Neuvorstellung

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Sonnenkind
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 24. November 2010, 14:08

Neuvorstellung

Beitrag von Sonnenkind »

Hallo zusammen!
Ich lese schon seit einiger Zeit immer mal wieder hier rein, möchte mich jetzt aber mal vorstellen bei euch!

Zu meiner Geschichte:
Ich bin 27, w, und war schon immer eine sensible Person, die sich vieles mehr zu Herzen nimmt als andere. Im positiven wie im negativen Sinne. Ich hatte auch früher schon leicht depressive Phasen, überwogen hat aber doch immer die Freude am Leben.

Leider mache ich seit ca. 9 Jahren eine Krankengeschichte mit, die mich psychisch ziemlich fertig macht...
Ich musste mich aufgrund einer wachstumsbedingten Fehlstellung der Kiefer und dadurch verursachten Schmerzen (und Arthrose) im Gelenk, Nacken, Kopf einer kieferorthopädischen Behandlung + OP unterziehen. Da ich erst falsch und stümperhaft behandelt wurde, ging das ganze nochmal von vorne los, nochmal Spange, nochmal OP, und leider auch hier hat der (neue) Chirurg schlecht gearbeitet. Neben den gesundheitlichen Problemen hat sich mein Aussehen durch die Behandlungen deutlich negativ verändert (sagen auch Freunde und Verwandte, natürlich drücken sie es anders aus)...

Ich habe immer wieder zu hören bekommen, dass ich mich nicht so auf mein Aussehen fixieren soll, das ist nicht alles im Leben usw. Aber es ist für jemanden, der es nicht erlebt hat, schwer nachzuvollziehen, wie es sich anfühlt, wenn man nach so einer OP in den Spiegel schaut und denkt, oh Gott was haben die mit mir gemacht und man auch negative Reaktionen vom Umfeld bekommt. Gesicht, egal mit was für einem man geboren wurde, ist Identität. Und wenn diese verändert wird, vor allem eindeutig zum negativen, kann das ein einschneidendes Erlebnis sein. Es geht auch um meine Machtlosigkeit und den Hass gegenüber den Ärzten, die die Misere verursacht haben.

Mir ist klar, dass das alles sehr subjektiv ist, z.B. leben manche Leute, die durch einen Unfall oder ähnliches entstellt wurden, "trotzdem" sehr glücklich. Ich weiß, dass es immer an uns liegt, wie wir mit Ereignissen, die uns zustoßen, umgehen.
Trotz allem habe ich das Gefühl, dass ich innerlich durch diese Sache zu sehr verletzt wurde. Ich bin deswegen seit einigen Jahren depressiv, habe oft Albträume, war auch schon in stationärer Behandlung sowie zur Zeit in Psychotherapie.

Ich erhoffe mir von dem Forum Anregungen, was Methoden angeht, aber auch was das Leben an sich angeht, wie man mit der psychischen Erkrankung klarkommt, den Austausch mit anderen, die sich ähnlich hoffnungslos fühlen... Am liebsten würde ich einfach gehen, habe aber Angst davor, wie, und davor, meine Familie und meinen Freund so zu verletzen.

Viele Grüße! Sonnenkind
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Neuvorstellung

Beitrag von Seelenschmerz »

Hallo Sonnenkind!

Herzlich willkommen. Schön, das du hier bist (abgesehen von den Gründen dafür).
Ja, diese Ohnmacht ist sehr schwer zu ertragen. Wir haben nicht alles in der Hand.
Ich hab auch oft gesundheitliche Probleme und fühle mich machtlos.
Und ich fühle mich auch unattraktiv.
Nachtmahr
Beiträge: 309
Registriert: Samstag 2. April 2011, 19:00

Re: Neuvorstellung

Beitrag von Nachtmahr »

Hallo Sonnenkind,
ich finde die Aussage dich nicht so auf dein Äußeres zu fixieren echt daneben. Äußerlich in einer Art verändert zu sein, die man als negativ empfindet ist eine sehr starke Belastung.
Ebenfalls verstehe ich sehr gut deinen Hass und dein Gefühl von Machtlosigkeit, einer Situation machtlos gegenüber zu stehen ist für den Lebensmut pures Gift.
Aber nun komme ich zu Fragen.
Du schreibst andere Menschen können glücklich sein trotz der erlittenen Entstellungen und genau das beschreibst du nicht so sehr, (oder ich habe nicht richtig gelesen) was genau dich so verletzt.
Du schreibst von Familie und Freunden, die dich anders wahr nehmen würden und allein das ist schon sehr verletztend, aber ich habe das Gefühl, dass dich mehr beschäftigt, als nur die Wahrnehmung der Freunde und Familie?
Oder anders gefragt, wovon handeln deine Albträume? Ich weiß, das ist eine sehr persönliche Frage und wenn du magst kannst du darauf auch per Pn eingehen, wenn du es nicht öffentlich tun magst.
Wie man mit psychischen Erkrankungen klar kommt wird dir hier wohl niemand gänzlich beantworten können, denn sonst wären diese Menschen nicht hier, aber dein Wunsch nach Austausch mit Menschen, die ebenso hoffnungslos sind verstehe ich sehr gut und darum frage ich ja auch nach deinen genaueren Empfindungen, da ich denke, dass da viel mehr steckt, als du schreibst.
Liebe Grüße,
Andreas
Sonnenkind
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 24. November 2010, 14:08

Re: Neuvorstellung

Beitrag von Sonnenkind »

Danke euch für die nette Begrüßung!

@ Ina
Das Thema Schadenersatz ist so eine Sache. Ich habe widersprüchliche Aussagen bekommen was die Erfolgschancen einer Klage betrifft und wieviel Geld überhaupt dabei rumkommen würde. Ich habe die letzten Jahren meine ganze Energie da rein gesetzt, einen neuen, besseren Arzt zu finden (von dem ich wieder enttäuscht wurde). Ich habe keine Rechtsschutzversicherung, müsste also die Anwaltskosten tragen falls ich verliere. Außerdem habe ich Kontakt mit einer Patientin gehabt, die Schwierigkeiten hatte, einen neuen Behandler zu finden, weil die von ihrem früheren Arzt erfahren haben, dass sie ihn verklagt hat... vielleicht eher unwahrscheinlich, dass mir das auch passieren würde, aber wer weiß... Trotz allem habe ich eigentlich schon vor, mich zu dem Thema nochmal besser beraten zu lassen bei nem Anwalt, aber das kostet mich alles mega Kraft.

Die Kraft, die ich schon kaum noch habe, um wieder weiterzusuchen nach nem letzten Versuch. Es gibt halt Privatkliniken mit besseren Möglichkeiten was Diagnose, Planung der OP und Ausführung angeht, die z.T. auch mit Re-OPs Erfahrung haben, aber das kostet halt... bin aber da noch/wieder dran, habe Termine. Das Problem ist, dass mir ja keiner sicher sagen kann, wieviel noch zu retten ist bzw. ob ich da jemals nochmal vertrauen kann!?

@ Andreas
Ich versteh leider nicht ganz, wonach du fragst... was genau mich verletzt?
Dass man dermaßen in meine Intimsphäre eingegriffen hat, mich so "verunstaltet" hat und meine gesundheitlichen Probleme noch verstärkt hat... dazu kommt dass ich große Schuldgefühle hatte also vor allem nach der 1. OP, dass ich zu naiv war und mir keine weiteren Meinungen zu der geplanten OP eingeholt habe obwohl ich gewisse Zweifel hatte (die Fragen aber auch gestellt habe bei dem Arzt).
Was meinst du damit, mich beschäftige mehr als die Wahrnehmung der Freunde und Familie? Natürlich auch, dass ich die Situation wie sie ist nicht annehmen kann und daher mich selbst nicht?!
Meine Alpträume handeln manchmal von den OPs, manchmal von Tod (Verwandte), immer wieder auch von Streits mit Verwandten oder meinem Freund... oder ich treffe Leute von früher im Traum, z.B. meinen Ex, und ich träume dann halt immer so, dass es sich ganz schlimm für mich anfühlt ;) wat soll ich sagen. Ich glaube da spielt auch dieser Selbstvorwurf mit rein... Complicated.
Kannst mir gern nochmal sagen worauf du angespielt hast...?

Schönen Abend noch!
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