Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

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baltar
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Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

Beitrag von baltar »

Ich fühle mich wie ein Fremdkörper unter den Menschen, wie ein Außerirdischer, der auf der Welt vergessen wurde und nie wieder abgeholt wird. Ich sehe zwar aus wie ein Mensch, aber in Wahrheit bin ich keiner.


Ich habe gleich mehrere psychische Probleme, wegen denen ich tiefe Depressionen habe. In meiner Schulzeit habe ich eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung entwickelt. Weil ich viel von anderen gehänselt, gemobbt und ausgelacht wurde. Und weil ich in der Schule ein Außenseiter war. Weil ich ein schlechter Schüler war, weil ich andere Interessen hatte, ganz andere als andere Altersgenossen. Ich bin immer irgendwie anders gewesen und bin es noch, wofür ich mich zutiefst schäme und mich hasse. Während die anderen Schüler zu Parties gegangen sind, sich über Teenager-Themen unterhalten haben, einen Freund/eine Freundin hatten, habe ich an all dem kein Interesse gehabt. Ich bin ein Kind geblieben, hab in meinen Fantasien gelebt, mich für Themen interessiert, die man als Nerd-Themen ansehen kann. Dafür habe ich auch Spott geerntet, mir wurde gesagt, der ist doch kein Kind mehr und verhält sich aber wie eines. Ich habe die anderen nie verstanden, warum sie sich für Parties begeistern und mich nicht akzeptieren können, wie ich bin. Ich hab geglaubt, dass ich ein Unding bin, ein hässlicher, fetter, dummer und absonderlicher Mensch, das Letzte. Immer wenn jemand sich von mir abgewendet hat, hab ich gedacht, dass es an mir liegt, weil ich so abartig bin. Natürlich habe ich mich auch in Mitschülerinnen verliebt, ich kann mich in Frauen verlieben. Aber ich konnte nie jemanden ansprechen, weil ich von Frauen gemeine Botschaften erhalten habe. Frauen haben mir in der Stadt, in der Schule, auf dem Rummelplatz und anderen Orten direkt gesagt, dass sie mich hässlich finden.


Zusammen mit dem Gedanken, dass ich für andere zu doof bin, hab ich den Glauben entwickelt, dass mich niemand jemals haben will. Aber es ging noch tiefer in meinem Leben. Ich habe etwas studiert, einen Beruf, in dem ich wegen meiner Persönlichkeitsstörung eigentlich gar nicht arbeiten kann. Ich habe mich einem Irrglauben hingegeben und wertvolle Jahre verloren. Sozialpädagogik. Weil ich am wenigsten vor älteren Menschen Angst habe. Aber während des Studiums hab ich gemerkt, dass der Beruf nur von einer gefestigten Person ausgeführt werden sollte, die ich nicht bin. Aber ich hatte Angst, das Studium abzubrechen, weil ich nicht wusste, wohin ich danach gehen sollte. Ich fühlte mich zutiefst unfähig zum Leben, dass ich rein gar nichts kann. Und mich würde nach dem Abbruch eh keiner haben wollen. Ich geriet in die Zwickmühle. Einerseits die tägliche Erinnerung, dass ich hier an einer beruflichen Totgeburt arbeitete. Zudem war ich zusätzlich frustriert, weil das Studium im Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet war. Und ich wollte an Kinder und Jugendliche nicht erinnert werden, weil ich von diesen meine schlimmen Erfahrungen bekommen habe. Mich haben sogar Kinder beschimpft, obwohl ich ihnen nichts getan hatte. Ich habe vor mich hinstudiert und mich geflüchtet in eine Scheinwelt. Ich habe zu spielen angefangen und in jeder freien Minute an den PCs im Rechenzentrum gesessen. Ich habe angefangen, Gewinnspiele zu machen. Weil ich Sachen haben wollte, die ich mir nicht leisten kann, weil ich meinen Eltern helfen wollte, und weil ich gewusst hab, dass ich nach dem Studium eh nur schlecht bezahlte Jobs erhalten werde. So habe ich überlang studiert, und eine Depression entwickelt. Ich bin abends mit dem Wunsch ins Bett gegangen, am nächsten Tag nicht mehr aufzuwachen. Ich scheitere eh mit dem Studium, und danach kommt der tiefe Fall, und selbst wenn ich es schaffen sollte, kommt der Fall trotzdem. Wie durch ein Wunder konnte ich das Studium erfolgreich beenden, sogar mit einer sehr guten Note.


Und ich ging danach in eine Psychosomatische Klinik. Sie hat mir ein wenig helfen können mit meinen sozialen Ängsten und dem Unfähigkeitsgefühl. Aber ich ging am Ende kränker raus, als ich reingegangen bin. Denn ein anderes Thema, das ich bisher immer unterdrückt hatte, kam jetzt zum Vorschein. Meine Sexualität. :..-( Ich hatte im Studium Frauen hinterhergesehen, aber nie jemanden angesprochen, weil ich den Glauben hatte, dass ich eh nur Unrat bin. Nun verliebte ich mich in der Klinik in eine Mitpatientin, und in mir entstand der Wunsch, eine Beziehung mit ihr zu haben. Aber ich habe eine Problematik mit meiner Sexualität, weil ich eine Paraphilie habe. Ich bin nicht gefährlich, ich stehe nicht auf Kinder, ich stehe nicht auf Tiere, ich tue niemandem Gewalt an. Aber ich habe seit ich denken kann eine Faszination für Situationen, in denen Menschen etwas gegen ihren Willen angetan wird, oder in denen sie etwas Unangenehmes über sich ergehen lassen müssen. Und ich stelle mir vor, dass ich diese Person bin. Unangenehm war es ja für nahezu jedes Kind, wenn es zum Arzt musste, und es dann eine Spritze bekam. Mir ging es nicht anders. Aber die Vorstellung sprach mich an, dass ich gegen meinen Willen einem medizinischen Eingriff unterzogen wurde. Z. B. gibt es in dem Film E.T. der Außerirdische eine Szene, in der E.T. und Elliot in ein Isolationszelt gebracht werden und dort an ihnen mehrere medizinische Eingriffe, verbunden mit Schmerzen, vorgenommen werden. Ich habe mir vorgestellt, dass dies auch mit mir erfolgt, es hat mich erregt. Ähnliche Bilder, Szenen aus Filmen usw. haben mich entsprechend angesprochen und tun es heute noch. Es gibt auch andere Vorstellungen, dass ich z. B. gegen meinen Willen Medikamente nehmen oder Dinge essen muss, die ich verabscheue. Oder dass ich Kleidung tragen muss, die ich nicht will, z. B. werde ich in meinen Gedanken in Frauenkleider gesteckt. Ich sage es offen, es hat sich bei mir so entwickelt, dass ich mir bei einigen Szenen vorstelle, dass ich eine Frau bin, die etwas Unangenehmes erdulden muss. Es tut mir zutiefst Leid. Ein Sexualmediziner hat mir gesagt, dass ich eine Mischung aus transvestitischen und masochistischen Fantasien habe. Aber ich habe keine normalen Fantasien, in denen ich mit einer Frau Sex habe. Ich bin überzeugt, normalen Sex kann ich einer Frau nicht bieten. Selbst wenn mich jemals eine haben wollte, ich bin inzwischen 44 Jahre alt :..-(


Ich hasse mein Leben, und ich hasse mich selbst. Ich habe ganz andere Vorstellungen von meinem Leben, Vorstellungen, die für die meisten Menschen mit ihrem unvereinbar sind. Um mich herum sehe ich ehemalige Mitschüler, die geheiratet haben, Kinder bekommen haben. Ich habe das nie verstanden, weil ich das für mein Leben absolut nicht möchte. Ich bin wie Peter Pan, der im Nimmerland geblieben ist. Ich beschäftige mich weiterhin mit Nerd-Themen, während die anderen sich um den Familienalltag kümmern, sich um die Kinder sorgen, gemeinsam ausgehen, wie Erwachsene. Ich bin kein Erwachsener, ich bin im Grunde kein Mensch. Zwar habe ich es nochmal mit viel Glück geschafft, beruflich wieder auf die Füße zu kommen. Ich habe nach zwei Jahren Bewerbungen doch noch eine Ausbildung bekommen, als Bürokaufmann. In dem Beruf arbeite ich auch. Aber täglich erlebe ich die Welt wie einen Spießrutenlauf, weil ich nicht wie die anderen bin, zutiefst anders, und keinen Platz unter ihnen habe. Es wird sich nie etwas an der Situation ändern, daher hab ich für mich das Gefühl, dass es nur eine Richtung für mich gibt, von dieser Welt zu verschwinden. Das Frankenstein-Monster hat einmal gesagt, dass es mit der Menschheit fertig ist, und es sich in die Wildnis zurückziehen wird. so fühle ich mich auch, ich fühle mich mit der Welt fertig.


Ich bin in Therapie. Bereits im Studium hab ich eine Therapie, eine Verhaltenstherapie. Aber richtig daran arbeiten konnte ich nicht, weil ich in der Zeit Diplomarbeit geschrieben habe und parallel tief down war. Der Therapeut konnte mich nur immer wieder aufbauen, aber die Therapiezeit war dann abgelaufen, als das Studium beendet war. Daher habe ich einen Klinikaufenthalt gewählt, in einer psychosomatischen Klinik. Vorher war ich in meiner Heimatstadt noch in einer Tagesklinik des Landeskrankenhauses, weil ich Angst vor der Klinik hatte und dachte, dass man mir dort auch helfen konnte. Das war ein Irrtum. Dafür hat mich die Tagesklinik darauf vorbereitet, dass die Psychosomatische Klinik nicht so schlimm werden wird.



Bei meiner Sexualität ist es so, und diese Stelle ist mir sehr peinlich, dass ich die Sexualität nie richtig verstanden hatte. In meinem Elternhaus hab ich immer den Eindruck gehabt, dass Sexualität etwas ist, was verpönt ist. Über das man nicht spricht. Ich sage es offen: Wenn im Fernsehen nackte Menschen zu sehen waren, wurde von meinen Eltern gesagt, dass das nichts für uns sei (meine Schwester und mich). Wie es bei Kindern so ist in der Pubertät, irgendwann fangen sie an zu entdecken, dass die Berührung des Geschlechtsteils Lust erzeugt. Meine Eltern haben mich zurechtgewiesen, wenn sie das gesehen haben, sogar gesagt, dass man davon Krebs bekommt oder das Teil abfallen kann. Auch meine Schwester hat zu mir gesagt "spielst Du schon wieder?". Und es war ein Schock für mich, als ich merkte, dass auf einmal eine Flüssigkeit herauskommt (ICH SPRECHE HIER GANZ OFFEN ÜBER ALLES). Lange Zeit hab ich geglaubt, dass es etwas Krankes ist, dass das auf einmal passiert. Und meine Eltern haben mich kritisiert, wenn sie mich erwischt haben. Meine Schwester hat die BRAVO gelesen, und da waren nackte Jugendliche drin. Ich hab Schuldgefühle bekommen, wenn ich das angesehen habe, weil ich die Botschaft bekommen hatte, dass das nicht in Ordnung ist. Das Denken hab ich bis heute, z. B. wenn ich eine Porno-Seite sehe. Die sexuelle Entwicklung meiner Schwester hab ich dagegen parallel gar nicht mitbekommen. Sie ist offenbar normal verlaufen. Sie hat mehrere Partner gehabt, mit denen sie auch geschlafen hat und leidenschaftlich geschwärmt hat.



Dass meine sexuellen Fantasien von den normalen Fantasien absolut abweichen, das hab ich für mich erst während des Studiums gemerkt. Aber ich hab mich nicht getraut, das damals mit dem Therapeuten zu besprechen. Man muss verstehen, dass ich mit meiner Persönlichkeitsstörung auch ein wenig Angst und Scham vor dem Therapeuten hatte, das gehörte einfach dazu. Daher konnte ich mich damals nicht so öffnen, wie ich es heute kann. Erst in der Tagesklinik und der Psychosomatischen Klinik habe ich mit Therapeuten gesprochen, da war ich in meinen frühen 30ern. Ich hab da für mich festgestellt, dass ich doch den Wunsch nach einer Beziehung hab, den ich wegen meiner Ängste immer unterdrückt hab in all den Jahren. Ich habe nach dem Ende der Klinik-Zeit erfahren, dass die Mitpatientin, in die ich mich verliebt hatte, offenbar mit jemandem aus der Station geschlafen hatte. Das war das einschneidende Erlebnis, das bei mir den Boden weggezogen und mich endgültig in den Depressionsabgrund gestoßen hat. Vorher hatte ich Depressionen wegen meines kaputten Lebenslaufes mit dem überlangen Studium, in dem ich nie arbeiten werde, und nach dem ich nie wieder Fuß irgendwo beruflich fassen werde. Nun kam aber hinzu, dass ich nicht mal in der Lage sein werde, eine Beziehung mit Sex mit einer Frau zu führen. Paraphilien werden als unheilbar eingestuft. Eine sexuelle Orientierung kann nicht verändert werden, jedenfalls ist das in der Sexualwissenschaft gängige Lehrmeinung.



Ich habe eine Sexualtherapie angefangen, eine Tiefenpsychologie. Aber der Therapeut, der mir von einem Institut für Sexualmedizin extra empfohlen wurde, hab mich nach einigen Sitzungen eiskalt abgesägt. Ich musste wegen einer Berufsreha nach den probatorischen Sitzungen unterbrechen, weil seine Sitzungen sich zeitlich mit der Reha überschnitten haben. Und als ich nach der Reha bei ihm wieder weitermachen wollte, hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet, trotz mehrfacher Kontaktaufnahme.



Ich bin bei einem anderen Therapeuten seit einigen Jahren, ebenfalls ein Tiefenpsychologe. Aber ich habe das Gefühl, dass mir niemand bei meinen Zwiespalt-Gefühlen helfen kann, weil das alles so tief widersprüchlich ist. Ich wünsche mir eine Beziehung zu einer Frau, die ich attraktiv finde und für die ich etwas empfinde. Gleichzeitig hab ich aber eine ganz andere Lebensvorstellung als die meisten Menschen. Ich will nicht heiraten, ich will keine Kinder haben, ich bin gedanklich auf der Stufe der Teenager-Zeit stehen geblieben. Damals haben Mitschüler ihre eigenen Leben gehabt, in denen sie sich mit ihrer Freundin/ihrem Freund in der Freizeit getroffen haben. So ähnlich wünsche ich es mir, eine distanziertere Beziehung, und mit einem Menschen, der mich in meiner Person und meinen Besonderheiten annimmt. Der auch wie ich im Geist noch ein wenig in der Kinderzeit geblieben ist. Aber so einen Menschen zu finden, ist fast unmöglich.



Hinzu kommt, dass die Frau Sex haben möchte, den ich ihr nicht bieten kann. Ich sage es offen, ich habe auch masochistische Fantasien bei Frauen, die ich unattraktiv finde. Hier werde ich wohl sehr viel Böses sagen. Ich habe im Internet Bilder von Frauen gesehen, die sehr korpulent sind, ein körperliches Makel haben oder einfach nicht sehr attraktiv sind. Diese Bilder haben mich angesprochen und in mir den Gedanken wachgerufen, dass ich gezwungen werde, mit dieser Person etwas zu machen. Ich weiß nicht, ob es Sexualität ist, ich habe keine Ahnung davon. Ich habe mir im Internet Videos angesehen auf Pornoseiten, aber sie sprechen mich einfach nicht an. Ob ich das mit einer "unattraktiven Frau" machen kann, weiß ich nicht. Außerdem habe ich nicht den Wunsch, mit dieser Frau eine Beziehung zu haben. Ich befriedige nur meine sexuelle Vorstellung, mehr nicht. Allerdings finde ich Frauen auch attraktiv, wenn sie etwas mehr auf dem Körper haben, Frauen müssen für mich nicht unbedingt gertenschlank oder gar ein Model sein.



In der Berufsreha hab ich eine Psychotherapeutin als Begleiterin gehabt. Sie hat mir die Aufgabe gegeben, in ein Bordell zu gehen, und dort eine Prostituierte anzusprechen. Diese Frauen hätten ja schon alles gesehen, die wären nicht geschockt und gar nichts. An einem Tag hab ich das auch getan und bin hingefahren. Lange hab ich im Auto gesessen und mich nicht getraut, auszusteigen. Dann ging ich doch hinein. Dann kam eine Prostituierte zu mir und fing an, mir eine Liste mit Leistungen zu nennen, die sie erbringen kann für mich, und was diese im einzelnen kosten wird. Da hab ich Angst bekommen und hab die Flucht ergriffen. Ich hatte das Gefühl, dass von mir etwas verlangt wird, und dass ich unter Druck gesetzt werde.



Es tut mir Leid, dass es so viel Text geworden ist, aber anders kann ich die Widersprüche in meinem Gefühlsleben nicht beschreiben. Ich fühle mich einfach müde und verzweifelt und hab keine Lust mehr auf weitere Jahre, die noch vor mir liegen. Ich sage es offen heraus, 50 Jahre möchte ich nicht mehr werden, es kann am besten auch gleich alles vorbei sein. Morgens wieder aufwachen, das muss ich nicht mehr haben :..-(
Scotti
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Registriert: Donnerstag 3. Juni 2010, 10:34

Re: Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

Beitrag von Scotti »

Hallo Baltar und vielen Dank für deine offenen Worte, das hat dich sicher viel Überwindung gekostet, uns, auch wenn es "anonym" ist, dein Seelenleben zu beschreiben und es macht mich zum Teil sehr nachdenklich, auch wenn ich das ein oder andere aus meiner Vergangenheit (Mobbingopfer, Probleme mit Frauen, Beziehungsprobleme generell...) sehr gut kenne und nachvollziehen kann und ja, ich glaube dir sofort, dass es belastend ist.

Die Frage, die sich mir stellt ist, was möchtest du von uns hören? Unsere Meinung zu deiner Problematik, die mit Sicherheit sehr komplex ist oder möchtest du dich einfach nur mal "auskotzen", was absolut verständlich ist!

Ich möchte an sich auf zwei Dinge eingehen, die mir wirklich wichtig sind und die mir auch direkt aufgefallen sind:
ad 1) deine Nickwahl ist passend zu dem, wie du dich siehst. Baltar ist ja auch ein "Fremdkörper" unter den Zylonen bzw. kollaboriert ja mit ihnen und da du dich als Alien siehst, find ich das echt gut gewählt :D Macht dich sympathisch.

Wie du siehst, es gibt nicht wenige Männer, die auch mit 47 noch Comics gut finden, Battlestar Galactica gucken, am PC zocken, sich mit Games generell beschäftigen und glücklich dabei sind und da kommen wir direkt zu einem weiteren sehr wichtigen Punkt. Wer hat denn gesagt, dass DU nicht damit glücklich sein darfst, wenn du gerne am PC zockst oder deinen Hobbies nachgehst?`
Manche Menschen stricken gern, andere basteln Modelle, wieder andere sitzen gern am PC (auch das ganze WE mal durch oder ihren Urlaub), wer also definiert bitte, wie deine Hobbies, deine Erholung sein muss? Richtig, nur du allein! Wenn DU dich damit wohlfühlst, dann ist das völlig ok und niemand hat die Absicht, dich dafür zu verurteilen.
Wenn dich Kollegen fragen, musst du ihnen ja nicht alles auf die Nase binden. Die Frage "Wie war der Urlaub?" kann man kurz mit "Danke, war echt schön und ich hab mich gut erholt.." beantworten. Nachfragen wo du gewesen bist, kann man auch einfach mit "zuhause, ich wollte nicht wegfahren und außerdem hatte ich noch so einiges zu tun..." beenden.
Wie du siehst, kannst du auch in solchen Situationen mit Sicherheit für dich bestehen und wirkst mit Sicherheit nicht "komisch/kauzig/merkwürdig" auf die Kollegen.

ad 2) Paraphilien sind in der Tat nicht heilbar, leider, da haben die Psychologen Recht mit.
Ich kann auch verstehen, dass du dich auf eine Art nach einer Beziehung sehnst, aber dennoch lieber allein wärst, weil eben DEIN Lebensmodell das nicht hergibt und soll ich dir was sagen? Ca 25% aller Menschen auf der Welt denken so! Überrascht? Hat noch kein Psychologe dir davon erzählt, wie viele Männer und Frauen es gibt, die keine Beziehung wollen, weil dieses Modell nicht zu ihnen passt, sie andere Vorlieben haben, andere sexuelle Bedürfnisse haben usw?
Ich plauder hier mal kurz aus meiner Vergangenheit: eine gescheiterte kurze Ehe (6 Monate hat sie gehalten..), mehrere kurze Beziehungen in denen ich belogen, verletzt und betrogen wurde. Immer hab ich die Fehler bei mir gesucht, bis ich durch eine Therapie begriffen habe, dass nicht ich der Fehler bin, sondern ich schlicht die falschen Frauen hatte, die nie bereit waren, auf meine Bedürfnisse einzugehen, bzw. ich mich immer nach ihnen gerichtet habe, was ein großer Fehler war. Schwamm drüber, man kann draus lernen und ich bin seit Jahren allein und fühle mich, jedenfalls in dem Aspekt meiner Existenz, recht wohl..

Natürlich würde ich mir auch eine Partnerin wünschen, aber: auch bei mir gibt es Vorlieben, die durchaus speziell sind, die ich mir auch nicht ausgesucht habe usw... auch ich bin vom Kopf her bei 12-16 stehen geblieben, was bei Mobbingopfern, die ausgegrenzt, verletzt wurden und nie in dem Alter wirkliche soziale Erfahrungen mit Gleichaltrigen machen durften, nix absolut ungewöhnliches ist.
Natürlich ist das schwierig, keine Frage, aber: jedenfalls ist dieser Aspekt nichts, was dich so belasten sollte, als dass du deswegen nicht mehr leben magst, auch wenn dieser Aspekt mit Sicherheit ein Mosaikstein zu deinem Puzzle des Suizidwunsches ist.

Jedenfalls möchte ich dir meinen tiefen Respekt aussprechen, dass du dich hier so geöffnet hast und ich hoffe sehr, dass es dir evtl. ein wenig geholfen hat, was ich dir dazu antworten kann: du bist nicht allein :!:
baltar
Beiträge: 13
Registriert: Sonntag 31. Juli 2022, 00:30

Re: Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

Beitrag von baltar »

Ich bedanke mich sehr für diese Worte!!!!!
Hurlinger
Beiträge: 412
Registriert: Donnerstag 19. Oktober 2017, 19:41

Re: Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

Beitrag von Hurlinger »

Hallo Baltar.
Ich möchte auch nur auf einen Punkt deiner Schilderungen eingehen.
Ich glaube , dass Menschen, die in irgendeiner Gesellschaftsstruktur zusammen leben, immer zwangsläufig auf "schwächere Artgenossen" rumprügeln müssen.
Warum habe ich auch nie richtig verstanden.
Ich habe in meiner Schulzeit auch erlebt, wie die ach so tollen hübschen und vermeintlich klugen Mitschüler, die das Zeug zum Klassenclown und Klassensprecher hatten, sich Leute um sich geschart haben, um einigen Mitschülern das Leben zur Hölle zu machen.
Ich habe es sogar erlebt, dass eine Klasse einen Lehrer vor versammelter Mannschaft fix und fertig gemacht haben, so dass er weinend das Klassenzimmer verließ.
Das Gegröhle in der Klasse kannst du dir sicher vorstellen.
Ich gebe auch offen zu, dass ich da manchmal auch bis zu einem gewissen Punkt mit von der Partie war.
Etwas Restanstand hatte ich aber damals schon.
Im späteren Leben, als so langsam Verstand kam, habe ich mich fürchterlich dafür geschämt manchmal dabei gewesen zu sein. Ich habe auch mal versucht zwei Mitschülerinnen von damals ausfindig zu machen um mich bei Ihnen aufrichtig zu entschuldigen. Das ist mir nicht gelungen.
Den Mobbern gibt das ein Gefühl von Allmacht, und entweder kapieren die mal irgendwann was sie ihren Mitmenschen damit antun oder sie bleiben ihr ganzes Leben lang Gesäßviolinen.
Ich möchte nicht wissen wie viele Prominente, Politiker, Stars und Sternchen, die uns jeden Tag von irgendwelchen Medien vorgestzt werden, die alle ach so nett tun, genau solche Leute sind.
Ich mache eigentlich die Erfahrung mit jedem weitern Lebensjahr, dass die Verrohung der Menschheit ständig zunimmt.
Und immer dieses Pseudo-Getue, dass wir doch alle Minderheiten und anders denkende schützen hängt mir auch aus dem Hals raus.
Für dich tut mir dein Werdegang auch aufrichtig leid.
Und vor deiner Offenheit kann ich auch nur den Hut ziehen.
Mit einigen deiner Themen, speziell was Sexualität angeht, kann ich ehrlich gesagt mangels Vorstellungskraft nicht viel beitragen.
Auch ich hatte Eltern, die den Fernseher ausgeschaltet hatten, wenn zu viel Haut auf dem Bildschirm erschien, aber ich hatte trotzdem eine
ziemlich normale sexuelle Entwicklung. Na hoffentlich werde ich jetzt nicht angefeindet, weil ich von einer "normalen" Entwicklung geschrieben habe.
Wenn doch, dann werde ich diesen Passus löschen.
Gruß
Hurlinger
baltar
Beiträge: 13
Registriert: Sonntag 31. Juli 2022, 00:30

Re: Ich bin ein Fremdkörper unter den Menschen :..-(

Beitrag von baltar »

Vielen lieben Dank :-)
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