Depressionen aus der Hölle

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glycerine

Depressionen aus der Hölle

Beitrag von glycerine »

Ich leide unter immer wiederkehrenden Depressionen, ich kann manchmal selbst schon nicht mehr glauben, dass das eine Krankheit sein soll.
Mir kommt es manchmal so vor, als wäre alles nur eine Weltverdrossenheit, eine Art von Lebensunwille.
Es kommt mir so oft so sinnlos vor, es scheint als wäre alles umsonst was ich mache, es scheint als wäre die ganze Welt
umsonst. Na gut, wenn sie jemanden Spaß bereitet, dann sollte man das akzeptieren, ich habe nur viel zu oft einfach nur eine bleierne Müdigkeit, ich kann gar nicht so viel Schlafen wie ich müde bin, ich werde einfach nicht jeden Tag wirklich munter, ich kämpfe mich durch den Tag und frage nach dem "Warum". Welcher Gottverdammte Gott hat sich diesen Spaß ausgedacht, wer steht hinter diesem Disaster, wer hat das Verbrochen, soll ich mich fügen und gläubig werden, ich kann nicht alles schön reden, ich kann höchstens eine Strategie entwickeln um nicht Aufzugeben. Und bis jetzt war wohl meine Strategie mich abzulenken um nicht groß nachzudenken.
Abendstern
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Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Abendstern »

Depressionen aus der Hölle... Was für ein treffender Ausdruck. Vantablack wäre auch ein passender Vergleich für diesen Zustand...
Ich persönlich glaube auch nicht, daß Depressionen eine Krankheit sind. In Ausnahmefällen vielleicht. Ansonsten scheint mir die Klassifikation der Depression als Krankheit vielmehr die vorgeschobene Ausrede einer höchst unsozialen, ignoranten und auch dummen Gesellschaft zu sein. Ich kann mir kaum vorstellen, daß es in einer intakten Ureinwohner-Dorfgemeinschaft so etwas wie Depressionen gibt.
Es gibt einen sehr schönen Artikel darüber, inwiefern Depressionen in der Regel etwas von außen Verursachtes sind und keine aus sich herausgeborene Krankheit. Wenn ich diesen noch einmal finde, werde ich ihn an dieser Stelle posten.
Auch der Rest Deines Eintrags spricht mir aus der Seele. An Gott glaube ich schon lange nicht mehr. Was für ein Spagat, wenigstens meiner Mutter nicht diese schöne Illusion zu nehmen. Ohne Glauben und ohne Glück im Leben erscheint wirklich alles recht sinnlos. Glücksgefühle und Unwohlsein sind evolutionsbiologisch immerhin der sichere Wegweiser für das Überleben auf dieser Erde. Leider ist dieser untrügliche Indikator dafür, ob alles in Ordnung ist mit den eigenen biologischen Überlebensfaktoren, über jahrhundertealte Dogmen von Kirche und Landesfürsten unterminiert worden: Ora et labora. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Es gab schon immer Nutznießer und Profiteure des Unglücks anderer. Wie sonst hätten sich Landesfürsten und Popen in ihren Palästen die Bäuche vollschlagen können, während der Rest aufgrund er hohen Abgaben gehungert oder im Krieg als Kanonenfutter gedient hat? Der Glaube war schon immer eine schöne Propaganda, um Profit aus denjenigen zu schlagen, die darauf hereingefallen sind. Das Seelenheil der Gläubigen war dabei eher nebensächlich. Ähnlich verhält es sich heutzutage mit den nimmersatten Heuschrecken wie Großbanken, Pharmakonzernen oder gewinnorientiert geführten Kliniken: Hauptsache, die Kassen, äh, die Betten sind voll. Hatte dbzgl. selbst ein eindrucksvolles Erlebnis. Es wurde sich nur solange um mich bemüht, als man mich für einen längeren Aufenthalt gewinnen wollte. Als ich diesen ablehnte, war mein Fall plötzlich so uninteressant wie ein Pfurz im Weltall. Da soll man bei so viel Desillusionierung über diese Welt nicht des Lebens überdrüssig werden...
Eine Strategie entwickeln, um nicht aufzugeben... Ja, das ist leider das Einzige, das bleibt.
Hunk
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Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Hunk »

Jatrosom schon probiert?
Vor dem Suizid definitiv einen Versuch wert. Der "König der Antidepressiva".
Gerade bei Antriebsschwäche und Müdigkeit.
Es gibt gewisse Lebensmittel, die du nicht mehr essen solltest. Aber nicht viele und man kann im Portmoney ein Notfallmedikament mitnehmen, falls man doch mal was falsches isst. Alles halb so wild.
Wenn du Fragen hast, stell SIe.
glycerine

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von glycerine »

Du willst sagen du kommst jetzt wieder klar, aber was hat denn bei dir geholfen?
Mir scheint das alles sehr strange, zuerst bist du voll fertig und dann ein paar Tage drauf solls dir wieder besser gehen,
das ist mir alles ein Rätsel
glycerine

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von glycerine »

Den Begriff "Depressionen aus der Hölle" habe ich nur geklaut von der Band "Die Sterne", die ein gleichnamiges Lied veröffentlicht haben vor ein paar Jahren.

Nur mal um klarzustellen dass ich mich nicht mit fremden Federn schmücken will.

Die Sterne sind eine deutschsprachige Hamburger Band.
Abendstern
Beiträge: 621
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Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Abendstern »

Das ist sehr anständig von Dir, Glycerine, daß Du Dich nicht mit fremden Federn schmücken willst... Aber glaube mir, Depressionen aus der Hölle unterliegen leider keinem exklusiven Urheberrecht... :twisted: :lol: :lol: :cry:
hmmmm....
Beiträge: 15
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Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von hmmmm.... »

Heee - ich hab's erfunden!!! Kann sogar trotz Jatrosom enorm höllig depressiv sein!
glycerine

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von glycerine »

Ich denke mir oft wenn ich meine Altersgenossen sehe: Mann, habe ich mein Leben vergeigt, die haben das Leben das einem in der Werbung oft vorgegaukelt wird anscheinend wirklich. Und ich sitze da und höre mir Joy Division an und frage mich wie mein Leben wohl aussieht für die, für was würde ich wohl Werbefigur sein.
Fühle mich als wäre ich ein Alien
Peterchen
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Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Peterchen »

glycerine hat geschrieben:Ich denke mir oft wenn ich meine Altersgenossen sehe: Mann, habe ich mein Leben vergeigt, die haben das Leben das einem in der Werbung oft vorgegaukelt wird anscheinend wirklich.
Aber nicht sehr lange.

Wenn ich bedenke, dass ich und meine Altersgenossen in wenigen Jahren schon 40 sind, und dass ich an der Zeit, die danach kommt, nie ein großes Interesse hatte...

Da hält sich mein Neid gegenüber ehemaligen Bekannten und Schulkameraden in Grenzen.
Thorsten3210
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Registriert: Dienstag 29. September 2009, 17:27
Wohnort: Niedersachsen

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Thorsten3210 »

glycerine hat geschrieben:Ich denke mir oft wenn ich meine Altersgenossen sehe: Mann, habe ich mein Leben vergeigt
Wer sagt Dir, dass derjenige, der nach aussen hin (!) ein tolles Leben führt und vermeintlich alles hat, innnerlich nicht vielleicht zerrissen ist, oder eine schlimme Diagnose erhalten hat, oder viele Schulden hat. Oder er hat schwere Schuld auf sich geladen, weil er einen Unfall verursacht hat. Wer weiß das schon, Du kannst den Leuten nur VOR den Kopf gucken. Auch ein augenscheinlich schönes Leben kann in Wirklichkeit ein Alptraum sein. Oder anders herum,man kann im Slum von Brasilien leben und trotzdem ein glücklicher Mensch sein, der mit wenig zufrieden ist.
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von Abendstern »

Thorsten3210 hat geschrieben:
glycerine hat geschrieben:Ich denke mir oft wenn ich meine Altersgenossen sehe: Mann, habe ich mein Leben vergeigt
Wer sagt Dir, dass derjenige, der nach aussen hin (!) ein tolles Leben führt und vermeintlich alles hat, innnerlich nicht vielleicht zerrissen ist, oder eine schlimme Diagnose erhalten hat, oder viele Schulden hat. Oder er hat schwere Schuld auf sich geladen, weil er einen Unfall verursacht hat. Wer weiß das schon, Du kannst den Leuten nur VOR den Kopf gucken. Auch ein augenscheinlich schönes Leben kann in Wirklichkeit ein Alptraum sein. Oder anders herum,man kann im Slum von Brasilien leben und trotzdem ein glücklicher Mensch sein, der mit wenig zufrieden ist.
Schön gesagt. Absolut wahr. Einige Zeit war mein Leben ein solches, das viele von außen sicherlich für beneidenswert gehalten haben, obwohl es in Wahrheit eine Hölle war, gegen die wohl niemand gerne getauscht hätte... Aber ich bin auch das beste Beispiel dafür, daß das Leben nach vielen Schicksalsschlägen aus einer ohnehin schon schlimmen Situation heraus noch so weit nach unten rauschen kann, daß es leider wirklich keine Kunst ist, mit einiger Bestimmtheit sagen zu können, daß man im "Bullshit-Bingo" des Lebens einfach weitaus öfter gewonnen hat als andere...

Und ja, auch ich glaube, daß man im brasilianischen Slum durchaus glücklich sein kann. Nicht zuletzt deshalb, weil man das eigene Leben stets mit der angestammten Umgebung vergleicht - und nicht mit Menschen und Gruppen, die vom eigenen Leben so weit entfernt sind, daß sie dafür keine Relevanz besitzen. Dazu gibt es viele interessante Studien.

Am Ende ist und bleibt ein intaktes Sozialleben einfach das Wichtigste - egal, ob man in Lumpen herumläuft oder in Chanel. Die Gruppenzugehörigkeit und soziale Eingebundenheit ist letztlich das, was zählt. Gerade in tiefster Not und auf dem Sterbebett ist doch einfach niemand gern alleine. Und sogar der Suizid fällt vielen leichter, wenn sie nicht alleine sind dabei...
Zuletzt geändert von Abendstern am Samstag 28. Mai 2016, 22:54, insgesamt 2-mal geändert.
chris84

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von chris84 »

Da fällt mir grade die Story eines ehemaligen Freundes aus meiner Studienzeit ein. Der hatte wirklich alles was man zum glücklich sein brauchte. Er war gesund, glücklich verheiratet, reiste viel durch die Welt, war gut im Studium und er hatte auch viele Freunde und ein gutes Elternhaus. Also auch ein sehr stabiles soziales Umfeld. Keine Schicksalsschläge oder sonstige Probleme.
Und trotzdem war er schwer depressiv, was er aber nie nach außen zeigte. Als er mir davon erzählte hatte er bereits seit vier Jahren schwere Depressionen und war auch schon in Behandlung. Über die Ursachen hat er mir nur wenig erzählt. Weshalb ich auch heute noch nicht so richtig weiß warum er so depressiv wurde. Ich meine, hinter jedem User hier steckt eine bestimmte Leidensgeschichte die Suizidgedanken auslösen kann. Aber er selbst hatte eigentlich keine. Leider weiß ich nicht was aus ihm geworden ist. Ich hab zwar nach dem Studium versucht mit ihm im Kontakt zu bleiben aber ohne Erfolg. Er hatte sich soweit abgekapselt und zurück gezogen dass ich nicht mehr an ihm ran gekommen bin.
glycerine

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von glycerine »

Da fragt man sich dann schon, ob es nicht doch sowas wie Depressionen gibt, die einem sogar das schönste Leben verderben können.

Wie mit dem Spruch
Was, du bist depressiv, warum nur, die Welt ist doch so schön
Darauf der andere
Was, du hast Asthma, warum nur, es gibt doch genug Luft zum Atmen

Hier im Forum gelesen, den Spruch
hmmmm....
Beiträge: 15
Registriert: Donnerstag 12. Mai 2016, 11:49

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von hmmmm.... »

Na oder einfach der Spruch "Wie jetzt, das sieht man dir doch gar nicht an." Oder man wird einfach als faul bezeichnet, weil andere nur wissen, dass man nicht arbeitet und den ganzen Tag zu Hause rumhängt. Man ließe sich immer so hängen. Und dann sind wir wieder beim Thema, dass die Geschichte dahinter erstens selten interessiert (höchstens, dass andere was direkt zum Tratschen haben), und zweitens sowieso nicht verstanden wird.

Objektiv ist mein Leben wunderschön, ich habe alles, was man sich so wünschen kann. Klar kann ich auch nicht dreimal im Jahr eine Kreuzfahrt machen, aber für Auto, Familie oder Haus muss ich mich nicht schämen. Macht mich das allein gesund? Hilft mir das, wenn überall erzählt wird "Hast Du das mitgekriegt? Die ist in der Psychiatrieeeeeee..."

Und keiner ruft an, fragt mich jemals, wie es mir geht und möchte dann auch zuhören. Zieht halt runter, ist ein Stigma. Soviel Selbstvertrauen hat hier glaube ich keiner zu sagen "Na und? Ist mir doch egal." Ob sichtbar (am Hals) oder unsichtbar... müssen wir nicht immer und immer wieder die Masken aufziehen und so tun, als sei alles ok, nur um irgendwo "mitmachen" zu können? Und das habe zumindest ich so satt.
romilly
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Registriert: Dienstag 26. April 2016, 14:28

Re: Depressionen aus der Hölle

Beitrag von romilly »

Ich fand das Leben schon immer schwer, viel Leid/viele Traumata erlebt in jungen Jahren, fand die Welt schon immer schrecklich. Um all die schrecklichen Dinge die Menschen anderen Menschen und den Tieren antun, aushalten zu können, flüchtete ich mich jahrelang in Süchte. Half mir zu überleben und schaffte es, nachdem ich mehrmals Suizid begehen wollte, zwischen 40 und jetzt (bald 60) ein einigermassen gutes Leben führen zu können. Ein Geschenk. War einfach nur dankbar jeden einzelnen Tag an dem ich gut schlafen konnte, an dem ich arbeiten konnte, an dem ich keine Schmerzen/Unwohlsein verspürte, an dem ich liebe Menschen um mich hatte, an dem ich mich für Tiere einsetzen konnte usw usw.
Jetzt ist alles weg. Nach Burnout arbeitsunfähig, Reizdarm, kein lustvolles Essen mehr, kein Sport mehr möglich, kaum mehr soziale Kontakte. Fühle mich jeden einzelnen Tag unwohl, starke innere Unruhe, einfach nur ein Überleben. Auch mit Medis kaum auszuhalten (Mattscheibe!), aber der Mut fehlt noch, den letzten Schritt zu gehen, obwohl alles vorbereitet ist (Testament, Plätzchen für Katze usw)......
Ich hoffe jeden Tag, dass es wenigstens ein kleines bisschen besser wird, aber jeder Tag gleich schlimm. Nur noch ein täglicher Alptraum.
Durfte schon einige Wunder erleben - ohne ein solches komme ich aus der jetzigen Situation nicht mehr heraus. Kann selber nichts mehr tun. In einer Depression KANN man gar nicht positiv denken. Ich bekomme Ratschläge von Freunden, glaub an dich, das kommt schon wieder, musst nur etwas positiv denken. Das ist jedes Mal wie eine Ohrfeige. Ich KANN nicht!! Alle sagen es brauche GEDULD..... Ich bin sprachlos wie ich in eine solche Situation geraten konnte. Kenne Menschen, die im Rollstuhl sind, ein Freund ist blind, einer sieht nur noch 10%, trotzdem meistern sie ihr Leben besser als ich . Ich sehe auch oft Menschen mit schweren Behinderungen in TV Beiträgen, die ihr Leben meistern. ALLE sagen, sie seien "von Natur aus" positive Menschen. Vielleicht können sie deswegen ihr Leben besser meistern als z.B. ich, der man äusserlich nichts ansieht. Ich war bis ca. 40 kein "positiver" Mensch, im Gegenteil, aber danach ein "dankbarer" Mensch. Jetzt alles weg, nur noch Verzweiflung, hoffe täglich auf einen natürlichen Tod - könnte ja sein - Herzinfarkt, tödlicher Autounfall, Treppe hinunterfallen - Genickbruch. So etwas passiert täglich, wieso nicht mir?? Sich selbst das Leben zu nehmen braucht schon verdammt viel Mut - ich kenne aber persönlich 10 Menschen aus meinem engsten Umfeld, ja sogar Familie, denen es gelungen ist!!!
Ich sagte zu meinem Psychiater, ich finde, ich habe alle Aufgaben erfüllt im Leben, wieso muss ich UNBEDINGT 80 werden???? Früher starben die Menschen viel früher als heute, wo steht also, dass man unbgedingt 80 oder gar 90 Jahre leben muss>??? Wieso kann ich das nicht selbst entscheiden und auf eine humane Art gehen dürfen, wenn das Leben nur noch eine Qual ist????? Es ist menschenunwürdig so leben zu MÜSSEN. Ich muss/musste fast 60 Jahre lang ALLES selber entscheiden, wieso nicht auch DIESE Entscheidung???? Ich finde die Ärzte sollten einem helfen, wenn man so verzweifelt ist und ganz klar nicht mehr leben möchte. Ist es nicht ihre Pflicht Leiden zu lindern oder gar zu beenden, den LEIDENDEN zu E R L Ö S E N??????
Mit herzlichen Grüssen an alle die im Forum sich austauschen.
Romilly
Gesperrt