind zweierlei (man kann sich auf den Tod freuen und trotzdem Angst vor dem Sterben bzw. der letzten Lebensphase vor dem Tod haben).
Widersinnig, aber in meinem Denksystem (bisher) nicht auszurotten, ist, dass ich etwas möchte und mich (sobald ich dazu die konkrete Möglichkeit sehe) darauf freue - obwohl ich, so meine ich, den Tod selbst gar nicht mitbekommen werde, also ist das irgendeine Fantasie-Vorfreude auf ... nichts.
MelperRitus hat geschrieben:Das Überleben sichern unter welchen Umständen auch immer ist doch der Urinstinkt. Es selbst über die seltsame Kante zu schaffen, da gehört eine ordentliche Portion Entschlossenheit bei keinen Lichtblicken dazu.
Das ist wohl oft ein kaum lösbarer Gegensatz: Wenn man so kaputt, elend, schwach ist, dass man sterben will, dann fehlt die Energie oder Möglichkeit für eine Entschlossenheit, Handlung(splanung)/Durchführung, entsprechende spezielle Tätigkeiten an sich und für sich (darum werden ja viele Sterbende entsprechend umsorgt, gepflegt). Und wenn man noch Vieles kann und will, gibt es wohl weniger Gründe zum Sterben.
Man müsste also zum (absichtlichen, selbstgemachten) Sterben noch ein Mal gesünder, fitter, entschlossener, mutiger, ... (was auch immer) sein / werden können, dabei aber den Todeswunsch behalten (können).
Vielen gelingt es letztlich irgendwie ... und vielen nicht oder erst nach vielen Versuchen ...
Oder um's mit dem Titel zu schreiben:
Wolkenkratzer hat geschrieben:Ich mag nicht mehr
= was magst du nicht mehr?
Spontan gedacht: leben.
Nach dem Lesen des Beitrags: warten.
Aber du magst (noch) sterben? Da ist er wieder, dieser Widerspruch: Was ist, wenn man gar nichts mehr mag??
Rasiel hat geschrieben:Klar kann man bei Dignitas nicht einfach hingehen und sagen: Tag auch, hätte gerne nächste Woche einen Termin zum sterben !!
Warum eigentlich nicht?
Jaja, Politik usw. - aber so "klar" ist das für mich nicht (jetzt nicht speziell auf Dignitas bezogen gemeint)! Und sich was wünschen, das besser werden könnte/müsste, darf man ja noch
.
Rasiel hat geschrieben:Aber in der Vorbereitungsphase setzt man sich auch intensiv mit dem eigenen Tod auseinander... und wenn das Leben durch schwere Krankheit nicht mehr lebenswert ist ... was macht mir dann eine gewisse Zeit
noch aus, das Ziel kenne ich doch.
Viele Menschen können genau diese Zeit noch einmal intensiv erleben.
Denn Sie kennen ihren Termin zum sterben.
Letzteres bezieht sich wohl wieder auf Hilfe durch Dignitas, also wenn das Todesmittel-Rezept vorhanden ist und das Mittel nur noch abgeholt und gebracht werden muss (wobei man aber den Termin so viel ich weiss noch beliebig verschieben kann).
Allgemein habe ich schon mehrfach gelesen/gehört, dass Leute, die wissen, sie leben nur noch beschränkte Zeit (Endstadium einer Krankheit oder so, auch ohne geplante Sterbehilfe), es dann besonders intensiv erleben oder geniessen.
Ich kann das nachvollziehen, wenn jemand (noch) nicht sterben will und nicht extrem leidet (also noch Vieles tun, erleben, mitmachen kann, was er/sie noch will). Aber nicht, wenn jemand leidet und/oder sterben will; dann ist diese Zeit nur unnötige, sinnlose Leidenszeit ohne Zweck und Sinn und Ziel, und hat überhaupt nichts Großartiges an sich.
Es kommt aber vielleicht auch darauf an, wie man vorher gelebt hat. Wer nur oberflächlich mit der Masse mitschwamm, entdeckt vielleicht noch etwas Wichtiges in sich - und wer sich vorher schon um Vieles Gedanken gemacht hat, hat dann eben nichts mehr zu tun.