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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Mittwoch 11. Januar 2012, 22:33
von And
ich weiss nicht - geht das überhaupt? muss man sich nicht irgendwie zwangsläufig im moment der ultimativen entscheidung von sich / seinem leben verabschieden - gerade, wenn es keine plötzliche affekttat ist sondern man sich lange mit dem suizid auseinandersetzt ? da ICH keine andere existenz als diese aktuelle kenne, hat´s für mich eine unglaubliche grausamkeit, ihr scheitern anzuerkennen. vielleicht auch "nur", weil mir das gefühl des todes aus unerklärlichem grund so nah ist, dass ich es täglich körperlich spüren muss (ohne HINTER die schwelle des todes blicken zu können).

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Donnerstag 12. Januar 2012, 05:49
von suizidal
And hat geschrieben:ich weiss nicht - geht das überhaupt?
Ja das geht. Wirtschafts- und Gesundheitspolitik bewirken das man sich ändern muss. Und das kriegt nicht jeder auf die Reihe.


muss man sich nicht irgendwie zwangsläufig im moment der ultimativen entscheidung von sich / seinem leben verabschieden - gerade, wenn es keine plötzliche affekttat ist sondern man sich lange mit dem suizid auseinandersetzt ? da ICH keine andere existenz als diese aktuelle kenne, hat´s für mich eine unglaubliche grausamkeit, ihr scheitern anzuerkennen. vielleicht auch "nur", weil mir das gefühl des todes aus unerklärlichem grund so nah ist, dass ich es täglich körperlich spüren muss (ohne HINTER die schwelle des todes blicken zu können).
Man kanns auch übertreiben mit der Auseinandersetzung. Ich bin mir fast sicher das jeder der kurz davor steht Lampenfieber bekommt, egal wie gut er sich vorbereitet hat. Dignitas hatte irgendwann mal geschrieben das der Suizidale einfach sein Recht auf Glücklichsein einfordert. Also so wirklich sterben will niemand. Aber Umständen entgehen, die er glaubt nicht ändern zu können. Und was den Schmerz angeht das das Leben gescheitert wäre, kommt der nicht schon vor dem Entschluss sich das Leben zu nehmen? Will man nicht gehen, eben weil man denkt da geht nichts mehr?

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Donnerstag 12. Januar 2012, 14:48
von paddy
Ja das geht. Wirtschafts- und Gesundheitspolitik bewirken das man sich ändern muss. Und das kriegt nicht jeder auf die Reihe.


sollte nicht das System für die Menschen da sein? Wir sind doch nur noch Sklaven und der Willkür der ausführenden Organe ausgesetzt...

Man kanns auch übertreiben mit der Auseinandersetzung. Ich bin mir fast sicher das jeder der kurz davor steht Lampenfieber bekommt, egal wie gut er sich vorbereitet hat. Dignitas hatte irgendwann mal geschrieben das der Suizidale einfach sein Recht auf Glücklichsein einfordert. Also so wirklich sterben will niemand. Aber Umständen entgehen, die er glaubt nicht ändern zu können. Und was den Schmerz angeht das das Leben gescheitert wäre, kommt der nicht schon vor dem Entschluss sich das Leben zu nehmen? Will man nicht gehen, eben weil man denkt da geht nichts mehr?

Was heisst Umstände glaubt nicht ändern zu können? In unswerem System kannst du die Umstände nicht ändern. Wenn Du es verkehrt anstellst wirst du nach allen regeln der Kunst von den Staatsdienern zerlegt und ruiniert. Wenn man in so einer Situation ist, hat das nichts mit glauben zu tun sondern mit Realität. Wenn man dann den Mut aufbringt einen Schlusstrich zu ziehen halte ich das für eine echte alternative...

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Donnerstag 12. Januar 2012, 17:25
von suizidal
paddy hat geschrieben:
sollte nicht das System für die Menschen da sein? Wir sind doch nur noch Sklaven und der Willkür der ausführenden Organe ausgesetzt...
Tja sollte...

Was heisst Umstände glaubt nicht ändern zu können? In unswerem System kannst du die Umstände nicht ändern.
Na ja manche kriegen die Kurve!
Das bewundere ich!

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Donnerstag 12. Januar 2012, 21:01
von And
ich rede so ambivalent daher, weil es für mich eben nicht 100 % ig klar ist. grunderkrankung ist da, unwiderruflich, unheilbar. trotzdem gibt gegensätzliche gefühle & umstände. ich bin wochentags einige zeit unter ähnlich "bekloppten", wo ich völlig zwanglos & ohne jeden erfolgsdruck kreativ sein kann & oft sogar spass daran habe. an dem, was ich tue & an den leuten. in der restlichen (überwiegenden) zeit jedoch fühle ich mich so sehr & generell am falschen ort, von der sogenannten normalität überfordert & fehl auf der welt, dass ich ständig über´s sterben nachdenke. ersteres hält mich irgendwie am leben, letzteres scheint ausweglos...

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Freitag 13. Januar 2012, 01:21
von suizidal
Jeder sucht seinen Platz und ich kenne keinen der sich überall wohlfühlt.
Ich weiss nicht was du mit ähnlich Bekloppten meinst, aber wenn es in deiner Stadt sozialpsychiatrische Begegnungsstätten gibt, dann ist es doch gut wenn du sie nutzt. Oder nicht?

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Freitag 13. Januar 2012, 10:39
von Thanatos
And hat geschrieben:..., dass ich ständig über´s sterben nachdenke.... scheint ausweglos...
Lass dir von niemandem einreden, dass das etwas Schlimmes sei. Der Gedanke ans Sterben kann Leben erhalten. Ein in Fachkreisen bekannter Philosoph dachte zeit seines Lebens über Suizid und die Sinnlosigkeit des Daseins nach. Dennoch wurde der gute Mann 84 Jahre alt und starb eines natürlichen Todes.
Ein Zitat von ihm: „Wenn ich nicht den Gedanken an den Suizid hätte, hätte ich mich längst umgebracht.“
Es grüßt,
der Thanatos

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Freitag 13. Januar 2012, 14:36
von suizidal
Wenn man von Fachkreisen Ahnung hat, dann weiss man das zum Leben Lebensfreude gehört.

Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Verfasst: Dienstag 27. Juni 2017, 22:08
von glycerine
Man darf das Leben hassen, aber es nützt einem nichts.

Mir gibt der Gedanke an einen Ausweg oft die Kraft aufzustehen und meinen Rest von Normalität zu leben.
Ich bin im Leben gescheitert, aber das könnte jedem passieren, es gibt doch unendlich viele Faktoren die man selbst nicht in der Hand hat. Ich verliere vielleicht den Kampf der normalen Menschen, aber es gibt da immer noch die Taugenichtse und
die kranken und behinderte, ich bin so gesehen nervlich behindert, ein Seelisches Wrack, aber ich bin doch nicht der einzige, seht euch doch mal um auf der Welt, die Christen reden doch auch davon, dass danach erst die tolle Zeit kommt und das Leben eben aus Mühe und Leiden besteht, die Buddhisten lehren es wie man das Leiden loswerden kann, wer sagt denn immer, dass das Leben eine endlose Reihe von Glück und Frohsinn ist. Es wurde nicht versprochen und wird auch nicht
Das Leben sein. Unter Schweiß und Tränen, wer arbeitet der soll essen, ich verstehe die Christen nicht, ich verstehe die anderen aber auch nicht besser. Jeder Mensch ist mir ein Rätsel.