Darf man das Leben auch einfach hassen?

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LiveIsNeverKind
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von LiveIsNeverKind »

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Zuletzt geändert von LiveIsNeverKind am Dienstag 3. April 2012, 09:53, insgesamt 1-mal geändert.
And
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von And »

Seelenschmerz hat geschrieben: Ansonsten denke ich bei der ganzen Thematik immer wieder an die Bücher von
Jean Liedloff (Auf der Suche nach dem verlorenen Glück),
Eckhard Tolle (Jetzt!, die Kraft der Gegenwart),
Alice Miller (Am Anfang war Erziehung)
oh ja, seit jean liedloff & alice miller habe ich keine anderen psychobücher mehr gelesen (vor ca 15 jahren). es hat mir die augen geöffnet, dass etwas grundlegend falsch läuft & das mein empfundenes leid einen grund hat. gleichzeitig sind die fragen geblieben: was soll das? wann & warum hat das angefangen? wie konnte die perfekte natur das zulassen - oder liegt ein für uns nicht erkennbarer sinn darin? trägt unsere selbstzerstörung irgendwie zur entwicklung des universums bei?

ich kann nur für mich sprechen - & da rede ich nicht von einer sinnkrise oder langeweile - ich bin seit jahzehnten den folgen eines folterartigen traumas ausgesetzt, mit z. teil entsetzlichen symptomen - täglich. & habe ebenso jahrzehntelang auf die verschiedensten weisen versucht, meine lebensfreude & lebendigkeit zurückzuerkämpfen, immer wieder scheiternd (dabei mein getriebensein sogar mit lebendigkeit verwechselt). wie kann "das schicksal" so ein dasein zulassen? warum hat es mich vor 40 jahren nicht sterben lassen? gleichzeitig frage ich mich (ohne irgendwie religiös zu sein): habe ich das recht, durch suizid in das schicksal einzugreifen - oder ist das nur angst vor dem ungewissen(?) - denn ein alternatives dasein kenne ich nicht - nur dieses, welches ich täglich spüre. warum der selbsterhaltungstrieb trotz einer spürbar mutierten existenz so hartnäckig funktioniert, ist mir schleierhaft.

@LifeIs: ob tiere ein ich-BEWUSSTSEIN haben, mag ich nicht zu beurteilen. vielleicht haben sie ein für uns nur nicht begreifbares, das verhalten & die kommunikation der tiere untereinander setzt (für mich) perfekt funktionierende formen der wahrnehmung voraus. dass tiere ein ich-GEFÜHL haben, steht für mich ausser frage. ich habe schon die nachhaltige traumatisierung eines jungen hundes durch "erziehung" miterleben müssen - mit den gleichen symptomen, die ein misshandeltes kind zeigt (rückzug, zittern vor angst, vorauseilende, übersteigerte unterwürfigkeit). dieses tier hat den schmerz fraglos mit seiner eigenen körpererinnerung in verbindung gebracht & wusste, von welcher person die gefahr ausgeht.
vielleicht ist unsere sogenannte denkfähigkeit ja nichts anderes als eine symptomreaktion der natur auf unsere krankhafte entfremdung vom natürlichen... bis die kollektive krankheit ausgeheilt ist oder die population ausgelöscht..(???).


lg, And
Seelenschmerz
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Seelenschmerz »

And hat geschrieben: oh ja, seit jean liedloff & alice miller habe ich keine anderen psychobücher mehr gelesen (vor ca 15 jahren). es hat mir die augen geöffnet, dass etwas grundlegend falsch läuft & das mein empfundenes leid einen grund hat. gleichzeitig sind die fragen geblieben: was soll das? wann & warum hat das angefangen? wie konnte die perfekte natur das zulassen - oder liegt ein für uns nicht erkennbarer sinn darin? trägt unsere selbstzerstörung irgendwie zur entwicklung des universums bei?

...wie kann "das schicksal" so ein dasein zulassen? warum hat es mich vor 40 jahren nicht sterben lassen?

...warum der selbsterhaltungstrieb trotz einer spürbar mutierten existenz so hartnäckig funktioniert, ist mir schleierhaft.

lg, And
Hallo And!

Vielleicht sind das auch Annahmen, die gar nicht stimmen (perfekte Natur???), und Fragen, die keinen Sinn ergeben (warum, wieso, weshalb?). Kein Tier fragt so etwas. Das macht man nur, um Trost zu finden und alles ertragen zu können, oder? Weil es sonst unfassbar ist. So reaktiviert man selbst das Leid immer wieder neu..

Vielleicht wuchert die Natur, die Menschheit, das Leben, einfach zufällig, ohne einen höheren Plan, ohne einen tieferen Sinn.
Es ist keineswegs sicher (wohlwollend ausgedrückt), ob die Evolution überhaupt ein Ziel hat, auf dass sie konsequent und fehlerfrei zusteuert. Wer sollte das denn alles steuern? Ein alter, gütiger Mann mit weißem Bart auf einer Wolke??? Hallo!!! Aufwachen!!!

Wer ist denn "das Schicksal", wer sagt, dass es nett sein muss? Es ist wohl eher emotional unbeteiligt, gleichgültig..

Aber die Selbstausrottung des Menschen, ja, das wäre doch ein Fortschritt für die Natur, die dann niemand mehr zerstört und manipuliert. Und wer nicht existiert, leidet auch nicht.

Der Selbsterhaltungstrieb, wie alle anderen Triebe, ist wohl ein Trick der Natur, die will sich doch nicht selbst abschaffen..
endtime
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von endtime »

LiveIsNeverKind hat geschrieben: Also, ich bin gar nicht so sonderlich unglücklich, trotzdem, mir gefällt das Leben einfach nicht, und ich sehe es nicht ein, mich, bis ich 80 bin oder sonstwas, mit dieser Sache, diesem Leben, abzuplagen.
Es gibt so unendlich viele dumm, ungebildete, nervige.... Menschen auf dieser Welt, sowieso ist das Leben für mich nur Verpflichtungen, Termine, eingeengt sein....Natürlich gibt es schöne Seiten, aber die wiegen es für mich einfach niemals auf.
Nach den Vorstellungen der Gesellschaft darfst du das Leben auf keinen Fall hassen, denn es ist so einzigartig und ist wertzuschätzen. Die Gesellschaft schreibt dir sogar vor, was für dich lebenswert ist und wofür du zu leben hast. Falls du jemandem deinen Suizidwunsch äußerst, bekommst du Sprüche a la " Das Leben ist ist doch so einzigartig und kostbar", " Schätze das Leben wert", " Du brauchst einen Psychologen" etc.. zu hören

Viele Menschen können es einfach nicht nachvollziehen, dass es auch Leute gibt, die das Leben insgesamt als langweilig empfinden und manche von ihnen zusätzlich noch Probleme haben, mit denen sie sich nicht mehr arrangieren möchten und irgendwann zu dem Schluss kommen, dass es für sie sinnvoller ist, ihr Leben zu beenden.

Ich hasse es, wenn Leute ihre eigene Sicht auf das Leben auf andere übertragen!

JA, du darfst das Leben auch hasen. nur mein Tipp: Behalte es lieber für dich.
suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

LiveIsNeverKind hat geschrieben:

Darf man das Leben auch einfach hassen?
Ja klar!
Man tut sich nur keinen Gefallen damit, solange man es nicht beenden kann.
Thanatos
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Thanatos »

suizidal hat geschrieben:
LiveIsNeverKind hat geschrieben:

Darf man das Leben auch einfach hassen?
Ja klar!
Man tut sich nur keinen Gefallen damit, solange man es nicht beenden kann.
Dazu fällt mir ein Zitat von E. M. Cioran ein, das ich euch nicht vorenthalten möchte:
„Die Verachtung ist der erste Sieg über die Welt, die Loslösung ist der letzte und höchste.“
suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

Hass ist wie Gift zu trinken und darauf zu warten das jemand Anderes stirbt.
And
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von And »

suizidal hat geschrieben:Hass ist wie Gift zu trinken und darauf zu warten das jemand Anderes stirbt.
was im fall der spaltung "ich kann das leben nicht loslassen / ich kann das leben nicht ertragen" wohl auch zutrifft. persönlich ausgedrückt: ich will leben, kannwill aber das, was mich quält, was ich hasse, nicht mehr ertragen müssen. einen teil von mir - jemand anderen - würde ich gern für immer loswerden.

für mich ist es so, dass ich leider nicht mal richtigen hass oder wut spüren kann, nur nackte, wiederkehrende angst. doch kürzlich habe ich mal für einen moment lang tiefen selbsthass (auf selbstzerstörerische wesenszüge & unfähigkeiten) verspürt - das war´n ziemliches aha-erlebnis, ein mir völlig unbekanntes gefühl. ...bis in welchen hintersten winkel kann sich die seele verstecken, wieviele gefühlswelten kann man sich verbieten & abschalten, bis bloss noch das gefühl des halb-tod-seins übrigbleibt....(?)
Thanatos
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von Thanatos »

Wer sollte die Autorität besitzen, mir zu verbieten, das Leben zu hassen?
suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

Thanatos hat geschrieben:Wer sollte die Autorität besitzen, mir zu verbieten, das Leben zu hassen?
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suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

And hat geschrieben:
suizidal hat geschrieben:Hass ist wie Gift zu trinken und darauf zu warten das jemand Anderes stirbt.
was im fall der spaltung "ich kann das leben nicht loslassen / ich kann das leben nicht ertragen" wohl auch zutrifft. persönlich ausgedrückt: ich will leben, kannwill aber das, was mich quält, was ich hasse, nicht mehr ertragen müssen. einen teil von mir - jemand anderen - würde ich gern für immer loswerden.
Was ich meinte ist, das es nicht gut tut sich jeden Tag über das aufzuregen was einem nicht gefällt am Leben.
Entweder man macht das Beste draus oder man zieht gewisse andere Konsequenzen.
Aber jeden Tag zu hassen, das ist ein sehr langsamer Tod. Also das Gegenteil von dem was ein Suizidaler will.

Ich hab nie gesagt: du darfst nicht hassen.
Aber zu sagen: dies und das gefällt mir nicht und zu hassen, das ist für mich ja auch nicht das Gleiche.
Hass hat was mit reinsteigern zu tun.
Das Kind beim Namen nennen und jeden Tag fluchen über das Kind, das ist nicht das Gleiche!
And
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von And »

suizidal hat geschrieben: Entweder man macht das Beste draus oder man zieht gewisse andere Konsequenzen.
& wenn man zu beidem nicht in der lage ist? wenn die frage "wozu habe ich gelebt & grösstenteils in qual gelebt", so grausam ist, dass man sie beantwortet haben will & sich nicht traut, da schicksal zu besiegeln?
das ist ne rein rhetorische frage, auf die mir niemand eine antwort geben kann. zumindest keine, die mein empfinden verändert.

LGA
suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

And hat geschrieben: & wenn man zu beidem nicht in der lage ist?
Das glaub ich nicht. Ich glaub aber das das Beste für jeden anders ist.
And
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von And »

suizidal hat geschrieben: Das glaub ich nicht. Ich glaub aber das das Beste für jeden anders ist.
mag sein, dass da leute wirklich klar & sicher sein können, ich beneide sie. ICH verzweifle an der frage nach dem richtig oder falsch oder "dem besten". zerbreche mir jeden tag den kopp über den sinn des leids & kann es trotzdem nicht "einfach hinnehmen und hier abhauen". vielleicht ist der abschied von sich selbst ein langer loslassprozess (meine zwei versuche während schlimmster zustände sind schiefgegangen, sonst würde ich diese gedanken wohl nicht mehr "pflegen").
http://youtu.be/Z-Ke6DNi-cM
suizidal
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Re: Darf man das Leben auch einfach hassen?

Beitrag von suizidal »

Was mich angeht will ich ja sterben, weil ich mich eben nicht von mir selbst verabschieden will.
Oder anders gesagt weil ich den Sinn des Lebens , nämlich ständige Entwicklung, nicht erfüllen kann.
Und ich habe keine Lust überrollt zu werden. Ich will als der sterben der ich bin und nicht als Bezwungener.
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