Böser Abschiedsbrief

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Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Chron »

Ich denke daran herum, so etwas noch zu verfassen. Auch wenn es mir nach meinem Tod keine Genugtuung mehr sein kann (weil ich dann nicht mehr bin, nichts mehr von irgendwas weiss), aber vorher könnte es vielleicht manchmal gut tun.

In einem Witz (hier im Forum, glaub im Offtopic-Bereich, ein Thread) stand irgendwas wie man solle noch Schuld zuweisen (ironisch-witzig gemeint).

Es geht bei mir aber kaum um Schuldzuweisungen an Personen, die ich kenne. Sondern es ginge z. B. an die, die meinen (leider nicht mehr wechselbaren) Wohnort zu einem in einer Flugschneise gemacht haben (was immer die geändert haben an Hauptfluglinien, Militärflugübungen oder kleinen Privatflugplätzen; ich hör's nur, von morgens früh bis abends spät, manchmal auch noch mitten in der Nacht z. B. um 01:30, und "Nachtruhezeit" ist nicht mal mehr das Papier Wert auf dem es in Gesetzen steht), oder an angebliche Hilfsstellen die nur Papierzeug für ihren bezahlten Arbeitszeitvertreib wollen aber dann nichts helfen, u. ä..

Wenn ich am Fluchen bin (in Gedanken oder schriftlich), kommt oft sowas vor wie "verdammte ..." (Affen, ...; will da nicht alles aufzählen, sonst gibt das ne Liste von "unzulässiges Wort" in der automatischen Forumsumsetzung :mrgreen:).
So viel ich weiss, ist das ein (christlich-?)religiöses Wort, das aber auch unbedacht normalsprachlich benutzt wird. Seltener benutzt, aber auch noch bekannt, ist "verflucht (nochmals)".

Wie wirkt so etwas auf Religiöse (ich bin völlig unreligiös aufgewachsen und bin es auch weiterhin, nehme aber an, dass in der CH etwa 90 % zumindest Papierchristen oder aufgewachsene, nie daraus entwachsene Christen sind)? Z. B. "Ich verfluche alle Lärmmacher" oder so ähnlich?

Oder wie könnte man es sonst formulieren, damit die, die mir das restliche Leben(-Müssen) zur Hölle gemacht haben (Kranke brauchen Ruhe - gilt aber nicht mal mehr in Spitälern; lärmige Baustellen, dann nützen Hupverbote auch nichts mehr), auch noch was "davon haben"?

Wobei ich mir ums Absenden/Hinpinnen dann Gedanken machen würde, wenn ich sowas hätte. Also wer es dann lesen müsste, würde oder so. Evtl. fertige Briefe an div. Stellen vorbereiten, mit Umschlag, oder so.
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Orgeluse »

Lieber Chron,

da zuckt noch was in Dir, gell? Ich glaub', es zu verstehen.
(Habe derzeit - zu allem witwesken Kintopp - auch noch eine Fassadensanierung direkt vor den Fenstern, die jegliches Absurde Theater um viele Akte schlägt!)

Was ich nicht verstanden habe, ist Deine ins Forum gewandte Frage: Wenn Dir nach entsprechenden Briefen ist, warum sollst Du sie dann nicht schreiben? Und vielleicht danach gar abschicken (mitunter reicht ja schon das Schreiben und in den Umschlag Stecken ...)?

Wie begründen sich Deine Skrupel, von denen Du hier sprichst?
Geht es Dir um die von Dir dann (letzlich Dich nicht mehr erleichternde) Schuldzuweisung?
Geht es Dir um die religiösen Komponenten, die eine "Verfluchung" evtl. hätte?

Verstehst Du meine Nachfragen? Ich verstehe, glaub ich, Dein posting nicht ... (und das tut mir leid)

Herzlich
Orgeluse
suizidal
Beiträge: 824
Registriert: Montag 10. Oktober 2011, 10:30

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von suizidal »

Also wie ich Chron verstanden habe, will er sich im Abschiedsbrief darüber aufregen das sein Leben zu laut war, dank seiner Umgebung.
Da fragt man natürlich automatisch: Warum zieht er nicht weg?
Obwohl ich eigentlich das gleiche Problem hab, auch wenns nicht der Flughafen ist. Egal....
Oder wie könnte man es sonst formulieren,
Der Lärm in meinem Leben hat einen großen Anteil an meinem Ableben.
Also vielen Dank an meine ?.
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Chron »

Orgeluse hat geschrieben:da zuckt noch was in Dir, gell? Ich glaub', es zu verstehen.
(Habe derzeit - zu allem witwesken Kintopp - auch noch eine Fassadensanierung direkt vor den Fenstern, die jegliches Absurde Theater um viele Akte schlägt!)
Ich glaub', du verstehst es wirklich (erinnert mich an jene Fassadenrenovation ... :evil: ... nicht dran denken) ;-)
Was in mir zuckt, ist immer wieder Wut. Ich hoffe, sie verkürzt das Leben.
Orgeluse hat geschrieben:Wie begründen sich Deine Skrupel, von denen Du hier sprichst?
Ich habe keinerlei Skrupel für einen solchen Brief - und ich weiss nicht, wo/wie du das herausgelesen hast.
Nein, ganz im Gegenteil, ich möchte es möglichst "treffsicher", nenn ich es mal, für Andere formulieren. Für ANDERE eben - die nicht ich sind. Was also trifft einen Durchschnittsmenschen? Woran glaubt er, was beschäftigt ihn von so einem Abschiedsbrief dann noch möglichst lange, ...?
Orgeluse hat geschrieben:Geht es Dir um die von Dir dann (letzlich Dich nicht mehr erleichternde) Schuldzuweisung?
Ja.
Orgeluse hat geschrieben:Geht es Dir um die religiösen Komponenten, die eine "Verfluchung" evtl. hätte?
Ja. Also wiederum die Frage: Wie wird so etwas aufgefasst, kommt das an?
Mich könnte man verfluchen oder verdammen so viel man wollte, ich würde höchstens lachen darüber (weil ich nicht an Flüche im Sinn von Verfluchungen, böse Geister, Höllen mit Verdammnis u. Ä. glaube). Aber ich bin eben nicht Andere.


---------

suizidal hat geschrieben:Der Lärm in meinem Leben hat einen großen Anteil an meinem Ableben.
Also vielen Dank an meine ?.
Eine mögliche Formulierung, Ja. Wobei ich manche Leute, und die meisten von denen die es angeht dann, für zu dumm und/oder zu uninteressiert halte, das komplett zu lesen und die Ironie zu erkennen. Wer nur "vielen Dank" liest, legt es zufrieden ab. Und das soll auf keinen Fall geschehen (auch wenn ich auch das nicht mehr mitbekommen werde). Dann würde ich es lieber leer, offen, rätselhaft lassen (wobei ich vermute, dass auch das niemanden kümmert - aber andererseits eben auch vermute, es müsste etwas geben, was manche Menschen treffen könnte).
suizidal
Beiträge: 824
Registriert: Montag 10. Oktober 2011, 10:30

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von suizidal »

Dann hab ich dich missverstanden.
Ich hatte genau das Gegenteil herausgelesen, vermutlich ähnlich wie Orgelsuse.
Das du eben nicht die Leute treffen willst.

Wenn doch, dann gibts doch keine Grenzen.
Tob dich einfach aus.
Rasiel
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Rasiel »

Ich denke, wenn er sich richtig austobt, wird er nicht ernst genommen, der Brief fliegt in den Müll mit dem Gedanke "der arme Irre".

Sachlich die wirklichen Probleme aufzeichnen, die Lärm für manche Menschen darstellt.
Natürlich stellt sich dann die Frage, es wohnen ja bestimmt noch andere im Haus, warum reagiert nur er so und dann stellt sich mir die Frage "was hast du bereits dagegen unternommen (Lärm) !

Was das verfluchen betrifft, wirst du niemanden finden der darauf auch nur im geringsten Sorge trägt.
Ich bin Christin, wäre mir aber vollkommen wurscht, denn ein Fluch kann einem zum Segen werden (ohne weitere Erklärung).
Und ob das Christsein dafür verantwortlich ist (Lärm) stell ich mal in Frage. Denn, auch wenn in der Behörde ein Christ sitzt, wird er daran nicht ändern können.

Ausserdem würde ich das nicht als Abschiedsbrief schreiben, sondern als Leserbrief in der Zeitung, kannst ja darunter schreiben und Tschüß das war`s oder so ähnlich, als Brief funktioniert das nicht, denn es wird sich niemand angesprochen fühlen.

Viele haben ja auch ihre Persönliche Todesanzeige aufgegeben, Nachteil - du hast dann keinen Spielraum.
suizidal
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von suizidal »

Rasiel hat geschrieben:Ich denke, wenn er sich richtig austobt, wird er nicht ernst genommen, der Brief fliegt in den Müll mit dem Gedanke "der arme Irre".
scheint ihm wurscht zu sein
Rasiel
Beiträge: 1380
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Rasiel »

Schön, nur was bringt es dann ?
Wenn ich von vornherein weiss, mein Abschiedsbrief kratzt keinen, dann ist jedes geschriebene Wort zuviel und sinnlos.

Wenn ich etwas vermitteln möchte, dann sollte es auch Hand und Fuss haben, vor allem wenn es meine letzten Worte sind.
Hast nicht du geschrieben, wie wichtig es dir ist, das man dich nicht für plemm plemm hält, eben bei deinen letzten Worten
willst du nicht als verwirrt angesehen werden. Mir schwant so was !
suizidal
Beiträge: 824
Registriert: Montag 10. Oktober 2011, 10:30

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von suizidal »

Na ja ich bin ja nicht Chron. :wink:
Mir gehts ums letzte Wort und nicht ums Austeilen.
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Rasiel »

Also ich finde, das ist nur meine persönliche Meinung, das es in einem Abschiedsbrief nicht ums Austeilen gehen sollte, zumindest nicht so,
sondern um Klarstellungen !
Und Klarstellungen können durchaus für manche/Einzelne "Unangenehm" ausfallen, sinnvoll ist aber immer nur, wenn die Betroffenen auch was damit anfangen können, wenn sie gezwungen sind, darüber nachzudenken.
so-lebt-der-lurch
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von so-lebt-der-lurch »

Hallo Chron,

es gibt doch sicherlich wegen der Lärmbelästigung durch die Flugschneise eine Bürgerinitiative?
Denen könntest du dich ja anschließen (falls du das nicht schon getan hast) um diesen Leuten zu gegebener Zeit einen Abschiedsbrief zukommen zu lassen aus dem hervorgeht, wie sehr der ständige Lärm dein Leben beeinträchtigt und letztlich in den Tod getrieben hat. Die würden diesen Brief sicherlich gerne an die Öffentlichkeit bringen und könnten ihn sozusagen als Beweis und gleichzeitig als ein politisches Instrument dafür nutzen, wie gesundheitsschädlich sich dieser Lärm tatsächlich auswirken, ja sogar Menschen in den Tod treiben kann. Somit könntest du denen mit deinem Tod noch einen Dienst erweisen (dass es auch noch andere Gründe gab, braucht ja niemand zu wissen).
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Chron »

suizidal hat geschrieben:dann gibts doch keine Grenzen.
Tob dich einfach aus.
Rasiel hat geschrieben:Ich denke, wenn er sich richtig austobt, wird er nicht ernst genommen, der Brief fliegt in den Müll mit dem Gedanke "der arme Irre".
Um sich auszutoben, ist ein Abschiedsbrief wohl nicht die richtige Art und Form. Unter Abschiedsbrief verstehe ich etwas ziemlich Kurzes, Letztes, Zusammenfassendes, gedacht nur für Andere und nicht mehr nur für sich; nicht dasselbe wie z. B. ein Tagebuch oder ein Lärmprotokoll für Anzeigen/Mietminderungsforderungen oder eine Autobiografie o. Ä.. Ein Abschiedsbrief ist entweder allgemein (offen herumliegend neben der Leiche oder so) oder, allenfalls auch als AbschiedsbriefE, an bestimmte Personen/Adressen gerichtet. Es kann separat sein oder z. B. mit einem Testament als "letzter Wille" verbunden oder darin integriert. Es kann auch in einer vorbereiteten Todesanzeige sein, oder, wenn es ganz kurz ist, als Inschrift auf einem Grabstein. Eine letzte Botschaft an die, welche dann von dem Tod erfahren.
Rasiel hat geschrieben:Natürlich stellt sich dann die Frage, es wohnen ja bestimmt noch andere im Haus, warum reagiert nur er so und dann stellt sich mir die Frage "was hast du bereits dagegen unternommen (Lärm) !
Bei Gesunden in ruhiger Umgebung vielleicht ... :?

Und das mit dem Lärm war ja nur ein Beispiel, es gab noch ein anderes, und es gäbe noch mehr: Es ist ganz allgemein die Frage nach Sinn, Möglichkeiten, Nutzen von "böser Abschiedsbrief".
Rasiel hat geschrieben:Was das verfluchen betrifft, wirst du niemanden finden der darauf auch nur im geringsten Sorge trägt.
Ich bin Christin, wäre mir aber vollkommen wurscht, denn ein Fluch kann einem zum Segen werden (ohne weitere Erklärung).
"Niemanden" sicherlich nicht; weiss ich vom Fernsehen her.
Aber danke für die Aufklärung, die ich mir u. a. mit diesem Thread gewünscht habe :) - solche Flüche sind also wirklich nur Momentausdruck von Wut und haben für die allermeisten Leute ihren ursprünglich mal tieferen Sinn (wohl auch noch in anderen Kulturen/Religionen verwurzelt, z. B. Voodoo) verloren. Auch wenn ich bei allfälligen Empfängern von Abschiedsbriefen nicht davon ausgehen kann oder will, dass sie so sind wie ich, aber in diesem Punkt also doch.
Rasiel hat geschrieben:Und ob das Christsein dafür verantwortlich ist (Lärm) stell ich mal in Frage. Denn, auch wenn in der Behörde ein Christ sitzt, wird er daran nicht ändern können.
Das habe ich weder behauptet noch bin ich auf so eine Idee vorher je gekommen. Es geht mir nur darum, die mir persönlich unbekannten allfälligen Empfänger zu versuchen einzuschätzen. Für mich ist ein Tod generell kaum ein Problem. Er gehört zum Leben allgemein wie die tote Stubenfliege. Ich weiss aber sicher, dass das für viele, vermutlich die meisten, Menschen ganz anders ist; dazu gibt es unverlangt und ungesucht genügend Medienberichte, ebenso Threads/Beiträge in diesem Forum usw.. Aber wie genau es für sie ist, kann ich schwer beurteilen. Die Meisten scheinen sich zu bemühen, mit einem Tod Andern nicht zur Last zu fallen. Was ist, wenn man genau das Umgekehrte möchte?
Rasiel hat geschrieben:Viele haben ja auch ihre Persönliche Todesanzeige aufgegeben, Nachteil - du hast dann keinen Spielraum.
Wie meinst du das bzw. was meinst du damit, "keinen Spielraum"? Das verstehe ich nicht.
Rasiel hat geschrieben:Wenn ich von vornherein weiss, mein Abschiedsbrief kratzt keinen, dann ist jedes geschriebene Wort zuviel und sinnlos.
Richtig. Es gibt auch noch kein einziges Wort oder Papier in Richtung Abschiedsbrief von mir. Und es stört mich überhaupt nicht, wenn ich ohne sterbe. Aber weil ich die Zeit bis dahin offenbar noch irgendwie durchbringen muss, denke ich eben daran, wie es (jetzt) für mich wäre, an sowas herumzuformulieren. Bzw. wie was dann für Andere wäre.
Rasiel hat geschrieben:Wenn ich etwas vermitteln möchte, dann sollte es auch Hand und Fuss haben, vor allem wenn es meine letzten Worte sind.
Richtig. Zurück zur Formulierungsfrage, bzw. wie es denn sein müsste, oder was (Leichen-)"Hand" und (Leichen-)"Fuß" :mrgreen: wären ...
suizidal hat geschrieben:Mir gehts ums letzte Wort und nicht ums Austeilen.
Kann das nicht dasselbe sein?
Rasiel hat geschrieben:Und Klarstellungen können durchaus für manche/Einzelne "Unangenehm" ausfallen, sinnvoll ist aber immer nur, wenn die Betroffenen auch was damit anfangen können, wenn sie gezwungen sind, darüber nachzudenken.
Und womit könnten sie was anfangen; womit wären sie gezwungen, darüber nachzudenken?
so-lebt-der-lurch hat geschrieben:Die würden diesen Brief sicherlich gerne an die Öffentlichkeit bringen und könnten ihn sozusagen als Beweis und gleichzeitig als ein politisches Instrument dafür nutzen, wie gesundheitsschädlich sich dieser Lärm tatsächlich auswirken, ja sogar Menschen in den Tod treiben kann.
Dass Lärm gesundheitsschädlich ist und Leben(serwartung) verkürzt, ist längst erwiesen, es gibt (Vergleichs-)Statistiken darüber usw.. Früher mal, glaub in China, brachten sie mit Lärm sogar ganz bewusst und absichtlich Menschen um (als Folter- und/oder Todesmethode, und Schlafentzug gilt noch heute als Foltermethode). Die subjektive Einschätzung von jemandem, wie er (als Arbeitender mit zu wenig Schlaf und dafür je nach Beruf täglichem Unfallrisiko, als Kranker und damit Ruhebedürftiger, als Künstler, als Wissenschaftler - auch in der Nähe solcher Orte gibt es Ruhegebote und Hupverbote - oder wie auch immer dann) Lärm empfunden hat, was jemanden glücklich oder unglücklich gemacht hat usw., interessiert weder jetzt noch später irgend jemanden. Sonst hätte ja längst was geändert.
Anders wäre es, wenn man schreiben würde/könnte "ich bringe mich jetzt um, weil ich den Lärm nicht mehr ertrage". Dafür fehlt mir aber eine geeignete, auch hier und als Behinderter und chronisch Kranker, geschwächter, erschöpfter, dadurch verarmter usw. Mensch praktikable Sterbe-Methode.
Und auch hierzu: Das mit dem Lärm war nur ein Beispiel.
Es geht mir generell darum, ob/wie man mit einem Abschiedsbrief auch Wut gegen und nicht nur Trost für Leute (wie es offenbar oft beabsichtigt wird, allem nach, was ich gelesen habe) vermitteln könnte; das Leiden des Sterbenden-ohne-Hilfe nachvollziehbar (belastend / als Denkaufgabe) machen könnte; nicht ganz unbeeindruckt bei Anderen "gehen" könnte.

so-lebt-der-lurch hat geschrieben:Somit könntest du denen mit deinem Tod noch einen Dienst erweisen (dass es auch noch andere Gründe gab, braucht ja niemand zu wissen).
In dieser Richtung dachte ich ursprünglich mal. Ich wollte irgendwas Gutes mit meinem Leben und/oder Sterben (das auch noch zum Leben gehört) bewirken, für die, die weiter leben oder nach mir kommen. Mittlerweile wäre es mir lieber, die Menschheit (und davon ich zuerst) würde baldmöglichst aussterben. Aus Liebe ist Hass geworden, aus Lebenwollen Sterbenwollen - und daran sind andere Leute Schuld, durch Tun oder Nichttun (interessant, wie von zwei Beispielen nur das Lärmbeispiel weiter bedacht/beschrieben wird ... Immer mit irgendwie der Idee, die Opfer müssten was dagegen tun [können] ...). Bzw. das war ein falsches Ideal von mir - und ich habe keine Rückfälle dahin und weitere Ent-täuschungen im Sinn.
so-lebt-der-lurch hat geschrieben:(dass es auch noch andere Gründe gab, braucht ja niemand zu wissen).
Es gibt Gründe, für die niemand etwas kann (körperliche Gegebenheiten, Gene, Anomalien, Behinderungen, Krankheiten). Aber wenn man solchen Menschen nicht zum deswegen gewollten Sterben hilft, ebensowenig zu einem vielleicht noch etwas besseren Leben damit, sondern im Gegenteil ihnen das Rest-Leben noch zusätzlich schwer macht oder ihnen die Schuld/Verantwortung dafür zuschiebt, dass sie nicht mehr können wie Gesunde - dann sollte das in einem "Todesbrief" bzw. Abschiedsbrief noch raus, denke ich. Aber nur, wenn es was bewirken könnte; als Schuldgefühl, Änderung bei Anderen; als späte und letzte "Rache" bzw. als eine Art Ausgleich.
Rasiel
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Rasiel »

Wie meinst du das bzw. was meinst du damit, "keinen Spielraum"? Das verstehe ich nicht.
Damit meine ich, wenn du eine Anzeige auf gibst

"unser lieber Chron hat uns am XXXXXXXX unerwartet verlassen,

wäre es schade wenn du es dir eigentlich kurz davor noch einmal überlegen würdest und somit ein kleines Problem hättest,
obwohl, auch das kam schon vor.

Ich schicke dir mal eine Homepage mit Abschiedsbriefen, die knallhart sind. (Finde ich persönlich zwar grausam, weil niemand am Suizid eines anderen Schuld hat). Natürlich über PN.
Chron
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Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von Chron »

Rasiel hat geschrieben: Damit meine ich, wenn du eine Anzeige auf gibst

"unser lieber Chron hat uns am XXXXXXXX unerwartet verlassen,

wäre es schade wenn du es dir eigentlich kurz davor noch einmal überlegen würdest und somit ein kleines Problem hättest,
obwohl, auch das kam schon vor.
So etwas habe ich nicht im Sinn. Ich denke, der Tod ist erst Tatsache, wenn er vorbei ist (und der Tote bzw. ich nichts mehr tun kann), und ist nie wirklich sicher und 100 % vorher erfolgreich planbar. Ich würde also nicht eine Todesanzeige schon vor meinem Tod an einen Zeitungsverlag senden. Möglich wäre aber eine gewünschte Formulierung für eine Todesanzeige neben der Leiche, denke ich oder nehme ich an.

Danke für die PN ;).
tchanavitka
Beiträge: 222
Registriert: Donnerstag 24. Mai 2012, 10:58

Re: Böser Abschiedsbrief

Beitrag von tchanavitka »

(Finde ich persönlich zwar grausam, weil niemand am Suizid eines anderen Schuld hat).
Wohl aber können andere dafür mitverantwortlich sein dass jemand SO leiden muss dass er keinen anderen zumutbaren Weg mehr gehen kann. Und das ist für mich der Punkt der bei dieser Angelegenheit zählt.
Ich finde es außerdem bemerkenswert dass doch so viele Leute ebenfalls so sehr unter Lärm leiden wie ich. Ich bin immer auf derart viel Unverständnis zu stoßen, und mir wurde vorgehalten dass Stille ja "Grabesstille" =negativ wäre... ich bekomme da langsam echt das kotzen. Für mich ist Ruhe Kraft, und Kraft ist ja wohl leben... Mich hat auch Lärm (Stress) krank gemacht. Und außerdem.....Meine ganze Kindheit und vor allem Jugend lang wurde ich fast täglich stundenlag psychomäßig angeschrien, das war nicht mehr lustig.
Ich hab auch schon darüber nachgedacht ob ich einen nicht-beschönigenden "Abschiedsbrief" hinterlassen soll, und hab sowas ähnliches auch schon längst gemacht...
Ich habe deshalb kein wirkliches schlechtes Gewissen, denn gewisse Menschen haben ja kaum oder überhaupt keins und leben fröhlich ihr Leben wohingegen ich zu "belastend" bin, deshalb denkt man lieber gar darüber nach. Naja.
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