Weiblich und jetzt 37 Jahre alt.1. Bist du männlich oder weiblich und wie alt?
Mein Aufenthalt hier im Forum und meine (immer mal wieder aufkeimende) Suizidalität hat seine Ursache nicht in der QS. Ich habe außer der köperlichen Beeinträchtigung vom Unfall diverse schwere Traumafolgestörungen aus meiner Kindheit durch diverse Gewalterfahrungen. Und habe entsprechend lange auch mit Suizidideen (und über die vielen Jahre auch Versuchen) seit dem Alter von 8 oder 9 zu kämpfen, also in der Grundschule schon. Es gehört quasi zu mir dazu, aber so langsam wird es immer mehr Vergangenheit. Der Unfall mit der QS kam halt quasi als Sahnehäubchen noch irgendwann dazu. Dass ich hier bin, hat sich in einer schweren Krise so ergeben. Und wie man sieht, bin ich noch da und hoffe mal, dass das auch noch viele Jahre so sein wird.2. Ich will kein Stalker sein, aber ich habe mal deine Beiträge überflogen und es stellte sich heraus, dass du mindestens vor ziemlich genau 2 Jahren noch konkrete Suizidabsichten hattest und sogar eine ziemlich harte Methode in Erwägung gezogen hast. Auch deine Registrierung in diesem Forum und selbst nur das Mitlesen, da das Forum erst 2007 eröffnet wurde, begann doch schon einige Jahre nach deinem Unfall. Wie passt das also alles zusammen, wenn du doch sagt, dass du dich mit deinem Schicksal arrangiert hast.
Bei mir ist die Lähmung auf Höhe des 1. LWK. Leider mehr oder weniger komplett, ganz bißchen Restfunktionen sind da, aber nichtmal ausreichend, um beim Doc zu einem "inkomplett" zu kommen (sprich es geht um ein paar Zentimeter hautsensibilität, die an ner Stelle unter LWK1 Niveau ist). Der Unfall führt zu nem Polytrauma, wie bei Dir u.a. auch Beine/Füße usw. betroffen, da ebenfalls Sturz aus großer Höhe. LWK1 war komplett zertrümmert und durch Titan-Cage ersetzt. Zum Glück sind die anderen Wirbel heil, sodass die Versteifung nur über 3 Segmente geht.3. Auf Seite 3 dieses Threads siehst du ein Röntgenbild von mir. Die Verletzungen habe ich im Lendenwirbelbereich. Es waren 4 Wirbel angebrochen und auch im Steißbereich ist ein großer Schaden (Konus Kauda Syndrom / Blase, Darm).
Auf welcher Höhe ist deine Lähmung und hast du "nur" den/die Wirbel verletzt oder auch andere Teile des Körpers? Was war das für ein Unfall? Komplette oder inkomplette Schädigung?
Zu 4 und 5 bekommst Du nachher noch ne pn, das ist mir zu intim.
Es ist auf jeden Fall den Versuch wert. Da das Material auch Schmerzen verursachen kann (sind Deine Schmerzen ausschließlich Nervenschmerzen oder auch so durch Material oder die Frakturen ansich und Verspannungen/Verklebungen der Muskulatur?), nimmt man gerne eine Schonhaltung ein und wird dadurch quasi steifer, als man ist. Ich hatte ganz lang Probleme mit meinem Material, aber es musste bei mir leider zum Teil drin bleiben, weil es ja den Wirbel ersetzt und da habe ich es leider gescheut, mich nochmal unters Messer zu begeben um wenigstens das Material von der ersten OP rausholen zu lassen. Inzwischen gehts nicht mehr, ist verwachsen. Hab mich dran gewöhnt und die materialbedingten Schmerzen sind auch nicht mehr wild, nur bei Wetterwechsel oder wenn ich mich irgendwo anlehne (dann drücken die Schrauben im Rücken, autsch). Hatte aber lange mit Schmerzen zu kämpfen. Das wurde erst nach ca. 3 Jahren besser. Ist ja auch viel, was da im Körper kaputt genangen ist und dann die OPs, das dauert, bis das alles wirklich erheilt ist. Nervenschmerzen und Missempfindungen hab ich leider auch, aber es beeinträchtigt mich nciht mehr so wie zu Beginn. Wenn ich beschäftigt bin (und das bin ich meist), fällts mir nicht mehr so auf, außer es schießt was ein.Könnte man theoretisch jetzt schon durchführen. Laut Arzt soll es aber angeblich keine Bewegungsverbesserung im Wirbelbereich geben, weil die Wirbel miteinander atrophiert seien.
Wie sieht es bei dir mit Bewegung und Restfunktion aus?
Möglich ist das natürlich, gerade Haldol ist nicht so nett und ich kenne zumindest 2 Betroffene, die Spätschäden davon haben. Durfte selbst leider wegen dem Traumazeugs auch schon Neuroleptika futtern und die machen schon echt viel mit dem Körper. Allerdings schätze ich das gerade so ein, dass Du schon arg depressiv bist derzeit (was nach so einem Einschnitt auch normal ist, kaum jemand springt danach durch die Gegend und schreit Juhu, wenn er sich plötzlich mit Rollstuhl, Schmerzen, Inkontinenz usw. konfrontiert sieht!) und da ticken die Emotionen komplett anders. und auch die Benzos können da reinspielen. Wenn es wirklich so ist, dass es eine irreversible Folge der Neuroleptika ist, kannst Du, wenn sich das dann rausstellt, immer noch ein Fazit daraus ziehen und neu entscheiden, ob Du das ertragen möchtest oder nicht. Im Moment würd ich aber da noch nciht die Flinte ins Korn werfen. Die Abwesenheit von Gefühlen kann auchd erzeit noch ein Schutz sein. Du hast da harten Tobak zu verarbeiten, die Situation in der Du bist, die überlebte Lebensgefahr durch den Suizidversuch usw., das ist keine Kleinigkeit und wirkt sich auf Körper und Seele heftig aus.7. Man darf die Neuroleptika aber auch nicht unterschätzen. Die wirken nämlich direkt und gezielt auf das Dopamin. Hier zum Beispiel gibt es einen Bericht zu deren chronische Auswirkungen:
Im Moment bin ich ehrlich gesagt noch nicht Mitglied. ich weiß auch nicht, ob ich bei meinem psychischen Diagnosenkatalog überhaupt jemals in Frage käme?! Bin bisher immer davon ausgegangen, mich selbst aus dieser Welt rauszunehmen, wenns notwendig wird.8. Bist du Mitglied bei Dignitas für den Fall der Fälle? Du meintest ja, du bist Befürwörter.
Das war bei meinen Eltern, vor allem meiner Mutter, auch so und ich fand das sehr anstrengend. Gerade zu der Zeit, als ich selbst noch so gar nicht klarkam mit der Aussicht auf ein dauerhaftes Leben im Rollstuhl. heute kann ich verstehen, dass für sie diese Hoffnung irgendwie wichtig war und ist und kann darüber wegsehen, dass das eben ihr Weg ist, mit meiner Behinderung umzugehen. Ich kenne wenige QSler, die wieder (fast) normal laufen können, im gegenteil, viel mehr, bei denen eben keine Funktionen zurückkamen oder nur sehr wenig. Aber in den Medien werden irgendwelche scheinbaren "Wunder" berichtet und alle Welt meint, dsa müsste jetzt auf jeden Rollstuhlfahrer so zutreffen. und das ist einfach Quatsch, jede Verletzung ist unterschiedlich. Manchmal habe ich nahezu das Gefühl, ich muss mich rechtfertigen, warum ich nicht laufen kann. Vor allem bei wildfremden Leuten, wenn die mich ansprechen, warum ich im Rollstuhl sitze und ob das wieder wird. Wenn ich dann "nein" sage, sind die ganz entsetzt und wollen das nicht hören und dann geht die Diskussion weiter und es wird versucht, mir Mut zuzusprechen dabei bin ich weder mutlos noch die, die die Diskussion angefangen hat - meist ist es mein gegenüber, was dann Trost will, eil mit solchen Entsetzlichkeiten will Mensch dann doch nicht konfrontiert werden. Am Anfang hat mich sowas unglaublich wütend gemacht, auch wenn mein Gegenüber es eigentlich gut meinte. Heute kann ich es meist gelassen sehen udn wundere mich einfach nur, warum Leute meinen, einen anquatschen zu müssen, weil man im Rolli sitzt. Ich frag doch auch nicht den nächstbesten, warum er oder sie ne Brille hat, ne Krücke braucht oder ähnliches.9. Und als Betroffener weiß man das leider meist auch und nimmt es in einer ganz anderen Tiefe wahr als ein Außenstehender.Ich war da früher total allergisch drauf, wenn mir jemand sagen wollte, dass "alles wieder gut wird". Es wird nicht wie früher.
Das ist leider der Irrglaube meiner ganzen Familie. Meine Mutter glaubt sowieso, dass ich mit nur genug Training wieder ganz unbeschwert durch die Stadt schlendern kann. "Alles nur Kopf und Willenssache usw.", denn wenn es mindestens nur einer geschafft hat (z.B. Markus Holubek), dann kann es automatisch jeder schaffen. Es ist leider unmöglich sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Zu sehr ist sie durch die durch die Presse gehypten Einzelfälle beeinflusst. Ob das meine anderen Angehörigen etwas nüchterner sehen, kann schon sein. Ich schließe für mich aber ein beschwerdefreies Laufen, selbst mit Gehhilfen, ziemlich aus. Dafür sind meine Beine und das Becken zu sehr geschädigt und eingeschränkt. Und selbst wenn, wohin soll ich mich denn auf Krücken großartig hinquälen, wenn ich nicht mal beschwerdefrei sitzen kann...
Was wichtig wäre, dem auf den Grund zu gehen, warum das sitzen Dir solche Probleme bereitet. Weil damit ist das aktiv werden natürlich deutlich erschwert. Hast Du abklären lassen, was die Ursachen für Deine Beschwerden beim Sitzen sind? Ggf. auch mal bei einem guten und erfahrenen Sanitätshaus beraten lassen, die haben manchmal echt gute Lösungsideen für Probleme.
Wie gesagt, meine Suizidgedanken kommen ursächlich von den Traumafolgestörungen mit ihren ganzen Auswirkungen. Die QS kam nur dazu und hat 3 Jahre heftigste und dauerhafte Suizidalität ausgelöst, die ich auch nur zufällig überstanden habe.10.
Hier muss ich wieder auf Punkt 2 hinweisen Wenn du das für dich so gut beantwortet und arrangiert hast, wieso hast du dann über die Jahre hinweg immermal wieder ernsthafte Suizidgedanken? Meine Familie ist fest davon überzeugt, dass diese nach dem Benzoentzug komplett verschwinden müssten.
Dass nach dem Benzoentzug die Suizidalität weg ist, ist fürchte ich ein sehr hoher Anspruch. Das sind ja nicht nur die Medis, die das machen. Klar trägt der Entzug u.U. dazu bei, aber dafür ist die wiedergewonnene klarheit und dsa "echte" Fühlen ohne die Benzos auch nicht ohne. Das ist eine ganz andere Herausforderung dann. Man fängt ja auch nicht ganz grundlos an, sich mit Benzos abzuschießen... Bei mir war es so, dass die (ich nenn es jetzt mal "unfallbedingte") Suizidalität erst weniger wurde, als ich wieder mehr im Leben angekommen war. Ich habe einige alte und vergessene Interessen wiederentdeckt und durch Zufall ein wunderbares hobby entdeckt, in dem ich dann voll aufgegangen in und wo es endlich mal wieder komplett egal war, ob ich nun Rollifahrerin bin oder nicht. Ich leb heute ein ganz normales Leben mit Partner, Arbeit, Ehrenamt und Hobbies. Als ich damals in der Unfallklinik war, sagte mir mal eine Schwester, dass wenn ich viel Glück habe, ich vielleicht später mal halbtags arbeiten kann, mehr sicher nicht. Damals dachte ich wirklich, alles ist rum.
Meine "unfallbedingte" Suizidalität wurde erst langsam weniger dringlich, weniger drängend und dominierend. Andere Dinge nahmen ieder mehr Raum ein, Dinge, die im Leben stattfinden. Und so wurde sie eniger und weniger und irgendwann war sie weg. Wenn sie heutekommt,kommt sie, weil neue Flashbacks kommen oder Erinnerugnen an ds, was in der Kindheit war und ich damit noch nicht umgehen kann. Dann muss ich gucken, wie ich damit anders umgehen kann. Was zunehmend besser klappt.
Liebe Grüße
Sadness