Thanatos hat geschrieben:
Lass mich deine Frage mal etwas umformulieren: „Kannst du beweisen, dass es Gott nicht gibt?“ Nein, das kann ich nicht. Ich kann aber auch nicht beweisen, dass es keine Einhörner gibt. Es könnte ja sein, dass irgendwo im hintersten Dschungel Einhörner existieren.
Nur ist Gott (je nach Definition) eine Grösse, die Schlussfolgerungen zulässt, die an der Empirie geprüft werden können (ein Einhorn hingegen nicht).
Ich kann auch nicht beweisen, dass morgen die Sonne wieder aufgeht. Auch wenn sie bisher in meinem Leben immer aufging, ist das kein Beweis, dass sie morgen wieder aufgeht. Sie könnte ja gerade explodiert sein.
Stimmt wohl...
Im Grunde kann man nichts wirklich beweisen, weil man letztendlich alles anzweifeln kann, sogar die eigene Existenz.
Na ja, was genau man da bezweifeln kann, wäre doch zu präzisieren. Die Existenz von etwas lässt sich nie beweisen (d.h. zwingend folgern), sondern nur irgendwie unmittelbar erfahrungsbezogen aufzeigen (zwar konnte man früher die scheinbare Notwendigkeit bisher unerkannter Planeten postulieren, weil die Bewegungen der anderen Planeten solche verlangten, aber dennoch konnte erst mittels Teleskope die tatsächliche Existenz unbezweifelbar aufgezeigt werden). Beweise gibt es in der Mathematik und Logik, da Beweise ja etwas aus etwas anderem zwingend folgern, hier etwa aus evidenten oder festgelegte Axiomen.
Man wäre aber lebensunfähig, wenn man ständig alles anzweifeln würde.
Falsch. Man kann prinzipiell gar nicht alles anzweifeln. Das Zweifeln selber impliziert ein als Wissen Anerkanntes.
Also geht man mal davon aus, dass man existiert - und dass die Wahrscheinlichkeit hiervon und davon hoch genug ist, um es als „wahr“ hinzunehmen.
Wie und in welcher Form genau willst bzw. kannst du das bezweifeln? Die Annahme, dass man existiert ist nicht die Folge dessen, dass man lebensunfähig wäre (die Lebensunfähigkeit impliziert übrigens die Erkenntnis, dass man existiert...), würde man ständig alles anzweifeln (es sei denn dadurch, dass man verhungern würde, also eine Verminderung der Existenz erleben würde...eine Minderung impliziert aber die Existenz von etwas, das man mindern kann). Die Gründe, dass man seine Existenz als `tatsächliche` annehmen kann, sind also andere.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es Gott gibt - ich meine den jüdisch-christlichen Gott - ist mir nicht hoch genug, um von seiner Existenz überzeugt zu sein.
Leider nennst du die Rationalitätskriterien nicht, von denen du die Wahrscheinlichkeit ableiten tust. Warum ist es irrational (oder auch nicht) an Gott zu glauben? In der Wissenschaft müssen rationale Theorien widerspruchsfrei sein. Dieses wohl elementarste Rationalitätskriterium kann man nun auf eine Gotteshypothese anwenden. Wenn man vom jüdischen oder christlichen Gott ausgeht, untersucht man inwiefern ein solcher Gott in sich konsistent ist (wie schon gesagt: bereits die göttlichen Vollkommenheiten lassen sich nicht widerspruchsfrei denken), dann inwiefern der Gott kompatibel ist mit unserer erkennbaren Welt, ob er gar ein Plus an Erklärungswert liefert oder aber die Fragen und Probleme nur vermehrt. Wenn sein Erklärungswert nicht existiert (oder nur mangelhaft ist) dann würde man auf Ockhams Rasiermesser rekurrieren und sagen, dass unnötige zusätzliche Entitäten (Seiendes) nicht gebraucht werden sollen/dürfen...die einfachste Erklärungshypothese ist vorzugswürdig (ob dieses Prinzip immer auch rational zu nennen ist, ist etwas problematischer). Diesbezüglich haben alle Positionen ihre Schwächen (wie schon in einem oberen Beitrag geschrieben). Wer an einen gütigen Gott glaubt, sollte sich mit dem (oder einer der) schwächsten Glied befassen: der Theodizee...wie lässt sich ein gütiger, allmächtiger Gott mit dem Leid auf der Erde vereinbaren. Der Materialist sollte sich mit dem Bewusstseinsproblem befassen. Beide stehen hier vor, wie mir scheint, unlösbaren Problemen, d.h. ihre Erklärungskraft ist ungenügend (hingegen hätte der Materialist kein Problem mit der Erklärung des Leidens, der Theist keines mit der Existenz von Bewusstsein).
Auf solche Art durchdenkt man all jene Punkte die frag-würdig sind und kommt dann evtl. zu einem abschliessenden Urteil, dass es (ir)rational ist an Gott zu glauben. Wer hingegen an Gott glaubt, ohne sich diese Mühe zu machen bewegt sich von Anfang an in einem anderen Bereich. D.h. die Frage ob es rational ist an Gott zu glauben oder dessen Existenz anzunehmen, scheint vorauszusetzen, dass man all die frag-würdigen Punkte durchdenkt (oder aber man kann aufzeigen, warum ein reiner Glaube der sich nicht durch Durchdenken solcher Fragwürdigkeiten legitimiert, rational ist). Zuletzt kann noch gesagt werden, dass gleichermassen intelligente Menschen bei vorliegen derselben Argumente und Gegenargumente dennoch zu unterschiedlichen Urteilen kommen. Denkbar ist also, dass das Gesamt an Argumenten nicht hinreichend zwingend ein abschliessendes Urteil nahe legt.
PS: Wer diese Antworten nicht versteht, dem kann ich auch nicht weiter helfen. Dem fehlt entweder der Wille mal ein Wort zu googeln, oder er ist nicht fähig einer Argumentation zu folgen (da hilft dann auch keine sprachliche Vereinfachung etwas).