brauche dringend eure Hilfe

[herbie]

mein Leidensdruck ist enorm groß. Ich sehe absolut keinen Sinn mehr
in diesem Leben. Durch sehr große Fehler in der Vergangenheit ist
mein Leben in eine absolute Schieflage geraten, aus der ich alleine
keinen Ausweg mehr sehe. Meine Gedanken konzentrieren sich nur
noch um den Suizid. Gleichzeitig habe ich Angst davor, es falsch zu
machen und meine Lage noch zu verschlimmern. Ich kann mich kaum
auf diesen Text konzentrieren und mein Herz rast wie wild vor Auf-
regung. Ich will mein Leben so schnell wie möglich auf eine würde-
volle Art und Weise beenden, doch ich weiss nicht wie.
Ich will meine Patientenverfügung regeln, aber ich habe niemand, der
sie auch durchsetzen kann. Bei Dignitas kann mir leider keiner helfen.
Ich komme nicht mehr aus dieser unzulässiges Wort raus, egal wie ich mich auch
entscheide. Ich habe soviel Energie in dieses Leben gesteckt und es ist
alles umsonst. Keiner hat mir geholfen, außer die eigenen Interessen
durchgesetzt. Letztes Wochenende war ich in einem Kloster, das hat
mir sehr gut getan. Es war eine Harmonie zwischen den Mönchen, wie
ich sie 'draußen' noch nie erlebt habe. Ich wurde so gastfreundlich
aufgenommen und es ging mir zwar am ersten Tag schlecht, doch
mein Zustand verbesserte sich in den nächsten Tagen erheblich.
Ich wäre auch so gerne in so einer liebenswerten Gemeinschaft, doch
leider erlaubt es mir mein Alter und mein derzeitiger psychischer Zu-
stand nicht, in so einen Orden einzutreten. Stattdessen muß ich so
ein beschissenes Leben führen und ich bin selber schuld. ich kriege
mein Leben nicht mehr auf die Reihe.
Ich habe mein Leben immer von anderen abhängig gemacht, statt auf
meine Bedürfnisse und meine innere Stimme zu hören. Es ist absolut
fremd bestimmt. Mir ging es zwar noch nie besonders gut, aber mein
jetziger Zustand ist der absolute Horror.
BITTE HELFT MIR! Ich bin ziemlich verzweifelt.
Danke.

[Nachtmahr]

Hallo Herbie,

zunächst einmal möchte ich dir davon abraten überstürzt zu handeln, auch wenn der Leidensdruck grade enorm groß ist sind Impulsivtaten leider auch mit einer relativ hohen Fehlschlagsrate verbunden.
Vielleicht hilft es dir einmal genauer zu schreiben, was für Fehler das in der Vergangenheit waren und was genau dich so unzufrieden sein lässt mit deinem Leben. Es würde sicher auch den Usern hier helfen dir zu helfen, was du ja, wie der Titel deines Threads verrät gerne möchtest.
Was das mit dem Kloster angeht habe ich zwar keinen netten Bezug zum Christentum, aber wenn es dir gut tut und du dich dort wohl fühlst scheint es ja richtig für dich zu sein. In wie fern spielt dein Alter denn eine Rolle, bist du noch minderjährig, oder warum sollte dein Alter ein Hindernis sein in einen Orden einzutreten? Alternativ zu einem Ordensbeitritt wäre auch das "Kloster auf Zeit", wo du für längere Zeit in einem Kloster untergebracht wärst, dieses Angebot richtet sich wohl auch speziell an junge Menschen. Ich habe mal bei Google nachgeschaut und hier einen Link, vielleicht ist das ja was für dich.
http://www.bistummainz.de/orden/ordensr ... _zeit.html

[Rasiel]

Herbie, dein Beitrag läßt mich deine Verzweiflung spüren.
Ich kann dir nur anbieten, das du dich mit mir austauscht, ob dein Leben wirklich hoffnungslos ist,
manchmal sehen Aussenstehende doch noch Möglichkeiten.
Was und von was ein Betritt ins Kloster abhängt kenne ich mich nicht aus, aber wie Andreas schon sagt, gibt es bestimmt
noch andere Möglichkeiten.
Nur......ein paar Tage im Kloster ist dann doch ein Unterschied zu immer dort leben, wäre aber bestimmt für manche Menschen eine Bereicherung.
Wenn du magst schreib mich über PN an.

[Orgeluse]

Hi, Herbie,

lebst Du in einer Stadt, in der es Kriseninterventionseinrichtungen gibt?
Dann rufe dort an, gehe dort hin oder lasse Dich dorthin bringen. (Die Akutpsychiatrie ist immer die schlechtere Wahl, aber wenn man noch wählen will und sonst keine Wahl mehr hat, ist auch die Akutpsychiatrie zu wählen!)

All Deine uns hier entgegenschreiende Verzweiflung verkündet laut, dass Du nicht sterben willst.

Das ist nicht Peinliches!

Wenn Du selbst das jetzt nicht siehst, so lass' es Dir bitte gesagt sein.

Du willst leben. - Sonst wärest Du auch nicht vor kurzem in jenem Kloster gewesen (und hättest schon gar nicht so begeistert hier davon erzählt).
Also, bitte noch ein einziges Mal (es kann das entscheidende Mal sein!) die Hufe hoch! Und losgekümmert - um Dich!!! Hallo?! Dein Klosteraufenthalt hat Dir gezeigt: Es ist für Dich noch nicht an der Zeit, selbstwillig zu sterben! Herrgottsknüttel nochmal! Welchen Beweises bedarf es denn noch mehr für Dich, Herr Herbie?

Wenn Du in einer Ecke lebst, in der es keine Kriseninterventionseinrichtungen (und die haben mit Psychiatrie nix, nix, nix - ich schwöre!!!! - zu tun) gibt, dann überlege, wie Du durch die nächsten Stunden und evtl. Tage kommst - und dann krieg die Hufe hoch und sieh zu, dass Du aus Deinem Alltag wieder raus und (in gottsnamen auch wieder) in ein Kloster oder so was kommst ---- DU willst noch leben. Das ist nicht Peinliches! Im äußersten Notfall hilft einem da auch eine akutpsychiatrische KH-Station erstmal weiter.

Herbie, ich drück Dich virtuell und Dir die Daumen. Und finde, dass die Kutte des Laienbruders Dir verdammt gut steht!
Orgeluse (Laienbrüder und -schwestern übrigens müssen nicht alle klösterlichen Regeln einhalten ...)

[DeadBoy]

Ich muss sagen ich finde den Gedanken schön mal für ne Weile in nem Kloster zu sein.
Ich habe des öfteren im Kloster den Aufzug gewartet und die kurzen gespräche
mit diesen Menschen dort haben mein Herz erwärmt , ich fand das sehr schön.
Was spricht schon dagegen wenn man sich für ne kurze zeit mal vertschüsst ??!!
Ich werd mal fragen ob ich auch ohne grund ins Kloster kommen darf, also ohne
dass ich dort was repariere, weis ja nich wie das gehandhabt wird.
Eine gute chatbekanntschaft war erst letzte woche in Taize (Frankreich), da waren
so 5000 Beter, es hat ihr irre kraft gegeben . Wenn das dein/unser weg is dann
finde ich sollten wir ihn gehen ! lg lost

[Orgeluse]

Lieber Losti,

"sich vertschüssen", find' ich, ist ein wunderschönes Wort!!!

Dafür bekommst Du von mir den Sui-Wort-Erfindungsorden erster Klasse! Der hiermit gestiftet worden ist - demnächst gibt's einen entsprechenden Thread. Den darf auch gern jemand anders aufmachen ...

Losti, Dir und Herbie wünsche ich die Kraft (und ob die jetzt von 500 BeterInnen kommt, is' mir ziemlich wurscht), Euren LEBENSWILLEN anzuerkennen - und ihm gemäß zu handeln, doch das wünsche ich noch ein paar andern hier.

Wünsche in unserer mehr oder minder suizidale Runde verstreuend,
die heut kleinregistrig orgelnde Orgeluse

[pida]

hallo herbie,

erstmal willkommen im forum.

der wunsch, kurzfristig und endgültig zu gehen, ist hier im forum nicht unverständlich, den teilst
du mit vielen.
und wie bei dir ist häufig leidensdruck die ursache.

das beste wäre, wenn jeder nur in eigenverantwortung handeln würde ohen an hinterbliebene den-
ken zu müssen - die aber in den meisten fällen vorhanden sind.

für mich gibt es jedoch voresrst ein paar fragen:

die beurteilung eines ereignisses durch einen selbst fällt häufig sehr viel kritischer aus als die beurtei-
lung durch das umfeld. auch art und weise der ' verfehlung ' spielen m.E. eine rolle. man kann mal mit
drogen zu tun gehabt haben, ehebruch, sachbeschädigung oder diebstahl oder sonstige umstände ge-
habt haben.

wichtig erscheint, wie dein direktes umfeld darauf reagiert ; es ist oft erstaunlich, wie viel liebe, zunei-
gung und verständnis man geniesst, wenn es wirklich braucht.

es gibt auch die frage nach familie, frau, kindern.

die frage nach arbeitsplatz, gesundheit und sonstigen lebenserschwerdenen einschränkungen.

orgeluse hat recht : überlege dir, wer dir helfen kann.
ein hausarzt deines vertrauens kann dich unterstützen, einen termin bei einem qualifizierten kollegen
zu bekommen, auch bei einem psychologen.

irgendwie und irrgendwie leben wir alle in abhängigkeit, so richtig frei ist keiner.

es gibt abhängigkeiten, die wir schätzen und geniessen und welche, die wir halt erfüllen.

ich möchte deiner perönlichkeit und situation nicht vorgreifen, aber, wenn es deine verantwortungen
erlauben : hast du schon mal daran gedacht, vielleicht nur drei monate richtig aus zu steigen und dich
nur und ausschliesslich um dich selbst zu kümmern ?

so etwas kann auch den kopf frei machen.

ich halte dir die daumen und wünsch' dir erfolg,
pida

in alter routine :
ps : zum sterben ist immer noch zeit.

[herbie]

Hallo,

ich möchte mich bei allen für die teilweise doch sehr ausführlichen
Anregungen bedanken. Sie haben mir wieder etwas mehr Mut
gemacht. Danke auch an Rasiel für das Angebot eines Austausches
über PN. Ich werde das Angebot gerne annehmen und sende in
den nächsten Tagen eine Nachricht.
Ich möchte hier doch gerne meine Situation näher erläutern, wie es
Andreas vorgeschlagen hat, ohne zu sehr auf Details einzugehen.
Bis etwa 1988 ging es mir relativ gut. Ich hatte eine Wohnung und
auch einen Freundeskreis, mit dem ich mich relativ gut verstand.
Nur auf der Arbeit hatte ich immer schon meine Probleme. Meine
damalige Chefin, die mittlerweile verstorben ist, hat mich als ihren
persönlichen 'Laufburschen' behandelt. Ich mußte alles für sie machen,
wozu andere Mitarbeiter keine Lust hatten. Im Gegenzug hat sie alle
meine Fehler gedeckt, die ich damals bereits durch meine Konzen-
trationsprobleme machte. Das wiederrum hat den Kollegen gar nicht
gefallen, die sich ungerecht behandelt fühlten, weil deren Fehler nicht
gedeckt wurden. So konnte ich mich in der Firma über Wasser halten.
Aus heutiger Sicht ein großer Fehler, denn auf so einen Kuhhandel
hätte ich mich gar nicht einlassen dürfen. Aber ich hatte damals nicht
den Mut, mich gegenüber meiner Chefin zu wehren. Sie war teilweise
recht grob zu mir und hat mich sehr würdelos und respektlos behandelt.
Nun ist sie inzwischen verstorben und es weht ein rauherer Wind. Die
Kollegen greifen mich nun täglich und in einer nicht gerade wertschätzenden
Art an, daß ich dadurch wieder unkonzentriert bin und weitere Fehler
mache. Ein Teufelskreis. Zum Glück ist mein direkter Vorgesetzter auf
meiner Seite. Ich tue ihm, wie er sagte, leid. Ich bin mittlerweile schon
in einem fortgeschrittenen Alter (über 50) und kann daher nicht mehr
die Stelle wechseln, sondern muß die Jahre bis zur Rente aushalten.
Nun bin ich auch verheiratet, und meine Frau hat leider nicht allzu viel
Verständnis für meine berufliche Situation, sondern im Gegenteil, sie
macht mir auch Druck. Sie arbeitet allerdings im öffentlichen Dienst
beim Amtsgericht. Sie ist krank, hat seit einiger Zeit ein Stimmlippenödem,
was auch demnächst operiert werden muß. Sie hat mich in den 23 Jahren,
in denen wir zusammen sind, total vereinnahmt und ich habe es mir
gefallen lassen. Ddaurch habe ich keine weiteren sozialen Kontakte mehr.
Aber soll ich sie jetzt, wo sie krank ist, im Stich lassen? Das bringe ich
auch nicht übers Herz, aber von Zeit zu Zeit brauche ich doch Abstand
von ihr, und deshalb habe ich mich letztes Wochenende ins Kloster ver-
abschiedet. Sie ist sonst ein guter Mensch, aber sie blockiert mich doch
sehr, wenn ich mal mit einem Bekannten, den ich damals in der Klinik
kennengelernt habe, was unternehmen will.
So, nun wißt ihr etwas mehr über mich. Ich fühle mich abhängig und bin
nicht in der Lage, daran was zu verändern.
Ich möchte zwar weiter leben, aber nicht um jeden Preis. Ich bin mir
mittlerweile auch im klaren, daß ich an einer psychischen Krankheit
leide, was mir damals noch nicht klar war.
Hallo Orgelsuse,
ich weiß nicht, ob es hier eine Kriseninterventionseinrichtung gibt, aber
ich werde mich danach erkundigen.
Mein Alter und meine schlechte derzeitige psychische Verfassung sind
übrigens auch der Grund, warum ich in kein Kloster eintreten kann, ob-
wohl ich es mir so sehr wünschen würde.
liebe pida,
auch Dir vielen Dank für Deinen sehr ausführlichen Beitrag. Das mit der
Auszeit ist eine gute Idee, nur leider für mich nicht realisierbar, weil
dann mein Arbeitgeber nicht mitmacht.
Aber dafür nehme ich mir täglich meine kleinen Auszeiten, was sicher-
lich kein Ersatz für eine große Auszeit ist, aber wenigstens ein Anfang.
Hallo LostBoy,
ich habe mich über das Wort 'vertschüsst' doch sehr amüsiert. Vielleicht
sollte man das als Wort des Jahres vorschlagen, oder wie Orgelsuse vor-
geschlagen hat, solltest Du dafür den Wort-Erfindungsorden erster Klasse
bekommen.
lg
herbie

[Nachtmahr]

Hallo Herbie,

grade den Satz, dass du eigentlich leben möchtest solltest du dir auf der Zunge zergehen lassen und darüber nachdenken. Du schreibst, dass du dich in eine starke berufliche und private Abhängigkeit begeben hast, diese Einsicht ist ja schon mal ein großer Gewinn, nun ist es an der Zeit auf den Tisch zu hauen. Was die Situation mit deiner Frau angeht, so denkst du grade sehr schwar/weiß, der gute Mittelweg zwischen sich alles gefallen lassen und einer Trennung/im Stich lassen wäre mal den ich möchte es mal Macho nennen raus zu kehren und zu sagen, was du willst und im Rahmen deiner Bedürfnisse auch mal nur an dich zu denken. Wenn du mit einem Bekannten etwas unternehmen willst, dann tu das, frag nicht um Erlaubnis, sondern setze deine Frau allenfalls in Kenntnis, dass dem so ist.
Was die berufliche Situation angeht ist es schwer mit über 50 einen neuen Arbeitsplatz zu kriegen, so viel ist klar und mir fiele auch keine Lösung ein, die das Klima auf Anhieb verbessern würde, jedoch bleiben aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten: Die Frührente (wobei hier abzuwägen wäre, ob die derzeitige Rente für ein gesichertes Leben ausreichend wäre), oder aber eine berufliche Auszeit, es wäre sicher nicht schwer einen Arzt zu finden, der in deiner derzeitigen Lage ein Burnout-Syndrom feststellen würde und dir unter Trägerschaft der Krankenkasse eine solche Auszeit verschaffen könnte, was dir Zeit geben könnte die Reseven mal wieder auf zu laden.
Das mit dem Kloster verstehe ich allerdings nicht so ganz, seit wann ist man zu alt fürs Kloster? Denke mal grade die ältere Generation wird dort vertreten sein, denn die jungen Leute haben heute nichts mehr übrig für Genügsamkeit. Die psychische Verfassung kann ich wiederum verstehen, obwohl grade dann ein solcher Aufenthalt vielleicht ganz gut wäre, wenn es sich tatsächlich um ein Burnout handelt. Die Ruhe und Einfachheit dort helfen einem vielleicht wieder zu sich selbst zu finden, sofern man sich mit dem christlichen Aspekt anfreunden kann.
Ich weiß, das alles schreibt sich sehr einfach, aber ich habe den Eindruck, dass du dem Leben näher bist, als dem Tod, sonst würdest du nicht um Hilfe/Rat bitten, sondern dir still eine Methode aussuchen und gehen und das finde ich ist sehr gut, denn darauf kannst du aufbauen und dein Leben neu ordnen, denn das geht auch mit über 50.

[Rasiel]

Herbie,

wie sieht es denn mit einem Reha Aufenthalt aus, damit du erstmal Abstand bekommst.
Du mußt den Kopf freibekommen.
Weisst du ich habe ein Problem mit der Ausage, ich muß bis zu meinem Rentenalter durchhalten.
Denn wenn der Druck durch deine Kollegen so groß wird, das du an den Tod denkst, solltest du vielleicht doch an eine einvernehmliche Kündigung denken.
Natürlich weiss ich nicht ob das finanziell ohne weiters für dich möglich ist.
Du bekommst Arbeitslosengeld und früher oder später kannst du dir einen 400.-€ suchen, wird dir halt ein Teil angerechnet.
Du solltest dich von deiner Frau nicht ganz einnehmen lassen, sprecht doch mal darüber, sag ihr das du vielleicht einmal die Woche etwas alleine tun willst.
Und Herbie, wenn du ins Kloster gehen willst heißt das du würdest dich in dem Fall auch von deiner Frau trennen.
Versuchts doch einfach mal mit ein wenig Abstand, es kann doch nicht sein das man sich so einengt, mit dem Bekannten weggehen hätte dir gutgetan.
Weisst du Herbie dein Selbstvertrauen ist zerstört und das baut sich nicht von heute auf morgen wieder auf, du musst dir aber Ziele setzten, Ziel die in deinem Leben etwas verändern, sei es ein Hobby oder so.

[pida]

hallo herbie,

danke für deine informationen.
beneidenswert ist deine situation nicht, aber ich finde, du hast chancen auf eine besserung.
wird aber wohl nicht einfach.
aber wer hat's schon einfach, wenn er sich hier im forum seriös aufhält.
meine erste anmerkung gilt deinem alter; fünfzig plus ? NA UND ???
setzt dir mal deine persönliche lebenserwartung und überlege, ob du dich all die jahre noch
quälen willst bzw. musst - wenn du nicht initiativen ergreifst.
eine sache vorab :
es ist natürlich leicht für mich als aussenstehendem, lecker vorschläge zu machen - aber die
eine oder andere anregung hilft vielleicht dann doch weiter.
du hast einen arbeitsplatz, an dem du relativ ' sicher ' sitzt ; nachdem , was du schreibst, hast du
grosses glück, alle umstände und widrigkeiten bisher überstanden zu haben und den arbeitsplatz
noch zu haben. wie lange bist du denn schon in dem unternehmen ? ich frage wegen des erweorbenen
kündigungsschutzes.
den arbeitsplatz zu wechseln oder sogar die art der tätigkeit ist die letzten jahre sicherlich schwieriger
geworden - aber nicht unmöglich.
nun zum schwierigen teil :
gelegentlich muss man auch an der schönsten und ältesten flasche wein den verschluss öffnen und den
korken entfernen um fest zu stellen, wie es mit dem inhalt aussieht.
man verurscacht ' schäden ' , welche ireparabel sind - hat dann aber klarheit ;
natürlich mit dem risiko, essigähnlichen inhalt vor zu finden.
überlege dir, ob du qualifizierte hilfe in anspruch nehmen möchtest; nimm dir zeit und frage den haus-
arzt deines vertrauens, ob er dir jemanden empfehlen kann. wenn du ihm wirklich vertraust, könntest du
sogar das stichwort vom suizid einfliessen lassen, ' gößte verzweiflung ' als beschreibung tut's bestimmt
aber auch.
deine familiensituation kann ich nicht beurteilen, es wäre von vorteil, wenn du auf keine kinder rücksicht
nehmen musst.
wie viele gemeinsamkeiten und schöne zeiten die ehe für dich hat, kannst nur du beurteilen.
im allerschlechtesten falle schaust du jedoch auf eine situation wie an deinem arbeitsplatz.
zentraler punkt für veränderungen bist DU !
meines erachtens musst du für veränderungen eine menge mut aufbringen.
vielleicht auch entscheidungen treffen, die sogar vom umfeld als ' überfällig ' empfunden werden und viel-
leicht gar nicht zu repressalien führen ?!
klingt hohl, aber trotzdem : hast du dich schon mal hingesetzt und dir auf einem papier deine wünsch, träume,
visionen und ziele notiert ? diese niederschrift könnte dir vielleicht sogar helfen, courage zum treffen von
entscheidungen zu bilden.
schreib' dir alle deine ängste auf - und was notwendig wäre, diese ängste aus zu schalten.
nimm deine notizen und erweitere sie um voraussichtliche konsequenzen zu jeder deiner gewünschten oder
erforderlichen entscheidungen ; vielleicht kannst du daraus mut schöpfen, unpopuläre entscheidungen zu
treffen - aus dem guten gefühl heraus, dass du nun klarer fühlst, dass es sich lohnt, auf dem weg zum
ziel auch risiken ein zu gehen.
geniesse und nutze die zeit, dass du nicht unmittelbar unter dem druck stehst, dir deine leben jetzt und
heute nehme zu wollen; sterben kannst du immer noch.
pass' auf umfang deiner informationen im forum und auf deine notizen auf !
alles gute, erfolg und bis später, pida

ps : auch teufelskreise sind dafür da, dass sie gelegentlich durchbrochen werden !

[herbie]

Hallo pida,

ich habe deinen Artikel mit Interesse gelesen. Du hast zwar Recht,
daß nur ich derjenige sein kann, der Veränderungen riskieren muß,
aber in einer Phase tiefster Depression, in der ich mich derzeit
befinde, ist es nicht nur sehr schwer, sondern fast unmöglich.
Natürlich habe ich einige Ideen, aber die umzusetzen, kostet mich
sehr viel Energie, die ich zur Zeit nicht habe.
In eine unerwünschte Situation hineinzukommen, ist nicht schwer,
aber da wieder herauszufinden ohne Hilfe von anderen nicht zu
bewältigen.
Ich bin seit 38 Jahren im Betrieb, habe also einen sehr komfortablen
Kündigungsschutz, den ich nicht unbedingt gerne aufgeben möchte.
Nur sind 10 Jahre unter den gegebenen Umständen nicht wenig, die
ich noch arbeiten muß.
Was mir bleibt ist evtl. eine Erwerbsminderungsrente, die bei ca.
700 € liegt, also zuwenig, um damit ein eigenständiges Leben
finanzieren zu können.
Die Situation bei mir zu Hause ist so änlich wie im Betrieb.
Nur Streit, Meinungsverscheidenheiten und gegensätzliche
Lebensauffassungen. Eine Trennung wäre also unausweichlich,
wenn da nicht die Abhängigkeit bzw. die Angst vor dem Alleinsein
wäre. Wir sind schließlich schon 23 Jahre zusammen.

Gruß
Herbie

[pida]

hallo herbie,

vielleicht kennst du den text von ' dieser weg ' ;
in unserer situation ist KEIN weg leicht.
aber wir haben einen wesentlichen schritt gemacht : wir sind hier im forum.
das löst spontan keines unserer probleme, aber ich habe das gefühl, dass ich nicht alleine bin.
es gibt tatsächlich gelbeten ' rat und tat ' , erheblich über das empfehlen von methoden hinaus.
sicher, es gibt keine ' gebrauchsanleitung für ein glückliches leben ' , aber es unterstützung in form
von zuhören und auch nüchternem dialog.
das ist erheblich mehr, ale einem im ' richtigen leben ' begegnet, und suizid wird in unserer gesellschaft
wohl noch lange ein makaber/kontroverses thema bleiben.
du hast dich hier angemeldet und geöffnet.
ein riesenschritt für dich !
versuche, dir hier etwas zeit zu gönnen.
vielleicht ist deine verzweiflung am eskalieren, aber dein zeitfenster sieht m.E. gut aus.
dir ist klar, wie lange sich deine berufliche situation noch hin ziehen kann.
das gleich gilt für dein häusliches umfeld.
dein schritt in's kloster wäre sicherlich ein befreiungsschlag - kurzfristig.
ich kann nicht beurteilen, in wie weit religiösität vorhanden ist und auch nicht, wie viel religiösität es bedarf, um
einen tages- und lebensablauf in solch einem umfeld erfolgreich zu gestalten.
ich halte es nach wie vor für empfehlenswert, erst einmal alle möglichen ( und velleicht auch unmöglichen ) optionen zu sammeln und zu bewerten.
vielleicht gibt es doch noch, wenn auch vernachlässigte oder unterdrückte, wünsche und ziele die es wert sind, sowohl ein
leben im kloster als auch einen suizid erst einmal auf der dringlichkeitsliste ganz unten an zu siedeln.
für praktische empfehlungen oder hier mögliche unterstützung steht dir sicherlich das forum zur verfügung.
aber eine entscheidung, z.b. zu kündigen und eine weltreise ohne zeitliche begrenzung zu machen - die muss von dir
kommen.
das ungewohnte wird sein, überlegt , bewusst, aber eigenverantwortlich entscheidungen zu treffen.
lass' dir zeit - wäge konsequenzen ab.
sieh deinen schritt, hier in's forum gekommen zu sein, vielleicht als einen ersten.
einen ersten von vielen weiteren und möglichen.
ich wünsche dir stärke und erfolg - und gute begleiter.
alles gute und bis später, pida