Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

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NaDasKannJaHeiterWerden

Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von NaDasKannJaHeiterWerden »

Natürlich war jeder "betroffen" dass es ihm so schlecht ging etc etc :mrgreen:

Mit D. meinte ich natürlich Depressionen - sie wirken fast immer auch wenn es etwas dauern kann...
RIP
Balduin
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Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Balduin »

Depressionen sind wirklich und ohne Einschränkung eine lebensbedrohende Krankheit, zumindest in ihrer starken Ausprägung. Nur setzt sich diese Erkenntnis in der Gesellschaft nur langsam durch.

Ist "Burnout" nicht auch der Versuch, das (böse) Wort "Depression" zu umschreiben? Ich kenne mich da zu wenig aus, aber viele Prominente wie Sven Hannawald usw. haben ja eine Auszeit wegen Burnout genommen.

Mich hat die Meldung über Mick Werup sofort an Raimund Harmstorf erinnert, der sich nach einem "Bild"-Bericht über seine Depressionen und seine Parkinson-Krankheit erhängte. Ein "Seewolf" darf halt nicht schwach, krank und seelisch labil sein. http://www.focus.de/kultur/kino_tv/raim ... 98791.html
NaDasKannJaHeiterWerden

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von NaDasKannJaHeiterWerden »

ich glaube wir haben es bei Burnout mit simpler Begriffskosmetik zu tun - Depressionen sind nicht nur unzulässiges Wort, der Begriff hört sich auch so an :mrgreen:
Burn out klingt irgendwie besser (ohne Witz jetzt)

Künstler, wie Schauspieler etc sind sowieso arm dran, was das angeht - sind sie erfolgreich, dann küsst ihnen jeder den Hintern, gehts bergab erscheint auf Bild sofort der "Nachruf"

Das mit der Schwäche kann ich nur zu gut nachempfinden - ich würde die Leute eher glauben lassen, dass ich Massenmörder bin als mich zu meinen Depris zu bekennen...ICH HASSE DEPRESSIONEN (das musste einfach mal raus)...
Kai
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Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Kai »

Zu dem, was heute "Burn Out" hießt, sagte man früher "Nervenzusammenbruch".
Stefan
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Registriert: Freitag 26. November 2010, 16:42

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Stefan »

Kai hat geschrieben:Zu dem, was heute "Burn Out" hießt, sagte man früher "Nervenzusammenbruch".
Namen sind Schall und Rauch...

Wie welche Krankheit genannt wird, ist heute weltweit einheitlich im ICD Version 10 (International Classification of Diseases) festgelegt. Und ändert sich mit jeder Neuausgabe des ICD nicht unwesentlich. Wer sich schon mal gewundert hat, dass auf einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung u.ä. ein Buchstaben-/Zahlen-Code steht... das ist der ICD-Code der Diagnose, im Netz nachzulesen z.B. unter http://www.icd-code.de.

Psychische Störungen finden sich im Abschnitt F des ICD 10. Ergänzend / ersetzend zum ICD 10 F gibt es das DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Version 4) der American Psychiatric Association.

Das DSM IV bzw. die APA sind wichtig, weil die wesentlich zu den Definitionen der psychischen Krankheiten im ICD 10 F beigetragen haben. Begriffe wie "burnout", "multiple Persönlichkeit", "Sozialphobie" usw. sind heute weltweit gültig, weil die US-Lobby in Form der APA quasi die US-gesellschaftlichen Probleme in die formale medizinische Definition von Begrifflichkeiten "durchgedrückt" hat.

"Alte" Krankheitsbegriffe aus den "Mutterländern" der Psychiatrie (u.a. A, D, F), die 100 Jahre alte Wurzeln haben, sind z.T. ganz verschwunden. Der Ami sieht die Dinge halt mehr pragmatisch. Und die US-Pharmaindustrie ist stark :? In D wäre niemand auf die Idee gekommen, ein "Ja" auf die Frage "Haben sie Angst davor, vor 100 Menschen allein auf der Bühne zu stehen und einen Vortrag zu halten?" als diagnostisches Positivkriterium für eine (natürlich mit Psychopharmaka behandlungsbedürftige) soziale Phobie zu definieren. Hier nannte man sowas "Lampenfieber", das 99% aller Menschen haben, und ohne das ein guter Vortrag (oder ein gutes Schauspiel) gar nicht möglich ist. Aber wenn es dem Absatz von SSRI-Antidepressiva dient, erklären die Pharma-Lobbies den Normalbürger eben für krank. Denn nur, wenn er krank ist, zahlt die Krankenversicherung die Pillen...

Dem Kranken kann es m.E. meist egal sein, was auf den gelben Zetteln steht. Dient erstmal der Krankenkasse zur Abrechnung. Interessant ist die historische Wandlung von Krankheitsbegriffen aber allemal. Wen das im Hinblick auf Depressionen und deren Umfeld interessiert, kann ein ganz spannendes Buch dazu lesen: Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart (suhrkamp taschenbuch wissenschaft) von Alain Ehrenberg. Obwohl in der stw-Reihe, ist das mit ein bischen Grundwissen über psychiatrische Begrifflichkeiten gut verständlich. Und sehr interessant.

Viele Grüße,
Stefan
Banzai
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Registriert: Dienstag 16. November 2010, 13:45

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Banzai »

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Suizidenten

Bekannte Personen die Suizid begannen haben, von Antik bis Heute, sehr interessant wer so alles diesen "Weg" gewählt hat.
Balduin
Beiträge: 692
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Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Balduin »

Eine wahrlich lange Liste!

Ein schöner Einstieg in das Heinrich-von-Kleist-Gedenkjahr 2011.
NaDasKannJaHeiterWerden

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von NaDasKannJaHeiterWerden »

@Stefan - interessante Infos von Dir..werde mal versuchen das Buch zu bekommen...

@Banzai - ziemliche lange Liste und das sind nur "Promis" - allerdings fehlen da noch einige...wer ein interessantes Projekt mal alle aufzulisten, die diesen Weg gehen, vielleicht ändert das dann die öffentliche Wahrnehmung...
Maik Schmidt

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Maik Schmidt »

Ich denke das Burnout zu Depression führen kann, aber nicht das es nur eine Umschreibung ist.
TraurigER
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 12:12

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von TraurigER »

Ich bewundere den Mut. Sich ein Seil nehmen, auf den Dachboden gehen, alles verknoten, dann auf einen Stuhl steigen und dann hüpfen. Ich habe einfach Angst davor und ich habe noch Verwandte (Eltern), die hatte Mick W. ja wohl nicht mehr. Vielleicht fällt es mir auch leichter, wenn ich alleine bin...
Maik Schmidt

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Maik Schmidt »

Verlass dich nicht drauf.
NaDasKannJaHeiterWerden

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von NaDasKannJaHeiterWerden »

in der aktuellen Folge von CSI NY - 7/12 - wird auch das Thema S und D behandelt...Verwandte wandeln S in M um, weil sie sich schämen...


TraurigER hat geschrieben:Ich bewundere den Mut. Sich ein Seil nehmen, auf den Dachboden gehen, alles verknoten, dann auf einen Stuhl steigen und dann hüpfen. Ich habe einfach Angst davor und ich habe noch Verwandte (Eltern), die hatte Mick W. ja wohl nicht mehr. Vielleicht fällt es mir auch leichter, wenn ich alleine bin...
Naja ich fand es eher traurig, (der Dachboden, das Seil und der Tod...)
Manuela Maria
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Registriert: Montag 28. Januar 2008, 10:14

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von Manuela Maria »

NaDasKannJaHeiterWerden hat geschrieben:
Natürlich war jeder "betroffen" dass es ihm so schlecht ging etc etc :mrgreen:

Mit D. meinte ich natürlich Depressionen - sie wirken fast immer auch wenn es etwas dauern kann...
RIP
@NaDasKannJaHeiterWerden
Du hattest immer schon einen komischen Humor, der nicht unbedingt meiner ist...

...aber mit einem hast du recht, man kann sich schon ziemlich auf die D verlassen, wenn sie einen Narren an einem gefressen hat dann hat sie sich festgebissen, unter Umständen bis zum Schluss...

Sehr traurig mit diesem Schauspieler, diese Traurigkeit findet hier fast wöchentlich statt.

L.G.
Manuela Maria
NaDasKannJaHeiterWerden

Re: Auf nichts kann man sich so gut verlassen wie auf D.

Beitrag von NaDasKannJaHeiterWerden »

Manuela Maria hat geschrieben:
@NaDasKannJaHeiterWerden
Du hattest immer schon einen komischen Humor, der nicht unbedingt meiner ist...
Du bist halt sehr "Deutsch" im guten wie im schlechten :wink: - aber ich fand die News wirklich sehr traurig...
anderswelt
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Registriert: Freitag 23. Juli 2010, 12:52

Burnout

Beitrag von anderswelt »

laut wikipedia ist ein burnout-syndrom ein

"Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt. Burnout ist keine Krankheit mit eindeutigen diagnostischen Kriterien (siehe Abschnitt ICD), sondern eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung und wird meist durch Stress ausgelöst, der nicht bewältigt werden kann. Burnout wurde zunächst bei Helfenden Berufen beschrieben und ist auch in zahlreichen anderen Berufsgruppen zu beobachten. Dazu gehören Sportler, Politiker, Forschungsmitarbeiter, Langzeitpflegende kranker Angehöriger bis hin zum Verkäufer."

in der ICD-10 steht burnout unter dem kapitel:

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen
(Z00-Z99)


ich hab den eindruck, dass burnout in der gesellschaft eher akzeptiert wird, weil, das hat jemand, der ja viel gearbeitet und schwer geschuftet hat. während jemand der an depressionen erkrankt ist, sich "nur mal zusammen reißen müsste" :roll:
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