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Focus Bericht
Verfasst: Freitag 20. Januar 2012, 23:01
von EndlosSchleife
Re: Focus Bericht
Verfasst: Samstag 21. Januar 2012, 12:22
von Ludwig A. Minelli
Ganz generell ist von Suizidmethoden mit Medikamenten irgendwelcher Art abzuraten. Der wichtigste Grund ist einfach: Schnell, sicher und schmerzlos funktionierende Medikamente sind seit langem nicht mehr erhältlich. Ein weiterer Grund: In der Regel führen Versuche, sich das Leben mit Medikamenten zu nehmen, zu erheblichen Beschwerden, was meist zur Folge hat, dass dann der Mensch selbst oder Dritte für eine Klinikeinweisung und "Rettung" sorgen. Der Zustand nach der Rettung kann gegenüber dem Zustand vorher wesentlich beeinträchtigt sein. Damit ergibt sich als "Erfolg" eines Suizidversuchs eine generelle Verschlechterung der eigenen Lebenssituation.
Ich halte es im Übrigen als verantwortungslos, wenn in der Presse derartige Berichte erscheinen, ohne dass zuverlässig recherchiert worden ist und ohne dass auf die Risiken ausreichend hingewiesen wird.
Die Publikation im Focus ist einmal mehr ein Beispiel, wie unsensibel Medien mit dem Suizid- und Suizidversuchsthema umgehen, und dass der Begriff der "Suizidversuchs-Prophylaxe" noch immer ein Fremdwort ist: Suizidversuchs-Prophylaxe bedeutet, Gelegenheit zu bieten, über Suizidideen mit anderen sich frei austauschen zu können, Rat zu holen, ohne das Risiko zu laufen, in die Psychiatrie eingewiesen zu werden. Auf diese Weise sollte ergründet werden können, ob es für das Problem, welches zu Suizidgedanken geführt hat, vielleicht auch Lösungen in Richtung Leben gibt. Zeigt es sich nach sorgfältiger Abklärung, dass dies leider nicht der Fall ist, dann sollte ein begleiteter Suizid möglich sein.
Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis diese Situation erkämpft sein wird. DIGNITAS bemüht sich darum, dass sich die Gesellschaft dieser Idee annähert und bietet mit diesem Forum ein wichtiges Instrument, sich über solche Gedanken frei austauschen zu können.
Re: Focus Bericht
Verfasst: Samstag 21. Januar 2012, 12:39
von suizidal
Es wird immer Menschen geben die pauschal sagen das es immer eine Lösung gibt.
Und selbst wenn sie keine Antwort wissen auf die Frage:Ja welche denn?, werden sie sich mit der Eigenverantwortung des Betroffenen herausreden.
Und wenn er sie nicht tragen kann, wird es immer Leute geben die statt eines Freitods die Einschränkung der Freiheit des Betroffenen bevorzugen.
Leider.
Aber um Missverständnissen vorzubeugen:
Viel Glück Dignitas!!!
Auf diese Weise sollte ergründet werden können, ob es für das Problem, welches zu Suizidgedanken geführt hat, vielleicht auch Lösungen in Richtung Leben gibt. Zeigt es sich nach sorgfältiger Abklärung, dass dies leider nicht der Fall ist, dann sollte ein begleiteter Suizid möglich sein.
Re: Focus Bericht
Verfasst: Donnerstag 26. Januar 2012, 03:40
von Sucher
Liebe Leser,
ich möchte die Ausführungen des sachkundigen Moderators mit Nachruck unterstreichen. Lasst die Finger von Medikamenten. Es gibt zwar verschiedene Möglichkeiten, durch Zuführung von Pharmazeutika das Leben schmerzfrei zu beenden, das funktioniert aber nur parenteral und mit sehr viel ! Sachkunde.
Wenn Ihr oral appliziert, werdet Ihr nach heutigem Stand immer scheitern, und zwar mit wahrscheinlich schlimmen Folgen. Dosierungen und Kompositionen sind heute so strukturiert, dass man mit oraler Applikation kaum noch suizidieren kann. Vor allem Schlafmittel sind regelmäßig leicht mit Emetika versetzt, die eine suizidale Applikation verunmöglichen, selbst wenn Antiemetika vorher genommen werden.
Selbstvertümmelung ist darüber hinaus die Injektion von, worin auch immer, gelösten Tabletten, denn die Venen werden regelrecht verätzt.
Lasst die Finger davon! Wenn es Euch ernst ist, lest das Forum sorgfältig durch. Nehmt Euch Zeit. Sucht Euch die richtige Methode. Denkt darüber nach. Probiert sie unter sicheren Bedingungen! aus, so dass Euch nichts passieren kann.
In diesem Forum gibt es für jeden, der halbwegs intelligent ist und (noch) strukturiert denken kann mehr als zwei Wege. Ich habe drei Methoden für mich zur Auswahl, die ich durchdacht und so weit wie möglich getestet habe. Was dann noch bleibt, ist die Todesangst. Mit der muss jeder für sich umgehen. Ein sehr belastendes aber auch weiter führendes Sujet. Ich habe sehr viel gelernt. War ganz und gar nicht schön. Aber ohne Dignitas wären einige Dinge ganz anders gelaufen.
Ein Hoch auf Dignitas!
Re: Focus Bericht
Verfasst: Samstag 28. Januar 2012, 21:06
von Latorimo
Ein Hoch auf den (weitgehend) offenen Gedankenaustausch in diesem Forum!
Auf das diese Bastion erhalten bleibt. Wenn ich es recht betrachte, habe ich wohl in keinem anderen Forum ein solch lesenswertes Klientel genossen, wie hier. In gewisser Hinsicht erlangt die Korrespondenz der Teilnehmer untereinander gerade auch mit Sicht auf die Vergangenheit dieser Plattform den Status eines Kulturgutes. Und das sollte wohl wirklich erhalten bleiben. Entsprechend dem Leitsatz von Dignitas-"Frei Leben, frei Sterben".
Denn ich denke, wir haben uns von unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit schon lange befreit.
Re: Focus Bericht
Verfasst: Sonntag 29. Januar 2012, 10:11
von Thanatos
Latorimo hat geschrieben:
Denn ich denke, wir haben uns von unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit schon lange befreit.
Leider nicht alle. Wie ich nämlich im täglichen Leben nicht selten erfahre, löst die Erwähnung von Tod und Sterben, allem voran aber des freiwillig herbeigeführten Todes, bei vielen Leuten Abneigung oder sogar Feindseligkeit aus.
Hier im Forum herrscht glücklicherweise eine andere Atmosphäre. Deshalb auch von mir ein weiteres dickes Lob.
Es grüßt,
Thanatos
Re: Focus Bericht
Verfasst: Sonntag 29. Januar 2012, 14:34
von Seelenschmerz
Latorimo hat geschrieben:Denn ich denke, wir haben uns von unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit schon lange befreit.
Also, ich denke aber auch eher, dass da noch einiges zu wünschen übrig bleibt.
Gut, du beziehst dich wahrscheinlich hier nur auf das Thema sterben?
Aber gerade da ist der Umgang damit in der westlichen Welt extrem unnatürlich und tabuisierend geworden.
Ich weiß auch nicht mal, ob ich selbst mich schon von allen irrationalen Vorurteilen und Ängsten befreit habe. Vielleicht ist es nur das Pfeifen im Wald.
Ich weiß auch gar nicht, ob man sich vom Lebenstrieb und der Todesangst befreien kann, weil dies einfach vom rationalen denken abgekoppelt ist und ein Urtrieb ist, ein Trick der Natur.
Man müsste gegen Millionen Jahre ankämpfen..
Re: Focus Bericht
Verfasst: Montag 30. Januar 2012, 09:41
von suizidal
Seelenschmerz hat geschrieben:Man müsste gegen Millionen Jahre ankämpfen..
Und das wäre wahnsinnig kontraproduktiv.
Der Überlebenstrieb ist ganz einfach notwendig.
Und Sterben wird immer eine schwere Entscheidung sein, sofern man nicht schon todkrank im Bett liegt oder 90 Jahre alt ist.
Re: Focus Bericht
Verfasst: Dienstag 31. Januar 2012, 10:31
von Werweiss
...
Re: Focus Bericht
Verfasst: Mittwoch 1. Februar 2012, 14:39
von suizidal
Werweiss hat geschrieben:Wozu notwendig für den Sterbewilligen? Evolutionär ja, zur Erhaltung der Art, und Aufrechterhaltung des ganzen evolutionären Mechanismus...aber in jeder Religion wurden Methoden ersonnen welche u.a. auch diese basalen Instinkte (sind mehr Instinkte als ein Trieb) zum Schweigen bringen sollten oder zumindest zu schwächen versuchen.
Seit wann denn das?
Leider ohne Garantie auf Erfolg und wenn dann nach Jahrelanger Praxis (und ausgehend von einer gesunden, stabilen psychischen und physischen Verfassung). Zudem ist zu bezweifeln, dass der biologische Überlebensinstinkt das Haupthindernis beim Suizid ist...bei vielen kommen noch ganz andere Psychologische Hemnisse hinzu, welche ebenso schwer zu verändern sind und ebenso grosse Widerstände darstellen können.
Du hast jedenfalls deine Frage selber beantwortet. Nihilismus ist gesellschaftsschädigend.