berlinichbins hat geschrieben:@deadly "...wird Aktion schnell und eigentlich immer zum `Abfall` von der `Wahrheit`. Wahrheit und Handeln/Leben sind eben für eine gewisse Sorte Denken nicht vereinbaren." das verstehe ich nicht - kannst du es mir nochmal anders mitteilen, was du damit meinst?
für mich gibt es achtsames bewusstes handeln, was menschen nicht einfach so in sich tragen, und dennoch über einen manchmal sehr langen weg der persönlichkeitsentwicklung möglich werden kann. diese Dimension schließen die Skeptiker aus?! deshalb gibt es für mich die Theorie, dass etwas grundsätzlich und für jeden gilt, nicht. du schreibst, was andere dazu meinen, und was ist deine Meinung dazu?
O.k., dann ein nächster Versuch. Da müsste ich definieren was ich unter Wahrheit bzw. genauer: Erkenntnis verstehe: Das sind zunächst Überzeugungen die mittels des Denkens zustande kommen (also argumentativ mit Gründen - empirischen oder a priorischen - zu rechtfertigen sind und gerechtfertigt wurden). Angenommen ich denke das Problem der Freiheit durch, also die Frage ob und inwiefern der Mensch einen sog. freien Willen besitzt. Das Resultat ist relativ schnell klar, da es ein unüberwindliches Hindernis gibt, will man einen freien Willem im strengen Sinn argumentativ begründen: das Zufallsproblem. Also das Dilemma, dass Freiheit verstanden als `in einer gegebenen Situation bzw. unter gleichen Umständen so oder auch anders handeln zu können` undenkbar ist. Entweder ist eine Handlung determiniert (also durch die Umstände festgelegt) oder aber nicht determiniert, sprich: zufällig. Ein Drittes ist nicht denkbar, es gibt keine Möglichkeit diese beiden Ideen zu verbinden. Genau das aber würde eine solche Freiheitsidee notwendig implizieren, da wir zwar aus Gründen, also nicht zufällig entscheiden, aber dennoch durch die Gründe nicht determiniert sein dürfen. Dies ist der argumentative Hauptgrund, dass Freiheit in diesem strengen Sinn von kaum einem Philosophen mehr vertreten wird. Wenn man nun aber der Ansicht ist, dass solche Freiheit unabdingbar ist für Verantwortlichkeit, Zurechenbarkeit, Schuld etc., dann hat man natürlich das Problem, dass, will man seinem Verstand treu sein (und welche Wahl hätte man wenn man etwas so klar erkannt hat wie die Tatsache dass 2 plus 2 vier ergeben...selbst der radikale Skeptiker wird schwerlich die Logik aufheben können ohne in einen bodenlosen Abgrund zu fallen. Zen tut genau dies, vorgeblich, aber eben weil er das argumentative Erkenntnisstreben eh ad acta gelegt hat) niemanden mehr für irgendetwas zurechenbar machen kann. Hoppla, Hitler und Mutter Theresa moralisch auf der gleichen Stufe? Nicht auf der gleichen, auf keiner: Moral, pure Illusion. Ich will schauen wie eine solche Wahrheit gelebt werden kann (und wenn diese nicht wahr ist, dann kann man sich gleich von jeder Ratio verabschieden...wie man das leben soll, weiss ich allerdings auch nicht). Nun, die Philosophen sind ja clevere (Bauernschläue auf hohem Niveau) Leute und anpässlerisch meist auch noch, also zaubert man einen ganz anderen Freiheitsbegriff aus dem Hut, den kompatibilistischen, also vereinbaren, womit vereinbar? Natürlich damit, dass man nicht frei, sprich: determiniert ist. Ich soll also, um zu retten was zu retten sein soll, den Menschen, der nicht freier als ein mechanisch aufgezogener Blechtrommler ist als frei betrachten, ihm Schuldfähigkeit etc. zuschreiben und so tun als wenn alles mit rechten Dingen zugeht (unsere ganze Strafpraxis z.B., die leider Gottes unumgänglich ist, aber nur sehr `pragmatisch` sich begründen lässt)...nun, wer`s kann der kann`s, ich kann`s nicht, oder nur bedingt (natürlich hat der Mensch im allgemeinen die ausgesprochen nützliche Fähigkeiten `mit Widersprüchen leben` zu können...eine weitere narzisstische Kränkung für allzu Sensible). Das Resultat ist ein Zustand des Als-ob: irgendwie spielt man ja mit weil man muss (und sei`s nur im Denken oder Fühlen), aber man weiss im Grunde immer: so ist es nicht...aber anders geht`s nicht. Anders würde die Gesellschaft keinen Bestand haben können etc. etc.
Voila, Exempel Erkenntnis Nummer eins in aller Kürze bezüglich seiner Inkompatibilität mit dem realen Handeln etc. vorgestellt. Nun findet man aber andauernd solche Widersprüchlichkeiten, Antinomien, Aporien, Paradoxien und was es sonst noch alles an Unverdaulichem gibt. Da hilft nur noch radikales Nichtdenken wie der Zen es so sympathisch nahelegt...nur schert sich Zen (wie er es selber auch zugibt) wenig um Wissen, wie die anderen `Lebenskünste` ja auch nicht (übrigens braucht es nicht notwendigerweise philosophische Argumentation um am `Sinn des Ganzen` zu zweifeln. Gerade die Begegnung mit extremem Leid, eigenem oder anderer, kann einen Zustand der Haltlosigkeit erzeugen, welcher in sich sinnnegierend ist...mehr auf einer instinktiven Ebene als einer rationalen).