Darf man das Leben auch einfach hassen?

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LiveIsNeverKind
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Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von LiveIsNeverKind »

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Zuletzt geändert von LiveIsNeverKind am Dienstag 3. April 2012, 09:51, insgesamt 1-mal geändert.
Seelenschmerz
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Seelenschmerz »

Hallo!

Ja, natürlich, in mir ist auch oft nur eine große Leere schmerzhaft zu spüren.
Das Leben kommt mir auch vor wie ein sinnloses Hamsterrad, wo man im Kreis rennt, bis man tot ist.
Wie schaffen es die Menschen bloß, so oberflächlich zu sein und an diesem banalen, ordinären, unbedeutenden Leben Spaß zu haben und nie darüber nachzudenken? Wir sind nur noch Konsumroboter, Arbeitsroboter, Steuerzahlroboter, Arterhaltungsroboter,...
Am Einsamsten fühle ich mich oft in Gesellschaft, denn da ist soviel Dummheit, Ignoranz, Heuchelei, Gier, Gewalt, Lieblosigkeit, Respektlosigkeit..

Aber was werden hier eigentlich immer für Fragen gestellt, darf man dies, darf man jenes, wer kann es denn verbieten?
Aber was nützt es einem?
Chron
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Chron »

Was ist "das Leben"? Sind das nicht wir alle (und alle Tiere, Pflanzen, usw.), die (Lebens-)Funktionen in uns? Ich kann nicht mich und "das Leben" trennen.

Also worum geht es? Menschenhass? Hasst du nur andere Menschen (fremdwörtlich s. http://de.wikipedia.org/wiki/Misanthropie), oder auch dich selber, weil du ja auch (lebender) Mensch bist? Hasst du auch Tiere (bzw. "das Leben der Tiere" - sie also so lange, wie sie nicht tot/ausgestopft sind?), Pflanzen (ausser Trockenblumengestecke, abgefallene tote Herbstblätter u. Ä.), alle Kleinstlebewesen - und, Definitionsfrage, "das Leben" von z. B. unserer Sonne, deren Wärme, den Sternenhimmel mit allen Sonnen, ... usw.?

Oder hasst du eher die Art, wie Menschen leben, sich einrichten, äussern, handeln usw.? Auch deine? (Freche Frage: warum machst du's dann nicht anders; daheim allein gibt's doch kaum Normen?)

Ich mag vieles an Menschen nicht, und ich mag viele Menschen nicht. Das hat zugenommen, oder begann sogar erst, seit es mir (körperlich) so schlecht geht. Interessiert Keinen, niemand hilft, allenfalls noch blöde Sprüche oder so - usw.. Und der zunehmende Lärm. Sinnloser Lärm. Hetze. Vom TV wird man zu häufig angeschrieen, nicht nur in Werbung. Telefon musste ich ausziehen, sonst kommen nur Werbeanrufe, Belästigungen. All so Sachen. Vielleicht ist es auch nur einfach "die Zeit", ist wirklich schlimmer geworden, hat nichts mit meinen Krankheiten und Behinderungen zu tun. Oder ich hab mehr Zeit, es wahrzunehmen, leide mehr darunter, als wäre ich in einem Stressjob gefangen und/oder könnte mich gesund irgendwo abreagieren gehen/laufen oder so.

Aber "das Leben", dass etwas lebt, das bewundere ich immer noch, und mag ich eigentlich (womit ich nicht meine, jedes Lebewesen, aber dieses Rätsel, Geheimnis, diese Naturkraft, die "Leben" eben ist, wie es wächst, ändert, Nachwuchs produziert - und seien es Hausstaubmilben, die ich nicht mal sehe, aber die meinen Abfall [tote, abgestorbene Hautzellen im Bett, oder so] fressen. Ist doch genial, oder nicht?).

Nur möchte ICH nicht mehr leben. Weil es so, wie es ist, nur noch Leiden ist. Und natürlicherweise wäre ich längst tot, von einem Tier gefressen oder so (weil ich zu schwach bin, als dass ich noch hätte wegrennen oder kämpfen können. Und ohne TV und PC wär's mir "tod"[?]langweilig).

Ich kann aber auch nicht sagen/denken/schreiben, dass ich für mich "das Leben" nicht mehr will. Denn das bin ja ich. ICH will nicht mehr sein (ob lebend oder tot, ist mir dann egal - einfach weg, kein "ich" mehr, keine Wahrnehmungen mehr).

Ist das dasselbe wie "das Leben hassen"?

Und zur Titel-Frage "Darf man das Leben auch einfach hassen?": Natürlich darf man bzw. jemand etwas oder jemanden hassen. Bzw. man/jemand tut es einfach - und das hat ja dann wohl auch Gründe. Meine Frage ist eher, ob, oder wie, man/jemand das kann, "das Leben" zu hassen. Was "das Leben" darin ist, meint.
paddy
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von paddy »

Seelenschmerz hat geschrieben:Das Leben kommt mir auch vor wie ein sinnloses Hamsterrad, wo man im Kreis rennt, bis man tot ist....Wir sind nur noch Konsumroboter, Arbeitsroboter, Steuerzahlroboter, Arterhaltungsroboter,...
Ich finde damit bringst Du etwas sehr komplexes wie das Leben auf einen ganz einfachen Nenner und ich kann Dir da nur vollkommen zustimmen!
Lustlos
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Lustlos »

Das ICH ist es, aber gleichermaßen auch die Welt. Alles was in ihr und auf ihr lebt, alles das scheint krank zu machen!
Weil die Welt erkrankt ist. Oder weil ich erkrankt bin? Bin ich denn überhaupt krank oder ist es diese unzulässiges Wort Ignoranz allem und jedem gegenüber, die krank macht...!

Tagtäglich sitze ich vor meinem Rechner, trinke meinen Kaffee und lese Eure Zeilen. Das hilft so ungemein. Denn hier finde ich Gleichgesinnte. Zum ersten Mal fühle ich mich "geborgen", weil Ihr Euch öffnet und gleichermaßen mein Herz sich öffnet. Tränen rinnen meine Wangen entlang...! Ich wußte nicht, wie gut es sich anfühlt, Gleichgesinnte zu finden, sich verstanden zu fühlen. Nicht mit den Zähnen knirschen zu müssen, weil sich die Gedanken einfach nur krank anhören, wenn ich diese laut ausspreche. Dafür bin ich dankbar. Dankbar, dass sich mein Herz leicht anfühlen darf, da Eure Zeilen irgendwie auch meine sind.

Und ja...Du darfst das Leben hassen. Denn es ist Deines.

Lustlos.
Rasiel
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Rasiel »

Macht Gott dir dein Leben zur Hölle oder andere Menschen oder vielleicht du selbst ?
Chron
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Chron »

... oder ist es die Genetik, die Entwicklungsstufe (oder Verwicklungsstufe im Laufe der Hirnvergrößerungen, von Einzeller über Affen zu Menschen, weiter mit Viren, Klonen, Robotern, ...? usw.), und/oder ist die Art "Mensch" oder von Leben/Lebewesen überhaupt (?!?) eher eine Fehlkonstruktion/Fehlentwicklung der Natur, noch zu viele "Kinderkrankheiten", Neulingsfallen, oder umgekehrt hat das alles den Zenit schon überschritten, oder ...

Ändert nichts an den Tatsachen. Und wohl auch nicht an den Gefühlen. Vielleicht am Denken. Ich weiss aber nicht recht, gehört Hass zu den Gefühlen oder zum Denken?
Seelenschmerz
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Seelenschmerz »

Eine Fehlkonstruktion der Natur? Die Natur selbst ist eine Fehlkonstruktion, hätte Cioran geantwortet, hehehe.

Und Hass ist eindeutig ein Gefühl, so wie ich das sehe. Hass ohne emotionale Beteiligung wäre doch kein Hass..

Ja, was ist mit einem Kinderschänder, der selbst unter seiner Störung leidet, aber nicht dagegen ankommt?
Wer macht da wem das Leben zur Hölle? Täter sind auch irgendwie Opfer, jeder hat Potential zu beidem..

Und man selbst? Gut? Böse? Abwechselnd? Oder einfach Glück/ Pech gehabt?
Chron
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Chron »

Seelenschmerz hat geschrieben:Eine Fehlkonstruktion der Natur? Die Natur selbst ist eine Fehlkonstruktion, hätte Cioran geantwortet, hehehe.
:idea: :mrgreen: Richtisch! Bzw. "Natur" ist nur ein Wort, nur ein von menschlichen Gedanken produziertes abstraktes ... Nicht-Ding, oder wie nennt man das. Zusammenfassung von allem, was wächst - also = "Leben", vielleicht? Aber ein Stein ist auch Natur (oder nicht? Definitionsfrage).
Fehlkonstruktionen der menschlichen Hirne, welche wiederum Fehlkonstruktionen der Natur sind, wobei "Natur" wiederum eine Fehl(wort/-gedanke)-Konstruktion menschlicher Hirne ist - ist glaub ein Schwanzbeisser ... :mrgreen:
Ich hab übrigens keine Ahnung, wer Cioran ist.
Seelenschmerz hat geschrieben:Und Hass ist eindeutig ein Gefühl, so wie ich das sehe. Hass ohne emotionale Beteiligung wäre doch kein Hass..
Jein. Die Emotion dazu, finde ich, ist eher Wut. Immer dann, wenn man das/den/die sieht (das/den/die man hasst), hört usw., sich an was erinnert von dem/der oder so.
Also "das Leben hassen" dann, wenn Einem (wieder mal - und immer öfter, oder wie auch immer) bewusst wird, dass man nicht leben möchte oder dass manch(e) Andere(s) nicht leben sollte oder so ähnlich; dass man vieles im Leben nicht mag, Wut darauf hat (sich wiederholend = Dauerwut = Hass), das Wort "hass" auch in Gedanken (emotionslos) dann dazu, wenn man gerade nicht wütend ist, sondern z. B. relativ sachlich über Hass schreibt, oder schon gewohnheitsmäßig sagt "ich hasse ...".
Seelenschmerz hat geschrieben:Ja, was ist mit einem Kinderschänder, der selbst unter seiner Störung leidet, aber nicht dagegen ankommt?
Wer macht da wem das Leben zur Hölle? Täter sind auch irgendwie Opfer, jeder hat Potential zu beidem..
Das Wort "Kinderschänder" müsste man (für mich jedenfalls) definieren: Für Sex mit jemandem im "Schutzalter" (könnte auch mit einem/einer Jugendlichen sein z. B., in einem Alter, in dem man in andern Ländern schon Eltern wird, völlig erlaubt - das ist für mich abstrakter, teils unsinniger Gesetzestext, je nach Land ja auch unterschiedlich), oder für Vergewaltiger, Folterer usw. (dann spielt aber das Alter des Opfers kaum eine Rolle; das ist so oder so eins der schlimmsten Verbrechen die es gibt, meine ich)?

Ein/-e Pädophile/-r (Kinderliebende/-r, Kinder/Jugendliche auch sexuell Begehrende/-r, Beziehung mit Kindern/Jugendlichen Wollende/-r) ist noch kein/-e Vergewaltiger/-in/Täter/-in, ebensowenig ein/-e Sexsüchtige/-r (auf Erwachsene) oder ein Single (der/die gern Sex hätte). Für seine/ihre Triebe/Gelüste/Begehren/Wünsche können die Leute nichts, wohl aber, was sie damit tun oder eben auch nicht; niemand MUSS Sex haben bzw. mit Andern haben so, wie man schlafen, pinkeln, koten, atmen MUSS bzw. es auch dann passiert, wenn man nicht will und es einige Zeit unterdrückt hat. Oder so, wie man leben muss - ausser man tut was dagegen. Das sind für mich völlig verschiedene Dinge und "ich musste ... tun" (im Sinne von "ich musste Xy quälen") - was man hätte lassen können - nichts als eine faule Ausrede bzw. Lüge. Sie WOLLTEN es tun.

Täter/-innen WAREN (vor ihren Taten) wohl meistens bis immer selber Opfer (von wiederum andern Leuten), aber das berechtigt keineswegs dazu, dann andern Menschen (nicht ihren Tätern/Täterinnen) etwas anzutun. Und längst nicht alle Opfer oder Pädophilen tun das.
Mag sein, Täter/-innen leben auch in einer Art innerer Hölle, aber MACHEN tun SIE die Hölle bei wiederum ANDERN Menschen (die mit der ursprünglichen Täter-Opfer-Konstellation nichts zu tun haben), durch ihre (keineswegs unwillkürlichen) Taten. Bei einer Tat sind niemals beide Opfer - wenn ja eben Täter/-innen den (dann dadurch) Opfern was antun.
Seelenschmerz hat geschrieben:Täter sind auch irgendwie Opfer, jeder hat Potential zu beidem..
Jede/-r kann Opfer werden, aber nicht Jede/-r kann Täter/-in werden (und ich meine jetzt nicht Notwehr oder Rache am Verursachenden, sondern dass man von sich her IRGEND jemandem was antut, den/die man vielleicht vorher nicht mal kannte, der/die Einem nie was zu Leide, ja sogar vielleicht was zu Liebe getan hat). Jedenfalls nicht körperlich (aber ich möchte auch nicht einfach Jedem einen Versicherungsbetrug o. Ä. zutrauen, nur weil es Einzelne gibt, die das selten oder chronisch tun). Für mich ist z. B. unvorstellbar, sinn- und grundlos und absichtlich jemandem Weh zu tun, zu schlagen, zu quälen (der/die das nicht will - und ich könnte es auch dann nicht, wenn er/sie als Masochist das wollte), und ich könnte unmöglich jemanden vergewaltigen (ganz abgesehen von dessen Horror und Schmerzen, es wäre für MICH nicht lustvoll, reizt mich überhaupt nicht), schon gar nicht ein Kind (hat keine sexuellen Reize, riecht "falsch"; ist eben ein Kind; also "Kind" nicht im juristischen Sinne, sondern als "vor der Pubertät" gemeint).
Seelenschmerz hat geschrieben:Und man selbst? Gut? Böse? Abwechselnd? Oder einfach Glück/ Pech gehabt?
Ich vermute mal: Meistens weder noch. Neutral. Man tut irgendwas, was niemandem schadet und niemandem nützt. Täter-Persönlichkeiten sind allerdings glaub meistens abwechselnd (Typ "Fahrradfahrer": Nach oben buckeln, nach unten treten).

Das Leben der Guten/Neutralen hassen? Oder sie (auch) hassen, weil sie gut/neutral sind und es auch Böse gibt - und die Guten/Neutralen ja auch böse werden könnten (warum sollten sie? Ausser man mache sie zuerst zu Opfern - aber ich glaub, nach dem Kindesalter ändert das nicht mehr grundsätzlich)?
LiveIsNeverKind
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von LiveIsNeverKind »

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Zuletzt geändert von LiveIsNeverKind am Dienstag 3. April 2012, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
And
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von And »

hallo LifeIs, @all,

vielen, was du schreibst, kann ich sehr zustimmen - vor allem der tatsache, dass ich das gefühl habe, dass irgendwie die ganze zivilisation ne art mutation ist - mit soviel selbstzerstörung im fast alles umfassenden ausmass. ich glaube, die meisten von uns werden schon von kleinkindesbeinen an krank gemacht, erleben nicht-natürliches (dieses empfinden habe ich auch), oft unwiderruflich. ich weiss nicht, ob man das leben hassen kann - ich weiss, dass man ereignisse, zustände & lebensumstände hassen kann, die das gesunde, wohlfühlende er-leben der eigenen existenz irreparabel zerstört haben. nichts als verzweiflung, schmerz, angst, dunkelheit zurücklassen. insofern empfinde ich statt hass eher neid auf das leben bzw. daseinsgefühl, dass wahrscheinlich tiere oder auch manche menschen empfinden.
was das ganze für einen evolutionären sinn ergibt, warum das leid in all seinen ausprägungen zu unserer spezies gehört - ja, das frage ich mich jeden tag. & wir scheinen dazu verdammt, ohne eine antwort in den tod zu gehen, egal welchen weg der sensemann für uns vorsieht.

lg, And
LiveIsNeverKind
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von LiveIsNeverKind »

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Zuletzt geändert von LiveIsNeverKind am Dienstag 3. April 2012, 09:54, insgesamt 1-mal geändert.
Seelenschmerz
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Seelenschmerz »

LiveIsNeverKind hat geschrieben: Was für ein Daseinsgefühl, denkst du, haben Tiere? Die meisten haben ja kein Ich-Bewusstsein, so sagt zumindest die Wissenschaft. Auf Menschen übertragen wäre das ja eher ein stupides vor sich hin-leben, was ich absolut schrecklich fände. Ohne zu hinterfragen- ja, dann ist es vielleicht möglich. Aber so jemand bin ich nicht..
Wenn ich draußen eine Katze beobachte, scheint mir, sie hat die Fähigkeit, völlig im Augenblick zu leben.
Was sie macht, macht sie mit Hingabe, sie scheint nicht abgelenkt zu sein durch ihren Verstand.
Sie macht sozusagen einfach ihren Katzenjob, ohne zu bewerten, ohne zu hinterfragen, ohne sich Sorgen über die Zukunft zu machen oder sich über die Vergangenheit zu grämen. Sie vergleicht sich nicht ständig mit anderen Katzen, sie benötigt nicht Geld, Macht, Erfolg, neues Auto, neue Schuhe, Vollkaskoversicherung, um sich wohl zu fühlen.. Es genügt einfach das Dasein an sich..
Ähnlich ist es bei einem gesunden, kleinen Kind, was noch nicht verdorben ist, welches ein liebevolles Umfeld hat.
Ob diese Fähigkeit wirklich zu einem stupiden Dasein führt? Oder ist es genau die Fähigkeit, sich wohl zu fühlen, die dem Menschen überwiegend abhanden gekommen ist?
Völlig abgeschirmt von Vergangenheit und Zukunft, von unnützen Gedanken und Gefühlen, wäre die emotionale Last, die man zu tragen hat, schon extrem leichter..
LiveIsNeverKind hat geschrieben: Im Moment denke ich eher, dass Menschen, die glücklich sind,weniger klar sehen als ich. Und Neid auf einen verschwommenen Blick auf die Welt kann ich nicht haben.
Aber wäre es nicht doch besser, doof und unbewusst, aber glücklich zu sein?
Aber diese o. g. Menschen sind eigentlich auch nur glücklich, solange sie ihre Lebenslügen irgendwie im Griff haben.
Seelenschmerz
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Seelenschmerz »

And hat geschrieben:hallo LifeIs, @all,

vielen, was du schreibst, kann ich sehr zustimmen - vor allem der tatsache, dass ich das gefühl habe, dass irgendwie die ganze zivilisation ne art mutation ist - mit soviel selbstzerstörung im fast alles umfassenden ausmass. ich glaube, die meisten von uns werden schon von kleinkindesbeinen an krank gemacht, erleben nicht-natürliches (dieses empfinden habe ich auch), oft unwiderruflich. ich weiss nicht, ob man das leben hassen kann - ich weiss, dass man ereignisse, zustände & lebensumstände hassen kann, die das gesunde, wohlfühlende er-leben der eigenen existenz irreparabel zerstört haben. nichts als verzweiflung, schmerz, angst, dunkelheit zurücklassen. insofern empfinde ich statt hass eher neid auf das leben bzw. daseinsgefühl, dass wahrscheinlich tiere oder auch manche menschen empfinden.
was das ganze für einen evolutionären sinn ergibt, warum das leid in all seinen ausprägungen zu unserer spezies gehört - ja, das frage ich mich jeden tag. & wir scheinen dazu verdammt, ohne eine antwort in den tod zu gehen, egal welchen weg der sensemann für uns vorsieht.

lg, And
Aber wer stellt diese Forderung auf, dass alles, was existiert, einen Sinn haben muss?
Vielleicht ist z. B. Leid nie sinnvoll, aber trotzdem da?
Wenn man keine Fragen erfinden würde, würden auch keine Antworten fehlen..


Ansonsten denke ich bei der ganzen Thematik immer wieder an die Bücher von
Jean Liedloff (Auf der Suche nach dem verlorenen Glück),
Eckhard Tolle (Jetzt!, die Kraft der Gegenwart),
Alice Miller (Am Anfang war Erziehung)
Chron
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Chron »

Seelenschmerz hat geschrieben:Vielleicht ist z. B. Leid nie sinnvoll, aber trotzdem da?
Ich denke, so ist es.


Soeben habe ich mir wieder einmal ein I-Ging-Orakel online gemacht (http://www.schuledesrades.org/public/iging/gast/?Q=5/2).
Ich erhielt "33. Der Rückzug wandelt sich nicht".
Und zum Zeichen "Rückzug" (http://www.schuledesrades.org/public/ig ... 1/0/0/1/33) steht zuunterst:

"Das Bild
Unter dem Himmel ist der Berg:
das Bild des Rückzugs.
[...]

[...]Das ist das Bild für die Art, wie der Edle sich dem aufsteigenden Gemeinen gegenüber verhält. Er zieht sich in seiner Gesinnung vor ihm zurück. Er haßt ihn nicht; denn der Haß ist eine Art von innerer Beteiligung, durch die man sich mit dem gehaßten Gegenstand verbindet.[...]"

(Kursivschrift von mir, zur Hervorhebung.)

Es ist vermutlich schwierig, nicht mit dem (eigenen) Leben (als "Gegenstand") verbunden zu sein - so lange man lebt (und danach gibt's sowieso keinen Hass mehr).
Gesperrt