Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

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Stummfilm
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Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Stummfilm »

Kennt das Buch jemand?
Hab die ersten 8 Kapiteln eingescannt.
Stummfilm
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Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Stummfilm »

Ach ja, wer Interesse hat, kann sich gern per pn melden.
Deadly Snowflake

Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Deadly Snowflake »

Stummfilm hat geschrieben:Kennt das Buch jemand?
Hab die ersten 8 Kapiteln eingescannt.
Ja, hab's gelesen. Entgegen dem Buchtitel behandelt es schwerpunktmässig Philosophien welche das Sein-sollen der Menschheit zu begründen suchen, aus Sicht des Autors freilich zu recht da er das Sein der Menschheit (angesichts des Leidens) als rechtfertigungsbedürftig erachtet (welchen Punkt er aber erstaunlicher Weise nicht weiter begründet. Dass Fortzeugung unvermeidlich auch Leid impliziert, genügt ihm diesbezüglich ohne dass er irgendeinen Versuch zur Bilanzierung/Abwägung von Glück/Leid machen würde). Insofern ist sein Buch ein Aufruf zur Arbeit an der Metaphysik (da aus seiner Sicht nur eine solche eine "Anthropodizee" zu liefern imstande sei).
Beim Durchblättern der Gedanke: wäre Wert ein zweites Mal gelesen zu werden...

Auch sein Buch zum Hirntod-Kriterium ("Lebensbeginn und Lebensende") ist lesenswert (allerdings um die 500 Seiten lang).
Stummfilm
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Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Stummfilm »

Es ist ziemlich anstrengend zu lesen. Klar. Es ist nicht so ein Buch wie "Nein zum Leben" von Martin Neuffer oder "Better never to have been" von David Benatar.
Und es liest sich auch nicht so leicht, denn es ist ein philosophisches Fachbuch. Aber man lernt doch Einiges. Unter anderem habe ich mich beim Kapitel "Kant" gefragt, wie böse ein Schöpfer eigentlich sein müsste, dass es nicht mehr zu seinen Gunsten ausgelegt werden könnte. Kant bringt es fertig, die Unverträglichkeit des Menschen als Beweis für einen guten Schöpfer anzusehen. Und da vermisse ich auch das Nachhaken, für wen eigentlich die Weiterentwicklung der Menschheit von Nutzen sein soll, was so schlimm daran wäre, würde der Mensch ein Schäferleben führen.
Deadly Snowflake

Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Deadly Snowflake »

Stummfilm hat geschrieben:Es ist ziemlich anstrengend zu lesen. Klar. Es ist nicht so ein Buch wie "Nein zum Leben" von Martin Neuffer oder "Better never to have been" von David Benatar.
Und es liest sich auch nicht so leicht, denn es ist ein philosophisches Fachbuch. Aber man lernt doch Einiges. Unter anderem habe ich mich beim Kapitel "Kant" gefragt, wie böse ein Schöpfer eigentlich sein müsste, dass es nicht mehr zu seinen Gunsten ausgelegt werden könnte. Kant bringt es fertig, die Unverträglichkeit des Menschen als Beweis für einen guten Schöpfer anzusehen. Und da vermisse ich auch das Nachhaken, für wen eigentlich die Weiterentwicklung der Menschheit von Nutzen sein soll, was so schlimm daran wäre, würde der Mensch ein Schäferleben führen.
Puuh, das habe ich gar nicht mehr präsent...da liest man Bücher und 90% vergisst man wieder (wenn nicht mehr). Wie auch immer...mir scheint deine letzte Frage aber letztlich den Kern des Problems zu treffen: das Sein-sollen des Menschen muss für irgendwen von Vorteil sein (und da kennen wir definitiv nur vereinzelte Subjekte die in Frage kommen...bzw. die empfindungsfähigen Lebewesen). Verfolgt man aber diese Schiene landet man eben beim Ansatz der Bilanzierung und Aufrechnung (und ob solches überhaupt möglich und wenn ja auf welche Weise zu erfolgen hätte). Benatars Lösung scheint mir z.B. gar nicht überzeugend zu sein...Neuffer trifft es da schon wesentlich besser mit seiner klar subjektivistischen Position. Akerma problematisiert diese Frage gar nicht: dass künftiges Leben künftiges Leid impliziert, scheint ihm als Prämisse zu genügen um eine Anthropodizee als gefordert zu erachten. Immerhin kann man folgern, dass etwas das Leid (wessen?) Kompensierendes oder Aufhebendes von Nöten ist damit eine solche Anthropodizee für Akerma als gelungen gelten kann. Merkwürdigerweise zielen die meisten (alle?) besprochenen Ansätze aber daran vorbei, was aber Akerma nicht ausdrücklich bemängelt (soviel ich mich erinnern kann). Möglicherweise intendiert er genau das mit der Forderung nach einer "Fortarbeit an der Metaphysik": eine Antwort welche die menschliche Subjektivität transzendiert, also als unmassgeblich erachtet...eine Voraussetzung welche mir jegliche Lösung a priori zu verunmöglichen scheint (aber warum dann Akermas Bezug auf das Leiden überhaupt?).

Zu viele Fragen: ich müsste mir das Buch definitiv nochmals vornehmen...
Stummfilm
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Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Stummfilm »

Hi
Deadly Snowflake

Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Deadly Snowflake »

Fleissarbeit...warum hast du das überhaupt in Angriff genommen?
(Bin auf Seite 162 steckengeblieben...60 Seiten Kritik...Rest wird auch noch `destruiert`).
Thanatos
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Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Thanatos »

Vielen Dank für den Link!
Ich wollte dieses Buch immer schon mal in Angriff nehmen. Es war mir allerdings zu teuer für dieses Wagnis.
Es grüßt,
Thanatos
Stummfilm
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Re: Karim Akerma: Verebben der Menschheit?

Beitrag von Stummfilm »

Hallo Thanatos,

Gern geschehen. Zum Lesen reicht die Vorlage. Zitierfähig ist das eBook allerdings nicht.
Zur besseren Anpassbarkeit an eigene Bedürfnisse habe ich es als Word-Dokument hineingestellt. Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne entgegen.
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