Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

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ameisenbär
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Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von ameisenbär »

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... sieren.htm
Ein Neuentwurf für das Berufsrecht der Mediziner sehe vor, das bestehende ethische Verbot von Beihilfe zum Suizid aufzuheben, sagte Hoppe der Frankfurter Rundschau vom Montag. Die Neuregelung ermögliche die ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung, wenn der Arzt dieses mit seinem Gewissen vereinbaren könne.
Thanatos
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Thanatos »

Alkoholger hat geschrieben:
ameisenbär hat geschrieben:http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... sieren.htm
Ein Neuentwurf für das Berufsrecht der Mediziner sehe vor, das bestehende ethische Verbot von Beihilfe zum Suizid aufzuheben, sagte Hoppe der Frankfurter Rundschau vom Montag. Die Neuregelung ermögliche die ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung, wenn der Arzt dieses mit seinem Gewissen vereinbaren könne.
Das hilft uns herzlich wenig, es sei denn, du hast Krebs im Endstadium.
Hast im Prinzip Recht, aber immerhin kann eine solche Gesetzesänderung im Berufsrecht der Mediziner dazu führen, dass ein Schwerstkranker, der sein Leben beendet sehen möchte, nicht mehr in die Schweiz fahren muss.
Übrigens: Prost! Ich hätte gerade Lust, bei dir einen mitzutrinken.
Stefan
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Stefan »

Thanatos hat geschrieben: Hast im Prinzip Recht, aber immerhin kann eine solche Gesetzesänderung im Berufsrecht der Mediziner dazu führen, dass ein Schwerstkranker, der sein Leben beendet sehen möchte, nicht mehr in die Schweiz fahren muss.
Das muss er in D auch jetzt schon nicht mehr. Mit der Gesetzesänderung zu Patientenverfügungen (die jetzt auch vom Arzt befolgt werden müssen, wenn die Krankheit nicht zwangsläufig / unmittelbar zum Tode führt) passen sich die Ärzte nur der Realität an. Heisst: wenn ein Patient einen passiven Suizid durch Abbruch / Verweigerung der Behandlung begehen will und das mündlich oder schriftlich dem Arzt gegenüber äußert, ist der ohnehin zur Aufklärung / Information verpflichtet. Und wenn es ein Nierenkranker ist, der keine Dialyse mehr will. Dem das Sterben erträglicher zu machen, indem z.B. Schmerzmittel o.ä. gegeben werden (obwohl der Arzt weiss, welchen Zweck die haben) fällt u.U. unter dieses passive Beihilfe.

Der Trend geht nunmal zum Glück dahin, dass immer mehr Menschen ihren Wunsch nach humanem Sterben offensiv vertreten, auch gegenüber Ärzten. Und nun sind sie (shocking!) damit endlich auch per Gesetz im Recht. Wer das als Arzt aus ethischen Gründen ablehnt, muss ja nicht Arzt werden. Muss ja auch niemand Soldat werden, wenn er Töten unzulässiges Wort findet.

Last not least: Bei Ärzten geht's letztendlich auch um Pfründe. Ein Arzt, der Patienten die Begleitung beim humanen Sterben verweigert, spricht sich früher oder später in Patientenkreisen negativ rum. Und Kundschaft / Gehalt verlieren ist für die Herren Weisskittel um einiges schlimmer als "unethisches" Verhalten. Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Gerade bei Fachärzten, wo das Fressen ziemlich üppig ist. Also muss sich die Ärztekammer einfach sputen, damit ihre Mitglieder in der Praxis nicht bald die ach so wichtige Berufsethik der Theorie rechts überholen 8)

Viele Grüße,
Stefan
Stefan
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Stefan »

Irgendtouched hat geschrieben:Ich glaub, dass eher das Umgekehrte der Fall ist.
Vielleicht bei streng gläubigen Christenmenschen... noch. Aber die sterben zum Glück langsam aus 8)

Viele Grüße,
Stefan
Thanatos
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Thanatos »

Stefan hat geschrieben: Vielleicht bei streng gläubigen Christenmenschen... noch. Aber die sterben zum Glück langsam aus
Leider nicht. Diejenigen, die aussterben, sind die Anhänger der Landeskirchen, die es mit strengem Glauben schon lange nicht mehr sehr ernst nehmen. Freikirchen hingegen wachsen, vor allem die charismatischen Gemeinden. Gerade Letztere bringen den amerikanischen Fundamentalismus, der genau genommen christlicher Fanatismus ist, in hiesigen Gehirnen zur Wirkung. Glaubenskurse, die dort angeboten werden, sind mitunter pure Gehirnwäsche. Ich hielt mich einige Zeit in solchen Kreisen auf und fragte mich manchmal, ob da nicht mal ein Sektenbeauftragter nach dem Rechten sehen sollten.
Beste Grüße,
Thanatos
Stefan
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Stefan »

Thanatos hat geschrieben:Freikirchen hingegen wachsen, vor allem die charismatischen Gemeinden. Gerade Letztere bringen den amerikanischen Fundamentalismus
Ja, sicher, es wird immer einen kleinen harten Kern dogmatischer Fundamentalisten geben, ob die nun gegen Abtreibung, Sterbehilfe oder die Evolution sind. Aber das ist nun sicher nicht das Gros der Klientel, um die es der Ärztekammer als Standesvereinigung geht.

Viele Grüße,
Stefan
Stefan
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Re: Ärztekammer will Suizid-Beihilfe liberalisieren

Beitrag von Stefan »

Irgendtouched hat geschrieben:Nein, an Religion dachte ich dabei überhaupt nicht. Ich meinte, dass (teils auch irrationale) Ängste zum Tragen kommen würden. Die meisten Leute, die ins Krankenhaus kommen, wollen nicht sterben. Und wenn man weiß, ein Arzt macht das, wird sich wohl auch so mancher Angehörige für einen anderen entscheiden.
Das ist vollkommen irrational. Weil es da (und in diesem Fall der Bundesärztekammer) ausschließlich um passive Sterbehilfe nach explizitem, konkret geäußerten Willen des Patienten geht. Wer da gleich die Parallele zu Dr. Brandt in den 1930ern hat, braucht dringend einen reality check.

Wer angst davor hat, dass ihm gegen seinen Willen passive Sterbehilfe geleistet wird, braucht nicht auf die Ärztekammer warten oder den behandelnden Arzt kritisch begutachten. Die passiert in D heute schon zigtausendfach jährlich in Kliniken und v.a. Pflegeheimen und in privater häuslicher Pflege - meist aus Personalmangel bzw. (privat) Überforderung. Wundgelegen, dehydriert, krepiert. Kräht kein Hahn nach. Schon gar nicht die üblichen ethisch-moralischen Bedenkenträger. Auch kirchliche Pflegeheime "müssen" schließlich profitabel wirtschaften.
Irgendtouched hat geschrieben:Leute, die ins Krankenhaus kommen, wollen nicht sterben.
Und wenn, weil sie es nicht mehr äußern können. Weil die, die sterben wollen und es noch sagen können, alles dafür tun werden, nicht der Gnadenlosigkeit des Medizin-Apparates ausgeliefert zu werden.

Viele Grüße,
Stefan
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