Und wenn ihr es begriffen/verstanden hättet?

[Orgeluse]

Anlässlich von SoTis, des Sonnentigers, Tod

- und der bislang eingegangenen Reaktionen hier im Forum auf seinen Tod (Reaktionen, die genauso hilflos und beklommen sind wie meine), stelle ich mir und Euch eine Frage (und es tut mir leid, doch wieder hier zu schreiben, aber das frisst mich an):

Was hättet IHR gemacht, wenn Ihr sein letztes posting hier als Abschiedsstatement begriffen, verstanden, wie es in Euren Reaktionen heißt, hättet?
Ich wußte, dass er am Montag sterben wollte. Ich habe ihm die letzte Mail in der Nacht um ca. halb eins geschickt. Ich habe versucht, ihn zu halten, und vor allem: ich habe bis zum Schluss nicht geglaubt, dass er - er! Aus dem Grund (welchem?! Was maße ich mir an!!!???) - wirklich Ernst machen würde.

Er hat.

Was hättet Ihr getan? Hätte ich ihm die Feuerwehr auf den Hals hetzen sollen? (Was nur über die Mail-IP-Adresse gegangen wäre, ich "kannte" ihn nicht und er mich auch nicht.)

Er ist tot. Er wollte das, so, genauso, wie es jetzt für ihn gelaufen ist.

Aber so ist das mit den "Hinterbliebenen" (und dazu zähl ich nur sehr bedingt, ich weiß): Es frisst sie an ... unzulässiges Wort.

[DeadBoy]

Also ich denke das kommt auf den Fall an (und ich kannte ihn nicht),
wenn sein Leben wirklich schon so schlimm war und er es nicht mehr ausgehalten hat versteh ichs.
Ausserdem hat er ne schmerzfreie Methode gewählt.

Natürlich gibt es fälle die in die Geschlossene eingewiesen werden ( so wie ne 14 jährige bekannte von mir)
Bei mir konnte die Psychiatrie nichts ausrichten , aber es gibt Menschen denen hilfts (hab ich gehört).
Auch wenns ne erzwungene einweisung ist, wenns ihm geholfen hät dann wärs gut.
Aber das kann man so jetzt gar nicht sagen, weil ich ihn ja wie gesagt nicht gekannt habe.
Vll. war sein Leben nur noch eine einzige Qual und der Tod ne erlösung für ihn.
Vll. wäre im Falle einer Einweisung in ne Psychiatrie sein leben noch schlimmer für ihn gewesen.
Ich kenne welche die empfanden das als schrecklich !

Der Tod is eine endgültige Entscheidung das wägt man vorher ab ob man das tut oder nicht.
Ich denke er wusste was er tat.

[burnedearth]

...gone

[burnedearth]

...gone

[Orgeluse]

Liebe burnedearth,

all das, was Du schreibst - JA! Das ist ja das Erleichternde hier, in diesem Forum! Dass du schreiben, denken und TUN kannst, was dir gemäß ist (naja, das Schreiben steich ich wieder, aber ich will diesen Thread jetzt hier nicht missbrauchen!).

Aber wenn du dann die bist, die bis zum Schluss Kontakt hat und all die Zerrissenheit und all das Leid und all die Verzweiflung und all die Lebensliebe (die ist manchmal offenbar bis zum Schluss da!) mitbekommst, zeilennah, dann
--- frisst es dich an.

Ich hätte ihm nie die Bullerei oder Feuerwehr oder - auf den Hals gehetzt (bei mir hat das ein "Freund" getan, ich WEIß, wie es einem danach geht), doch ich fühle mich dennoch beschissen: Vielleicht hätte der Sonnentiger es gewollt ...

Und ich weiß vor allem nicht, wie ich diese Reaktionen hier auf die Todesnachricht begreifen soll, die auf sein letztes posting abheben und - im Subtext??? - meinen, dass man dieses letzte posting wohl genauer hätte lesen, ernster hätte nehmen sollen. Ich wußte, was er vorhatte. Mir war klar, von Beginn an, dass ich ihn respektieren würde.
Also an die, die sein Abschiedsposting hier erst jetzt als solches verstehen konnten - und das hier auch mitteilen, dass sie es jetzt erst verstanden hätten: Hättet Ihr war anders gemacht, wenn Euch das schon früher aufgegangen wär? Hättet Ihr Kontakt zu ihm gesucht?
Oder war das einfach nur jeweils eine hilflose Bemerkung?

[Orgeluse]

Lieber David,

unsere postings haben sich offenbar überschnitten.
Ich habe Deins gelesen. Vielleicht liest Du auch mein letztes, aus dem hervor geht, dass es manchmal einfach nicht so einfach ist.

[burnedearth]

...gone

[Orgeluse]

Lieber David,

kann's sein, dass Dein Doppel-posting (!) alles verrät: dass Dir nämlich auch beklommen zumute ist, bei so einem Tod. Den man vielleicht "überlesen" haben könnte?

Ja, nichts an sich rankommen lassen. Und immer fröhlich die Meinung im Kopf, dass letztlich jeder selbst für sich entscheidet. Ja. Ja.

Hilfreich und gut.
Für's eigene Seelenheil, allenfalls, vielleicht.

Ich zweifle anders.
Und möchte gern, dass der Sonnentiger hier von uns allen bedacht wird. Er hieß übrigens Dirk.

[Orgeluse]

thanks, touched,
(auch wenn du mich nicht [lesen] magst)

sowas ahnte ich dunkel, lasse mich aber gern und jederzeit in meiner Lebenszeit eines Anderen belehren, David, gelle?
ABER: das is off topic!

SONNENTIGER DIRK ist auf dem Weg ... lasst uns an ihn denken (er war ein Lieber - und: den Weg beschreiten wir alle mal)

[Orgeluse]

off topic

@touched

Meine Sprache bin ich ist meine Welt

--- dies als letzte Klarstellung, an ALLE, die sich dran stören, dazu (und da das hier offenbar nicht geht mit meiner Sprache/meinem Sein, meiner Welt, wollt ich längst lange fort sein von hier. Nu is wieder alles anders).


Wieder zum Thema:
Sonnentiger mochte sehr gern das Lichtspiel der Wintersonne in den Zweigen verschiedener Bäume an einem Teich. Wer mag, bekommt eine genauere Beschreibung dieses Photos, das er mir sandte, 40 Stunden vor seinem Tod.

[Orgeluse]

David, lieber,

wir sind beide fern von aller Zeit, der der Aufmerksamkeit und der des Verstehens. Ich danke Dir für Deine engagierten Posts. Lass uns vielleicht morgen, irgendwann ausgeschlafen, erneut in einen Meinungsaustausch eintreten.
Ich kann jetzt nicht mehr.

Gut Nacht,
Orgeluse

[Balduin]

Hallo,

ich hatte ja im anderen Thread Sotis - wie wir jetzt wissen: letzte - Mitteilung an uns gepostet.

Sein Tod geht mir irgendwie nahe, obwohl ich ihn nicht kannte. Vielleicht wegen dieses postings. Auch den Nick finde ich sehr schön.

Zu der Grundfrage, die an dieser Stelle aufgeworfen wird: Das ist ja gerade das Verflixte, man will spontan helfen, macht sich spontan Sorge, hat Angst vor dem letzten Schritt dieses Menschen. Dabei will der Mensch genau diesen Schritt tun, vielleicht seit langem, vielleicht sehnlichst.

Das muss ich, das müssen wir akzeptieren, auch wenn es manchmal wirklich schwer fällt.

Orgeluse, ich hätte wohl in deinem Fall auch, mit einem komischen Gefühl, nichts gemacht. Einfach, weil ich denke, der da handelt, ist erwachsen, lebenserfahren und im Begriff, eine wohlüberlegte Entscheidung umzusetzen.

Wie ich schon einmal gepostet habe, respektiere ich die Freitod-Entscheidung. Ein Problem habe ich allenfalls mit sehr jungen Menschen, die Gründe dafür habe ich auch schon einmal genannt (z.B. die altersbedingte Überhöhung der Bedeutung momentaner Probleme).

Gruß an alle von Balduin

[Orgeluse]

@ Balduin und Sauerbier,

Ihr bringt es auf den (mal wieder "zweiseitigen") Punkt, vielen Dank dafür!

Für mich gibt es jetzt nichts mehr dazu zu sagen.

Einen Gruß
Orgeluse

[mortal]

off topic

@touched

Meine Sprache bin ich ist meine Welt

--- dies als letzte Klarstellung, an ALLE, die sich dran stören, dazu (und da das hier offenbar nicht geht mit meiner Sprache/meinem Sein, meiner Welt, wollt ich längst lange fort sein von hier. Nu is wieder alles anders).


Wieder zum Thema:
Sonnentiger mochte sehr gern das Lichtspiel der Wintersonne in den Zweigen verschiedener Bäume an einem Teich. Wer mag, bekommt eine genauere Beschreibung dieses Photos, das er mir sandte, 40 Stunden vor seinem Tod.

Ach du wolltest doch nie, du willst doch nur Kokett sein. Wenn du wirklich wolltest, wärst du nicht mehr am schreiben.

[mortal]

Was ich nicht ganz verstehe, ist: Warum diese Trauer?
Ich weiß nicht wer SoTi war, weder wie alt noch wie jung. Aber anscheinend wollte er nicht mehr leben.

Wer trifft sich hier bei Dignitas? Jene, die nicht mehr leben wollen.
Oder jene, die damit kokettieren, um ihr Leid zu mildern?

Zur zweiten Sorte gehöre ich nicht. Und Soti offenbar auch nicht.
Und alle anderen, die nun jammern, weil jemand sich für sein Ende entschieden hat, bejammern im Grunde ihr eigenes Leid.

Anstatt zu respektieren, daß ein Mensch seinem Dasein ein Ende setzen wollte, setzen will, gesetzt hat, taucht hier die große Frage auf (wie im Forum für Lebensberatung): wie hätte ich es verhindern können?

Hätte er es denn gewollt??
Kaum.

Also warum trauern?
Das Leben ist nun mal so.

Und die nächste Frage: wie kann ich jemanden, den ich nur virtuell erfahre (nicht etwa "kenne"!) betrauern?
Mir kommt das doch ein wenig arg kitschig vor.
Ich kann es bedauern, das ja. Aber Trauern? So wie man um einen geliebten Menschen trauert, mit dem man Jahre durchs Leben ging und sich in allen Bereichen ausgetauscht hat?

Wer hier auch immer überleg, die Polizei zu rufen, sollte dran denken, daß sein Verhalten vielen anderen eine Hilfe wegnehmen könnte, sich frei für oder gegen das Leben entscheiden zu wollen. Ich halte so eine Überlegung sogar für Unverantwortlich allen anderen gegenüber.