Die Leere in mir!!!

[Dexter]

Hier noch ein Zitat von Franz Kafka, welches die Situation ganz gut beschrebit:

"Unfähig, mit Menschen zu leben, zu reden. Vollständiges Versinken in mich.Stumpf, gedankenlos, ängstlich. Ich habe nichts mitzuteilen, niemals, niemandem."

Wenn dich das Thema interessieren sollte, kannst du ja mal den Wikipedia-Artikel lesen.Am besten den englischen, denn der deutsche ist lückenhaft.

[Orgeluse]

Lieber Dexter,

von dem, das Du schreibst über Dich, ist mir vieles vertraut. Allerdings erst seit dem 12. November letzten Jahres (da ist mein Mann gestorben). Von den eigenen Gefühlen abgeschnitten. Neben sich stehen und zugucken bei all dem eigenen Irrsinn. Sich fern sein. Gefühle nur buchstabieren, aber nicht fühlen können.

Ich hab eine Frage an Dich: War das bei Dir schon immer so? Woher weißt Du dann, was Gefühle sind, woher, wie die sich anfühlen? Wie es sich anfühlt, in sich zu sein (und nicht neben sich)?

Ich glaube, dass wir beide zwei verschiedene "Probleme" haben, ich fand es nur frappierend, wie bekannt Du mir vorkommst mit Deiner Problemdarstellung.

Einen Gruß an Dich
Orgeluse

[Dexter]

Hallo Orgeluse,

SPS tritt meistens im frühen Erwachsenenalter auf, also gab es wohl eine Zeit in der es anders war, erinnern kann ich mich daran aber nicht.

Bei mir sind die wege um Gefühle wahrzunehmen blockiert, aber es gab Momente in denen ich sie abgeschwächt merken konnte (die kann man allerdings wirklich an einer Hand abzählen).Nur deshalb kann ich zwischen Gefühl und Gedanke, oder unterdrücktem Gefühl (?) unterscheiden.

Das ich nicht in mir bin und nur in meinem Kopf existiere, weiß ich einfach, warum kann ich dir nicht genau sagen.

Ich hoffe du verstehst es nicht falsch, aber ich hätte bei dir immer das Gefühl, dass du eine schizotypische Persönlichkeitsstörung, von der es bei mir auch Ansätze gibt, haben könntest.

"Beileid" wegen deinem Mann würde nach meiner Geschichte wohl heuchlerisch klingen, aber ich hoffe es geht dir bald besser.

MfG, Dexter

[Orgeluse]

Lieber Dexter,

ach so, wenn das bei Dir schon seit Jugendjahren ...
Nee, im Ernst. Was bei dem einen einfach so ist, muss der andere mühsam herstellen (z.B. Gefühle abzublocken. Wenn mich sein Tod im Begriff ist zu zerfräsen, muss ich mich tot stellen - jedenfalls, solang ich das nicht wirklich bin).

Dass Du mir eine solche Diagnose zuschreibst, finde ich interessant (bin halt auch nur 'n Mensch ): Ich "schizoid". Hm. Mal ein neuer Gedanke. Und das habest Du (dein posting ist da etwas schwierig zu verstehen) schon immer im Gefühl? - Aha. Dürfte ich fragen, warum?

Einen gespaltenen Gruß
Orgelus'

[Dexter]

Ach und ich hatte doch so gehofft, dass du es nicht falsch verstehst.

Also eine Diagnose sollte das sicher nicht sein...höchstens eine Idee.Außerdem sagte ich schizotypisch, nicht schizoid.Bei solchen Störungen gibt es viele "Kann-Symptome", es muss also nicht alles zutreffen.

Warum ich bei dir daran denken musste?Zum einen wegen deiner Sprachwahl, die oft übergenau und umständlich ist (auch wenn mir sehr gefällt wie die du dich ausdrückst).Außerdem kommst du mir manchmal etwas unfreundlich vor, was vielleich durch mangelnde Empathie so wirkt.Ich meine mich zu erinnern in einem deiner Beiträge gelesen zu haben, dass du im realen Leben eher zurückhaltend bist, was auch darauf hin deutet.

SPS'ler entwickeln kompensatorisch zu der mangelnden Kontakfähigkei intuitive Fähigkeiten...dieses mal haben sie mich wohl belogen.

Zuschreiben wollte ich dir nichts, sondern einen Gedanken äußern und ich hoffe du nimmst es mir nicht übel.

MfG, Dexter

[Orgeluse]

Nein, lieber Dexter, ich nehme Dir nicht übel, was Du überlegst.

Ich glaube indes weiterhin nicht, dass Deine Vermutung zutrifft. Aber das ist jetzt zu viel von mir.

Ich wünsch' Dich sehr, dass Du bei Dir ankommst. - Und das mag ein übler Wunsch sein. Bei sich, in seinen Gefühlen ankommen, sein - das ist mitunter fast tödlich. Aber immerhin: Dann ist man da, bei sich. Und weiß, was Gefühle sind.

Ich grüße Dich,
Orgeluse

[Dexter]

Vermutung ist schon fast zu viel, eher ein Eindruck.

Dass es nicht zutrifft ist doch wunderbar, aber glaub bitte nicht, dass die Störung etwas positives ist, weil man sich damit vor negativen Gefühlen schützen kann.Auch ich habe viel Chaos in mir und bin schließlich nicht zum spaß hier.Es wirkt sich auch nicht nur auf die Gefühlswelt aus und zieht noch andere Folgen mit sich.Das ist auch bloß wieder ein "Kann-Symptom"

Ich bin gerade unsicher, ob ich in einem meiner letzten Beiträge etwas falsches gesagt habe und verweise deswegen nochmal auf die SPS:

"deutlich mangelndes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen. Wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich."

...ich wünschte, es könnte mir leid tun, dass ich so bin.

[Orgeluse]

hast nichts falsches gesagt, lieber Dexter, alles gut.

wir lesen uns.

bis dahin grüß ich Dich,
orgeluse

[Markus]

Auch wenn ich in den Spiegel blicke, kommt es mir so vor, als würde ich jemand anderen ansehen.SPS'ler fühlen sich eh mehr als Beobachter in der Welt und nicht als Teilnehmer

Hallo, das trifft es irgendwie. Ich handele voll bewußt, aber neige dazu, mich von einer dritten, inneren Persönlichkeit zu sehen (Distanz). Nach dem Motto, "so, mal schauen, was das ganze wohl für ein Ende nimmt".

[Manuela Maria]

Lieber Dexter

Erst einmal danke für deine Offenheit und Vertrauen, finde dass du dich gut mitgeteilt hast.
Habe da aber noch ein paar Fragen.

Zitat Dexter:

ich keine richtigen Gefühle spüren kann, höchstens Gedanken, die an Gefühle erinnern (emotionaler Krüppel, wenn man so will)

Das stelle ich mir schrecklich vor, bei mir ist es gerade umgekehrt, ich bin zu gefühlsbetont, hoch sensibel sozusagen und leider auch sehr drunter.

Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen dass die Leidensfähigkeit dann auch nicht so hoch sein kann, denn Leiden geht mit Gefühlen einher, oder ist das anders?
Aber das du Leidest ist ja offensichtlich, wie kann ich mir denn dann dieses Gefühl (obwohl du ja nicht fühlen kannst) vorstellen?
Musst nicht antworten, ich weiß es ist eine Frage die eine Antwort nicht so leicht macht.

Zitat Dexter:

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, ob ich überhaupt eine Persönlichkeit habe.

Es gibt meiner Meinung nach keinen Menschen und kein Tier ohne Persönlichkeit.
Deine ist eben außerhalb der Norm und „krank“. Natürlich würdest du ohne diese Störung noch einmal anders sein,
aber du kannst trotzdem immer „nur“ du sein.
Außerdem, wer kann schon wirklich sagen wer und wie er ist.
Wir haben alle sehr viel mehr Fassetten in uns. Um es in eine Wertung zu bringen „gute und schlechte“.

Innerhalb meiner depressiven Störung bin ich auch nicht mehr die Person, die ich einmal war und trotzdem bin ich es noch.

Ein Mensch der 50 kg zunimmt und sich dadurch sein Selbstwertgefühl verschlechtert,
scheint zwar ein anderer zu sein wie vorher, dies ist aber ein Trugschluss.

Allerdings kann ich mir vorstellen, da du ja keine Empfindungen hast, dass du deine Persönlichkeit eben nicht fühlst,
und glaubst sie nur zu spielen... oder so... ist nicht so einfach puhhh

Was deinen Glauben angeht, auch da denke ich ganz anders, ich glaube an ein Leben nach dem tot.
Glaub auch dass wir dann dieser Dualität nicht mehr ausgesetzt sind und tatsächlich zu unserem wahren Sein zurückfinden.

Ich weiß das es dir nichts nützt und dich noch nicht einmal trösten kann, weil du es nicht fühlst, aber es tut mir unendlich leid für dich.

Kafka hat viele solcher Situationen auf den Punkt getroffen, finde mich auch häufig wieder.

Gibt es Heilungs- Chancen?

Liebe Grüße

Manuela Maria

[Dexter]

Hallo Manuela Maria,

dass der fehlende Leidensdruck bei der ausführung eines Suizids problematisch werden könnte, habe ich mir auch oft gedacht.Als einzigen "Joker" habe ich die mangelnde Verbundenheit zum Leben und dieser Welt, aber ob das reicht?Ich glaube auch nicht, dass mein Wunsch aus der Verzweiflun heraus geboren wurde, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass ich irgendwo unter meiner Situation leide, nehme ich es nicht als Leid wahr.

Ob ich meine Persönlichkeit nur nicht kenne, weil ich keinen Bezug zu ihr habe frage ich mich auch.Dabei ist mir der Ursprung relativ egal, was für mich zählt ist, dass es so ist.

Mein Leben ist wie eine Art Reflex...quasi existieren um des existieren willens

[Dexter]

Heilung gibt es keine.Das ist das Fundament auf dem meine Persönlichkeit aufgebaut ist, das bin ich ganz und gar.Die Störung wird auch eher als Abweichung der Norm betrachtet und nicht als Krankheit.Es gibt allerdings Therapien durch die man lernt es zu akzeptieren und für die Gefühllosigkeit gibt es Medikamente, allerdings frage ich mich bei beidem:wofür?Aus jetziger Sicht geht das ganz klar in die falsche Richtung.Sterben ist meine einzige Sehnsucht und ich sehe darin nichts schlimmes.Ich habe längst abgeschlossen und das lasse ich mir nicht wieder nehmen.

Nochmal sry für's Doppelpost, mein PC ist im Moment kaputt. (Ich hoffe es nervt nicht zu sehr.)

MfG, Dexter

[Dexter]

Noch schnell zum danach:

Mein Glaube ist keine Überzeugung, sondern das was mir am logischsten erscheint.Ich bin bereit anzunehmen, was immer da auch kommt.

[Manuela Maria]

Bitte entschuldige, aber ich... bin gerade einem Irrsinn verfallen und beneide dich für deine Gefühllosigkeit.

Aber daran merkt man, dass ich so überhaupt keine Ahnung von deinem Zustand habe.
Allerdings kenne ich es auch neben mir zu stehen, dies mache ich eher bewusst um mich von meinen Gefühlen zu distanzieren
(nennet man im NLP die Methaposition).

Kann mir gut vorstellen dass dich deine „Gleichgültigkeit“ an dem Trieb hindert es Letztendes durchzuziehen,
so wie es bei den meisten die Angst und Schuldgefühle nicht zulassen...

wie es ist, ist es schei....

Dass es keine Heilung gibt, glaube ich nicht, denn es gibt für alles eine Heilung, nur sie ist wohl noch nicht gefunden.

Hmmm Tabletten würden dir also helfen können wieder zu fühlen! Hast du es denn schon einmal ausprobiert, so als Versuch meine ich.
Dann kannst du sie doch immer noch absetzen.
Ohne Tabletten hätte ich mir in der letzten Zeit das Leben genommen, hätte diesen Zustand nicht mehr ausgehalten.

Auch bei mir sind letztes Jahr zwei, mir ziemlich nahestehenden Menschen verstorben.
Hinzu kommt meiner Erkrankung Fibromyalgie (mit all ihren Begleiterscheinungen) und Depression.
Ich habe Psychos lange abgelehnt und bin jetzt froh dass ich sie habe, denn ich könnte es meinen Lieben nicht antun von hier zu gehen.
Sie würden kaputt gehen dran, das weiß ich leider nur zu genau.

Deine Doppelpost nervt doch nicht!

Du scheinst mir sehr intelligent zu sein, ich meine höher wie die Norm, aber dass ist nur so eine Einschätzung und auch nicht wirklich wichtig,
denn es hilft dir ja auch nicht.

L.G.

Manu

[Dexter]

Ich bin sehr zuversichtlich was meinen Suizid angeht und erinnere mich an einen Vorfall, bei dem ich abspringen wollte und dieses Gefühl hatte, welches man kurz bevor man etwas waghalsiges tut, bekommt.Angst und trotzdem Wissen, dass man es gleich machen wird.(Ja, Angst kenne ich, was vielleicht ein Grund ist, weshalb alle anderen Gefühl geblocht werden - aus Angst.)Ich habe es aber nicht getan, weil es mir nicht hoch genug vorkam.

Von den Medikamenten habe ich nur gehört und weiß weder ob sie etwas bewirken, noch ob sie mich normalfühlig machen können.Allerdings bezweifel ich's, da Freudlosigkeit ein Teil der Störung ist.Ich habe auch garkein interesse daran zu fühlen, es zu erleben reizt mich überhaupt nicht.