Wut auf Mutter/Eltern

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Limited Edition
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Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Limited Edition »

Schalom,

ich bin so wütend auf meine Mutter...darauf dass sie mich geboren hat obwohl sie wusste dass sie psychisch krank ist und diese Krankheit weitergeben kann...
ich weiß, dass ist ungerecht...und ich möchte auch nicht dass psychisch kranke Menschen darauf verzichten sollen Kinder zu bekommen...
trotzdem bin ich wütend...
wer kennt dieses Gefühl der Mutter/den Eltern gegenüber?

Gute Momente wünscht euch
Limited Edition
marcel
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von marcel »

Absolut. Es heißt ja immer, jeder sie seines eigenen Glückes Schmied, aber das stimmt so eben nicht. Die Hauptverantwortlichen dafür, wie die Zukunft eines Kindes aussieht, sind die Eltern. Und, wenn diese bei der Fortpflanzung auf die Gesundheit nicht achten, und ganz klar erkennbare Defizite einfach ignorieren, und erbkranken Nachwuchs in die Welt setzen, dann ist das ganz eindeutig ihre Schuld.
Hurlinger
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Hurlinger »

Die Wut ist echt, legitim und richtig. Das Problem ist nur, dass sie keinem mehr etwas nützt.
Man wurde in diese Welt geworfen und muss nun sehen, wie man damit klar kommt. Der einzige Weg sich dem zu entziehen ist sich selbstbestimmt von hier zu verabschieden, was aber ja gar nicht mal so einfach ist.
Ich selbst wäre auch am Liebsten nie geboren worden, habe zwei Kinder, bei deren Entstehung ich nie und nimmer darüber nachgedacht habe, ob sie später auf der Erde gelebt haben wollten oder nicht.
Ich habe mit beiden darüber geprochen und sie haben mir mit Stand Heute signalisiert, dass sie sehr gerne leben.
Das ist eine echte Zwickmühle. Hätten meine Eltern mich nie gezeugt, gäbe es meine Kinder auch nicht.
Mit dem Bewusstsein, dass man durch seine Erbanlagen eventuell auch eine Krankheit weitergeben kann, unter der die Kinder später leiden, hätte ich auch keine Kinder bekommen.
Gruß
Hurlinger
Miu
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Miu »

Ich kenne das Gefühl sehr sehr gut. Verstehe dich da voll. Es löst so viel Ohnmacht aus.
Ich begreife nicht, wieso jeder Vollidiot ('tschuldigung) Kinder haben kann.
Ich wär auch lieber nie geboren worden.
Limited Edition
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Limited Edition »

Schalom,

danke für euer Verständnis, für meine Wut...ich weiß es bringt nichts wütend zu sein... aber diese Gedanken mussten mal raus und es tut auch gut, dass ich mit solchen Gedanken nicht alleine bin...
von der Begrifflichkeit "erbkranken Nachwuchs" möchte ich mich aber distanzieren...

Gute Momente wünscht euch
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Miu
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Miu »

Ich bin seit 20 Jahren immer wieder wütend.....
Ja es "bringt nichts", wie man immer hört, aber was bitte "bringt" schon was in diesem Leben?
vetyver
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von vetyver »

Ich kenne das auch. Bin sowieso ein sehr wütender Mensch. Was ich an der Wut so problematisch finde, ist, dass sie in beide Richtungen - nach innen, wie nach außen - einfach nur zerstörerisch wirkt. Aber einfach so abstellen lässt sie sich ja auch nicht.
Eine kleine Hoffnung habe ich vielleicht noch - oder ist es mehr der Gedanke an die Möglichkeit -, dass sie sich irgendwann von selbst tot läuft, zumindest die auf meine Eltern.
Das Erstaundliche an der Wut ist auch, dass, egal, wie kraftlos ich schon bin, sie sich doch immer noch aus irgendeiner Quelle in mir speist. Ich wünschte, die Kraft stünde mir für konstruktive Aktivitäten zur Verfügung. Aber das tut sie eben nicht.
Limited Edition
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Limited Edition »

Schalom,

ja das wäre wirklich hilfreich, wenn die Kraft für die Wut umzuleiten wäre in konstruktive Aktivitäten - und die Hoffnung, dass sie sich totläuft ( die auf die Eltern) kann ich nähren - das klappt bei mir zeitweise ganz gut (beide sind jetzt schon länger tot).

Gute Momente wünscht euch
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*mein guter Moment war gestern Boule spielen mit dem Lebensgefährten und einem Freund
vetyver
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von vetyver »

Hallo Limited Edition,

ich finde es so schön, dass du immer deine "guten Momente" notierst.

Ich sammle meine auch, wenn man so will. Gute Momente haben bei mir immer eine gute Wirkung und ich kann mich ein wenig drauf ausruhen. Schlechte Momente leider das Gegenteil, sie hauen mich für Tage aus dem Tritt und ich finde mich nicht mehr zusammen. Das macht mich sehr wütend, denn oft (nee, immer) werden sie durch dumme, brutale, rücksichts- und gedankenlose Menschen ausgelöst, wären also eigentlich vermeidbar. Aber so ist das Leben. Deswegen ist es wichtig, die guten Momente zu sammeln und zu feiern.

Ich bin in schlechten Momenten dann auch besonders erschüttert, wieviele Menschen gedankenlos Kinder in die Welt setzen. Oder auch nur Naivität: ach, wird schon gut gehen. Oder: ich will jetzt aber meinen Spaß haben, was später draus wird, interessiert mich doch nicht. Oder man will auf Biegen und Brechen in die Gesellschaft passen. Oder....
Das kann man endlos so fortsetzen (die falschen Gründe fürs Kinderkriegen).
Ich war von Anfang an so schockiert vom Leben und von meiner eigenen Lebensunfähigkeit so überzeugt, dass ich nie einem Wesen so etwas antun wollte, das durchzumachen, was ich durchmache. Eigentlich finde ich es auch schade. Aber die Bedingungen haben einfach nie gestimmt.

Dir auch viele gute Momente,
Vetyver
n°cturne
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von n°cturne »

Ja, auch ich kenne dieses Gefühl ... Allerdings speist sich meine Wut daraus, wie man nur ein unschuldiges Wesen in eine grausame Welt setzen kann, nur um selbst darin Trost zu finden. Und es dann auch noch fallen lässt, wenn es an ebendieser grausamen Welt zerbricht.
n°cturne
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von n°cturne »

Miu hat geschrieben: Freitag 24. September 2021, 23:40 Ich wär auch lieber nie geboren worden.
Kann ich unterschreiben. Denke ich jeden Tag. Dann müsste man auch nicht über Suizid als Option nachdenken, um aus diesem unerbetenen Geschenk des Lebens wieder rauszukommen. Willkommen im Antinatalisten-Club.
n°cturne
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von n°cturne »

Hurlinger hat geschrieben: Freitag 10. September 2021, 11:35 Ich selbst wäre auch am Liebsten nie geboren worden, habe zwei Kinder, bei deren Entstehung ich nie und nimmer darüber nachgedacht habe, ob sie später auf der Erde gelebt haben wollten oder nicht.
Ich habe mit beiden darüber geprochen und sie haben mir mit Stand Heute signalisiert, dass sie sehr gerne leben.
Das ist eine echte Zwickmühle. Hätten meine Eltern mich nie gezeugt, gäbe es meine Kinder auch nicht.
Die Frage ist, ob es sie stören würde, nicht zu leben, wenn sie eben gar nicht existent wären. Als ich noch nicht so viel über diese Welt wusste und noch meinen schönen Illusionen hinterherhing, hätte ich jedenfalls auch nicht gedacht, eines Tages zum Antinatalismus zu konvertieren. Rückblickend jedoch könnte noch nicht einmal der schönste Augenblick in meinem Leben all das aufwiegen, was da noch kommen sollte. Und vor allem nicht, was ich noch an Erkenntnis erlangen sollte. Denn genau diese Erkenntnis ist es, die, ganz egal, was noch an positiven Wendungen in mein Leben treten sollte, nichts mehr so wie vorher sein ließe. Selbst wenn die Erlebnisse identisch wären, so hätten sie eben doch komplett andere Vorzeichen.
Hurlinger
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von Hurlinger »

n°cturne hat geschrieben: Montag 22. November 2021, 02:25
Die Frage ist, ob es sie stören würde, nicht zu leben, wenn sie eben gar nicht existent wären. Als ich noch nicht so viel über diese Welt wusste und noch meinen schönen Illusionen hinterherhing, hätte ich jedenfalls auch nicht gedacht, eines Tages zum Antinatalismus zu konvertieren. Rückblickend jedoch könnte noch nicht einmal der schönste Augenblick in meinem Leben all das aufwiegen, was da noch kommen sollte. Und vor allem nicht, was ich noch an Erkenntnis erlangen sollte. Denn genau diese Erkenntnis ist es, die, ganz egal, was noch an positiven Wendungen in mein Leben treten sollte, nichts mehr so wie vorher sein ließe. Selbst wenn die Erlebnisse identisch wären, so hätten sie eben doch komplett andere Vorzeichen.
Meine Kinder haben mir damit aber auch sagen wollen, dass Sie lieber wie im Moment gerne leben anstatt Nicht-Existent zu sein.

Mittlerweile habe ich auch schon ein Enkel. Da bekomme ich in dem Zusammenhang dann auch oft zu hören:
"Du hättest ja nicht dieses wundervolle Enkelkind, wenn Du nie geboren worden wärest"

Ob sich die Einstelleung zum Leben sich mit leidvollen Erfahrungen, die halt irgendwann jeder Mensch in seinem Leben macht, ändert, ist im Moment ja noch nicht abzusehen.
Ist ein ganz schwieriges Thema, finde ich.

Die Menschheit in der heutigen Form wird ja diesen Planeten auch nicht ewig bewohnen können, weil er ihn ja zusätzlich auch noch willentlich zerstört.
Die Sonne wird auch irgendwann explodieren und dann gibt es Leben in der Form wie wir es kennen nicht mehr.
Ich frage mich so oft: Was soll das ganze dann?
Der Zeitraum in dem die "Krönung der Schöpfung" auf der Erde gemessen am Zeitalter des Universums gelebt hat ist so wichtig und lange wie ein Mückenfurz.
Oha, Ich werde noch zum Philosophen, aber auch egal.

Ab wann ist denn das bei Dir gekippt:
Zitat:
"Als ich noch nicht so viel über diese Welt wusste und noch meinen schönen Illusionen hinterherhing, hätte ich jedenfalls auch nicht gedacht, eines Tages zum Antinatalismus zu konvertieren. ....."

Ich habe ca mit 15 Jahren angefangen die Illusion einer Guten Welt über Bord zu werfen.
In meiner Zeit stand fest, dass es bald den 3. und letzten Krieg mit Atomwaffen geben wird und seltsamerweise wollte ich nie Kinder in diese grauenvolle Welt setzen.
Gruß
Hurlinger
vetyver
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von vetyver »

n°cturne hat geschrieben: Montag 22. November 2021, 01:06 Ja, auch ich kenne dieses Gefühl ... Allerdings speist sich meine Wut daraus, wie man nur ein unschuldiges Wesen in eine grausame Welt setzen kann, nur um selbst darin Trost zu finden. Und es dann auch noch fallen lässt, wenn es an ebendieser grausamen Welt zerbricht.
Besser kann man es nicht sagen.
enough
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Re: Wut auf Mutter/Eltern

Beitrag von enough »

Hallo,

ich kenn auch diese Wut auf die Eltern...aber ich sehe es mittlerweile so, dass sie selbst auch Opfer waren und sind. Sie haben sich ihre Zukunft bestimmt auch rosig vorgestellt, wie es viele junge Menschen eben so machen. Und sie hat das Leben dann auch gebrochen.

Ich habe aber auch immer wieder diese enorme Wut, oft den ganzen Tag, gegen meine Eltern, gegen alles einfach und mich.

Und ja , ich selbst habe auch einen Sohn mit meinem Exmann, ebenso aus traumhaften Illusionen geboren.

Damals ging es mir noch recht gut, eine Ausbildung hatte ich, mein Exmann Berufssoldat, dass ich einmal so krank werde, hätte ich nie gedacht und ich bereu es meinen Sohn geboren zu haben...naja nicht ganz, auch ich habe Hoffnung, dass er noch viel Glück im Leben haben wird und ich wünsche ihm das so sehr. Ich bereu es, weil ich die Welt hasse und er auch schon viel durchmachen musste. Er ist so eine liebe, gute Seele...ich möchte nicht, dass er daran zerbricht...und er ist ein Scheidungskind...mein amer kleiner... :|

Ich hasse das Leben, wie schön es wäre, wenn ich mit 18 Jahren einfach tot umgefallen wäre...aber nein...man quält sich durch und existiert nur noch, damit andere nicht leiden... :roll:
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